Viele Angestellte in der Beautybranche träumen von der eigenen Selbstständigkeit als Kosmetikerin und damit der Möglichkeit, die Leidenschaft für Schönheit zu ihrem Beruf zu machen. Wichtige Gründe für den Weg in die Selbstständigkeit sind für viele Unabhängigkeit und Flexibilität, kreativer Freiraum und vor allem das Potenzial für ein höheres Einkommen. Herausforderungen wie finanzielle Unsicherheit, hoher zeitlicher Aufwand und lästige Bürokratie werden gerne vernachlässigt. Wer jedoch bereit ist, diese anzunehmen, kann auf eine erfüllende und erfolgreiche Zukunft hoffen.
Unabhängigkeit
Du möchtest dich auch gerne in der Kosmetik- oder Beautybranche selbstständig machen? Herzlichen Glückwunsch zu dieser Entscheidung! Eine der wichtigsten Fragen, die du dir jetzt stellen und vor allem ehrlich und realistisch beantworten solltest, lautet: „Warum mache ich mich selbstständig?“ Laut unserer Erfahrung in den letzten Jahren haben die wenigsten Unternehmerinnen sich diese Frage ehrlich beantwortet, sondern haben direkt mit der Planung, Finanzierung und Vermarktung begonnen. Du träumst von deiner Unabhängigkeit? Was genau bedeutet Unabhängigkeit für dich? Im Folgenden sind die verschiedenen Unabhängigkeiten definiert:
Im Folgenden sind die verschiedenen Unabhängigkeiten definiert:
Finanzielle Unabhängigkeit: Welches Einkommen benötigst du, um frei und selbstbestimmt leben zu können? Das hängt vor allem von deinem Lebensstil und persönlichen Bedürfnissen ab.
Zeitliche Unabhängigkeit: Umgangssprachlich heißt es ja „selbst“ und „ständig“. Wie viele Stunden in der Woche bist du bereit, in deine Selbstständigkeit und die Erreichung deiner Ziele zu investieren?
Kreative Unabhängigkeit: Welche Dienstleistungen möchtest du anbieten? Was soll der Kunde dafür bezahlen? Möchtest du neue Services anbieten und werden diese von deinen Kunden akzeptiert?
Startkapital
Hast du diese Fragen alle für dich beantwortet, ist die nächste wichtige Frage die Frage nach der Höhe des benötigten Startkapitals, welches stark variieren kann.
Das Startkapital wird durch folgende Punkte beeinflusst:
Ausstattung des Salons: Bei der Ausstattung deines Salons solltest du darauf achten, dass du eine eventuelle Finanzierungsrate zuzüglich zu allen anderen Kosten auch erwirtschaften kannst.
Räumlichkeiten: Egal wie toll ein Objekt auch ist, Miete muss monatlich gezahlt werden und ein Mietvertrag ist in den meisten Fällen eine langfristige Bindung. Entscheide mit Bedacht über die Größe deines zukünftigen Salons.
Marketing: Mit Social Media und Google gibt es gerade für den Start großartige kostenlose Möglichkeiten der Werbung.
Versicherungen: Prüfe intensiv, welche Versicherungen du wirklich benötigst und welche Versicherung dich im Falle eines Falles nicht hängen lässt. Eine kaputte Scheibe oder ein Wasserschaden kann schneller eintreten, als man denkt.
Ohne ausreichend Kapital ist eine Selbstständigkeit nicht zu empfehlen. Entweder hast du genügend Eigenkapital, planst eine Finanzierung inklusive eventueller Förderungen oder entscheidest dich für einen Mix aus den genannten Möglichkeiten. Für Neulinge in der Kosmetikbranche könnten staatliche Förderprogramme oder sogenannte Mikrokredite interessant sein. Diese sind speziell für Gründer konzipiert worden. Um einen dieser Kredite oder Förderungen zu erhalten, sind solide Unterlagen sehr hilfreich. Neben einer Darstellung deines Geschäftsmodells sollten folgende Dinge nicht fehlen: eine Marktanalyse, dein Dienstleistungsangebot, deine Marketingstrategie und – ganz wichtig – deine Finanzplanung.
Kalkulation und Preisgestaltung
Eine der für uns entscheidenden Grundlagen einer erfolgreichen Selbstständigkeit ist die Kalkulation und Preisgestaltung. Die kalkulierten Preise müssen wettbewerbsfähig sein und gleichzeitig alle anfallenden Kosten decken und den Gewinn erzielen, der euren persönlichen Bedürfnissen entspricht. Welche Kosten sollten in der Kalkulation Berücksichtigung finden? Ganz einfach gesagt: alle. Alle Kosten, die nicht berücksichtigt werden, belasten deine persönliche Liquidität.
Unternehmerlohn: Egal ob als Soloselbstständige oder Chefin von mehreren Mitarbeitern, du solltest eine genaue Vorstellung davon haben, was deine Arbeit wert ist und wie diese sich am Ende eines jeden Monats auszahlen sollte. Grundlage ist, einmal festzustellen, was du selbst an persönlichen finanziellen Mitteln pro Monat benötigst, um unabhängig deine privaten Kosten bestreiten zu können.
Personalkosten: Solltest du zukünftig mit Personal planen, solltest du dieses unbedingt in deiner Kalkulation berücksichtigen. Personal ist einer der größten Kostenfaktoren in der Kalkulation und kann entscheidenden Einfluss auf die Höhe der Dienstleistungspreise haben. Ob du alle anfallenden Kosten in einem Salon allein erwirtschaftest oder ob du die Unterstützung von zusätzlichem Personal hast, kann in vielerlei Hinsicht dein Business beeinflussen. Unproduktives Personal belastet deine Liquidität, produktives Personal unterstützt dich massiv beim Erreichen deiner Ziele. Kalkuliere doch einmal, welche Dienstleistungspreise du mit und ohne Personal kassieren müsstest.
Zeitaufwand pro Dienstleistung: Für eine optimale Kalkulation solltest du sogenannte Soll-Dienstleistungszeiten zugrunde legen. Der Dienstleistungspreis wird auch stark durch die Dauer der Durchführung beeinflusst. Deshalb sollten alle Mitarbeitenden die kalkulierten Services in der Sollzeit durchführen können, damit der Preis stimmt. Ausnahmen sind natürlich erlaubt, ein zeitlicher Mehraufwand kann auch über eine entsprechende Pauschale zusätzlich kassiert werden.
Gemeinkosten: sind laufende Betriebskosten wie Miete, Strom, Wasser, Versicherungen und vieles mehr. Hier ist es als Neuling wichtig, keine Kosten zu vergessen. Hier tauchen viele Kosten auf, an die du mit Sicherheit jetzt noch nicht denkst, zum Beispiel GEZ, GEMA, Steuerberaterkosten oder Kosten für den täglichen Bedarf, um deinen Kunden auch ein Getränk anbieten zu können. All diese Kosten müssen berücksichtigt werden und haben Einfluss auf den endgültigen Dienstleistungspreis.
Fazit
Kalkulation ist leider keine genaue Wissenschaft. Aber keine Kalkulation ist fahrlässig. Deine Aufgabe als zukünftiger Unternehmer ist es ebenfalls, dir all das benötigte Wissen anzueignen, um langfristig selbstständig erfolgreich zu sein. Zu Beginn deiner Selbstständigkeit solltest du dich bei jeder Investition fragen: „Ist diese notwendig, oder will ich sie nur?“ Ob du eine teure Webseite, ein unverkennbares Logo oder eine aufwendige Marketingstrategie benötigst, kannst nur du entscheiden. Stelle dir jedoch immer die Frage: „Was bringt es mir?“ Bringt dir eine Webseite oder ein Logo neue Kunden? Wenn du eine apparative Kosmetik anbieten möchtest, ist der Kunde bereit, die benötigten Preise zu zahlen? Wenn du eine Mitarbeiterin einstellen möchtest, ist diese in der Lage, ihren Lohn zu erwirtschaften?
In deiner Selbstständigkeit wirst du mit jeder neuen Entscheidung wichtige Erfahrungen sammeln, die dich zukünftig zu einer erfolgreichen Unternehmerin machen. Für dich ist es wichtig, die Höhe des „Lehrgeldes“ in Grenzen zu halten und eventuelle Risiken zu vermeiden.
Andrea Hurt-Gläser
Gemeinsam mit ihrem Team hilft die Autorin selbstständigen Kosmetikerinnen, sich ein profitableres Studio-Business aufzubauen, indem sie ihnen zeigt, wie sie ihre Zahlen verstehen und ihre Preise richtig kalkulieren. Nimm gerne Kontakt auf, um dich vor den ersten unternehmerischen Risiken zu bewahren.