Der Investment-Check

23.11.2023
Foto: M M Vieira/Shutterstock.com
Investment-Check für Kosmetikinstitute: Diese Investitionen lohnen sich! – Die eigene Geldanlage will man ja bekanntlich in guten Händen wissen. Kein Problem für all diejenigen, die sich in der Finanzwelt auskennen – was aber, wenn Ihnen als Beauty-Expertin die Zeit oder die Marktkenntnis fehlt, um Ihre Geldanlage stets im Blick zu behalten? Worauf es hier zu achten gilt, weiß Unternehmensberater und Business-Experte Thomas Pretschner.

Kosmetikinstitute sind in der Beauty-Branche erfolgreich, indem sie ihre Kunden mit qualitativ hochwertigen Dienstleistungen und Produkten verwöhnen. Dadurch werden begeisterte zahlungskräftige Kunden an das Unternehmen gebunden und ferner der eigene Lebensstandard sichergestellt. Doch um in diesem Wettbewerbsmarkt weiterhin erfolgreich zu sein, ist es entscheidend, klug in das Unternehmen zu investieren.

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf einige Investitionsmöglichkeiten, die sich für Kosmetikinstitute lohnen können. Außerdem blicken wir auch auf die, von denen Sie als Beauty-Expertin lieber die Finger lassen sollten.

Auf los geht‘s los!

Beginnen wir mit den sinnvollen Investitionsmöglichkeiten: Grundsätzlich kann man bei seinen Überlegungen immer erst einmal das eigene Institut im Blick haben. In die Leistungsfähigkeit des eigenen Geschäfts zu investieren, um noch mehr Ertragsfähigkeit herauszuholen, ist niemals eine schlechte Idee, und warum auch nicht? Schließlich finanziert uns das eigene Geschäft ja ohnehin schon. Das sollte man nicht nur erhalten, sondern gerne auch noch weiter ausbauen, um mit den richtigen und wichtigen Investitionen dauerhaft die sprichwörtliche Nasenlänge Vorsprung vor der Konkurrenz und dem Wettbewerb zu haben.

Ausrüstung & Technologie

Eine hochwertige Ausstattung und moderne Behandlungstechnologie sind für Kosmetikinstitute von entscheidender Bedeutung. Investitionen in neue Geräte wie Laser- oder Hautpflegegeräte können die Servicequalität steigern. Hierdurch können Stammkunden mit neuen Methoden und noch besseren Ergeb-
nissen begeistert und neue Interessenten angelockt werden. Allerdings muss es nicht immer das teuerste Gerät auf dem Markt sein. Viel wichtiger hier sind Vergleiche unterschiedlicher Anbieter ähnlicher Geräte, deren mögliche (unterschiedliche) Einsatzmöglichkeiten sowie die Erfahrungen anderer Fachkolleg/innen. Immerhin geht es hier meist um eine große Investition mit oftmals mehrjähriger Finanzierungs- und Abschreibungszeit. Da sollte man schon sicher sein, dass die Kunden den voraussichtlichen Behandlungspreis auch bereit sind zu zahlen und sich das erworbene Gerät möglichst schnell amortisiert.

Produktsortiment

Ein breites Angebot an hochwertigen Haut- und Schönheitsprodukten ist ein großer Anreiz für Kunden. Investieren Sie in bewährte Marken und qualitativ hochwertige Produkte, um die Kundenzufriedenheit und den Umsatz zu steigern. Immerhin vertrauen Ihre Kunden Ihnen als Expertin, die für eine hohe Behandlungsqualität steht. Dieses Vertrauen kann jedoch auch sehr schnell beschädigt werden, wenn die Qualität durch andere Pflegeprodukte nicht mehr hält, was Sie versprechen. Auch hier gilt: erst recherchieren, dann selber prüfen, anschließend an einem ausgewählten kleinen Kundenkreis testen und erst dann ins Sortiment aufnehmen. Anders als bei der Finanzierung von Geräten wirken sich Investitionen in Produkte sofort in voller Höhe gewinnmindernd aus.

Fortbildungen & ­Schulungen

Die gesamte Kosmetikbranche ist in ihrer Entwicklung unglaublich schnelllebig. Kaum eine andere Branche glänzt in einer ähnlichen Geschwindigkeit mit immer neuen Innovationen. Ihr Fachwissen beziehungsweise die Fähigkeiten Ihres Teams zu den neuesten Trends sind entscheidend für ein dauerhaft solides Geschäft. Investieren Sie in Schulungen und Fortbildungen, um sicherzustellen, dass Sie und Ihr Personal stets auf dem neuesten Stand der Beauty-Industrie sind. Ähnlich wie beim Produktsortiment gibt es auch bei Fortbildungen keine Abschreibung, und die Investitionen können sofort in voller Höhe als Betriebskosten geltend gemacht werden.

Marketing & Werbung

Gutes Marketing ist der Schlüssel, um Kunden anzuziehen und an das Unternehmen zu binden. Dreh- und Angelpunkt ist eine professionelle Kommunikation, die möglichen Neukunden einen digitalen „Blick durchs Schlüsselloch“ in Ihr Institut und Ihre Qualitäten vermittelt.

Investieren Sie in professionelle Werbekampagnen, Online-Marketing und in Ihre Social-Media-Präsenzen, um Ihre Reichweite innerhalb Ihres relevanten Einzugsgebiets zu erhöhen.

Behalten Sie dabei auch Leistungen wie Community-Management im Blick, also die proaktive Kommunikation mit Followern. Diese Leistung ist zwar meist eine der teuersten Agenturleistungen, bringt aber Interessenten schneller persönlich in Ihr Institut. Und genau da wird ja abgesehen von einem Onlineshop der Umsatz gemacht.

Einrichtung & Ambiente

Das Ambiente Ihres Instituts spielt eine große Rolle bei der Kundenzufriedenheit. Immerhin handelt es sich dabei um die „Verpackung Ihrer Dienstleistung“. Je hochwertiger diese wirkt, umso weniger Diskussionen haben Sie über Preise. Investieren Sie in eine ansprechende Innen-
einrichtung und eine entspannende Atmosphäre, um Kunden anzulocken und zu binden.

Immobilien

Durchaus denkbar wäre perspektivisch auch die Investition in den Kauf der Gewerbeimmobilie, wenn Sie ein optimales Objekt gefunden haben. Einerseits lassen sich durch die Vermietung anderer darin befindlicher Flächen Ihre Kosten subventionieren und andererseits bietet es in Hinsicht auf einen späteren Verkauf Ihres Instituts an eine mögliche Nachfolgerin einige Vorteile. So könnte man zwar das Institut verkaufen, aber in der Rentenzeit von den Mieteinnahmen profitieren.

Oder aber man verkauft die Gewerbeimmobilie an die Nachfolgerin mit, was den Substanzwert des eigenen Instituts maßgeblich steigern kann.

„Insgesamt ist es entscheidend, dass Sie Ihre ­Investitionen sorgfältig planen und sich auf diejenigen konzentrieren, die die Qualität Ihrer Dienstleistungen und die Kundenzufriedenheit steigern. “

Aktien und Firmen­beteiligungen

Als mögliche langfristige Anlage bieten sich auch Aktien an, bei denen es sich im Grunde um Beteiligungen an meist international agierenden Unternehmen handelt. Jede dieser Firmen wird getrieben durch einen Marktwachstumswunsch, und mit steigender Wirtschaftlichkeit können Sie an Renditen und steigenden Kursen langfristig mitverdienen. Gerade in einer Zeit der unsicheren Renten kann das eine sinnvolle langfristige Investition in den eigenen Wohlstand sein.

Hier sollten Sie sich jedoch umfassend von einem professionellen Anlageberater über sinnvolle Investitionen aufklären lassen. Eine regio-
nalere Version zu Aktienanlagen sind sogenannte „Business Angels“, bei denen bereits mit kleinen Beträgen in Start-ups investiert werden kann.

Die Unternehmen werden vorher genau geprüft und Erfolgsprognosen für eine solche Firmenbeteiligung erstellt. Aber wie bei vielen anderen Dingen auch, gibt es auch hier immer eine Kehrseite, und damit kommen wir zu den weniger sinnvollen Investitionsmöglichkeiten:

1. Übermäßiger Lagerbestand:

Ein übermäßiger Lagerbestand an Pflegeprodukten kann zu finanziellen Engpässen führen. Vermeiden Sie es, zu viele Produkte auf Vorrat zu haben, die möglicherweise nicht verkauft werden. Kosmetikprodukte haben nur eine begrenzte Haltbarkeit, und nicht immer hat man die bei einem zu großen Lagerbestand im Blick. Prüfen Sie hier unbedingt, wie schnell Ihr Kosmetikhersteller auch kleinere Bestellungen liefern kann. Dadurch verhindern Sie gebundenes Kapital und vermeiden Sonderabschreibungen durch Überlagerungen, was im Grunde nichts anderes als verschenktes Geld bedeuten würde.

2. Unbegründete Expansion:

Mit einer Expansion kann ein zusätzlicher, vermeintlich Erfolg versprechender Geschäftsstandort oder auch vorschnelle übermäßige Personaleinstellung gemeint sein. Sprich eine Vergrößerung Ihres Geschäfts. Eine übermäßige Expansion kann riskant sein, wenn Ihr Institut nicht ausreichend gewachsen ist, um die damit verbundenen Kosten auch erwirtschaften zu können. So macht ein zusätzlicher Standort kaum Sinn, wenn Sie ohne ausreichendes Personal arbeiten. Denn das würde die fixen Betriebskosten verdoppeln, Sie jedoch könnten immer nur an einem Ort arbeiten.

Ebenso risikoreich wären Personaleinstellungen, wenn Sie und Ihr Personal noch nicht optimal ausgelastet sind. Das würde die Personal- und Marketingkosten nur unnötig in die Höhe treiben. Stellen Sie daher sicher, dass Sie Ihre Expansion sorgfältig planen und auf eine nachhaltige Weise durchführen. Investieren Sie erst in die Optimalauslastung Ihres Standorts und Personals, bevor Sie Räume oder Mitarbeiter suchen.

3. Exklusive Verträge

Seien Sie vorsichtig bei exklusiven Verträgen mit Lieferanten oder Herstellern. Diese können Ihre Flexibilität gerade bei Lieferengpässen sehr einschränken und möglicherweise zu höheren Kosten führen. Der Hersteller könnte jederzeit Druck auf Sie ausüben, Konditionen ändern oder die Forderung der Abnahmemengen erhöhen, da Sie in einer gewissen Abhängigkeit zu ihm wären.

In einem solchen Fall findet man in der Regel kurzfristig nicht so schnell einen gleichwertigen Ersatz, und die Kunden wären verunsichert, wenn Sie deren Lieblingsmarke plötzlich nicht mehr anbieten könnten.

4. Hochriskante Investitionen

Vermeiden Sie hochriskante Anlagen oder Geschäftsmodelle, die nicht zu Ihrem bestehenden Geschäft passen. So ist beispielsweise auch die Investition in ein sündhaft teures Laser-Haarentfernungsgerät nicht die beste Idee, wenn es in Ihrem direkten Umfeld bereits zahlreiche Anbieter für dauerhafte Haarentfernung gibt und Sie nicht für diese Leistungen innerhalb Ihres Einzugsgebiets bekannt sind.

Ebenso macht eine aktive Beteiligung an beispielsweise einer Event-Location, einem Hotel oder Restaurant nicht viel Sinn, da es sich hierbei um völlig andere Geschäftsmodelle handelt, die nichts mit Ihrem Kerngeschäft zu tun haben.

So etwas kann schnell zu einem finanziellen „Fass ohne Boden“ werden. Ihr Hauptaugenmerk sollte deshalb auf den Kernkompetenzen Ihres Instituts liegen.

5. Übermäßige Verschuldung

Eine zu hohe Verschuldung kann Ihr Institut in finanzielle Schwierigkeiten stürzen. Generell kann man als Faustformel sagen: Investieren Sie möglichst nur Geld, welches Sie mittel- bis langfristig nicht dringend zum Leben brauchen.

Nehmen Sie niemals für Investments einen Kredit auf, die Sie Ihnen nur von Dritten als „todsicher“ beschrieben wurden und die Sie nicht vollständig nachvollziehen können. So stellen Sie sicher, dass Sie selbst im Falle eines Scheiterns der Investition immer noch auf die Erträge Ihres Instituts zurückgreifen können und sich nicht unnötig verschuldet haben. Halten Sie Ihre Schulden also auf einem nachhaltigen Niveau und überlegen Sie gut, bevor Sie sich finanziell verpflichten.

Insgesamt ist es entscheidend, dass Sie Ihre Investitionen sorgfältig planen und sich auf diejenigen konzentrieren, die die Qualität Ihrer Dienstleistungen und die Kundenzufrie-
denheit steigern. Kluge Investitionen werden dazu beitragen, Ihr Kosme-
tikinstitut auf Erfolgskurs zu halten und Ihre Kunden glücklich zu machen.

Foto: Thomas Pretschner
Thomas Pretschner


Der Autor ist als Unternehmensberater tätig und hat sich auf nachhaltige Unternehmensführung, Imageentwicklung und Marketingstrategien für Kosmetikinstitute, Heilpraktiker und Beauty-Profis spezialisiert.

www.thomas-pretschner.de

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