Narben professionell kaschieren – aber wie?

18.05.2020
Fotos: staras/Shutterstock.com, LiliBrown

Schwere und Art des Makels entscheiden darüber, wie der Profi-Pigmentierer bei seiner 
Arbeit vorgeht und welche Technik zum Einsatz kommt. Wir haben Tomke Wilke 
und Claudia Bähr, beide 
Profi-Pigmentiererinnen und Geschäftsführerinnen der 
LiliBrown Group in München, zur Behandlung von Narben befragt.

Tomke Wilke

BEAUTY FORUM MEDICAL:

Welche Unterschiede gibt es bei der Pigmentierung von Narben?

Tomke Wilke: Wulstige hypertrophe Narben sind sehr schwierig zu pigmentieren. Hier ist äußerste Vorsicht geboten. Im Zweifel sollte der Pigmentierer die Behandlung lieber ablehnen, denn häufig sind die Erfolge auch eher marginal. Grundsätzlich gilt, erst nach dem Abklingen der Schwellung mit der Pigmentierung zu beginnen.

Dadurch verhindern wir eine erneute oder zunehmende Anschwellung. Handelt es sich um eine genetisch bedingte wulstförmige Keloidnarbe – häufig die Folge von Akne oder Verletzungen –, so sollte versucht werden, diese der Umgebungshaut anzupassen. Ein besonders vorsichtiges und feinfühliges Pigmentieren erfordern Brandnarben. Die Reaktion der Narbenhaut ist nicht mit der einer normalen, gesunden Haut zu vergleichen.

Wo liegt dabei die Herausforderung?

Tomke Wilke: Vorrangiges Ziel ist es, durch fachgerechte Zeichnungen den auffallenden Farbunterschied zwischen Narbe und „normaler“ Haut abzuschwächen. Um eine möglichst natürliche Farbangleichung zu erreichen, wird punktuell pigmentiert. Dabei ist es entscheidend, je nach Typ und Hautbild die optimale Pigmentierfarbe zu finden. Ein falscher Farbton kann das Gegenteil vom gewünschten Effekt bewirken und die Narbe noch intensiver erscheinen lassen. Neben Farb- und Stilsicherheit erfordert die Kaschierung von Operationsnarben fundierte Detailkenntnisse.

Um einen besonders sanften, natürlichen Übergang zu erreichen, hat sich beispielsweise eine leichte Schattierung mit entsprechender Pigmentierfarbe bewährt.Vorsicht ist bei wulstigen und auch „rötlichen“ Narben geboten. Hier sind die Pigmentier-Ergebnisse nicht immer überzeugend. Beraten Sie Ihre Kundin seriös und ehrlich, dann wird sie auch mit einer eher geringen Verbesserung zufrieden sein. „Weiße“ Narben hingegen lassen sich sehr gut pigmentieren und der „normalen“ Haut anpassen.

"Erst nach dem Abklingen der Schwellung mit der Pigmentierung beginnen."
Claudia Bähr

Welche Anforderungen gilt es bei der Pigmentierung an der Brust zu meistern?

Claudia Bähr: Bei Mamillenpigmentierungen ist das oberste Ziel, die Narbe so an den Umgebungshautton anzupassen, dass sie kaum noch auffällt. Bewährt hat sich die Pigmentierung auch bei Brustverkleinerungen. Denn bei allen Schnittführungen müssen Brustwarze und Warzenhof an eine neue Stelle versetzt werden. Dadurch entstehen Narben, die sich durch eine Pigmentierung sehr gut kaschieren lassen. Eine Pigmentierung ist frühestens 18 Monate nach der OP beziehungsweise dem chirurgischen Mamillenaufbau möglich.

Denn zuvor muss die entstandene Narbe sehr gut verheilen, was bis zu anderthalb Jahre dauern kann. Im Falle einer kompletten Brustrekonstruktion sollte mindestens 24 Monate mit der ästhetischen Korrektur gewartet werden. Denn bis dahin kann sich die Brust noch senken und somit Größe sowie Position der Mamille verändern. Grundsätzlich nicht pigmentiert werden sollte bei einer laufenden Chemotherapie oder einer Bestrahlung.

Warum sollte der Pigmentierer auch hier vorzeichnen?

Claudia Bähr: Wie beim kosmetischen Permanent Make-up, so ist auch bei Anwendungen bei medizinischen Indikationen die Vorzeichnung Pflicht. Vor der Pigmentierung sollte die gewünschte Form mit einem Stift im geeigneten Farbton vorgezeichnet und dann mit der Kundin abgestimmt werden. Nur so erhält diese einen plastischen Eindruck von Aussehen und Wirkung des späteren Ergebnisses.

Und wie lange hält das Endergebnis?

Tomke Wilke: Nach der Erstbehandlung sind in der Regel zwei weitere Anwendungen erforderlich – je nach Narbe im Abstand von vier bis sechs Wochen. Wie lange die Farbe der Pigmentierung hält, hängt von der individuellen Hautbeschaffenheit und dem Stoffwechsel ab. Erfahrungsgemäß ist nach zwei Jahren eine Auffrischung sinnvoll, da sich die Farbpigmente durch die natürliche Hautregeneration abbauen.

"Grundsätzlich nicht pigmentiert werden sollte bei einer laufenden Chemotherapie oder einer Bestrahlung."

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