Gesunder Schönheitsschlaf: 4 Experten im Interview

09.01.2020
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Ausreichend und ungestörter Schlaf sorgt nicht nur für Wohlbefinden und hält uns gesund, sondern im Schlaf regeneriert sich die Haut. Dafür verantwortlich ist ein Wachstumshormon, das im Schlaf ausgeschüttet wird. Wie viel Schlaf ausreichend ist, welche Faktoren Schlaf behindern können und wie sich Schlafmangel auf die Haut auswirkt, erklären vier Experten im Interview und verraten passende Maßnahmen.

Prof. Dr. med. Christoph M. Bamberger

Arzt für Innere Medizin und Endokrinologie Professor an der Universität Hamburg und Direktor des Conradia Medical Prevention Hamburg,

www.conradia-checkup.de

www.humanicon.com

"Permanenter Schlafmangel kann frühe Falten verursachen."

1. Wie viel Schlaf benötigt unser Körper, um gesund zu bleiben?

Prof. Dr. med. Christoph M. Bamberger: Das ist bei jedem Menschen verschieden und genetisch vorgegeben. In der Regel liegt das Schlafbedürfnis zwischen sechs und acht Stunden. Doch nicht jeder braucht gleich viel Schlaf: ältere Menschen weniger als junge. Langschläfer schlafen auch nicht automatisch besser als Kurzschläfer. Wichtig ist hier immer der Anteil des Tiefschlafes. Denn dabei ist der ganze Körper auf Regeneration eingestellt. Übrigens ist auch nicht wichtig, wann unser Schlaf stattfindet. Man weiß mittlerweile: Die alte Regel, der gesündeste Schlaf findet vor Mitternacht statt, ist nicht richtig. Die Bettgehzeit spielt für die Erholsamkeit keine Rolle. Man unterscheidet klassisch zwischen den „Lerchen“, das sind die Frühaufsteher, und den „Eulen“, die später erst aktiv werden. Wer natürlich morgens länger schläft, bleibt abends länger wach.

Leider muss man heute durch den Arbeitsalltag in der Regel morgens wach sein. So müssen viele Menschen eben gegen ihren chronobiologischen Rhythmus schlafen. Ob man genug und gut schläft, lässt sich immer daran feststellen, dass wenn man tagsüber fit und leistungsfähig ist, der Schlaf genug war.

2. Wie wirkt sich Schlafmangel auf den Körper und speziell auf die Haut aus?

Ganz klar: Während wir schlafen, regeneriert sich unser Körper. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, permanenter Schlafmangel kann frühe Falten verursachen. Im Schlaf wird ein Wachstumshormon ausgeschüttet. Schlafen wir zu wenig oder die Tiefschlafphase ist gestört, kann dieses Hormon nicht richtig produziert werden, das zeigt sich dauerhaft an der Haut. Sie wird dünner, und es kommt dadurch zur Faltenbildung. Der Körper reagiert auf Schlafmangel mit Konzentrationsstörungen. Wir wissen, wenn wir eine Nacht nicht gut schlafen, wie schwer es am anderen Tag fällt, Dinge bewusst wahrzunehmen. Langfristig kann Schlafmangel sogar Bluthochdruck begünstigen und sogar den Blutzucker beeinflussen. Zu wenig Schlaf kann auch zu Depressionen führen und sogar dick machen. Denn wer tagsüber müde ist, neigt dazu, mehr zu essen.

3. Was hindert uns daran, einzuschlafen oder durchzuschlafen, und welche Maßnahmen empfehlen Sie für einen gesunden Schlaf? Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?

Das können zum einen äußere Einflüsse sein: Lärm, aber auch eine schlechte Matratze. Hier sollte man zuerst bei der Schlafhygiene anfangen. Zum Einschlafen hilft alles, was uns zum Entspannen bringt: Nehmen Sie abends ein Bad. Trinken Sie ab dem Nachmittag schon keine koffeinhaltigen Getränke. Gönnen Sie sich eine große Tasse Baldrian-Tee. Das hilft schon beim Herunterkommen.

Die Wechseljahre sind auch ein Grund, nicht schlafen zu können. Viele Frauen klagen gerade in dieser Zeit über Schlafstörungen. Kummer, Sorgen, zu später Sport, aber auch Alkohol am Abend behindern ebenfalls den gesunden Schlaf. Natürliche Baldrian- oder Hopfenpräparate können hier durchaus etwas nachhelfen. Sehr gut wirken auch schon geringe Dosen an Melatonin, um das Einschlafen zu fördern. Retard-Produkte setzen die Wirkstoffe nach und nach frei und unterstützen somit das Durchschlafen.

Dr. med. Alexander Wunsch

Arzt in den Bereichen Lichttherapie, Photobiologie und Biophysik, Privatpraxis, Heidelberg

www.alexanderwunsch.de

"Für einen gesunden und erholsamen Schlaf möglichst kein blaues Licht mehr nach Sonnenuntergang."

1. Wie wirkt sich Blaulicht auf unseren Schlaf aus?

Dr. med. Alexander Wunsch: In der Natur gibt es einen hohen Anteil von blauem Licht nur am Tag, wobei der Himmel im Sommerhalbjahr noch mehr Blaulicht spendet als im Winter. Die natürliche Gleichung lautet also: Viel Blaulicht bedeutet Tag und Sommer, also die Phasen, in denen unser Organismus besonders aktiv sein muss. Das Fehlen von Blaulicht-Anteilen hingegen signalisiert unserem Körper, dass es Schlafenszeit ist, also die Phase, in der sich unser Organismus regeneriert und auf Zellebene wichtige Reparaturvorgänge ablaufen. Wenn wir also nach Sonnenuntergang mit Blaulicht aus Smartphones, LED-Leuchten, Fernsehern und Ähnlichem konfrontiert sind, wirkt sich das äußerst negativ auf die Erholungsvorgänge im Organismus aus.

2. Welche Unterschiede gibt es bei Blaulicht?

In der Natur hat das blaue Licht seinen Sinn, zum Beispiel als wichtiger Signalgeber für den zirkadianen Rhythmus, indem unsere inneren Uhren, die alle Zellen und Organe steuern, synchronisiert werden. Auch in der therapeutischen Anwendung von Licht spielt Blau eine wichtige Rolle, zum Beispiel bei der Behandlung von Akne, Neurodermitis und Schuppenflechte. Neuerdings gibt es sogar blaue „LED-Pflaster“, die erfolgreich gegen Rückenschmerzen eingesetzt werden. Wissenschaftliche Untersuchungen der vergangenen Jahre haben in den Hautzellen verschiedene Rezeptoren ausfindig machen können, die für blaues Licht empfindlich sind und die bei der Anpassung der Haut an die UV-Strahlung im Sonnenlicht beteiligt sind. In der Natur und im lichttherapeutischen und kosmetischen Kontext ist blaues Licht also positiv zu bewerten. Wenn man jedoch die aktuellen LED-Lichtquellen für die Allgemeinbeleuchtung betrachtet, dann besteht hier eher das Risiko einer ungewollten Überdosierung, die sich nicht nur negativ auf den Schlaf auswirken kann, sondern auch Hautstress und Augenprobleme hervorrufen kann.

3. Welche Maßnahmen empfehlen Sie für einen gesunden Schlaf?

Da blaues Licht am wirksamsten das Hormon Melatonin, das oft etwas salopp als Schlafhormon bezeichnet wird, unterdrückt, ist Lichthygiene die einfachste und wirkungsvollste Maßnahme, um einen gesunden und erholsamen Schlaf zu ermöglichen. Das heißt also: Möglichst kein blaues Licht mehr nach Sonnenuntergang, indem man LED-Licht meidet oder so filtert, dass die erhöhten Blauanteile nicht mehr vorhanden sind, beispielsweise mit einer Blaulicht-Schutzbrille. Lieber mal eine Kerze anzünden und in der Nachttischleuchte eine der guten, alten Glühlampen mit 25 Watt verwenden.

Dr. med. Jan Balczun

MHBA HNO-Facharzt, HNO-Praxis

Dr. Balczun, Bochum

wwww.hno-bochum-gerthe.de
"Atemaussetzer beim Schnarchen können für den Schnarcher gefährlich werden."

1. Was bedeutet Schnarchen für die Gesundheit und den Schlaf?

Dr. med. Jan Balczun: Das reine Schnarchen ist für den Scharcher ungefährlich. Nur die unmittelbare Umgebung ist von den lauten Geräuschen beeinträchtigt und findet nur schwer in den Schlaf. Gefährlich wird es für den Schnarcher, wenn zu den Geräuschen Atemaussetzer hinzukommen. Man spricht dann von einem Schlafapnoesyndrom. Durch diese Atempausen kommt es zu einer Minderversorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Hierdurch ist nicht nur der erholsame Schlaf gestört und man fühlt sich gerädert, auch das Herz muss nun viel stärker als normal arbeiten, wodurch sich der Blutdruck erhöht und das Risiko steigt, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

2. Wie kommt es zum Schnarchen?

Die atemsynchronen Geräusche entstehen vor allem in dem Bereich in unserem Hals, in dem Luft- und Speiseröhre nicht voneinander getrennt sind, dem Pharynx. Dieser Muskelschlauch erschlafft in der Nacht und bei einer Störung in diesem komplexen Regelsystem fängt das Gewebe an, zu vibrieren. Je nach Ort und Art der Störung kommt es zu unterschiedlichen Schnarchgeräuschen. Eher tiefe Töne kommen vor allem vom Gaumensegel, hohe Töne von den seitlichen Wänden und dem hinteren Ende der Zunge.

3. Welche Maßnahmen empfehlen Sie gegen das Scharchen?

Wichtig ist zunächst einmal die Überprüfung auf Atemaussetzer hin. Bei leichtem Verdacht wird hier eine Messung in der häuslichen Umgebung durchgeführt, dem Schlafscreening. Hierbei wird aufgezeichnet, wann und wie häufig geschnarcht wird und ob es während der Nacht zu einem Sauerstoffabfall im Blut kommt. Ist dies der Fall, findet eine weitere Überprüfung in einem Schlaflabor statt, in dem ausführlichere Parameter getestet werden und eine genauere Schlafanalyse durchgeführt wird. In jedem Fall sollte im Anschluss eine Schlafendoskopie durchgeführt werden. Hier wird der Patient in einen künstlichen Schlaf versetzt und der HNO-Arzt schaut mit einem kleinen flexiblen Schlauch durch die Nase. Hierdurch können Engstellen und Vibrationen im Pharynx festgestellt und auf Video aufgezeichnet werden.

Abhängig von den Ergebnissen dieser Untersuchung ist manchmal schon ein wenig Gewichtsreduktion und das Vermeiden von schweren Speisen am Abend genug, um das Schnarchen zu beheben. Oft hilft auch eine kleine Operation, das Schnarchen zu beheben. Einige dieser Eingriffe können dabei sogar in örtlicher Betäubung durchgeführt werden. In schweren Fällen wird eine Atemmaske verordnet, die die ausreichende Sauerstoffversorgung des Blutes sicherstellt und somit für einen gesunden Schlaf sorgt.

Elena Helfenbein

Dipl.-Betriebswirtin, ausgebildete Fachkosmetikerin Leitung der Abteilung Anwendungstechnik und Behandlungskonzeption bei Babor Cosmetics, Aachen

www.babor.de

"Massagen sorgen in einer Behandlung für großes Wohlbefinden."

1. Welche Behandlungen sorgen für Wohlbefinden und damit auch für einen guten Schlaf?

Elena Helfenbein: Massagen sorgen in einer Behandlung für großes Wohlbefinden – vor allem wenn das Treatment gleich mehrere enthält. Eine Rosenquarz-Massage aktiviert die Lymphe, um die Entstauung des Gewebes zu stimulieren. Mit speziellen Grifftechniken pressen die Hautexperten im nächsten Step ein Wirkstoffkonzentrat in die Haut hinein. Eine weitere Massage stimuliert intensiv das Gewebe, steigert die Hautdurchblutung und unterstützt die Wirkung der angewendeten Produkte.

2. Welche Wirkstoffe wirken besonders gut über Nacht?

Als nachtaktiv wirksam erwiesen haben sich Wirkstoffe wie Trüffel, schwarze Weide oder schwarze Alge. Sie unterstützen den natürlichen Regenerationsprozess der Haut, während wir schlafen. Auch Vitamin A beziehungsweise Retinol ist nachts ein nützlicher Helfer. Der Wirkstoff regt die Kollagensynthese an, fördert die Bildung neuer Hautzellen und mildert Linien und Fältchen. Außerdem lassen sich aus Rosmarin, Ginseng, Brennnessel, Braunwurz, Brunnenkresse, Sauerampfer, Erdrauch und Blasentang Kräuterxtrakte herausfiltern und mit einem biotechnologischen Verfahren so veredeln, dass sie eine synergetische Regenerationskraft entwickeln.

Auch Wirkstoffe, die das Cortisol-Level regulieren, können unsere Haut unterstützen, während wir schlafen. Indisches Johannisbrotgewächs sorgt dafür, dass die Haut in Stresssituationen weniger angegriffen wird. Hexapeptide-8 hat einen „Botox“-ähnlichen Effekt und hilft so, die Gesichtszüge zu entspannen.

3. Wie lässt sich ein Facial-Workout zur Entspannung der Gesichtsmuskeln in ein Treatment einbinden und wie funktioniert's?

Das Mini-Workout empfiehlt sich nach dem Auftragen einer Ampulle. Und das geht so: Zuerst Fingerkuppen flach mittig auf die Stirn legen, mit Druck Richtung Haaransatz hochfahren, bis 7 zählen, Spannung lösen. Mit den Fingerkuppen sanft von der Stirnmitte zu den Schläfen fahren. Dann Zeige-, Mittel- und Ringfinger rechts und links neben der Nase auflegen und circa 1 cm nach außen fahren. Bis 7 zählen, Spannung lösen. Im dritten Schritt Zeige- und Mittelfingerkuppen versetzt oberhalb der Mundwinkel auflegen und über das Jochbein bis zur Schläfe hochfahren. Bis 7 zählen, Spannung lösen. Jetzt treffen sich Zeige- und Mittelfinger mittig über der Oberlippe und unter der Unterlippe und fahren dann entlang der Lippenkonturen. Bis 7 zählen, Spannung lösen. Schließlich Mittel- und Ringfinger seitlich auf die Kieferkanten legen und circa 2–3 cm in Richtung Mundwinkel fahren. Bis 7 zählen, Spannung lösen. Alle Schritte 3 Mal wiederholen.

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