Pigmentierung der Brust

03.06.2022
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Die Pigmentierung von Areola (Brustwarzenhof) und Mamille (Brustwarze) birgt viele Herausforderungen. Sie bietet aber auch viele Möglichkeiten. Wir geben einen Überblick über diese spezialisierte Anwendung.

Brustpigmentierung und Brustwarzenrekonstruktion werden hauptsächlich mit Krebserkrankungen in Verbindung gebracht. Andere Erkrankungen sind seltener, doch es gibt sie. Naheliegend ist Vitiligo. Haben Sie bereits etwas von Athelie gehört? Hierbei fehlen die Brustwarzen ein- oder beidseitig von Geburt an. Unfälle wie Verbrennungen des Brustkorbs erwecken ebenso den Wunsch der wieder vollständigen Brust. Ist die natürliche Pigmentierung der Warzenhöfe farblich nicht wie gewünscht, ist es möglich nachzuhelfen. Grundvoraussetzung eines Pigmentisten für gute Ergebnisse sind künstlerisches Geschick sowie anatomisches und medizinisches Wissen. Nicht unerhebliche Herausforderungen sind die vorhergegangenen komplizierten Operationen. Sind die Brüste sehr ungleich, muss für die Positionierung der Areola ein Kompromiss gefunden werden.

Brustaufbau – Expander und Implantat

Der Brustaufbau nach Mastektomie kann durch verschiedene Methoden realisiert werden. Die Wiederherstellung des entfernten Volumens kann durch Eigenfetttransplantationen oder das Einbringen eines Silikongelimplantats in den vorhandenen Hautmantel erfolgen. Wurde für den Brustaufbau ein Implantat über den Muskel transplantiert, kann der Behandler bedenkenlos pigmentieren. Wenn fachlich korrekt gearbeitet wird, kann eine Schädigung des Implantats praktisch ausgeschlossen werden.

Der Wundverschluss und die gewünschte Brustrekonstruktion können veranlagungsbedingt durch Komplikationen hervorgerufen oder aufgrund der Menge der Gewebeentnahme manchmal nicht in einem Schritt umgesetzt werden.

Um ein Implantat einbringen zu können, muss ein ausreichend großer Hautmantel vorhanden sein. Ist diese Voraussetzung gegeben, kann das Implantat über oder unter den Brustmuskel gelegt werden. Im gegenteiligen Fall kann (Haut-)Gewebe aus anderen Körperregionen entnommen werden. Ist auch dies nicht möglich, kann die Vorbereitung mit einem Expander stattfinden. Patienten durchlaufen dabei mehrere Eingriffe vom Einsetzen des Expanders über das regelmäßige Befüllen hin zum Entfernen. Ist die Haut ausreichend gedehnt, kann ein Implantat eingesetzt werden. Durch die Dehnung nimmt die Hautdicke ab. Ist die Haut in der Pigmentierzone sehr dünn, muss entsprechend vorsichtig gearbeitet werden. Risiken bei unachtsamer Durchführung sind starke Reizungen, das Verlaufen der Farbe in der Haut, aber auch eine Verletzung des Implantats durch das Nadelmodul.

Schmerzen

Das Schmerzempfinden ist infolge der bereits durchlaufenen operativen Behandlungen und der individuellen Schmerzschwelle variabel. Nervenschädigungen machen eine Brustwarzenpigmentierung für Personen mit direktem Eingriff an der natürlichen oder der durch Ersatzgewebe implantierten Brustwarze kaum spürbar. Sie berichten über ein dumpfes, taubes Gefühl. Sind keine direkt benachbarten Narben am oder in der Areola vorhanden, kann das Empfinden normal sein – meist nur unangenehm.

Zeitaufwand

Der Zeitaufwand ist sehr individuell. Der Behandlungsablauf ist, je nach Service, wie folgt möglich:

Aufklärung und Anamnese: 30 bis 60 Minuten je nach vorherigem Kontakt

Dokumentation und Hautvorbereitung: 15 Minuten

Anzeichnung: 15 Minuten

Pigmentierung je Brustwarze: 30 Minuten, Narbenkaschierung: einige Sekunden bis ein paar wenige Minuten, je nach Umfang

Direkte Nachsorge: 10 Minuten

Dokumentation und Pflegeempfehlung: 20 Minuten

Abstand der Anwendungen

Sinnvoll ist eine Heilung von zwölf Monaten nach operativen Eingriffen. Mögliche Vorbehandlungen wie das Needling und Massagen mit Cremes zur Verbesserung der Erscheinung sollten bereits ausgeschöpft sein, bevor eine Pigmentierung durchgeführt wird. Aufbau- und Umbauprozesse des Gewebes finden über einen längeren Zeitraum in der Haut statt, als wir ihn an der Oberfläche erwarten würden.

Zwischen aufeinanderfolgenden Pigmentiersitzungen ist ein Abstand von etwa 12 Wochen ratsam. Die Anzahl der Sitzungen ist schwer vorherzusagen. Durchschnittlich bringen zwei Sitzungen einen zufriedenstellenden Effekt. Je nach Gewebe und vorangegangener Therapie können weitere Anwendungen notwendig werden, die sich in der Regel auf kleine Teilbereiche begrenzen.

Wird semipermanente Farbe eingebracht, kann im Laufe des voranschreitenden Farbabbaus eine Auffrischung notwendig sein. Das geschieht durchschnittlich nach drei bis fünf Jahren. Bei Tätowierungen ist nach kompletter Fertigstellung eher keine Auffrischung notwendig.

Kostenübernahme

Eine Pigmentierung der Brust ist keine fixe Kassenleistung. Von der Ablehnung der Kostenübernahme über die anteilige Erstattung hin zur vollen Übernahme ist alles möglich. Viele Kunden benötigen zur Vorbereitung auf die Anwendung und den Kontakt mit ihrer Krankenkasse nützliche Informationen. Qualifizierte Anbieter für „medizinische Pigmentierungen“ sind gut über die Anforderungen der Versicherer informiert und wissen, wie geeignete Kostenvoranschläge und Rechnungen auszusehen haben. Ratsam ist es, wenn sich der Kunde vor der Durchführung über die Anforderungen zur Kostenübernahme informiert. Das beugt Ungewissheit und einem schlechten Gefühl nach der Pigmentierung vor.

Ein gutes Feingefühl und das umfängliche Beherrschen dieser Kunst helfen Betroffenen, ihre durchgemachten Sorgen wieder ein Stück weit zu vergessen.

Weitere Herausforderungen bei der Pigmentierung der Brust
  • Gefäßeinsprossungen: Ein Auslaufen der Farbe im Gewebe ist möglich.
  • Veränderung der Haut aufgrund von Bestrahlung: Bestrahlte Bereiche nehmen die Farbe oft anders an oder lassen die Farbe sichtbar unterschiedlich zur anderen Seite abheilen. Die Haut ist häufig andersfarbig im Vergleich zu nicht bestrahlter Haut.
  • Verschiedenste Medikationen: Sie können die Farbaufnahme und Wundheilung beeinflussen.
  • Vorhandenes Narbengewebe: Aufnahme der Farbe von 0 bis 100 Prozent ist möglich.
  • Verhärtungen: Wie auch Narben können Verhärtungen die Haut „verzerren“.
  • Volumen- und Formunterschiede: Eine Symmetrie ist nur bedingt oder gar nicht möglich.
  • Brustwarzenkomplex wurde durch Implantat ersetzt: Wurde die Brustwarze durch Ersatzgewebe aus der Lidfalte oder dem Genitalbereich rekonstruiert, kann es zu stärkeren Schwellungen und schlechter Farbaufnahme kommen.
  • Rekonstruierter Vorhof: Eine sehr unauffällige Rekonstruktion durch die Pigmentierung ist einfacher zu erreichen, wenn der Hautbereich des geplanten Vorhofs nicht von Narben umgeben ist. Die Größe und Form des Vorhofs können natürlich wirkender angepasst werden.
Kreisrunde Narben schimmern manchmal nach Pigmentierung durch, da die Hautbeschaffenheit anders ist. Eine operativ rekonstruierte Mamille hingegen ist bei fachlich richtiger Ausführung keine Herausforderung.Mit dem Wissen über die traumatisierenden Phasen und körperlichen Herausforderungen, die der Betroffene durchlaufen hat, muss die Behandlung bei der kleinsten Unsicherheit, ob ein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht werden kann, abgelehnt werden.

Melanie Miniaci,
staatlich geprüfte Kosmetikerin,
Trainerin, Miderma – Permanent Make-up,
Schloss Bedburg, Schleiden,
www.miderma.de

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