Ist gutes Personal heutzutage wirklich so selten? Wir haben bei drei Kosmetikerinnen nachgefragt, worauf sie bei ihren Mitarbeiterinnen Wert legen, warum sie überhaupt Unterstützung eingestellt haben und wo sie neue Kolleginnen finden.
Das haben wir gefragt:
- Warum haben Sie sich dazu entschlossen, Mitarbeiter einzustellen?
- Wie viele Mitarbeiter haben Sie beschäftigt? Sind diese für festgelegte Bereiche eingestellt?
- Worauf achten Sie besonders bei Ihren Bewerbern?
- Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
- Werden Ihre Mitarbeiter am Umsatz beteiligt?
- Wie gehen Sie mit Konfliktsituationen in Ihrem Team um?
Ilka Lucas
Ich habe mich dazu entschlossen, Mitarbeiter einzustellen, weil ich immer ein großes, erfolgreiches und florierendes Kosmetikinstitut haben wollte. Mittlerweile habe ich neun Mitarbeiter im Institut.
Bei neuen Mitarbeitern ist mir die Grundeinstellung zur Arbeit wichtig, ihr Äußeres, ihre Umgangsformen und dass sie sich mit dem Unternehmen und mit der Unternehmensphilosophie beschäftigt haben und wissen, was sie hier erwartet. Die meisten kommen unvorbereitet und wissen gar nicht, wer wir sind und was wir anbieten, auf welchem Niveau wir arbeiten.
Konfliktsituationen haben wir relativ selten. Der Vorteil der Größe ist, dass die Mitarbeiter sich auch gegenseitig erziehen und achten. Wir haben dazu auch jeden Monat eine Teambesprechung, wo solche Dinge im Allgemeinen auch besprochen werden, wo man dem anderen auch mal was sagen darf – aber in respektvoller Art und Weise. Respekt und Anerkennung sind dabei immer sehr wichtig.
Förderung heißt für mich, dass man die Mitarbeiter dort einsetzt, wo sie besonders gern arbeiten. Dass man ihnen auch Lehrgänge und Seminare anbietet, die ihnen wirklich Spaß machen. So hat jede Mitarbeiterin ihren eigenen Verantwortungsbereich. Und sie arbeitet mir auch zu. Sie pflegt die Bestände und gibt Vorschläge für Bestellungen. Jeder bekommt so seine persönliche Einheit, wofür er die Verantwortung hat. Ich bin die Obermanagerin, aber verteile die Aufgaben und hole das wieder zu mir zurück, um es zu überblicken und zu kontrollieren. Letztendlich treffe ich die Entscheidungen, aber ich höre mir die Stimmen der Mitarbeiter auf alle Fälle an.
Sylvia Loh
Wir haben uns dazu entschlossen Mitarbeiter einzustellen, da unsere Kapazität voll erreicht war und wir in unseren drei Kabinen mehr Umsatz generieren können, wenn diese voll ausgelastet sind.
Falls wir eine Mitarbeiterin suchen, fragen wir bei den Kosmetikschulen an oder fragen beim Außendienst der Firmen nach. Da bekommen wir gute Empfehlungen. Sehr gut klappt auch, unsere anwesenden Mitarbeiter nach passenden Kollegen zu fragen. Da haben sich schon einige neue nette Kollegen aufgetan.
Mit ist wichtig, wie sich eine neue Mitarbeiterin präsentiert. Ihre Ausstrahlung, Herzlichkeit, Umgangsformen, Manieren, Höflichkeit und auch eine gute „Kinderstube“ sind für mich wichtig. Ihr Wissen über Kosmetik kann ich ihr dann noch zur Genüge beibringen.
In einem Lehrgang wurde mir mal gesagt, dass der Mensch grundsätzlich motiviert ist. Es geht darum, ihn nicht zu demotivieren. Ich bringe gerechtfertigt Lob an und überrasche immer wieder mit Geschenken oder zahle einen Corona-Bonus aus. Zudem binde ich meine Mitarbeiter in Entscheidungen zur Betriebsführung ein und nehme ihre guten Ideen ernst beziehungsweise setze diese auch um.
Konflikte sind immer wieder ein Problem bei uns gewesen. Wir versuchen, diese im Gespräch zu klären. Falls das aber nicht klappt, würde ich nicht mehr darauf warten, dass sich die Lage ändert, da manchmal keiner zur Änderung wirklich beitragen möchte. In diesem Fall würde ich die nicht kooperierende Mitarbeiterin entlassen – je nach Schwere des Falls.
Grundsätzlich gebe ich den Rahmen der Institutsführung. Meine Mitarbeiter sind aber immer dazu aufgefordert, Ideen mit einzubrigen. Dadurch konnten wir schon praxisnahe gute Idee umsetzten.
Maren Schütte
In meinem Institut habe ich schon immer mit Mitarbeiterinnen gearbeitet. Als ich damals das Institut übernommen habe, gab es schon Mitarbeiterinnen, und so habe ich es beibehalten.
Mit viel Freude habe ich Auszubildende und Praktikantinnen begleitet. Zurzeit beschäftige ich drei fest eingestellte Mitarbeiterinnen in Teilzeit. Eine von ihnen befindet sich kurz vor Abschluss der Meisterprüfung.
Die meisten der angebotenen Behandlungen machen wir nach dem Motto „Jeder macht alles.“ Zu zweit betreuen wir die dauerhafte Haarentfernung, Elektroepilation mache nur ich selbst, ebenso wie die Beratung „Colour-Guide“.
Die meisten meiner Mitarbeiterinnen habe ich durch ihr Schulpraktikum in meinem Institut kennengelernt. Somit wusste ich schon früh, ob es passt: fachlich und auch zum Team. Die Arbeitseinstellung und die Liebe zum Beruf sind hierbei sehr wichtig.
Jede Mitarbeiterin hat ihre besonderen Interessensgebiete. Diese werden nach Möglichkeit gefördert, und ich beachte sie besonders beim Einführen neuer Tätigkeitsbereiche und bei Fortbildungen.
Ich führe regelmäßig sowohl Team-Meetings als auch Einzelgespräche mit meinen Mitarbeiterinnen durch. Ich vertraue ihnen voll und bin mittlerweile vor allem organisatorisch tätig. Das selbstständige Arbeiten meiner Mitarbeiterinnen fördere ich von Anfang an und beziehe alle drei in Entscheidungen mit ein.
Letztendlich entscheide ich immer zum Wohle des Geschäfts. Sollten einmal Konflikte auftauchen, gebe ich gerne meine Erfahrung an jüngere Kolleginnen weiter. Sie lautet: Bitte sprecht rechtzeitig alles an und aus. So kann fast alles noch aus der Welt geschafft werden, und das Team kann seine Energie wieder in die Arbeit stecken: mit einem schönen Arbeitsklima.