Allergisches Kontaktekzem - verbreitet und verzögert

04.06.2018
Foto: Ternavskaia Olga Alibec/Shutterstock.com

Dermatologen wurden in den letzten Jahren in ihren Praxen immer häufiger mit Allergien konfrontiert. Kein Wunder, leiden schätzungsweise 20 bis 30 Millionen Deutsche an allergischen Erkrankungen. Tendenz steigend.

Die allergische Kontaktdermatitis ist dabei eine der häufigsten Allergieformen. In den meisten Ländern stellt das Ekzem, das durch äußeren Kontakt der Haut mit an sich ungefährlichen Stoffen entsteht, sogar eine der meistverbreiteten Berufskrankheiten dar. Besonders betroffen sind zum Beispiel Friseure (Reaktion auf Haarfärbemittel), Reinigungskräfte (Reaktion auf Putzmittel) oder Beschäftigte im medizinischen Bereich (Reaktion auf Desinfektionsmittel oder auch Handschuhe).

Allergisches Kontaktekzem

Bei der Kontaktdermatitis handelt es sich um eine Typ-IV-Allergie, die sich in Form einer nicht ansteckenden Entzündung der obersten Hautschicht äußert. Sie geht mit charakteristischen Symptomen einher, wie unstillbarem Juckreiz und einer begrenzten, anschwellenden Auflockerung der Oberhaut, die in schweren Fällen Bläschen oder Knötchen aufweist.

Voraussetzung für das Entstehen eines Ekzems ist der wiederholte Kontakt mit Allergenen. Die erstmalige Berührung bleibt in der Regel unbemerkt, da sich zunächst noch keine Symptome zeigen. Dennoch kommt es im Zuge dessen zur sogenannten Sensibilisierung. Der Zeitraum zwischen Erstkontakt und Auftreten der Symptome kann zwischen wenigen Tagen und mehreren Jahren variieren. Erst wenn die Allergene erneut auf die Haut gelangen, kommt es zu einer sichtbaren allergischen Reaktion (der sogenannten Auslösungsphase). Dies geschieht über bestimmte Zellen der obersten Hautschichten, die fremde Substanzen zu den nahegelegenen Lymphknoten transportieren und sie dort an das immunologische Gedächtnis, die T-Zellen, übergeben. Zurück in die Haut gewandert rufen sie durch Freisetzung von Botenstoffen die entzündliche Reaktion hervor.

Je häufiger der Kontakt, desto heftiger zeigt sich letztlich auch das Kontaktekzem. Wichtig zu wissen: Aufgrund der zeitlich verzögerten Auslösungsphase können sich Allergien im Laufe eines ganzen Lebens entwickeln.

Mögliche Ursachen

Bislang sind rund 3.000 Stoffe bekannt, die eine Kontaktallergie hervorrufen können. Zu den geläufigsten Auslösern zählen neben verschiedenen Konservierungsstoffen sowie Duft- und Farbstoffen auch Metallsalze, insbesondere Nickel. Das Metall kommt zum Beispiel in Modeschmuck sowie Reißverschlüssen zum Einsatz oder wird als Bestandteil von Cremes verwendet. Aber auch Lanolinalkohole oder Parabene, die ebenfalls in Hautpflege und Kosmetika zu finden sind, zählen zu den auslösenden Stoffen.

Nach dem Kontakt des betroffenen Allergens zeigt sich das Ekzem nach etwa 48 bis 72 Stunden. Prinzipiell können alle Körperstellen davon betroffen sein. Bevorzugt bilden sich allergische Kontaktekzeme allerdings an den Händen. Das Ausmaß der Hautentzündung hängt dabei von der Intensität des Allergenkontakts ab.

Bei sehr starker Sensibilisierung kann der Kontakt mit dem Allergen übrigens auch über die Luft erfolgen. Für die sogenannte aerogene allergische Kontaktdermatitis ist demnach keine direkte Berührung notwendig. Auslöser können zum Beispiel bestimmte Stoffe in Wandfarben oder auch Zimmerpflanzen sein.

Frühzeitige Erkennung

Eines der wichtigsten Diagnostikverfahren für Kontaktekzeme ist der Epikutantest. Hierfür werden auf den Rücken des Patienten Pflaster mit den in Frage kommenden Stoffen platziert, die für 72 Stunden auf der Haut verbleiben. Nach Ablauf dieser Zeit lassen sich die möglichen Ekzemauslöser anhand der vorhandenen Hautreaktionen vom Dermatologen ablesen. Dies ist zwar zeitaufwendig, hat aber auch Vorteile: Mit Hilfe des Standardepikutantest lassen sich die 27 häufigsten Allergene oder gezielt ausgewählte Substanzen testen. Welche Kontaktallergene als sogenannte „Standards“ aufgeführt werden, wird anhand einer Häufigkeitsliste bestimmt, die ständig aktualisiert wird und somit die derzeit relevantesten Fremdstoffe erfasst. Der Test ermöglicht zwar eine frühzeitige Erkennung von Kontaktallergenen, funktioniert aber nur, wenn keine Allergiemedikamente eingenommen werden und die Haut am Rücken vollständig gesund ist.

Eine besondere Herausforderung stellen allerdings Duftallergien dar, insbesondere wenn es sich um eine Mischung verschiedener Substanzen handelt. Um das Ausmaß einschätzen zu können: Alleine in Mitteleuropa sind etwa 6.000 Duftstoffe bekannt.

Exakte Allergiediagnostik

Im Gegensatz zu Immunglobulin-E-vermittelten Erkrankungen, wie zum Beispiel dem Heuschnupfen, ist es momentan noch nicht möglich, ein allergisches Kontaktekzem zu hyposensibilisieren, sprich eine immunologische Toleranz herzustellen. Die einzige präventive Maßnahme ist das Bestimmen und anschließende Meiden des betroffenen Stoffes. Dies ist meistens jedoch nicht so einfach, da sich aufgrund des zeitlich versetzten Auftretens des Ekzems an in Frage kommende Allergene oftmals nicht mehr erinnert werden kann. Es empfiehlt sich daher in jedem Fall, eine exakte Allergiediagnostik in der Praxis oder Klinik durchführen zu lassen. Ohnehin ist es ratsam, bereits bei ersten Anzeichen einer Kontaktallergie einen Dermatologen zu Rate zu ziehen. Nur so wird eine schnelle Ursachenklärung und ein Eindämmen der Hauterkrankung gewährleistet. Der Arzt verschreibt in der Regel auch ein leicht steroidhaltiges Präparat, das die vorhandenen Symptome schnell lindert. Auch ein Antiseptikum bzw. eine rückfettende Pflege ohne kontaktallergenes Risiko können helfen.

Kosmetische Behandlungen

Um einem allergischen Kontaktekzem vorzubeugen, sollte vor einer jeden kosmetischen Behandlung eine ausführliche Anamnese erfolgen. So kann auf vorhandene, bereits bekannte Allergien eingegangen und die Behandlung entsprechend angepasst werden.

Dies heißt konkret: Betroffene Patienten dürfen keinesfalls mit allergenhaltigen Pflegeprodukten in Berührung kommen. Ein typisches Beispiel hierfür ist die Unverträglichkeit von Nickel, einem häufig verwendenden Bestandteil von Cremes.

Grundsätzlich sollten Wirkstoffe während einer Kosmetikbehandlung auch nicht wahllos miteinander kombiniert werden. Insbesondere an hochkonzentrierte Inhaltsstoffe besser vorsichtig herantasten. Diese Empfehlung ist für die anschließende Heimpflege übrigens ebenfalls essenziell.

Entgegen der weitverbreiteten Annahme gilt auch Naturkosmetik als potenzieller Allergieauslöser. Vor allem pflanzliche Hautpflegeprodukte, die Teebaumöl, Propolis oder Extrakte von Korbblütlern enthalten, werden als Risikofaktor eingestuft. Hier gilt daher der Tipp, die natürlichen Cremes und Co. vor dem Gebrauch zur Sicherheit immer erst auf der Arminnenseite testen.

Auf einen Blick

  • Die allergische Kontaktdermatitis ist eine der häufigsten Allergieformen.
  • Das Ekzem stellt in den meisten Ländern eine der meistverbreiteten Berufskrankheiten dar. Besonders betroffen sind z.B. Friseure, Reinigungskräfte oder Beschäftigte im medizinischen Bereich.
  • Bei der Kontaktdermatitis handelt es sich um eine Typ-IV-Allergie, die sich in Form einer nicht ansteckenden Entzündung der obersten Hautschicht äußert.
  • Charakteristische Symptome sind: unstillbarer Juckreiz, eine begrenzte, anschwellende Auflockerung der Oberhaut, in schweren Fällen mit Bläschen oder Knötchen.
  • Voraussetzung für das Entstehen eines Ekzems ist der wiederholte Kontakt mit Allergenen.
  • Zu den geläufigsten Auslösern zählen neben verschiedenen Konservierungsstoffen sowie Duft- und Farbstoffen auch Metallsalze, besonders Nickel.
  • Etwa 48 bis 72 Stunden nach dem Kontakt des betroffenen Allergens zeigt sich das Ekzem.
  • Der Epikutantest ist eines der wichtigsten Diagnostikverfahren für Kontaktekzeme. Mit ihm lassen sich die 27 häufigsten Allergene oder gezielt ausgewählte Substanzen testen.
Wie die Kosmetikerin dem allergischen Kontaktekzem vorbeugen kann und therapiebegleitend unterstützen kann, verrät Dagmar Schufla, Fachkosmetikerin und Trainerin national Reviderm.

Für die akute Behandlung einer Kontaktdermatitis sollte stets zuerst ein Dermatologe konsultiert werden. Ohne die genaue Abklärung des allergieauslösenden Stoffes sollte nicht behandelt werden.

Nach Abklärung kann auch die ausgebildete Kosmetikerin für die ersten Symptome wie Hautrötungen, Schuppenbildung und Juckreiz therapiebegleitende Pflegeprodukte empfehlen, um das Wohlbefinden zu steigern und die Verbreitung des Ekzems durch übermäßiges Kratzen oder Verwendung von falschen Cremes und Salben zu unterbinden. Besonders gut eignen sich hierfür antibakterielle Wirkstoffe, wie Mikrosilber oder „wilder Indigo“, der spürbar Juckreiz und Missempfindungen nimmt, oder Boswelliasäure, die entzündungshemmend wirkt.

Neben der effektiven Beruhigung steht darüber hinaus der Aufbau des aciden Schutzmantels der Haut im Vordergrund. Hierzu bieten sich intelligente Pufferkonzentrate an. Auch Pflegeprodukte, die auf Basis des „Derma-Membran-Systems" hergestellt sind, sind besonders gut zur Prävention geeignet, da sie die Hautbarriere stärken und damit das Eindringen von potenziellen Allergenen (Pollen, Milbenkot, Bakterientoxine etc.) verringern.

Im kosmetischen Bereich ist zudem darauf zu achten, dass auch Make-up-Produkte wie Mascara, Eyeliner oder Lippenstift allergische Reaktionen auslösen können. Auch bei der Wahl der dekorativen Kosmetik sollte daher großes Augenmerk auf Inhaltsstoffe gelegt werden.

Ultrafein mikronisierte Mineralien, Spurenelemente und hochwertige Inhaltsstoffe stellen die perfekte Basis dar, damit das Make-up nicht nur kurzzeitig den Anwender verschönert, sondern auch nachhaltig dessen Hautgesundheit bewahrt.

Dr. med. Christian Merkel - Dermatologe und Allergologe Haut- und Laserzentrum an der Oper München, www.haut-und-laserzentrum.de

Mehr zu den Themen:

Das könnte Sie auch interessieren

Mehr aus der Rubrik Dermatologie