6 Kooperationstipps: So arbeiten Medizin und Kosmetik erfolgreich zusammen

12.04.2019

Die Beziehung zwischen Kosmetik und Medizin ist oft geprägt von Konflikten und Konkurrenzdenken. Dass es auch anders geht, beweisen Kosmetikerin Ewa Jürgens und Fachärztin für Allgemeinmedizin Dr. Eva Maria Strobl: Sie kämpfen gemeinsam für schöne, gesunde Haut. Wie das geht, verraten die beiden Beauty-Expertinnen hier.

1. Behandlungen kombinieren

In der praktischen Zusammenarbeit haben sich einige Kombinationen besonders bewährt. Ganz oben stehen die Synergieeffekte von Mikrodermabrasion mit Filler bzw. Botox: „Ideal ist eine Mikrodermabrasion am Vortag einer Unterspritzung“, erzählt Ewa Jürgens. Der optische Effekt der sowohl oberflächlichen als auch tiefen Behandlung sei unübertroffen, sagen die beiden Expertinnen. Nach der Unterspritzung wird als Cooldown gerne ein beruhigendes Treatment gebucht, die passenden Produkte hält die Kosmetikerin im Kühlschrank bereit. Und wird im Augenbereich gearbeitet, kommen spezielle Kollagenpads zum Einsatz. Sie verringern spürbar Schwellungen und bremsen die Entstehung blauer Flecken, die ja immer eintreten können, wenn ein Blutgefäß verletzt wird.

Ein weiteres Erfolgsrezept ist die Ultraschallbehandlung kurz vor einer Unterspritzung. Das beeinflusst das Bindegewebe so positiv, dass Filler länger halten, berichtet die Kosmetikerin.

Wenn es um Microneedling geht, hält sich die Kosmetikerin an die rechtliche Vorgabe, im Gesicht nur 0,5 Millimeter tief needeln zu dürfen. Kommt Dr. Strobl hinzu, kann bei Bedarf ein medizinisches Needling mit 1,5 Millimetern Eindringtiefe stattfinden.

2. Gesetzliche Vorgaben beachten

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen bedacht und eingehalten werden. Praxis und Institut müssen klar getrennt sein oder dürfen – wie es in Juristendeutsch heißt – nicht „in einer Rechtspersönlichkeit vereint sein“. Das gilt für die Firmierung bis hin zu Werbung und Buchhaltung. „Außer dem Mietvertrag haben wir keine gemeinsamen Verträge“, sagt Dr. Strobl.

Selbst bei gemeinsam durchgeführten Treatments – etwa Microneedling mit PRP – werden die Leistungen getrennt abgerechnet, sprich der Patient bekommt zwei Rechnungen.

Auch die Räumlichkeiten müssen die Grenze widerspiegeln, denn der Gesetzgeber verlangt eine für den Besucher sofort wahrnehmbare, deutliche Unterscheidung zwischen der Praxis und dem Kosmetikinstitut. Ewa Jürgens und Dr. Strobl leisten dieser Vorgabe nicht nur Folge, sie gehen offensiv mit ihr um. „Wir sagen den Patienten strikt und ganz klar, was zur Medizin gehört und was zur Kosmetik, also was wessen Arbeit ist“, erklärt die Ärztin. Bei den Patienten/Kunden kommt diese Klarheit mehr als gut an.

3. Respekt zeigen

Ohne Respekt vor dem Arbeitsbereich des anderen geht es nicht. Dr. Strobl steht voll zu dem Konzept der Dermokosmetik: „Ohne durchdachte Pflege sieht die beste Unterspritzung schlecht aus, aber Hautbildoptimierung ist nicht meine Sache.“ Und umgekehrt? Ohnehin käme Ewa Jürgens nie auf die Idee, in den Bereich der Dermatologie vorzupreschen und etwa selbst Unterspritzungen vorzunehmen.

4. Fair und als Team denken

Fairness und Teamdenken müssen auch beim Preisgefüge eingehalten werden. Die beiden Beauty-Profis haben vorab genau kalkuliert, mit welchen Sätzen ihre Firmen für Kunden attraktiv sind, aber wirtschaftlich arbeiten – und sie haben dabei keine Geheimniskrämerei betrieben. „Wir haben klar geregelt, wieviel für was abgerechnet wird und dass diese Abrechnung getrennt erfolgt.“ Paketpreise, bei denen eine von beiden Abstriche machen müsste, gibt es nicht.

5. Doppelte Kompetenz zeigen

Kundenzufriedenheit und Umsatz profitieren von der Möglichkeit, auf Zuruf eine Zweitmeinung einzuholen. Das mag im ersten Moment banal klingen, spielt aber eine wichtige Rolle. „Wenn einer von uns etwas auffällt, was in den Arbeitsbereich der anderen gehört, schauen wir uns die Haut gerne zu zweit an.“ Wenn etwa Dr. Strobl bei grobporiger Haut eine Unterspritzung vornehmen soll, empfiehlt sie eine Mikrodermabrasion bei Ewa Jürgens. Und umgekehrt nutzt Ewa Jürgens zum Beispiel gerne die Option, Kunden bei einer auffälligen Hautveränderung an Dr. Strobl zu verweisen. „Wir drängen die Kunden nicht, wir sagen nur, dass es die Möglichkeit gibt.“ Das kommt sehr gut an, vor allem bei den vielen Kundinnen, deren Terminkalender ohnehin aus allen Nähten platzt: Der kurze Weg spart einfach Zeit.

6. Nicht jedem Trend folgen

Bei der Auswahl der Angebote vertrauen beide Frauen auf die Devise „Weniger ist mehr“. Ihr Institut bietet ein überschaubares Portfolio, und daran wird sich so schnell auch nichts ändern. „Man muss nicht jedem Trend hinterherlaufen“, findet Ewa Jürgens. In ihrer 15-jährigen Erfahrung als Kosmetikerin hat sie schon oft Hypes schnell aufblühen und ebenso schnell abklingen sehen.

Ewa Jürgens - Kosmetikerin und Inhaberin von Medicalbeauty Ewa Jürgens München

www.medicalbeautyjuergens.com

Dr. med. Eva Maria Strobl - Fachärztin für Allgemeinmedizin Inhaberin von Lips and Skin Ästhetische Medizin, München

https://lipsandskin.de

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