Wieso meine Mitarbeiter ein Gehalt von 5.000 Euro benötigen!
Auf den ersten Blick erscheint die Headline für den Großteil der Branche realitätsfern, für den anderen Teil zumindest reißerisch und provokativ. In Wahrheit bringt die Headline das unbefriedigte Bedürfnis sehr vieler top Fachkräfte zum Ausdruck. Denn wenn ich Tacheles mit meinen Mitarbeiterinnen spreche und nicht um den heißen Brei, bestätigt mir jede, dass sie sehr glücklich bei uns ist, ein solches Gehalt und deutlich mehr zu verdienen.
Mehr noch, für viele war das auch ein Leitmotiv von ihrem ehemaligen Arbeitgeber zu uns zu wechseln. In der Regel war ihr vorheriger Arbeitgeber kein Neuling in der Branche, sondern ein etabliertes Institut, eine Praxis oder gar Klinik. Ein Wechsel bedarf daher eines gewichtigen Grundes. Das ist im Übrigen auch völlig verständlich, denn wer immer noch bei der Bundesagentur für Arbeit oder auf den bekannten Plattformen nach qualifizierten Fachkräften sucht und glaubt, das sei genug, hat leider wenig von Recruiting von Fachkräften verstanden.
Qualifizierte Fachkräfte liegen in der Regel nicht auf der faulen Haut, sondern sind voll im Beruf. Viele der Fachkräfte suchen nicht einmal aktiv nach einer Stelle bei Stellenportalen. Wie sollen diese Menschen also erreicht werden?
Inhaltsverzeichnis:
- Was bedeutet Employer Branding?
- Gibt es den Fachkräftemangel in der Beauty-Branche wirklich?
- Wie bringt man seinen Angestellten die nötige Wertschätzung gegenüber?
- Wie funktioniert Mitarbeiterführung?
- Was heißt Customer Lifetime Value?
Employer Branding
Das Stichworte sind hier Employer Branding (kennzeichnet den Aufbau und die Pflege von Unternehmen als Arbeitgebermarke) und Social Recruiting (der Prozess der Personalbeschaffung über soziale Netzwerke). Nur wenn ein ausgeklügeltes Branding für Top-Fachkräfte geschaffen wird und auch der Recruiting-Funnel (eine Art Plan, der die Stufen des Bewerbungsprozesses beschreibt) so durchdacht aufgesetzt ist, dass sich nicht wechselseitig interessierte Fachkräfte, die durch Zufall auf eine Anzeige in den sozialen Medien auf dein Institut stoßen, sich bei dir bewerben, bist du auf dem richtigen Weg.
Ich als Institutsbesitzer höre nahezu täglich von Branchenkollegen von ihrem Leid rund um das Thema Fachkräftemangel. Die meisten der Kosmetikstudios jammern über fehlende Fachkräfte und nehmen das als Realität an, zumindest bevor sie mit uns arbeiten. Ich kann es ihnen aber auch nicht verübeln, denn sowohl in den Medien als auch von Kolleginnen wird das schließlich permanent bestätigt. In Wirklichkeit gibt es den Fachkräftemangel nicht, denn er ist hausgemacht. Diese bittere Wahrheit anzuerkennen, fällt den meisten jedoch sehr schwer, denn es würde ja bedeuten, dass sie die Verantwortung für die fehlenden Fachkräfte oder ihre unmotivierten Mitarbeiter übernehmen müssen.
Das tut weh und diesem Schmerz gehen sie aus dem Weg, dabei ist genau hier die Lösung für ihr Problem verborgen.
Fachkräftemangel – was?
Meine Erfahrung sagt mir, dass nicht nur in unserem Institut, sondern auch bei unseren Kunden, denen es gelingt, nur drei Dinge zu meistern, sich der Fachkräftemangel in Luft auflöst.
- Ich verdopple oder verdreifache das Gehalt. Jetzt wird der Einwand kommt, dass die Inhaber sich das nicht leisten können. Viele wünschen sich das meiner Erfahrung nach wirklich, aber es ist schlicht und ergreifend rein betriebswirtschaftlich nicht darstellbar. Also brauchen sie:
- Eine höhere Marge und Profitabilität, sodass mehr Geld für herausragende Mitarbeiter übrigbleibt. An diesem Punkt kommt in der Regel der Einwand, dass die Preise nicht weiter erhöht werden können, da die Kunden das nicht mitmachen. An diesem Punkt bedarf es:
- Eines Systems, das konstant und planbar kaufkräftige Premiumkunden an Land zieht und die Fertigkeit mit diesen Kunden eine möglichst hohe „Customer Lifetime Value“ (Kundenwert oder auch Kundenertragswert) zu erwirtschaften, in dem die Kundenbindung durch professionelle Beratung und langfristige Behandlungskonzepte erhöht wird.
Entgegengebrachte Wertschätzung
Sobald es dem Inhaber eines Kosmetiksalons gelingt, diesen Dreiklang zu verstehen und umzusetzen, wird nicht nur das Fachkräfteproblem gelöst, sondern vielmehr wird die Inhaberin massiv entlastet. Denn sie hat vertrauensvolle und motivierte Mitarbeiter, die das Institut genauso behandeln, als wäre es ihr eigenes. Die Fluktuation wird geringer, die Verlässlichkeit der Mitarbeiter massiv verbessert und der Alltag sowohl entspannter als auch auf Dauer deutlich profitabler.
So profan das Gehalt auch auf den ersten Blick erscheinen mag, das Gehalt ist Ausdruck der unternehmerischen Fähigkeit des Institutsinhabers, und auch die so hoch angepriesene Wertschätzung kann ohne wertschätzendes Gehalt nicht vollumfänglich abgebildet werden. Ja der Weg ist nicht gerade unbeschwerlich und auch mit einigen Hürden verbunden, das ist richtig. Allerdings ist er gerade in Zeiten der Rezession und wirtschaftlichen Labilität aus meiner Sicht alternativlos.
Tipp
Nur wem es künftig gelingt, das Spiel der Neuzeit zu spielen und die Fachkräfte für sich zu gewinnen, wird nicht nur mit einem blauen Auge aus der Krise steuern, er wird vielmehr noch viel erfolgreicher aus ihr hervorgehen.
Die Spreu trennt sich gegenwärtig vom Weizen, und diejenigen Institute, die den Mut haben, diesen Weg zu beschreiten und sich dieser zugegebenermaßen herausfordernden Aufgabe stellen, werden mit exponentiellem Wachstum beschenkt werden.
Fachkräftemangel – was?
Die Institute, die sich mit Branchenkollegen zu einer Trauerkloß-Solidargemeinschaft vereinen und über die Sündenböcke diskutieren, statt an sich, ihrer Einstellung und strategischen Aufstellung zu arbeiten, notfalls mit Unterstützung, werden leider die nächsten Jahre nicht mehr wirtschaftlich überleben. Die Zukunft in der Beauty-Branche erfordert fähige und mutige Leader, die verstehen, wie man ein glückliches und auf Dauer produktives Team aufbaut. Diejenigen, die diese Fähigkeiten meistern, werden ihr Wachstum steigern, sich selbst entlasten und hochprofitabel arbeiten.
Lasst uns mit Herz und Verstand, mit klaren Systemen und Prozessen Institute aufbauen, die faire Gehälter zahlen können für die großartige Arbeit, die durch die Fachkräfte jeden Tag am Kunden verrichtet werden. Die Arbeit am Kunden ist elementarer Teil unserer Menschenwürde und sollte genauso gut bezahlt werden, wie Tätigkeiten im Büro. Die Arbeit am Kunden ist Teil unserer Menschlichkeit und sie gilt es zu schützen.
Boris Gabrovec
Der Autor ist Gründer der Gabrovec Consulting GmbH. Bekannt als Mein Beauty Coach, ist er Spezialist für Mitarbeiterführung im Beauty-Business. Mit Erfahrung aus seinem eigenen Institut Fancy Faces bietet er maßgeschneiderte Beratung für nachhaltiges Wachstum von Kosmetikinstituten.