Wirkstoffe und Rezeptur

26.07.2011

Fußpflegekosmetik Teil 3

Anders als arzneilich wirksame Substanzen dürfen kosmetische Wirkstoffe nur das Hautorgan beeinflussen. Sie dienen der Reinigung, der Pflege und dem Schutz der gesunden oder gestörten Fußhaut. Mehr als der einzelne Stoff entscheidet die Qualität der Gesamtrezeptur über die Wirksamkeit und den Nutzen eines Pflegeproduktes

Die offizielle INCI-Liste (INCI: International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) der Europäischen Union zählt rund 8.000 kosmetische Inhaltsstoffe. Den Wirkstoffen wird dabei in der Regel mehr als nur eine Wirkung zugeschrieben. Das Wirkspektrum der einzelnen Substanzen ist meist vielschichtig und umfassend. Dabei handelt es sich oft um unterschiedliche Effekte, die sich ergänzen und aufeinander aufbauen und erst in der Summe ein optimales Pflegeergebnis erzielen.

Alle Inhaltsstoffe zählen

Wirkstoffe können die Effektivität eines Kosmetikproduktes verbessern. Sie können dies allerdings nicht alleine. Zu den wichtigsten Grundsätzen in der Kosmetik gehört vielmehr die Tatsache, dass die Wirksamkeit eines Pflegemittels stets von seiner Gesamtrezeptur abhängt. Nicht der einzelne Stoff entscheidet über den Nutzen, sondern das Zusammenspiel aller Stoffe sowie ihre Verarbeitung in einer spezifischen Pflegegrundlage (Emulsion).
Pflegestoffe können sich in ihrer Wirksamkeit ergänzen. Harnstoff beispielsweise ist ein multiaktiver Wirkstoff mit zahlreichen Effekten. Vor allem als Feuchthaltesubstanz findet er in vielen Produkten Verwendung. Die hautbefeuchtende Wirkung von Harnstoff lässt sich noch optimieren, wenn weitere Feuchthaltesubstanzen in der Rezeptur enthalten sind. Dies kann z.B. ein mineralstoffreicher Algenextrakt oder Aloe vera sein. Auch Tapiokastärke, die sich im Hautrelief ablagert, so die Hautplastizität verbessert und als Puffer zur Feuchtigkeitsregulation zwischen Haut und Umgebung beiträgt, wird eingesetzt. Bestimmte Alkohole wie Glycerin, Sorbitol und Propylenglykol, die als Lösemittel in Rezepturen enthalten sind, besitzen ebenfalls hygroskopische Eigenschaften und verbessern die Hautfeuchtigkeit.

Hornhautreduktion

Eine Optimierung der Pflegeleistung durch Synergieeffekte zwischen den Inhaltsstoffen findet man nicht nur bei der Hautbefeuchtung. Häufig werden zur Hornhautreduktion Fruchtsäuren oder diesen ähnliche Substanzen wie Salicylsäure eingesetzt. Ihre Verwendung ist allerdings nicht unkritisch. Auch bei richtiger Anwendung können sie zu Hautirritationen führen. Zwar lassen sich diese Irritationen durch eine Erhöhung des pH-Wertes der Zubereitung oder durch eine verminderte Konzentration vermeiden – der Peeling-Effekt lässt dann allerdings ebenfalls nach. Im Übrigen darf Salicylsäure in kosmetischen Produkten nach der jüngsten Änderung der Kosmetikver-ordnung nur noch in Konzentrationen bis maximal zwei Prozent eingesetzt werden. In dieser Dosierung sind keratolytische Effekte eher unwahrscheinlich.
Alternativ bieten sich zur Hornhautreduktion auch Rezepturen mit zehn Prozent Urea an, wobei weitere Inhaltsstoffe die Wirksamkeit verbessern. Allantoin zum Beispiel ist ein altbewährter, multiaktiver Wirkstoff, der aufgrund seiner günstigen toxikologischen und dermatologischen Eigenschaften in Haut- und Haarpflegeprodukten eingesetzt wird. Die in der Rosskastanie vorkommende Substanz kann auf die Hornschicht einen länger anhaltenden keratoplastischen Effekt ausüben, der sich in einer weichmachenden Wirkung, Glättung der Hautoberfläche und Beseitigung eines durch stärkere Schuppenbildung gekennzeichneten Hautzustandes zeigt. Die untersuchte keratoplastische Wirkung einer 0,2-prozentigen Allantoin-Lösung auf die Hornschicht entspricht derjenigen einer 10-prozentigen Harnstoff-Lösung.

Antibakteriell und desodorierend

Mikronisiertes Zinkoxid ist ein Wirkstoff, der aufgrund seiner antimikrobiellen Eigenschaften vor Fußgeruch schützt. Die Substanz wirkt gegen schweißzersetzende, Fußgeruch auslösende Bakterien. Auch hier lässt sich der Effekt steigern. Für eine Kombination aus mikronisiertem Zinkoxid sowie einem Extrakt aus dem ebenfalls antimikrobiell wirksamen Manukaöl ist nachgewiesen (proDerm 2007), dass sie Fußgeruch über mindestens 24 Stunden signifikant reduziert. Alternativ kann Zinkoxid auch mit Zinkricinoleat, einem Salz der Rizinolsäure, kombiniert werden. Dank seiner Molekülstruktur bindet es mehrfach an die Abbauprodukte im zersetzten Schweiß. Es ummantelt diese praktisch und neutralisiert den Geruch. In Fußpflegeprodukten gegen übermäßiges Schwitzen komplettiert Zinkricinoleat in gleicher Weise die Wirkung antitranspiranter Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Aluminiumchlorohydrat. Während der antitranspirante Wirkstoff das Lumen der Schweißkanäle verengt und somit die Schweißabgabe reduziert, neutralisiert das Ricinolsäuresalz den Fußgeruch.

Hautregeneration

Regenerierende und hautberuhigende Effekte spielen in der Pflegekosmetik eine wichtige Rolle. Einer der bekanntesten Wirkstoffe mit dieser Funktion ist Panthenol. In der Haut wird es zu Pantothensäure (Vitamin B5) umgewandelt, die in gebundener Form als Coenzym A in der lebenden Epidermis am Aufbau neuer Hautzellen beteiligt ist. Außerdem spielt sie eine Rolle bei Entgiftungsprozessen. Gerade bei entzündeter, rissiger Haut wie bei Rhagaden unterstützt Panthenol hervorragend die Wundheilung sowie die Barriereeigenschaften der Pflegegrundlage. Hafer- oder Kamillenextrakte beziehungsweise die aus ihrem Öl gewonnenen Substanzen (Avenanthramide, Bisabolol) wirken ebenfalls beruhigend und können die heilungsfördernden Eigenschaften von Panthenol daher wirksam ergänzen.
Dies gilt auch für Vitamin E (INCI: Tocopherol). Kosmetische Produkte enthalten zumeist die Ester des Vitamins, in der Regel Acetate. In der Haut wird durch Spaltung das reine Vitamin E freigesetzt. Kosmetische Bedeutung hat es vor allem als Radikalfänger. Radikale sind reaktionsfreudige Moleküle, die im Organismus durch extreme äußere Einflüsse wie UV-Strahlung entstehen. Sie vermitteln schädliche Stoffwechselprozesse, die auch in den Hautzellen ablaufen und die Zellvitalität stören. Vitamin E unterbindet diese Prozesse, schützt den Zellverbund der Epidermis und fördert auf diese Weise ebenso wie Panthenol ihre Barrierefunktion.
Als Inhaltsstoff hat Vitamin E den weiteren Vorteil, dass es neben seiner kosmetischen Wirksamkeit zugleich stabilisierenden Einfluss auf die Pflegegrundlage nimmt. Als Grundstoff werden häufig pflanzliche Öle eingesetzt, die zum Teil mehrfach ungesät-tigte Fettsäuren enthalten. Unter Sauerstoffeinwirkung zerfallen diese Fettsäuren; das Öl wird ranzig. Vitamin E unterbindet diesen Zersetzungsprozess. Der Vorteil besteht darin, dass bei Verwendung von Vitamin E als Wirkstoff gleichzeitig die Haltbarkeit verbessert wird.

Wirkstoffe brauchen ein Vehikel

Ein entscheidender Faktor für die Wirksamkeit kosmetischer Inhaltsstoffe ist ihre Penetrationsfähigkeit. Um das gewünschte Pflegeergebnis zu erzielen, ist es wichtig, dass die verwendeten Wirkstoffe im gesetzlich erlaubten Maß in die einzelnen Zielschichten der Epidermis eindringen. Der Hautzustand beeinflusst dabei die Penetration ebenso wie die physikalisch-chemischen Eigenschaften des Wirkstoffes sowie seine Konzentration. Von großer Bedeutung sind darüber hinaus die Pflegegrundlage und der Emulsionstyp der kosmetischen Zubereitung. Pflanzliche Öle, die als Grundstoffe eingesetzt werden, besitzen eine Vehikelfunktion. Mit ihnen gelangen die Wirkstoffe in die einzelnen Hautschichten. Penetrationsverbessernde Hilfsstoffe können diesen Vorgang noch intensivieren.
Je nach Hautbeschaffenheit am Ort der Applikation sowie ihrem Emulsionstyp ziehen die Grundstoffe mehr oder weniger gut in die Haut ein. Die Haut am Fuß ist fettarm. Eine hydrophile Grundlage (Öl-in-Wasser-Emulsion) erhöht somit die Penetrationsfähigkeit der Inhaltsstoffe. Diese werden dann in den einzelnen Hautschichten freigesetzt.
Wie schnell die Freisetzung erfolgt, hängt von der Affinität des Wirkstoffs zum Vehikel ab. Je nachdem in welcher Hautschicht die Substanz ihre Wirkung entfalten soll und über welche chemischen Eigenschaften sie verfügt, ist es notwendig, den Fettgehalt der Grundlage höher oder niedriger zu wählen. Harnstoff beispielsweise ist wasserlöslich (hydrophil), das heißt, er besitzt eine hohe Affinität zu Wasser beziehungsweise zur wässrigen Phase fetthaltiger Vehikel. Eine fettarme O/W-Grundlage würde dazu führen, dass Harnstoff relativ schnell in der oberen Hornschicht freigesetzt wird und ihre Hydration kurzfristig erhöht. Mit einer W/O-Grundlage mit höherem Fettgehalt wird der Harnstoff dagegen zwar langsamer, dafür aber tiefer in die Hornschicht transportiert. Der Vorteil ist, dass die Feuchthaltesubstanz so eine gleichmäßigere und länger andauernde Hydration bewirken kann.

Zusammenfassung

Die Wirksamkeit eines Pflegeproduktes lässt sich kaum aus der Perspektive eines einzelnen Wirkstoffes erklären. Erforderlich ist stets eine Würdigung der Gesamtrezeptur. Dabei ist das Zusammenspiel aller Inhaltsstoffe zu beachten sowie ihre Penetrationskinetik in der jeweiligen Grundlage – und dies immer im Hinblick auf den Hautzustand, das gewünschte Pflegeziel sowie die Hautbeschaffenheit am Ort der Anwendung. Es ist nachvollziehbar, dass Verbraucher, in der Regel Laien, diese Betrachtung nicht leisten können: Sie äußern ihren Pflegewunsch und bei der Auswahl der richtigen Rezeptur hilft ihnen das geschulte Fachpersonal in Fußpflegepraxen und Kosmetikinstituten. Es verfügt über das notwendige dermokosmetische Fachwissen, um die Qualität einer Rezeptur beurteilen zu können.

Autor: Dr. Johannes Jacobs

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