Meister, ich komme!

07.04.2024
Foto: Roman Samborskyi/Shutterstock.com

Meister im Kosmetikerhandwerk, für welche Schulform entscheide ich mich?

Seit Juli 2015 ist die neue Meisterprüfungsverordnung im Kosmetikergewerbe in Kraft getreten. Sie steht auf dem Level sechs, also auf derselben Stufe wie ein Bachelor Abschluss im Handwerk/Abitur im Handwerk. Wir haben mit Schulleiterin Johanna Stünkel-Gramm über die unterschiedlichen Bildungsarten gesprochen.
 

BUSINESS: Welche Ausbildungs- und Fortbildungs-
formen gibt es und wie  unterscheiden sie sich?


Joanna Stünkel-Gramm: Für die Fortbildung Meister im Kosmetikerhandwerk gibt es noch nicht so viele Anbieter. Wir waren 2019 in Niedersachsen die Ersten auf dem Markt, die die Fortbildung in Präsenzunterricht in Niedersachsen angeboten haben, da bis dato noch keine Prüfungsausschüsse gegründet waren. 
Es fehlten Lehrpläne, da das eine neue Verordnung ist. An den Lehrinhalten/dem Curriculum habe ich viele Jahre gearbeitet. Die Anbieter für die Fortbildung zum Meister im Kosmetikerhandwerk, die sich an die berufliche Erstausbildung anschließen sollen, sind die Handwerkskammern und private Bildungsträger, aber auch staatlich anerkannte Schulen, die sich meistens in privater Trägerschaft befinden. Bis heute bieten die Anbieter die Fortbildung zum Kosmetikmeister in Präsenz-/Frontalunterricht an.
Es gibt auch die neue Möglichkeit, im Fernstudium die Fortbildung zu absolvieren. Das geht schneller, ist flexibler, produziert keine Fahrkosten, ist unterstützt durch eine kompetente Betreuung durch Tutoren im Einzel-Coaching. 
Die Auswahl der geeigneten Form des Unterrichts hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich individueller Präferenzen, Zeitverfügbarkeit, Lernstil und bereits erworbener Qualifikationen. Hier sind einige Überlegungen zu den verschiedenen Formen des Unterrichts.
 

  • Präsenzunterricht – auch Frontalunterricht genannt, klassischer Unterricht, geeignet für Personen, die einen direkten Kontakt mit Lehrern und Mitstudierenden schätzen.
    - Erfordert räumliche Anwesenheit in einer Bildungseinrichtung
    - Gut für interaktives Lernen
  • Online-Unterricht/Videokonferenz 
    In der Coronazeit haben viele Bildungsträger auf Online-Unterricht umgestellt (Zoom, Teams …). 
    - Ideal für flexible Lernzeiten, insbesondere in Zeiten von Reisebeschränkungen oder anderen Umständen, die die Teilnahme vor Ort erschweren
  • Neu: Fernunterricht-/E-Learning 
    Hier entstehen gegenüber dem konventionellen Lernen Vorteile wie:
    - Via remote, gut geeignet für Personen, die zeitliche Flexibilität schätzen und räumlich unabhängig lernen möchten
    - Asynchrones Lernen, erfordert Selbstorganisation, Eigenmotivation und Disziplin
    - Zugang zu Lernmaterialien über Online-Plattform

     

Was ist Fernunterricht? 


Fernunterricht ist ein in Deutschland verbraucherschutzrechtlichen definierter Begriff: Laut Fernunterrichtschutzgesetz von 1977 handelt es sich beim „Fernunterricht“ um die „Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten, bei der der Lehrende und der Lernende ausschließlich oder überwiegend räumlich getrennt sind, und der Lehrende oder sein Beauftragter den Lernerfolg überwachen.“ 
Fernunterricht kann auch Präsenzseminare umfassen, doch der überwiegende Teil des Unterrichts ist im Gegensatz zum Direktunterricht räumlich getrennt. Die Lehre findet orts- und zeitunabhängig statt, Lehrperson und Studierender treffen also nicht direkt aufeinander. 
Synchrones Lernen heißt alle Kommunikationspartner kommunizieren zur selben Zeit miteinander. Synchrone Kommunikationsmedien erlauben Kommunikation in Echtzeit unter Einbeziehung multimedialer Technologien, meist über Chat, Audio-, oder Videokonferenz.


Für wen ist was geeignet und welche Schulabschlüsse oder Vorkenntnisse werden jeweils vorausgesetzt?


Unser Ansatz besteht darin, die theoretischen Inhalte online über die E-Learning-Plattform zu vermitteln, während die Präsenzphasen nur für Prüfungssimulationen in der Praxis stattfinden. In Bezug auf die Zielgruppe empfehlen wir insbesondere: Staatlich geprüfte Kosmetikerinnen, Gesellen/Duale Ausbildung zu Kosmetiker/-in (dreijährige Ausbildung), Kosmetiker/-innen mit sechsjähriger Berufstätigkeit (mit einer vorherigen Ausbildung von mindestens sechs Monaten). Geprüfte Fachwirte für Ganzheitskosmetik und Wellness (HWK) können ebenfalls teilnehmen, wobei sie von allen vier Situationsaufgaben befreit sind, aber das Meisterprüfungsprojekt und Fachgespräch absolvieren müssen. Friseurmeister/-innen- erhalten keine Befreiung von Teil I-Praxis. Dieser muss abgelegt werden sowie Teil II vom Handlungsfeld 2 „Management eines Kosmetikinstituts“.
Es gibt auch alternative Zulassungsverfahren, zum Beispiel wer die Gesellen oder Abschlussprüfung in einem anderen anerkannten Ausbildungsberuf bestanden hat. (Hier möchte ich aber davon Abstand nehmen, da ein Bäckergeselle nie in diesem Stunden-kontingent eine Fortbildung zu Kosmetikmeisterin schaffen wird, könnte und dürfte aber laut der Zulassungsvoraussetzung gemäß des Gesetzgebers). 
Darüber hinaus dürfen Personen, die eine mindestens sechsjährige Berufstätigkeit nachweisen, sofern keine vollzeitschulische Ausbildung absolviert wurde, auch den Kosmetikmeister machen, aber das würde ich nicht empfehlen. 
Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass diese Personen die Prüfung nicht schaffen. 
Personen mit einer fundierten Kosmetikausbildung oder mit qualifizierten Berufsjahren sind am besten für die Fortbildung geeignet. Kurzzeitausbildungen werden als Weiterbildungen betrachtet, und Personen, die nur ein ein- oder dreiwöchiges Seminar absolviert haben, erfüllen nicht die Anforderungen für die Meisterprüfung.


Wie unterscheiden sich die Lehrgänge und welche Erfahrungen haben Sie gemacht?


In Bezug auf die Unterschiede zu anderen Lehrgängen und Fortbildungen betonen wir, dass unser E-Learning-Konzept eine flexible und durchgehende Durchführung ermöglicht, unabhängig von regionalen Schwankungen in der Teilnehmerzahl. Es gibt heute eine bunte Mischung von Bildungsträgern, die in privater Trägerschaft sind, und dann die Handwerkskammern, die die Fortbildung momentan nur ausschließlich in Präsenz anbieten. Viele Kurse werden kurzfristig abgesagt, da sich zu wenige Teilnehmer anmelden, die Schulen brauchen mindestens zwölf Anmeldungen, damit es sich lohnt, in Präsenz so eine Fortbildung anzubieten. Zu uns sind schon Teilnehmer aus anderen Bundesländern gekommen, in denen bei den anderen Bildungsträgern die Fortbildung aufgrund von mangelnder Teilnehmerzahl storniert worden ist. Die Erwähnung der internen Prüfungssimulation als Vorbereitung auf die staatliche Prüfung ist ein interessantes Konzept. Die Möglichkeit, sich digital in einer dafür geeigneten E-Learning-Plattform auf die theoretische wie praktische Prüfung vorzubereiten, ist ein interessantes Konzept und wird gut von den Teilnehmern angenommen.
Wir verfügen über viele Fragen aus dem Fragekatalog-Pool, wie Multiple Choice, Single Choice, Fallaufgaben, Einsendeaufgaben sowie digitale Fachbücher. Die Tutoren überprüfen regelmäßig den Wissensstand der Teilnehmer. Darüber hinaus haben die Teilnehmer die Möglichkeit sich Praxis-videos für die Situationsaufgaben anzuschauen und von den Lernvideos lernen. Auch haben sie die Möglichkeit, sich digital auf die Prüfungen vorzubereiten und den eigenen Wissensstand regelmäßig zu überprüfen. Den Teilnehmern wird eine effektive Lernumgebung geboten.
Hier ist auch wichtig zu erwähnen, dass in Deutschland nur die Handwerkskammern über das Recht verfügen, staatliche Prüfungen im Kosmetiker-Handwerk durchzuführen oder durchführen zu lassen. 
Die Betonung der Rolle der Handwerkskammer bei der Durchführung staatlicher Prüfungen unterstreicht die Bedeutung von offiziellen Zertifizierungen und Abschlüssen in der Kosmetiker-Branche. In Bezug auf die Lehrgangsstruktur im E-Learning und den Zeitplan zeigt sich die Flexibilität und Effizienz des Fernschulmodells, dass es möglich ist, die erforderlichen Stunden für Teil I und Teil II der ZWH-Zentralstelle für Weiterbildung im Handwerk in einem etwas verkürzten Zeitrahmen zu absolvieren.

 

Tipp:

Seit dem 1. Januar 2024 kann die Fortbildung bei MP-Meisterprogramm Teil I und Teil II zur Meisterin im Kosmetikerhandwerk/Bachelor Professional/Abitur, bequem von zu Hause absolviert werden. Das Programm eignet sich am besten für staatlich geprüfte Kosmetikerinnen und für die duale Ausbildung zur Kosmetikerin


Wohin geht der Trend in diesem Jahr?


Zusammenfassend deutet der Trend in der Kosmetikbranche in diesem Jahr darauf hin, dass die Branche verstärkt auf Fortbildung und Qualifizierung, Flexibilität und digitale Lernkonzepte in der Branche setzt, um den Bedürfnissen der Teilnehmer gerecht zu werden. Man spart sich den Weg zu der Lernstätte, ist zeitunabhängig, flexibel, mit einem individuellen Lernprozess, da sehr gute pädagogische Verfahren und Methoden der E-Learning-Plattform den Teilnehmenden zur Verfügung stehen: flexibles Lernen von jedem Ort in Coworking Spaces.
Der Trend geht zum Selbstausbilden, und dafür benötigen Inhaberinnen von Instituten den Ausbildereignungsschein (ADA-Schein genannt). In den vier Teilen der Meisterprüfung ist dieser Schein mitinbegriffen. Viele Kosmetikerinnen bieten Seminare in den eigenen Instituten an. Dafür brauchen  sie den Kosmetikmeister. Der Meisterbetrieb wird die Zukunft sein, Qualität statt Quantität. Der Meistertitel ist ein Qualitätszeichen erster Güte und ein maßgeblicher Wettbewerbs-und Werbevorteil. Wenn der Wagen kaputtgeht, dann suchen wir auch einen Meistereibetrieb, wir wollen gut und kompetent beraten werden, da auch die Sicherheit von Bedeutung ist.

Foto: Joanna Stünkel Gramm

Im Interview:
Joanna Stünkel-Gramm

Die Kosmetikmeisterin ist Vorsitzende der Kosmetikerinnung Hannover und  Leiterin  der MP-Meister-
Programm-Fernschule  für den Meistergrad im Kosmetikerhandwerk.  

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