YouTube: das Marketingwunder für Kosmetikinstitute

12.12.2018
Foto: Damir Khabirov/Shutterstock.com

Mit YouTube über die Hälfte der Deutschen erreichen

Mit über 41,5 Millionen Zuschauern pro Monat (vgl. YouTube Mediadaten Q1 2018) hat sich YouTube bei über der Hälfte der Deutschen als Informationsquelle etabliert. Nahezu jede Altersschicht ist auf YouTube anzutreffen – Unternehmen können so eine gigantische Reichweite nutzen und viele neue Kunden auf sich aufmerksam machen.

Aufrufe von Beauty-, Styling- und Kosmetiktipps: 60% Steigerung zum Vorjahr

Auch weltweit ist auf YouTube ein exponenzielles Wachstum an Videoaufrufen zum Thema Beauty erkennbar. Allein 2017 wurden auf YouTube 88 Milliarden Videozugriffe rund um Schminken, Nageldesign, Kosmetik und Beauty gezählt. Diese Zahlen machen klar, warum YouTube für Kosmetikhersteller und -dienstleister zu einem der wichtigsten digitalen Marketingkanäle geworden ist.

L'Oréal führend bei der Werbeschaltung auf YouTube

Dass Marketing sich genau dort lohnt, wo sich die Zielgruppe aufhält, ist kein Geheimnis. In der Statistik unten werden die Unternehmen mit den höchsten YouTube-Werbeausgaben im Jahr 2017 aufgeführt. Ganz oben: Das Unternehmen L‘Oréal, das das Marketingpotenzial im Bereich Beauty von YouTube in Deutschland bereits früh für sich entdeckt und genutzt hat.

Gute Idee schlägt Werbebudgets: Glaubwürdigkeit & Mehrwert wichtiger Erfolgshebel

Große Werbebudgets allein sind noch kein Erfolgsgarant für YouTube-Videos. Auf der weltweit größten Videoplattform gilt: Videos müssen Interesse erwecken, Bedürfnisse befriedigen und das Herz der Zuschauer gewinnen – und das funktioniert nicht mit platten Werbebotschaften. So treten Markenartikler gerne mal ins YouTube-Fettnäpfchen, indem Hochglanzwerbespots auf YouTube verbreitet werden und der erwünschte Erfolg dann ausbleibt.

Dabei wird vergessen, dass auf YouTube nicht mehr die alte Werbeprämisse: „Make people want stuff“ gilt – also mit möglichst viel Werbedruck den Abverkauf anzukurbeln. Erfolgreich sind jene YouTube-Kanäle, die als nahbar, authentisch und ehrlich „rüberkommen“. Der Zuschauer will wirkliche Ratgeberinhalte, glaubhafte Inspiration und hilfreiche Tipps sehen, die Orientierung geben. Wer zeitgemäßes Marketing machen möchte, verhält sich daher besser nach der Prämisse: „Make stuff people want!“.

Werden Nutzer gefragt, warum sie YouTube besuchen, antworten 86%, dass sie YouTube nutzen, um Neues zu lernen, bzw. 70% um ein Problem zu lösen. Genau hier liegt die Chance für kleinere Unternehmen!

Wie starte ich mein Marketing auf YouTube? Der 4-Schritte-Plan zeigt, wie es geht.

Wie mit kleinen Budgets auf YouTube neue Wunschkunden erreicht werden, verrät der folgende 4-Schritte-Plan:

Wie man YouTube in vier Schritten erobert.
  1. Ziele definieren: Zuerst muss klar sein, was mit den Videos auf YouTube erreicht werden soll. Sollen die Zuschauer am Ende des Videos weiterführende Infos auf einer Website lesen? Oder ist das Ziel, möglichst viele Abonnenten zu gewinnen und damit zum YouTube-Influencer für eine Nische zu werden? Welche Rolle übernimmt YouTube dabei im Geflecht der anderen digitalen Präsenzen (z.B. Webseite, Facebook-Fanpage usw.).

  2. Zielgruppe und Personas genau verstehen lernen: Um Videos zu erstellen, die Nutzer magnetisch anziehen, sollte tief in die Gedanken- und Gefühlswelt der Wunschzuschauer eingetaucht werden. Nur wer versteht, was die Zielgruppe beschäftigt, welche Probleme sie plagt und was sie Neues lernen möchte, kann später Videos kreieren, die wirklich auf Interesse stoßen. Als gut strukturierter Weg, um die Zielgruppen perfekt zu verstehen, bietet sich die Buyer-Persona-Methode an. Buyer Personas sind fiktive Vertreter einer bestimmten Kundenzielgruppe. Tipp: Nutze den Ratgeber, der erklärt, wie ein Unternehmen Buyer Personas erstellen kann.

  3. Wie kann Mehrwert geschaffen werden? Basierend auf den Buyer Personas liegen erste Erkenntnisse zum Such- und Rechercheverhalten der Wunschkunden vor. Nun kann mit Tools wie z.B. answerthepublic.com die eigene Nische ergründet werden. Sucht man in diesem Tool beispielsweise nach „Kosmetik“, spuckt die Software fast 1000 detaillierte Suchanfragen rund um Kosmetik aus. So werden Suchanfragen identifiziert, die mittels Videos dann beantwortet werden können (= Mehrwert und Hilfe für Nutzer!).

    Weitere hilfreiche Vorüberlegungen: Was genau macht die YouTube-Mehrwerte aus und wie grenzen sie sich von bereits bestehendem Content auf YouTube ab? Sollen die Videos z.B. besonders lustig sein? Oder immer brandaktuelle Themen behandeln? Oder eher ruhig und dafür ausführlich gestaltet sein? Diese Fragen sollten vor dem ersten Dreh beantwortet werden. So ist sichergestellt, dass der eigene Inhalt klare Kanten zeigt, Mehrwert liefert und so eher im Kopf der Betrachter bleibt als charakterlose 0815-Clips.

  4. Kanalaufbereitung & Verbreitung der Videos: Sind die Ziele fixiert, die Wünsche der Zielgruppe ergründet und die Idee gefunden, wie Mehrwert auf YouTube gesichert wird, kann nun en détail überlegt werden, wie der YouTube-Kanal aufgebaut wird und wie Nutzer auf die Inhalte später aufmerksam gemacht werden (z.B. mittels SEO bei Google auffindbar werden, YouTube-Werbung schalten oder werden die Videos in der Homepage integriert?).

YouTube Erfolgsgeschichte – ein Beispiel zum Ablauf

Mit Google Trends kann die Entwicklung von Suchanfragen auf YouTube im Zeitverlauf untersucht werden. Das Tool zeigt z.B. dass das Suchvolumen auf YouTube zum Begriff „Microblading“ Anfang 2015 anfing anzusteigen.

Die YouTuberin Carli Bybel hat sich dieses Suchvolumen zunutze gemacht und einen eigenen Clip rund um Microblading erstellt. Dieses Video hat bereits knapp vier Millionen Aufrufe erzielt und zeigt, wie mächtig YouTube als Marketinginstrument wirken kann.

YouTube Videos sind auch bei Google auffindbar: Das bringt Reichweite!

Auch kleinere Kosmetikinstitute haben Chancen, neue Kunden zu erreichen – selbst wenn im Film nur ein kleiner Einblick ins eigene Institut gegeben wird, wie es z.B. Birgit Klinder für ihr Kosmetikinstitut getan hat – immerhin hat sie damit über 5.000 Nutzer erreicht, und das mit einem wirklich sehr einfach gemachten Video.

YouTube bietet einen gigantischen Markt an Zuschauern und ein großes Spektrum an Möglichkeiten, das eigene Unternehmen, Produkte oder Dienstleistungen in Kontakt mit der Zielgruppe zu bringen. Wichtigste Grundlage hierbei: Die Inhalte müssen auf die Interessen der YouTube-Nutzer stoßen und nicht aus platten „Kauf hier ein“-Botschaften gestrickt werden.

Welche Videoarten können zum Einsatz kommen?

Basierend auf den eigenen Zielen und den eigenen Buyer Personas sowie dem Mehrwert, den die Videos liefern sollen, können ganz unterschiedliche Videoarten auf YouTube zum Einsatz kommen. Die gängigsten Videoformate hier im Überblick:

  • Erklärvideos: zeigen, wie etwas funktioniert – meist im Comic- bzw. Animationsstil.
  • Produktvideos: zeigen, wie ein Produkt eingesetzt wird – quasi die Bedienungsanleitung 2.0.
  • Webinare: Hier wird ein Vortrag gehalten, der digital von Zuschauern verfolgt wird. So kann beispielsweise die Anwendung von Kosmetikprodukten erläutert und vorgeführt werden.
  • Snack Content in Form von unterhaltsamen Kurzvideos: kleine, lustige Videos, die unterhalten sollen und Nutzer so auf den eigenen Kanal aufmerksam machen können
  • Testimonials von Kunden: Kunden berichten, wie sie eine Dienstleistung erlebt haben und was ihnen dabei gut gefallen hat.
  • Tutorials & How-tos: Videos, die ganz genau erklären, wie eine Aufgabe erledigt wird.
  • Interviews: Experten werden für ein Thema interviewt und werden damit bekannt für ein Thema.

In jedem Fall sollte bei Produktion, Schnitt und Nachbearbeitung der Videos für YouTube berücksichtigt werden: YouTube-Videos gehorchen eigenen Regeln! Das unten aufgeführte Framework zeigt, wie Videos für YouTube zusammengeschnitten werden sollten:

Empfohlener Aufbau von Videos für YouTube.

Die fünf häufigsten Fehler im YouTube-Marketing

  1. Die Videos sind nicht auf die Zielgruppe zugeschnitten: Die Frage, ob (potenzielle) Kunden einen Nutzen aus den Inhalten ziehen, sollte immer im Vordergrund stehen.
  2. Es gibt keine klare Strategie: Ziellose Veröffentlichungen von Inhalten bringen höchstens Zufallstreffer – der Erfolg kommt mit einer Strategie, die schriftlich festgehalten werden sollte.
  3. Die Kommunikation in den Videos ist produktorientiert: Den Nutzer interessiert es nicht, wie toll die Marke oder das Produkt ist – er möchte wissen, was es ihm bringt und wie es seine Welt zum Positiven verändert.
  4. Die Videos sind nicht auffindbar: Coole Inhalte nutzen nichts, wenn sie niemand findet. Eine nachhaltige Suchmaschinenoptimierung und cleveres Seeding bringen Reichweite.
  5. Es fehlt eine Handlungsaufforderung: Ein Call to Action (CTA), also eine konkrete Handlungsaufforderung an den Betrachter des Videos, funktioniert nach wie vor sehr gut. Er kann sowohl im Video auf der Tonspur als auch im sogenannten Endscreen bei YouTube eingesetzt werden.

Christian Tembrink - Christian Tembrink hat sich schon 2009 auf Bewegtbildmarketing und YouTube-Werbung spezialisiert und hilft mit seiner Agentur netspirits Unternehmen wie Toyota, Bayer und Warner Bros dabei, erfolgreiches Marketing mit Videos im Internet zu betreiben.

www.netspirits.de

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