Interview: „Man sollte lernen, Geld zu lieben“

08.06.2021
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Neues Buch „GeldRichtig“ – Geld ist noch immer ein sensibles Thema, über das viele Menschen nicht gerne reden. Finanz-Experte Philipp J. Müller will das mit seinem Buch „GeldRichtig“ ändern und ein neues Bewusstsein erzeugen. Warum man sich liebevoll mit seinen Finanzen auseinandersetzen sollte und dadurch langfristig unabhängig werden kann, verrät er uns im Gespräch.

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Mit 16 Jahren begann Philipp J. Müller an der Börse Geld anzulegen. Später gründete er seine erste eigene Investmentgesellschaft. Mit 33 Jahren hat er all seine Firmen verkauft und wurde Privatier. 2015 gründete er eine der europaweit größten Finanzakademien, die PJM Investment Akademie.

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BEAUTY FORUM BUSINESS: Herr Müller, der Umgang mit Finanzen oder Geld im engeren Sinne wirkt noch immer auf die meisten eher langweilig und trocken. Wie kann man sich trotzdem dazu motivieren, sich damit zu beschäftigen?

Philipp J. Müller: Indem man sich zunächst mit dem eigenen Warum und Wofür beschäftigt. Man sollte Geld mit einem Sinn und einem Wert verknüpfen. Freiheit beispielsweise. Wenn ich weiß, wofür ich mich mit meinem Geld auseinandersetze, ist die erste Hürde schon genommen. Sich mit Geld auseinanderzusetzen, muss ja auch nicht nur dröge und langweilig sein. Es gibt unterschiedliche Arten, sich um sein Geld zu kümmern.

Was wäre zum Beispiel eine Art davon?

Ich empfehle immer das „Rendezvous mit deinem Geld“. Man trägt sich einen festen Termin im Kalender ein, zum Beispiel einmal pro Woche eine halbe Stunde oder Stunde. Das reicht schon für den Anfang. In dieser Zeit konzentriert man sich auf irgendeinen Aspekt, der mit der eigenen finanziellen Situation zu tun hat. Schauen, was man für Versicherungen hat, prüfen, ob man die auch braucht oder günstiger bekommen kann. Das kann ein Thema sein. Ich nenne es Rendezvous, weil man lernen sollte, Geld zu lieben.

Als eine Grundidee Ihres Buches dient der Satz „Die Persönlichkeit führt, das Geld folgt“. Wie kann die richtige Persönlichkeit dafür sorgen, dass man mehr Geld erhält?

Wenn ich beispielsweise sage: Ich will einen Porsche in der Einfahrt stehen haben, damit mein Nachbar große Augen kriegt, ist das unreif. Wenn ich aber lerne, mich nicht abhängig zu machen von negativen Emotionen wie Neid, Gier, Eifersucht, Frust, dann treffe ich auch eine klügere Wahl.

Außerdem ist es auch wichtig zu verstehen, dass sich Geld und Glück nicht linear zueinander verhalten. Viele Menschen verbinden mit viel Geld auch viel Glück und übersehen dabei, dass sie sich schon glücklich schätzen können mit dem, was sie haben. Fünfmal mehr Geld zu haben macht nicht fünfmal glücklicher.

Zu wenig Geld, zu viele Schulden, zu wenig Verständnis von Geld: Wie kann man negative Glaubenssätze wie diese Ihrer Erfahrung nach am besten überwinden?

Ganz wichtig ist es, als Erstes Frieden mit sich selbst zu schließen. Zu akzeptieren, wo man steht, und anzuerkennen, dass man es bisher eben nicht besser hingekriegt hat. Wie auch? Ich finde, dass es bereits in der Schule ein Unterrichtsfach geben sollte, in dem man „Geld lernen“ kann. Zur Zeit ist es aber noch so, wenn man nicht zufällig aus einem reichen Unternehmerhaushalt kommt, stehen die Chancen schlecht, dass man mit einem guten Verständnis für Finanzen aufwächst.

Trotzdem plädieren Sie dafür, die finanziellen Angelegenheiten in die eigene Hand zu nehmen und nicht auf einen Bankberater zu vertrauen. Wieso?

Viele Menschen geben die Verantwortung für ihr Geld ab. Gleichzeitig sind sie oft enttäuscht über die Ergebnisse. Ich stelle da immer gerne eine provokante Frage: Würdest du einem Personal Trainer vertrauen, der selbst stark übergewichtig ist? Übertragen auf den Finanzsektor sollten sich die Leute fragen: Wenn sich der Bankberater so wahnsinnig gut auskennt und das beste rausholen kann, warum arbeitet er dann noch? Wieso ist er kein Millionär?

Eine wichtige Botschaft hinter Ihren Regeln lautet, Geld mit Sinn zu verknüpfen. Wie hilft das im Hinblick auf verantwortungsvolles Geldverhalten?

Wenn ich einen Sinn mit Geld verknüpft habe, gebe ich Geld auch sinnhafter aus. Dann brauche ich nicht das fünfte Paar Jeans oder eben den Ferrari, obwohl ein Familienauto passender wäre. Außerdem kann man mit mehr Geld auch mehr Gutes in der Gesellschaft bewirken, indem man wohltätige Zwecke unterstützt oder nachhaltiger leben kann.

Haben Sie einen Tipp, der selbstständigen Unternehmerinnen dabei helfen kann, mehr Umsatz mit Ihrem Institut zu erwirtschaften?

In meinem Seminar stelle ich das Töpfesystem vor, das jeder nutzen kann, um seine Finanzen zu sortieren. Dazu gehört auch, sich einen ehrlichen Überblick zu verschaffen, wofür man wie viel ausgibt. Oftmals verstecken sich viele kleine Kostenfresser, die man entdecken und eliminieren kann. Außerdem muss man offen sein für Neues. Gerade die Pandemie hat gezeigt, dass Ideenreichtum belohnt wird. Den Kopf in den Sand zu stecken bringt nichts. Einige Frisöre haben zum Beispiel jetzt damit angefangen, die Haarfarben zu ihren Kundinnen nach Hause zu bringen und sie dann per Videoanruf anzuleiten, sich selbst die Haare zu färben.

Sagen wir, man hat ein Nettoeinkommen von 2000 Euro. Ihrem Topfsystem nach reicht es, 10 Prozent monatlich davon zu sparen, das wären 200 Euro. Wie soll man damit langfristig finanziell unabhängig werden?

Durch die richtigen Anlagen. Wer sich mit dem Thema Geld beschäftigt und sich dazu weiterbildet, wird sehen, dass es Möglichkeiten gibt, auch mit einem kleinen Anfangsbetrag dauerhaft ein gutes Zusatzeinkommen zu generieren. Und wenn man mit seinen 200 Euro Gewinn macht, kommt man bald dorthin, im Monat 250 Euro sparen zu können. Nach einem halben Jahr vielleicht schon 300 und so weiter. Es ist wie bei einer Diät. Nur wer seine Ernährung langfristig umstellt, kommt zu einem dauerhaften Ergebnis.

Das Gespräch führte Christoph Schlittenhardt.
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