Mein Weg rauf auf die Erfolgsleiter – In unserer neuen Business-Serie stellen wir Ihnen Beauty-Experten vor, die bereits gut besuchte Institute führen. Welche für sie und vielleicht später auch für Sie selbst und Ihr Institut die erfolgswirksamsten Maßnahmen und Strategien sind? Wir haben für Sie nachgefragt.
BUSINESS: Hallo, Frau Fessner, was war Ihr Antrieb, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Julia Fessner: Mein Traum von einem eigenen Studio kam bereits vor Corona auf, allerdings war damals alles noch nicht gedanklich so gefestigt wie jetzt. Ich bin auch froh, dass ich damals das Projekt nicht weiter vorangetrieben habe, den Grund dafür kennen wir ja alle. Die letzten zwei Jahre war ich gesundheitlich angeschlagen und wusste, ich muss etwas in meinem Leben ändern. Im Sommer letzten Jahres kam ganz spontan der Entschluss, dass ich mich selbstständig machen möchte. Eine Aneinanderreihung positiver Ereignisse bestätigte mich in meiner Entscheidung. Binnen eines Monats hatte ich die Bankzusage und auch passende Räumlichkeiten. Alles lief wie von selbst und ohne jegliche Mühen, fast schon so, als ob mein Weg vom Schicksal vorgegeben war.
Welche waren für Sie bei der Gründung die wichtigsten Eckpfeiler, ohne die Sie es rückblickend vielleicht schwerer gehabt hätten?
Ich hatte mich sehr gut informiert, was man für eine Gründung benötigt, und immer wieder fiel das Wort „Businessplan“. Dieser ist auch rückblickend das Wichtigste, was ich benötigt habe. Ohne einen gut ausgearbeiteten Businessplan hätte ich niemals die Zusage von der Bank oder meinem Vermieter bekommen. Dieser zeigte sowohl meiner Bankberaterin als auch meinem Vermieter, dass ich es ernst meine und ein langjähriges Projekt vor mir habe. Auch der Rückhalt meiner Familie und meines Lebensgefährten waren sehr wichtig, ohne diesen Rückhalt und die Hilfe hätte ich meinen Traum nie verwirklichen können.
Was sind die Tücken Ihres Institutsalltags und wie begegnen Sie Ihnen?
Am Anfang war es schwer, neue Kunde zu gewinnen bzw. erst einmal auf sich aufmerksam zu machen. Ich war zunächst auch einmal leicht gefrustet, habe mir dann aber gesagt, es bringt nichts zu jammern, sondern ich muss handeln. Zusammen mit meinem Grafiker habe ich werbetechnisch ein Branding erschaffen, welches einen Wiedererkennungswert hat und nicht aufdringlich wirkt. Werbung in den sozialen Medien brachte mir so neue Kunden. Meine Erfahrung ist daher, selbstbewusst und mit voller Überzeugung auch die schwierigen Dinge im Alltag zu meistern.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Besonders stolz bin ich auf das von mir selbst entworfene Logo und dass mein Studio mit viel Liebe zum Detail farblich exakt auf das Logo abgestimmt wurde. Alles spiegelt sich farblich wider.
Wie und inwieweit gehen Sie mit Ihrem Institut auf neue Trends und Veränderungen ein?
Ich analysiere den Markt sehr genau und bin erst einmal ein eher skeptischer Beobachter. Selten, dass ich sofort auf jeden neuen Trend aufspringe. Zuerst informiere ich mich genau und teste neue Geräte oder Produkte erst einmal an mir selbst. Wenn diese mich dann überzeugt haben, werden sie von mir aufgenommen. Es gibt allerdings auch Trends, die ich bis heute nicht anbiete, weil ich davon selbst nicht überzeugt bin. Auch bin ich der Meinung, dass gewisse Sachen ins Studio passen müssen und nicht nur angeboten werden, weil sie gerade im Trend sind. Mein Schwerpunkt liegt zum Beispiel auf dermazeutischen Gesichtsbehandlungen. Der Trend des Lash Lifts würde bei mir daher nicht ins Studiokonzept passen.
Was sind für Sie die größten Learnings der letzten Monate?
Ich habe viel mehr Selbstbewusstsein bekommen, auch hat sich meine Selfcare-Einstellung sehr gewandelt. Ich achte viel mehr auf mich und nehme mir bewusst auch Zeiten für mich. Und generell: Ein „Nein, das biete ich nicht an“ oder „Für diese Art der Behandlung bin ich die falsche Ansprechpartnerin“ ist manchmal viel mehr wert, als sich zu verbiegen. Jeder hat seine Kompetenzen. Worin wir gut sind und wenn wir etwas machen, was uns nicht liegt und den Kunden damit verärgern, haben wir am Ende des Tages nichts gewonnen.
Was raten Sie Ihren Kolleginnen, die heute als Beauty-Expertin erfolgreich werden wollen?
Spezialisiert euch auf einen Anwendungsbereich, der eure Kernkompetenz wird. Seid authentisch, traut euch auch einmal, der Kundin zu widersprechen und ihr Alternativen aufzuzeigen. Bildet euch stetig weiter und vor allem: Investiert in einen guten Steuerberater und Termin- und Kassensystem. Mit den drei Dingen spart ihr enorm viel Zeit, und in unserer Branche heißt es ja immer so schön: Zeit ist Geld.
Und zum Schluss: Wenn Ihre Produkt- oder Behandlungspalette reduziert werden müsste, könnten Sie sich wovon niemals trennen?
Meine apparativen Gesichtsbehandlungen sind für mich das Wichtigste. Hiermit lassen sich so großartige Ergebnisse erzielen, die ich und meine Kundinnen niemals missen wollen würden. Müsste ich mich für drei Geräte entscheiden, wären diese: Mikrodermabrasion, Microneedling und Ultraschall. Die dazu passenden Pflegeprodukte sind dann auch ein Muss, da nur eine Kombination aus Behandlung und passender Heimpflege zu einem Erfolg führt.
Julia Fessner
ausgebildete Kosmetikerin,
Beautypharm Kosmetikzentrum Alzenau
