Wenn das Implantat Probleme macht

15.08.2023
Foto: Artem Bruk/Shutterstock.com

Wie bei jeder Operation kann es auch bei der Brustvergrößerung zu Problemen kommen. Welche Komplikationen nach einer Brustvergrößerung mit Implantaten auftreten und wie die Risiken minimiert werden können, erfahren Sie hier.

Brustvergrößerungen verlaufen in der Regel problemlos und ohne Einschränkungen. Trotzdem können – wie bei jeder Operation – nicht vorhersehbare Komplikationen auftreten, die selbst ein erfahrener Chirurg nicht immer beeinflussen kann.

Kapselfibrose

Was ist eine Kapselfibrose?

Bei Brustvergrößerungen mit Implantaten kann es in einigen Fällen zu einer Kapselfibrose kommen. Es handelt sich dabei um eine Gewebeverhärtung, deren eindeutige Ursachen bislang noch ungeklärt sind. Einige Faktoren wie etwa eine genetische Neigung oder eine Infektion können die Entstehung einer Kapselfibrose jedoch begünstigen.

Welche Ursachen gibt es dafür?

Eine Kapselfibrose entsteht als Folge einer natürlichen Immunreaktion. Jedes Implantat ist ein Fremdkörper, auf den der Körper mit einer Kapselbildung reagiert. Hierbei bildet sich rund um das Implantat eine Kapsel aus Narbengewebe. In den meisten Fällen ist diese Gewebekapsel sehr zart und elastisch, sodass für die Patientin keine weiteren Probleme entstehen.

Manchmal fällt diese körpereigene Reaktion jedoch stärker aus. Es entsteht eine feste, dicke Kapsel, die sich um das Implantat zusammenzieht. Dadurch kommt es zu einer Verhärtung und Deformierung des Implantats.

Wie kann der Operateur vorbeugen?

Um das Risiko zu minimieren, sollten nur Implantate der neuesten Generation verwendet werden und auf eine sorgfältige Hygiene während der Operationen geachtet werden. Vor dem Eingriff sollte der behandelnde Arzt auch über mögliche Risikofaktoren informiert werden, etwa eine bekannte Neigung zur Narbenbildung.

Durch den Einsatz von Drainagen lässt sich in der Regel vermeiden, dass es rund um das Implantat zu einer Blut- oder Flüssigkeitsansammlung kommt. Eine Antibiotika-Prophylaxe während und nach der Operation hilft ebenfalls, Infektionen im Wundbereich zu verhindern.

Auch das Einsetzen der Implantate unter dem Brustmuskel hat sich bewährt, ist jedoch aus ästhetischer und medizinischer Sicht nicht immer angebracht. Hier muss der Arzt entscheiden, welche Positionierung sinnvoll ist.

Wie kann die Patientin vorbeugen?

Ganz wichtig: Um das Risiko einer ­Kapselfibrose zu minimieren, sollte die Patientin nach dem Eingriff einen geeigneten Kompressions-BH tragen, der die behandelte Brust fest stützt und zu einem ­komplikationsfreien Heilungsverlauf beiträgt.

Welche Korrekturen sind möglich?

Nicht immer ist bei einer Kapselfibrose ein operativer Eingriff nötig. Dank moderner Ultraschallsysteme und anderer nicht-invasiver Behandlungsmethoden gelingt es in vielen Fällen, eine Kapselfibrose schmerzfrei zu therapieren oder einer Erkrankung vorzubeugen.

Generell gilt: Je frühzeitiger eine Kapselfibrose behandelt wird, desto größer sind die Aussichten auf eine Genesung ohne Implantatwechsel. Kann mit minimal-invasiven Methoden keine Besserung erzielt werden, ist ein Entfernen oder Austausch der Implantate meist unumgänglich.

Waterfall Deformity

Was ist eine Waterfall Deformity?

Bei einer Waterfall Deformity rutscht die Brust nach unten ab, während das Brust-Implantat an Ort und Stelle bleibt. Folglich zeigen die Brustwarzen nach unten, was im Profil zu einem stufenartigen bzw. einem Wasserfall-ähnlichen Aussehen führen kann.

Welche Ursachen gibt es dafür?

Der Auslöser für diese Problematik ist immer ein erschlafftes Bindegewebe. Die Waterfall Deformity kann kurze Zeit nach der OP, aber auch Jahre später auftreten. Eine bereits hängende Brust hat nur einen schwachen Halteapparat und kann das Gewicht der Implantate nicht mehr eigenständig tragen.

Wie kann der Operateur vorbeugen?

Ein erfahrener Operateur erkennt bereits bei der Anamnese eventuelle Komplika­tionen, die auch in ferner Zukunft auftauchen können, und wird seine OP-Indikation darauf abstimmen.

Bei bereits hängenden Brüsten ist bei der Brustvergrößerung immer eine Kombination mit der Bruststraffung zu empfehlen, um eine Waterfall Deformity auszuschließen.

Außerdem ist es wichtig, die Implantate fehlerfrei zu positionieren sowie Größe und Form der Implantate richtig auszuwählen. Wird bei einer hängenden Brust das Implantat unter dem Muskel platziert, kann eine Waterfall Deformity begünstigt werden.

Welche Korrekturen sind möglich?

Auf jeden Fall sollte der Operateur mit Korrekturmaßnahmen so lange warten, bis der Heilungsprozess vollständig abgeschlossen ist, also drei oder noch besser sechs Monate. In dieser Zeit können Hämatome, die sich nach einer Brustvergrößerung bilden und die manchmal die Diagnose Waterfall Deformity nahelegen, wieder abheilen.

Wenn Schwellungen und Blutergüsse nicht als Ursache infrage kommen, kann man eine operative Korrektur in Erwägung ziehen. Eine Möglichkeit besteht darin, die bereits eingesetzten Brustimplantate tiefer zu setzen oder durch neue, in Form und Größe passendere zu ersetzen. Wenn eine Waterfall Deformity mehrere Jahre nach Einsetzen der Brustimplantate auftritt, kann eine Hautstraffung durchgeführt werden, ohne dabei bestehende Implantate zu versetzen.

Bottoming out

Was ist ein Bottoming out?

Ein Bottoming out ist eine Komplikation, die in seltenen Fällen nach einer Brustvergrößerung mit Implantaten auftreten kann. In diesem Fall kann die Unterbrustfalte das Implantat nicht mehr halten, es rutscht nach unten durch. Damit verändert sich die Brustform sichtbar, und die Brustwarzen zeigen unnatürlich nach oben.

Welche Ursachen gibt es dafür?

Meist ist das Bottoming out eine Folge von Materialermüdung. Wobei der Effekt bei Kochsalz- oder Silikonimplantaten der älteren Generation wesentlich häufiger auftritt als bei den modernen Silikongel-Implantaten. Allerdings kann auch ein Operationsfehler für die Ursache verantwortlich sein.

Tritt das Bottoming out bereits kurz nach der Operation auf, handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Fehler des Arztes. Zu schwere Implantate oder eine zu tief angelegte Implantattasche können dazu führen, dass die Implantate nach unten wandern.

Tritt das Bottoming out andererseits erst einige Jahre nach der Brustvergrößerung auf, können die ganz natürliche Alterung der Haut und damit auch der Verlust von Spannkraft im Gewebe die Ursachen für das Herunterrutschen des Brustimplantats sein.

Wie kann die Patientin vorbeugen?

Nach einer Brustvergrößerung sollten sowohl sportliche Aktivitäten wie auch das Heben schwerer Gegenstände, das ruckartige Reißen der Arme und eine übermäßige Anstrengung der Brustmuskulatur vermieden werden.

Nach einer Brust-OP muss ein Kompressions-BH mehrere Wochen getragen werden. Berücksichtigt die Patientin diese Empfehlungen nicht, können die Brustimplantate nicht richtig einheilen. Die Folgen äußern sich dann eben auch in einem Bottoming out.

Welche Korrekturen sind möglich?

Je nachdem wie stark und weit das Bottoming out bereits ausgeprägt ist, wird die Patientin um eine Korrekturoperation der Brüste nicht herumkommen. Hierbei wird dann ein kleineres und besser in die vorhandenen Implantathöhlen passendes Implantat gewählt.

Manchmal kann es auch ausreichend sein, das vorhandene Brustimplantat neu zu positionieren, beispielsweise auf dem Brustmuskel, wenn es vorher unter dem Brustmuskel lag. Es kann auch notwendig sein, die Implantattaschen neu zu modellieren und auf neue oder auch bestehende Implantate anzupassen.

Eventuell ist es nötig, bei dieser Brust-OP eine Hautstraffung vorzunehmen, indem überschüssiges Gewebe und/oder überschüssige Haut entfernt wird. Ebenso kann eine Verstärkung der Unterbrustfalte bzw. eine Fixierung der Brustfalte durchgeführt werden oder auch eine Stärkung und Stützung des (tragenden) Gewebes.

Auf einen Blick

  • Die Kapselfibrose ist eine Gewebeverhärtung und entsteht als Folge einer natürlichen Immunreaktion.
  • Je frühzeitiger eine Kapselfibrose behandelt wird, desto größer sind die Aussichten auf eine Genesung ohne Implantatwechsel.
  • Bei einer Waterfall Deformity rutscht die Brust nach unten ab, während das Brust-implantat an Ort und Stelle bleibt.
  • Auslöser für eine Waterfall Deformity ist immer ein erschlafftes Bindegewebe.
  • Eine operative Korrektur sollte bei einer Waterfall Deformity erst nach dem vollständigen Heilungsprozess in Erwägung gezogen werden.
  • Beim Bottoming out kann die Unterbrustfalte das Implantat nicht mehr halten, es rutscht nach unten durch. Die Brustform verändert sich sichtbar, und die Brustwarzen zeigen unnatürlich nach oben.
  • Die Korrektur beim Bottoming out erfolgt, indem ein kleineres und besser in die vorhandenen Implantathöhlen passendes Implantat gewählt wird.
Foto: Autor
Dr. med. Christian Lenz

Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Inhaber der Praxis ­Medical Institut, München, www.schoenheitsoperationen-drlenz.de

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