Mit der Eröffnung einer rein veganen Make-up-Schule will Make-up-Artistin Carolin Groborz gemeinsam mit ihrer Kollegin Melanie Draeger ein neues Bewusstsein schaffen. Wir haben mit der Gründerin über das Konzept gesprochen und warum vegane Kosmetik mehr als nur ein vorübergehender Trend ist.
Carolin Groborz ist ausgebildete Friseurin und Visagistin. Seit 2003 arbeitet sie selbstständig als Hair- und Make-up-Artist. Ihre Pro-Make-up-Artist-Ausbildung und ihre Qualifizierung als Ausbilderin hat sie 2018 in Los Angeles absolviert. 2020 gründete sie gemeinsam mit Melanie Dräger die VMS Vegan Make-up School in Dortmund. www.vms-dortmund.de
Warum haben Sie sich dazu entschieden, eine komplett vegane Make-up-Schule zu eröffnen? Wie kam die Idee zustande?Carolin Groborz: Nicht nur komplett vegan, sondern auch tierversuchsfrei. Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung: Wir finden, dass kein Tier für unsere Schönheit leiden sollte. Die Idee zur Schule kam mit dem ersten Lockdown – ich arbeite schon sehr lange mit veganen Produkten – und wir, Melanie Draeger und ich, haben uns überlegt, was uns als Schule von anderen unterscheiden würde. Was macht uns zu etwas Besonderem? Da war die Idee geboren.
Wie schwierig war es, die entsprechenden Produkte zu finden?Da ich wie gesagt schon seit langer Zeit mit veganen Produkten arbeite, kenne ich bereits einige Anbieter. Es gibt wirklich schon sehr viele vegane und tierversuchsfreie Produkte auf dem Markt. Das Schwierigste ist aber, einen Hersteller zu finden, der alles abdeckt. Bei einen sind die roten Farben nicht vegan, da immer noch Läuseblut verwendet wird, bei dem anderen ist das Make-up nicht vegan, weil gegebenenfalls Bienenwachs enthalten ist. Daher sind wir von den Anbietern her etwas breiter aufgestellt. Uns ist aber auch die Nachhaltigkeit der Verpackungen wichtig – hier achten wir auch sehr auf Wiederverwendbarkeit und recycelte Materialen. So viel Kunststoff kommt uns nicht ins Haus!
Vegane Ernährung liegt voll im Trend, der Umsatz mit entsprechenden Lebensmitteln nimmt stetig zu. Glauben Sie, dass sich diese Entwicklung auch bei veganen Make-up-Produkten zeigen wird?Diese Entwicklung zeigt sich jetzt schon – gehen Sie mal durch die gängigen Drogerieketten. Dort entdecken Sie immer mehr den Hinweis „Vegan“ nicht nur bei dekorativer, sondern auch bei der pflegenden Kosmetik und Körperpflege. Wir sind auf dem richtigen Weg!
Welche Voraussetzungen gibt es für die vegane Make-up-Ausbildung? Muss man selbst auch vegan leben?Es gibt keine Voraussetzungen! Jeder, der die Lust und Leidenschaft für dieses Thema mitbringt und mindestens 16 Jahre alt ist, darf zu uns kommen. Wir wollen mit der veganen Lebensweise nicht missionieren, sondern ein Bewusstsein für andere Möglichkeiten schaffen. Niemand muss vegan leben, um bei uns einen Kurs besuchen zu dürfen!
Welchen Vorteil hat eine Teilnehmerin davon, eine Ausbildung mit dem Fokus auf veganem Make-up zu absolvieren?Wir sehen es als Alleinstellungsmerkmal in der Ausbildung zum veganen Make-up-Artist. Das Fachwissen für die Inhaltsstoffe und deren Gewinnung ist eine Seltenheit geworden, die bei uns wieder zum Thema gemacht wird. Man ist hinterher ein Make-up-Artist. Ob man Wert darauf legt, das Wort „Vegan“ zu verwenden oder nicht, bleibt jedem hinterher selbst überlassen.
Welche Resonanz haben Sie bisher erhalten?Wir hatten bis jetzt eine super Resonanz, ab der Eröffnung am 12. Oktober 2020 haben wir insgesamt sechs bis sieben Veröffentlichungen in Tageszeitungen erhalten, auch überregional. Sogar Prominenz wie Oli P. oder Andy Brings werben für uns. Leider kam am 2. November der zweite Lockdown und auch wir mussten an diesem Tag nach nur drei Wochen unsere Türen wieder schließen. Wir hoffen daher sehr auf eine baldige Wiedereröffnung.
Aktuell gibt es sogar eine GoFundMe-Kampagne, um die Zukunft und Existenz unserer Schule zu sichern, da wir nicht wissen, wann oder wie es weitergeht und keinerlei staatliche Unterstützung erhalten.
Das Gespräch führte Christoph Schlittenhardt.
