So setzen Sie Nachhaltigkeit im Institut um

26.03.2021
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Kunden achten beim Kauf von Kosmetikprodukten immer mehr auf nachhaltige Produkte. Hier bietet sich Ihnen eine hervorragende Chance auf dem Markt, denn trotz des enormen Trends ist die Konkurrenz noch sehr gering. Worauf Sie achten sollten, wenn Sie Nachhaltigkeit zum Leitmotiv Ihres Kosmetikinstituts machen möchten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Nachhaltigkeit spielt im Leben und beim Konsum vieler Menschen eine wachsende Rolle – so auch im heimischen Badezimmer und bei der Pflege. Von Herstellern wie Anbietern von Dienstleistungen erwarten Verbraucher gleichermaßen, dass sie die Umwelt achten, faire Arbeitsbedingungen sicherstellen und schonend mit Ressourcen umgehen. Dass Nachhaltigkeit uns alle angeht, ist dabei das Credo – schließlich können wir es nur gemeinsam schaffen, Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Ressourceneffizienz zu stärken.

Steigende Nachfrage

Auch bei der Wahl einer kosmetischen Anwendung wächst die Nachfrage nach nachhaltigen Angeboten. Neben den Produktmarken haben auch Kosmetikerinnen einen wichtigen Hebel: Sie fungieren als Experten und auch als Vorbilder und Entscheider.

Ihre Produktempfehlungen beeinflussen Ihre Kundinnen, Ihr Rat und Ihr Handeln haben Gewicht. Damit geht Verantwortung einher, aber auch die Chance, auf eine wachsende Nachfrage nach nachhaltigeren Produkten ein entsprechendes Angebot zu liefern. Und sich so auch von Ihren Mitbewerberinnen abzuheben.

Die Branche wandelt sich

Das Thema Nachhaltigkeit ist natürlich längst in der Kosmetikindustrie angekommen. Immer mehr Kosmetikunternehmen legen Umweltstrategien fest. Diese sollten bestenfalls folgende Bereiche berücksichtigen:

  • Unbedenklichkeit der Inhaltsstoffe,
  • Zero Waste,
  • Arbeitsbedingungen bei Partnern sowie
  • soziale Initiativen.

Auch der Verzicht auf Tierversuche ist schon länger ein wichtiges Thema innerhalb der Branche. Eine Orientierung, welche Marken „cruelty-free“ sind, bietet zum Beispiel die Tierschutzorganisation PETA mit ihrer offiziellen Liste „Kosmetik ohne Tierversuche“.

Bieten Sie eine Orientierung

Die Inhaltsstoffe von Kosmetikprodukten sind ein viel besprochenes Thema. Die Informationsdichte steigt, viele Verbraucher bilden sich weiter und werden so zu regelrechten „Skintellectuals“, also zu vermeintlichen Experten für Hautpflege und Inhaltsstoffe.

Mit dem anhaltenden Skincare-Trend und dem wachsenden Angebot an Wirkstoffpflege und dekorativer Kosmetik mit pflegenden Eigenschaften steigt jedoch auch der Bedarf an Information und Aufklärung. Denn nicht jede App, die Auskunft zum Thema Inhaltsstoffe (und potenziell bedenklichen Eigenschaften für Mensch und Umwelt) verspricht, basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Quellen.

Als Kosmetikerin kommt Ihnen hier eine wichtige Rolle zu, um Ihren Kundinnen Orientierung und Know-how zu bieten. Der Aspekt der Unbedenklichkeit von Inhaltsstoffen sowie deren möglichst nachhaltige Gewinnung und Umweltverträglichkeit sind dabei wichtige Kriterien – für Ihr Institut und für Ihre Kundinnen.

Wofür wollen sie stehen?

Doch wo fangen Sie am besten an? Zunächst stellt sich grundsätzlich die Frage nach der Ausrichtung Ihres Kosmetikangebots – setzen Sie auf Natur- oder Bio-Kosmetik oder aber auf konventionelle Kosmetik? Ist Ihnen darüber hinaus wichtig, dass die Produkte vegan sind?

Das ist übrigens auch bei Natur- oder Bio-Kosmetik nicht automatisch der Fall. Auch bedeutet das Prädikat „natürlich“ nicht gleich nachhaltig oder unbedenklich – und umgekehrt sind nicht alle synthetischen Stoffe schädlich.

Wichtig ist, dass synthetische Inhaltsstoffe gut und sicher für Mensch und Umwelt sind. Siegel, etwa für zertifizierte Naturkosmetik wie Ecocert, BDIH oder Cosmos, können ein guter Ausgangspunkt sein.

Worauf achtet ihr Anbieter?

Haben Sie diese Fragen für sich beantwortet, empfiehlt sich eine Bestandsaufnahme Ihres Sortiments mit Blick auf bestimmte Stoffgruppen.

Den gesetzlichen Vorgaben muss jeder Hersteller folgen – welche Kriterien legen die Anbieter Ihrer Wahl möglicherweise darüber hinaus an? Das könnte etwa eine eigene Verbotsliste sein, die strengere Regelungen trifft, als es die Gesetzgebung verlangt, und zum Beispiel feste Mikroplastikpartikel, flüchtige Silikone, bestimmte Duftstoffallergene und kritische Lösungsmittel ausschließt.

Werden die verwendeten Rohstoffe hinsichtlich ihrer gesundheitlichen, ökologischen und sozialen Aspekte geprüft?

Orientierung bieten Ihnen bei der Bewertung auch die CITES- (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) oder IUCN-Liste (International Union for Conservation of Nature). Sie geben Aufschluss darüber, welche Inhaltsstoffe von gefährdeten Arten stammen und deswegen gemieden werden sollten.

Einige Hersteller bieten außerdem Clean-Beauty-Linien an, die oft nach strengeren Nachhaltigkeitsstandards entwickelt werden. Diese legt jedoch jedes Unternehmen selbst fest. Deshalb lohnt auch hier ein Blick auf die Definition des jeweiligen Anbieters – falls dieser seine Kriterien nicht offenlegt, fragen Sie nach. Cleane Produkte sollten beispielsweise ohne PEGs, Parabene, flüchtige Silikone, Mikroplastikpartikel und bestimmte Farbstoffe auskommen.

Wie schlimm ist Palmöl?

Da gerade Palmöl ein viel diskutierter Stoff ist, lohnt auch hier ein Blick auf die Details: Denn ein Austausch von Palmöl ist gemäß WWF nicht sinnvoll, da Palmöl ein sehr flächeneffizientes, pflanzliches Öl ist. Bei Palmöl kommt es daher auf Anbaubedingungen und Sozialstandards an.

Eine hilfreiche Orientierung bietet hier das Siegel beziehungsweise die Mitgliedschaft im „Roundtable on Sustainable Palm Oil“ – die Organisation fördert nachhaltige Anbaumethoden für Palmöl, um so die Umweltschädigung zu begrenzen. Die eingesetzte Menge von Palmöl sollte darüber hinaus durch den Hersteller kompensiert werden.

Verpackung & Transport

Ein wichtiger Anknüpfungspunkt zur Verbesserung Ihrer Nachhaltigkeitsbilanz sind Verpackungen.

Kosmetikhersteller sollten sich zu den Prinzipien „Reduce, Reuse & Recycle“ bekennen. Das heißt, dass bei Produktion, Logistik/Transport und Umverpackung der Produkte möglichst wenig Verpackungsmaterial eingesetzt wird – und da, wo es nicht verzichtbar ist, vor allem recyclingfähiges Material und solches aus recycelten Stoffen (Rezyklat) zum Einsatz kommt.

Emissionen einsparen

Beim Thema Verpackung sind auch Emissionen ein relevanter Faktor: Mit der Reduktion von Abfallmengen können auch Energie und Emissionen eingespart werden. Auch die Verwendung von Rezyklaten – also Kunststoffe, die wiederaufbereitet neu verwendet werden können – trägt zu einem niedrigeren Energiebedarf und weniger Emissionen bei.

Natürlich haben auch der Produk­tionsstandort und die damit verbundenen Lieferwege entscheidenden Einfluss auf die CO2-Bilanz. Auch Sie können an Ihrem Standort zu einem nachhaltigen Energieverbrauch beitragen, indem Sie beispielsweise Öko-Strom nutzen.

Auch Ihr Einsatz ist gefragt

Was können Sie außerdem selbst tun? Brauchen Sie Ihre Produkte immer vollständig auf und entsorgen sie diese ordnungsgemäß.

Nehmen Sie Produktbehältnisse, die aus mehreren Bestandteilen zusammengesetzt sind, vor der Entsorgung auseinander. So können Sie die unterschiedlichen Wertstoffe in den entsprechenden Tonnen entsorgen. Sprechen Sie mit den Herstellern auch über Transportverpackungen.

Bei den Verbrauchsmaterialien im Kosmetikinstitut kann häufig auch noch angesetzt werden: Setzen Sie anstatt auf Einweg-Produkte auf solche, die Sie mehrfach verwenden können, oder nutzen Sie Produkte aus recycelten beziehungsweise recycelbaren Stoffen.

Faire Arbeitsbedingungen

Auch auf soziale und faire Arbeitsbedingungen gilt es zu achten. Wo und unter welchen Bedingungen lassen Ihre Partner produzieren? Verfügt das Unternehmen über einen Code of Conduct, der etwa Nachhaltigkeitskriterien und Sozialstandards für die Zusammenarbeit mit Lieferanten definiert?

Dabei darf es nicht bei reinen Lippenbekenntnissen bleiben – Unternehmen müssen überprüfen, ob der Verhaltenskodex auch in der Praxis gelebt wird.

Lieferkettentransparenz ist auch ein wichtiges politisches Thema: Das Lieferkettengesetz soll noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden. Auch wenn der getroffene Kompromiss umstritten ist und für viele nur eine Minimallösung darstellt, so kann die Gesetzgebung auch einen stark Impuls für eine Entscheidung auf europäischer Ebene geben.

Gelten soll das Gesetz zunächst nur für große Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten. Schauen Sie also genau hin, welche Maßnahmen Ihre Partner ergreifen. Wichtige Parameter sind dabei etwa die Überprüfung von Lieferanten durch unabhängige Organisationen wie den TÜV Rheinland.

Sollten Sie ein Institut mit Mitarbeiterinnen betreiben, sind Sie Teil des Gefüges – das heißt auch Sie tragen Verantwortung, Ihrem Team ein sicheres Arbeitsumfeld und faire Konditionen zu bieten.

Fazit

Es ist nun deutlich geworden, dass die nachhaltige(re) Ausrichtung eines Kosmetikinstituts ein durchaus komplexes Unterfangen ist. Es gibt viel zu beachten und sicher ist dabei auch ein hoher Einsatz gefordert.

Doch weniger als Perfektion zählen dabei der Wille zur Veränderung und die Transparenz im Umgang mit Nachhaltigkeit. Viele sind noch nicht am Ziel und nicht alles lässt sich ad hoc umstellen. Doch wenn jeder von uns einen Beitrag leistet, ist schon eine erste Etappe gemeistert und es fällt leichter, weitere Etappen zu nehmen. Der Einsatz lohnt sich dabei für die Umwelt, für Mensch und Tier – und kann sich auch fürs Geschäft rentieren.

Studie: Nachhaltigkeit als Verkaufsargument

Der VKE-Kosmetikverband führte im März 2020 eine Umfrage unter 1.001 Ver­brauchern durch. Die Ergebnisse:

Verbraucher fordern Wandel: 74 Prozent der Verbraucher wünschen sich mehr Nachhaltigkeit von den Kosmetikherstellern.

Viel Handlungsbedarf: Nur jeder Fünfte bewertet die Kosmetikindustrie als nachhaltig.

Es besteht Klärungsbedarf: 49 Prozent der Verbraucher sind sich unsicher, worauf bei der Auswahl nachhaltiger Produkte zu achten ist.

Verbraucher achten auf Nachhaltigkeit: Nachhaltigkeit ist nach Qualität und dem Preis-Leistungs-Verhältnis das drittwichtigste Kriterium für den Kauf von Produkten.

Weit verbreitetes Anliegen: Etwa 29 Prozent der Verbraucher empfinden sich selbst als sehr nachhaltigkeitsorientiert.

Tabu Tierversuche: 59 Prozent der Verbraucher würden keine Produkte kaufen, die an Tieren getestet wurden.

Quelle: VKE-Nachhaltigkeitsstudie 2020.

Foto: Autorin
Silvia Steinert

Die Autorin ist Director Corporate Responsibility bei cosnova. Das Unternehmen mit Headquarter in Sulzbach/Deutschland steht hinter den Kosmetikmarken Catrice und essence, die mittlerweile in über 80 Ländern vertrieben werden.

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