In 7 Schritten zum eigenen Medical-Beauty-Institut: Idealen Standort finden

31.01.2020
Fotos: PowerUp, HeinzTeh/Shutterstock.com

Bei der Antwort auf die Standortsuche möchten zukünftige Investoren mehr lesen als nur die Beschreibung Ihrer Räume und den scheinbaren Wohlstand Ihrer direkten Nachbarn. Tatsächlich ist es die Aufgabe dieses Kapitels, sowohl die Räume, Lage und Ausstattung Ihres neuen Instituts zu beschreiben als auch die Besonderheiten Ihres neuen Einzugsgebiets und warum dieses nur erfolgreich sein kann.

Um Ihre Standortwahl und deren Erfolgspotenzial zu bewerten, orientieren sich branchenfremde Personen an folgenden Punkten:

1. Adresse

2. Ambiente/Atmosphäre

3. Räume und Aufteilung

4. Beleuchtung

5. Ergonomie

Diese fünf Fragen sollten Sie in dem Kapitel ausführlich behandeln. Ganz entscheidend ist in diesem Zusammenhang, wie ernsthaft Sie sich mit dem Potenzial ihres Standorts auseinandergesetzt haben. Dazu gehören in der Regel auch ein paar Zahlen über Einwohnerzahlen, Kaufkraft und Haushaltseinkommen, um das Erfolgspotenzial Ihres neuen Geschäfts zu untermauern. Ich werde Ihnen im Folgenden eine Art Anleitung geben, wie Sie diese Themen am besten in Ihrem Businessplan behandeln.

1. Adresse

Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, die Sie mit viel Fingerspitzengefühl betrachten sollten. Zu allererst einmal stellt sich die Frage: Über was für Geschäftsräume verfügen Sie bereits? Befinden sie sich in 1A-Lage im stark frequentierten Zentrum einer Stadt oder haben Sie nur einen Behandlungsraum im Keller Ihres eigenen Hauses?

Ihr Geschäft muss nicht unbedingt in teuren Einkaufspassagen liegen. Aber dennoch sollte Ihr Standort bestimmte Kriterien erfüllen, um die Erfolgschancen zu erhöhen. Es ist eine Tatsache, dass die Hälfte aller Umsätze in der Kosmetikbranche durch Ladengeschäfte mit dem Vorteil einer Schaufensterfront erwirtschaftet wird. Die andere Hälfte der Umsätze stammt aus Unternehmen, die in den oberen Gebäudestockwerken angesiedelt sind und ihren Umsatzschwerpunkt in der Kosmetikdienstleistung haben. In diesen Fällen ist die Miete zwar meist geringer, jedoch wird das Unternehmen auch sehr viel schlechter wahrgenommen, wodurch kaum Laufkundschaft angezogen wird. Somit sind Kosmetikinstitute in einer solchen Lage in erster Linie auf einen großen festen Kundenstamm angewiesen. Das wiederum erfordert sehr viel höhere Ausgaben bei der Werbung für die Steigerung der Bekanntheit und Marktdurchdringung.

Expertenmeinungen zufolge vermindert die Zahl der Stufen vor dem Eingang den Umsatz im Durchschnitt um etwa fünf bis acht Prozent (pro Stufe!) im Vergleich zu einem Ladenlokal ohne Stufen. Es kann also nicht schaden, ebenerdigen Ladengeschäften mit großen Schaufenstern 
bei der Standortauswahl den Vorzug zu geben.

Gute Erreichbarkeit für Kunden

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Erreichbarkeit. Ihr Institut sollte einfach, das heißt, in etwa 100 bis maximal 300 Metern mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein. Da der Großteil Ihrer Kunden vermutlich mit dem Auto zu Ihnen kommt, könnten kostenlose Parkmöglichkeiten – im Idealfall direkt vor Ihrem Geschäft – ein wichtiger Pluspunkt gegenüber Ihren Wettbewerbern sein.

Bedenken Sie immer, dass es sich bei Ihren Kunden in der Regel um vielbeschäftigte Männer und Frauen handelt, die schnell eine sichtbare Verbesserung ihres Aussehens wünschen. Welcher Kunde will schon ewig laufen?

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Hausfassade für Qualitätsanspruch

In Restaurants sagt man gern „Das Auge isst mit“ und meint damit, dass es nicht nur um die Qualität des Essens, sondern auch um die optische Gestaltung geht. In Ihrem Fall sollten Sie also bei Ihrem neuen Geschäftsstandort auf die Optik der Hausfassade achten. Abgeblätterter Putz an der Hausfassade, abgenutzte Eingangstüren oder ausgetretene Fußböden im Eingangsbereich können schnell zu Unsicherheiten über Ihre Qualität bei den Kunden führen.

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Praxis-Tipp 1

Achten Sie darauf, dass Ihr Institut eine große Schaufensterfront hat und einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist und dass sich in unmittelbarer Nähe ausreichend verfügbare (und kostenfreie) Parkplätze befinden

Breite Gehwege für Laufkunden

Ob Sie es glauben oder nicht, auch die Breite der Gehwege sollte bei Ihrer Wahl eine Rolle spielen. Es ist nachgewiesen, dass enge Wege in der Regel bei Passanten zu Stress führen. Gefühlt eingequetscht zwischen Häuserwand, anderen umherhastenden Passanten und dem Verkehr auf der angrenzenden Straße, fehlt potenziellen Laufkunden die Ruhe, um sich Ihre Schaufenster, Werbung und Produktpräsentation anzuschauen.

Auch der Möglichkeit zum Platzieren eines Kundenstoppers, also eines Aufstellers mit besonderen Angeboten, wird in der Regel bei schmaleren Gehwegen nicht stattgegeben. Je breiter die Wege, umso mehr Möglichkeiten haben Sie, die entspannteren, flanierenden Passanten mit Ihren exklusiven Angeboten einzufangen. Neben der Optik der Hausfassade und Gehwegbreite sind die Einteilung der Schaufensterflächen sowie das Image des Stadtteils wichtig.

Große Schaufenster für Vertrauen

Kleine dunkle Fenster haben nur einen geringen Werbeeffekt, weil sie schnell in der Werbegestaltung der umliegenden Geschäfte untergehen. Außerdem sind Sie in Ihren Geschäftsräumen auf eine helle, freundliche Atmosphäre angewiesen. Fehlendes Tageslicht von außen macht Ihnen das unnötig schwer. Großzügige Schaufensterflächen, am besten über die gesamte Breite Ihres Instituts, sorgen außerdem für einen anonymen Blick in Ihre Geschäftsräume. So kann Ihre stilvolle Einrichtung des Empfangsbereichs mit Tresen und Verkaufsfläche zur Schaufenstergestaltung werden.

Passanten und potenzielle Kunden haben also die Möglichkeit, einmal unverbindlich einen Blick zu riskieren, ohne Ihr Geschäft bereits betreten zu müssen. Das schafft Vertrauen und unterstreicht Ihre hohe Angebotsqualität.

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Praxis-Tipp 2

Beschreiben Sie in Ihrem Businessplan vor allem die zu erwartende Zielgruppe und deren Kaufkraft, die an Ihrem (neuen) Standort zukünftig zu Ihren Kunden zählen soll.

Stadtteil-Image für Kaufkraft

Ladenlokalen in den sogenannten besseren Stadtteilen sollten Sie aufgrund der vorhandenen Kaufkraft der Laufkundschaft den Vorzug geben. Natürlich sind hier die Mietkosten meist entsprechend höher. Aber eine niedrige Miete ist auch dann zu viel, wenn das Unternehmen nicht ausreichend kaufkräftige Kunden bekommt.

Frequenzbringer für Wahrnehmung

Befinden sich in der Umgebung Ihres Instituts Mode-und Lifestyle-Geschäfte, so handelt es sich dabei um einen sehr entscheidenden Erfolgsfaktor. Man spricht von sogenannten Frequenzbringern in der unmittelbaren Umgebung. Ohne diese Geschäfte hätten Sie eher eine Art Inselposition, das heißt, Ihr Geschäft ist zwar wunderschön, aber es kommen zu wenige Passanten vorbei, um es wahrzunehmen. Kosmetikinstitute inmitten von Einfamilienhaussiedlungen zum Beispiel fehlt es also an einer solchen regelmäßgen Passantenfrequenz. Daher auch der Begriff Frequenzbringer. Es handelt sich dabei um Geschäfte, die eine ähnliche Kundschaft ansprechen, wie Ihr Unternehmen. Dazu gehören beispielsweise Frisöre, Modeboutiquen, Schuhgeschäfte, Cafés, Restaurants oder Ähnliche.

Durch die hohe tägliche Kundenfrequenz dieser Geschäfte wird Ihr Unternehmen immer wieder wahrgenommen und profitiert direkt von Laufkunden. Ihr Geschäft weckt Interesse bei den Passanten, sie sprechen mit ihren Bekannten über Sie und irgendwann testen sie Ihre Leistungen. Es gibt kaum bessere Möglichkeiten, die Werbekosten niedrig zu halten, als ein attraktives Geschäft inmitten von jeder Menge Frequenzbringern zu betreiben.

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Praxis-Tipp 3

Recherchieren Sie also im Vorfeld genau, wo der ideale Standort für ein erfolgreiches Geschäft zu finden sein könnte, und schauen Sie keinesfalls nur auf die Mietkosten. In der Regel stellt hier das zuständige Ortsamt Informationen zum durchschnittlichen Haushaltseinkommen der jeweiligen Stadtteile zur Verfügung. Mit ein wenig Geduld finden Sie diese Informationen meist auch im Internet.

2. Ambiente/Atmosphäre

Um als ein qualitativ hochwertiges Medical-Beauty-Institut aufzutreten und damit Erfolg zu haben, müssen Sie bestimmten Erwartungen Ihrer Kunden gerecht werden. Bei kosmetischen Leistungen handelt es sich um sogenannte intangible (nicht-anfassbare) Produkte, die weder vorher geprüft noch hinterher zurückgegeben werden können. Daher verspüren Kunden immer eine Art Kaufrisiko, das sie mit anderen Eindrücken versuchen zu kompensieren.&nb


Hoher Preis für hohe Qualität

So ist beispielsweise ein hoher Preis ein Hinweis auf eine hohe Behandlungsqualität. Und andererseits stellen Adresse, Einrichtung und Ambiente Ihrer Geschäftsräume die „Verpackung“ Ihrer Leistungen dar. Je prominenter die Adresse und je edler das Ambiente, umso wahrscheinlicher ist eine hohe Qualität und Wirksamkeit der Leistungen. Folgerichtig ist es auch sehr viel schwerer, einen kleinen Behandlungsraum im Keller des eigenen Wohnhauses als hochwertiges Institut zu präsentieren.

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Praxis-Tipp 4

Planen Sie schon in die Zukunft: Je erfolgreicher Ihr Unternehmen läuft, umso wahrscheinlicher wird, dass Sie Personal einstellen müssen. Dafür benötigen Sie einen Sozialraum, ein Lager für die Ware sowie eine entsprechende Anzahl von Behandlungskabinen, die auf Bedarf zur Verfügung stehen und kurzfristig ausgestattet werden können. Wollen Sie zukünftig Seminare und Schulungen anbieten? Dann sollte Ihr neues Geschäft über einen ausreichend großen Mehrzweckraum verfügen, der in dem Plan mit einkalkuliert werden sollte



3. Räume und Aufteilung

Je nachdem, was Sie alles anbieten wollen, sollten Sie bei der Raumaufteilung darauf achten, dass Sie einen großzügigen Empfangsbereich mit Theke und ausreichend Raum für eine hochwertige Warenpräsentation einplanen. Zusätzlich benötigen Sie einen abgetrennten Bereich für die Beratung und ausreichend Behandlungskabinen.

4. Beleuchtung

Das Beleuchtungskonzept ist eines der meistunterschätzten Ausstattungsmerkmale in einem Kosmetikinstitut. Machen Sie sich im Vorfeld bereits Gedanken, wie Sie Ihre Räume gut ausleuchten, um qualitativ hochwertig arbeiten zu können. Das Licht darf aber auch nicht zu hart sein, da Ihre Kunden die Behandlungsergebnisse möglicherweise nicht richtig würdigen können. Arbeiten Sie mit großen Spiegeln, damit sich Ihre Kunden vor und nach der Behandlung mit ausreichend Abstand bewundern können.

5. Ergonomie

Schön ist nicht immer auch praktisch. Nutzen Sie Ihre eigenen Erfahrungen, um bei der Ausstattung zu punkten. Achten Sie auf kurze Wege zwischen den Behandlungskabinen und sorgen Sie für Platz in den einzelnen Räumen und Gängen. Je großzügiger die Räume wirken, umso edler ist die Wirkung des gesamten Instituts. Das unterstreicht den hochwertigen Charakter Ihres neuen Instituts und verbannt unnötige Dekorationselemente aus dem Sichtfeld Ihrer Kunden.

Die Wege müssen innerhalb der Behandlungskabinen zu den notwendigen Wirkstoffpräparaten, zum Waschbecken sowie zu den apparativen Behandlungstechnologien praktikabel kurz sein. Auch hier hilft die Unterstützung eines professionellen Einrichtungsstudi


Praxis-Tipp 5

Verweisen Sie in Ihrem Businessplan idealerweise auf ein professionelles Einrichtungsstudio, mit dem Sie ein entsprechendes Einrichtungs- und Beleuchtungskonzept erarbeiten.

Inhalte ausführlich darlegen

Im Businessplan sollten Sie in der Beschreibung Ihres Standorts diese einzelnen Punkte und deren Inhalte ausführlich beschreiben. Je detaillierter Ihre Aussagen, umso kompetenter wirkt Ihre Planung. Sollten wichtige Punkte bei Ihrem Geschäft fehlen, wie beispielsweise Parkplätze oder Schaufenster, gehen Sie dennoch darauf ein und beschreiben Sie, mit welchen Alternativen Sie diesen Mangel ausgleichen. Vermeiden Sie dabei Formulierungen wie „ich möchte“ oder „ich würde gern“. Schreiben Sie stattdessen, als ob Sie bereits in die Räume eingezogen wären. Dieses Kapitel muss Ihren zukünftigen Investoren deutlich machen, dass Sie Ihren Standort ausschließlich aufgrund seines Potenzials und nach reiflicher Recherche ausgewählt haben. Damit stellen Sie klar, dass Sie ein Profi sind und dass Ihre Planung Hand und Fuß hat.

Nicht verpassen: Im nächsten Teil geht es um Ihre Dienstleistung und die Kriterien, wie Sie Pflegeserien, Depots und Apparate auswählen sollten.

Foto: Thomas Pretschner
Thomas Pretschner

Unternehmensberater für Beauty-Profis, DKZ marketing + schulung, Dresden www.kosmetik-marketing.de

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