Das Vorgespräch als Grundstein für eine zielgerichtete Behandlung

28.04.2022
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Beim Heilpraktiker oder Arzt ist es die Anamnese. Im Institut ist es das Vorgespräch, das bereits einen wichtigen Grundstein des Behandlungserfolgs legt. Begleitet wird es durch eine Hautdiagnose oder -analyse. Wie Sie am besten vor­gehen, erfahren Sie hier.

Zunächst erfassen Sie auf einem Aufklärungsbogen alles schriftlich, was sich um die Hautgesundheit der Kundin dreht. Denken Sie bei der Angabe der Kontaktdaten unbedingt an Datenschutzhinweise. Jetzt kommt der für Sie entscheidende Punkt: Was möchte/erwartet/wünscht sich die Kundin? Zum Beispiel: Anti-Aging, reinere Haut, Wellness/Entspannung etc. Wenn Sie die Erwartungen Ihrer Kundin möglichst genau erfragen und verstehen, legt das den Grundstein für eine gewinnbringende Beziehung. Denn wenn die Kundin sich verstanden fühlt, fasst sie schneller Vertrauen und wird auch offen für Ihre Beratung sein.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Sie im Vorgespräch über die Haut, Probleme und Wünsche der Kundin sprechen. Außerdem erhalten Sie hier bereits wichtige Informationen, wann Sie bestimmte Anwendungen besser nicht durchführen. Mitunter können Sie anhand des Vorgesprächs schon erste Rückschlüsse auf die Ursachen der Hautprobleme ziehen.

Kosmetik und ihre Grenzen

Wichtig ist, dass Sie als Kosmetikerin keine medizinischen Rückschlüsse ziehen. Hier sollten Sie die Kundin mit einem Hinweis zum entsprechenden Arzt schicken. Ein Beispiel: Die Kundin beschreibt einen juckenden Hautausschlag, schuppig und kreisförmig. Da dieser insbesondere in den Zehenzwischenräumen auftritt, tippen Sie auf Fußpilz. Auch wenn die Anzeichen sehr eindeutig sind, dürfen Sie keine Diagnose stellen! Weisen Sie die Kundin darauf hin, dass es sich um einen Pilz handeln könnte, und empfehlen Sie ihr, einen Arzt aufzusuchen, um es abklären zu lassen. Im Vorgespräch sollten Sie unbedingt schon auf die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten eingehen; allerdings sollten Sie erst nach der Hautanalyse abschließend entscheiden, wie die Behandlung aussieht.

Der Aufklärungsbogen

Daten, die Sie erfassen sollten sind:

- Alter, Schwangerschaft

- Allergien, chronische Krankheiten (Diabetes, Bluthochdruck etc.)

- Unverträglichkeiten

- Fragen zur Haut: Spannungsgefühl, Probleme mit Unreinheiten etc.

- bisherige kosmetische Pflege: Produkte zu Hause und im Kosmetikinstitut

- Medikamenteneinnahme, Metallimplantate

- ärztliche Behandlung, OPs, minimalinvasive Behandlungen (Botulinumtoxin A, Hyaluronsäure, Fadenlifting etc.)

Die Hautanalyse

Ein wichtiger Punkt vorweg: Eine Diagnose im medizinischen Sinne dürfen nur Ärzte oder Heilpraktiker stellen. Allerdings hat sich der Begriff „Hautdiagnose“ so sehr eingebürgert, dass wohl jeder weiß, um was es geht: die Hautanalyse durch die Kosmetikerin. Dennoch ist Vorsicht geboten. Verwenden Sie lieber das Wort Analyse, da es unverfänglicher ist.

Die Hautanalyse erfolgt meist unmittelbar nach dem Vorgespräch. Hier geht es darum, die Haut zu begutachten. Ganz klassisch geschieht das, indem die Kosmetikerin die zuvor gereinigte Haut zunächst gründlich betrachtet. Ein weiteres sehr gutes Vorgehen ist, die Haut zu befühlen: Ist die Oberfläche eher rau oder weich? Ist die Haut straff oder leicht verschiebbar? Danach können Sie Tonus und Turgor überprüfen.

Tonus: Testen Sie die Spannung, indem Sie die Haut leicht verschieben und schauen, ob dies schwer geht und wie diese wieder zurück in die Ausgangsposition geht.

Turgor: Zellspannung, gibt einen Aufschluss über die Versorgung mit Wasser (Trinkmenge und Feuchtigkeitspräparate von außen). Der Klassiker ist auf dem Handrücken: Hautfalte anheben und loslassen! Geht die Haut schnell und spurlos in Ausgangsposition oder bleibt die Falte kurz stehen und knittert die Haut? Ich mache das im Gesicht gern an der Stirn oder vorsichtig unter den Augen.

Danach können Sie die Hautempfindlichkeit überprüfen: Mit einem Spatel kratzen Sie vorsichtig über die Haut. Hier zeigt sich entweder nichts, ein roter Strich oder gar ein weißer Strich. Dieses Verfahren wird auch als Dermographismus bezeichnet.

Die Hautanalyse

Was ist hier nun zu sehen?

- Poren(größe)

- Falten und Fältchen

- Unreinheiten

- Pigmentation/Pigmentflecken, Sommersprossen, Muttermale

- Gefäßschäden, Couperose

- Schüppchen, trockene Stellen

Zielsetzung bestimmen

Nun fassen Sie die Ergebnisse des Vorgesprächs und der Hautanalyse zusammen: Hieraus ergibt sich eine Zielsetzung. Diese sollte möglichst mit den Wünschen der Kundin, aber auch mit Ihrer professionellen Einschätzung übereinstimmen. Manchmal hat die Kundin ganz andere Wünsche oder schätzt ihre Haut selbst anders ein. Hier können Sie mit sachlichen Argumenten weiterkommen. Neben der klassischen Hautanalyse gibt es die computergestützte Hautanalyse, die mit verschiedenen Messsonden und stark vergrößernden Kameras arbeitet. Das ist besonders für Kunden, die gern Fakten sehen, hilfreich.

Anamnese beim Heilpraktiker

Beim Heilpraktiker gibt es, sofern es um die Haut geht, natürlich auch eine Anamnese. Hier wird jedoch stärker nach medizinischen Dingen (Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Vorerkrankungen auf den gesamten Körper bezogen) gefragt. Oft kommt auch die chinesische Hautanalyse zum Einsatz. Dabei werden bestimmte Regionen im Gesicht Organen zugeordnet, die Hauttemperatur und Linien auf der Haut werden betrachtet. Daraus ergibt sich auch ein Rückschluss auf den Energietyp der Kundin. Interessant ist dies, wenn auch entsprechend solcher Systeme im Anschluss gearbeitet wird.

Schlüssel zum Erfolg

In einem ausführlichen Vorgespräch liegt der Schlüssel zu einer individuellen und vor allem zielgerichteten Behandlungsstrategie. Denn nur wenn die Kosmetikerin die Pflegegewohnheiten, Allergien und sonstige beeinflussende Faktoren, wie etwa besondere hormonelle Situationen, kennt, kann sie das richtige Konzept entwerfen. Die Frage nach den Wünschen der Kundin ist dabei ein Garant für Zufriedenheit. So kommen Sie schnell auf eine Ebene, bei der es eben um das Hautbedürfnis geht und nicht etwa um den Preis. Ihre Empfehlungen basieren auf dem Vorgespräch und der Hautanalyse, ein sehr klares Argument. Beraten Sie Ihre Kundin immer umfassend, denn das ist ein besonderer Service, der Sie eben von anderen Anbietern unterscheidet.

Foto: Susanne Pfau
Susanne Pfau

Heilpraktikerin, staatlich geprüfte Kosmetikerin,

Inhaberin der Kosmetikpraxis Pfau, Bad Harzburg,

www.susannepfau.de

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