Pflegeroutinen fürs Homeoffice

07.04.2021
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Trockene Heizungsluft, kaum Sonnenstrahlen, wenig Bewegung – im Homeoffice ist vieles anders. Animieren Sie Ihre Kunden jedoch, sich in Sachen Hautpflege nicht gehen zu lassen. Zeigen Sie positive Seiten auf. Kosmetikexpertin Silke van Ghemen gibt dazu Tipps.

Mehr trockene Heizungsluft, dafür weniger Sonnenstrahlen und Make-up – viele Menschen fragen sich, ob das Arbeiten im Homeoffice einen positiven oder negativen Einfluss auf die Haut ausübt und wie sie sie vor möglichen Schäden bewahren. Welche Tipps können Kosmetikerinnen Ihren Kunden geben, wie sie auch ohne den gewohnten Besuch bei ihrer Kosmetikerin das Gesicht optimal pflegen und sich Gutes tun?

Make-up-Pause nutzen

Menschen, die häufig oder sogar täglich Make-up tragen, profitieren aktuell von einer vorübergehenden Unterbrechung. Jetzt ist eine gute Zeit, um aufs regelmäßige Verschönern zu verzichten und die Haut „ruhen“ zu lassen. Vor allem bei empfindlicher Haut sorgen verstopfte Poren und eine angeregte Talgproduktion schnell für eine Verschlechterung des Hautbildes. Leiden Menschen häufig unter Pickeln, sollten sie grundsätzlich versuchen, die Epidermis möglichst wenig zu reizen und Entzündungen entgegenzuwirken. Wenn morgens und abends weiterhin eine auf den Typ abgestimmte Reinigung stattfindet, dann erfährt die Epidermis ohne Make-up eine wahre Regeneration.

Anstatt jeden Tag erneut unter abgedeckten Poren zu leiden, kann die Gesichtshaut nun selbst Austrocknung und Unreinheiten entgegenwirken.

Natürlich gibt es diejenigen, die sich ungeschminkt in der Videokonferenz mit Kunden oder Vorgesetzten nicht wohlfühlen. Dann dürfen sie natürlich dekorative Kosmetik verwenden. Aber noch mehr als ohnehin schon sollten sie darauf achten, dass die verwendeten Produkte auf den eigenen Typ abgestimmt sind und dass sie mit Pinsel oder Schwämmchen aufgetragen werden. Von den eigenen Fingern gehen Krankheitserreger leicht auf die gereizte Gesichtshaut über. Nach dem Call sollten sich Frauen die Zeit nehmen und sich wieder abschminken. Ihr Teint wird es ihnen danken.

Sonne in Maßen

Eine Pause erfährt ebenfalls die UV-bedingte Fältchenbildung dank des selteneren Aufenthalts im Freien, doch hat dieses sowohl Vor- als auch Nachteile. Jeder sollte trotz Homeoffice und schlechtem Wetter täglich mindestens 20 Minuten an die frische Luft gehen oder sich wenigstens ans geöffnete Fenster stellen.

Trotz rar gesäter „Freigänge“ ist eine Pflege mit Lichtschutzfaktor 30+ geboten, denn die Gefahren durch Sonnenbestrahlung sollten nicht unterschätzt werden. Dies gilt umso mehr, da viele in Pandemiezeiten die Wartezimmer beim Arzt meiden und nicht mehr regelmäßig zur Krebsvorsorge gehen. Zudem kann es in lichtarmen Zeiten wie im Winter oder aktuell im Homeoffice zu einem Vitamin-D-Mangel kommen, wenn nicht genügend Sonnenlicht an die Haut gelangt. Da der menschliche Körper über die Nahrung nur unzureichende Mengen aufnehmen kann, benötigt er Sonnenlicht, um es selbst zu produzieren. Vitamin D unterstützt die Regeneration der Epidermis und stärkt ihre Abwehrfunktion, das Immunsystem, die Muskulatur und beugt zum Beispiel Haarausfall vor. Außerdem hat eine ausreichende Versorgung einen positiven Einfluss auf unsere Lebensfreude.

Pflege unter der Maske

Durch häufiges Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes können ungewöhnliche Ausschläge auftreten. Meist handelt es sich hier nicht um eine generelle Unverträglichkeit oder einen schwerwiegenden Befund, sondern tatsächlich einfach um eine zu intensive Gesichtspflege. Vor allem ein Überkonsum an Cremes und Ampullen in Verbindung mit Maskentragen überfordert die Haut. Wer im Herbst und Winter auf reichhaltigere Beauty-Helfer umsteigt, macht grundsätzlich das Richtige, sollte aber verringerte Aufenthalte draußen und/oder verstärktes Tragen von Masken berücksichtigen. Weniger fettende Produkte lösen das Problem meist schnell. Überlässt man im Gegensatz dazu seine Haut sich selbst, tut man ihr ebenfalls keinen Gefallen.

Morgens und abends sollte man ohne Ausnahme auf eine angemessene Reinigung und Feuchtigkeitsversorgung achten. Der goldene Mittelweg ist hier die richtige Wahl. Bei wem trotz abgestimmter Pflege rote Flecken und Unreinheiten auftreten, der sollte in sich hineinschauen, denn nicht ohne Grund gibt es die Redewendung „Die Haut ist der Spiegel der Seele“. Trotz vielfältiger Sorgen in der Pandemie, darf man seine eigenen Bedürfnisse nicht außer Acht lassen. Selbst kurze Spaziergänge oder eine kleine Yoga-Einheit tun der Seele und damit auch der Haut gut.

Fahler Teint?

Weniger Bewegung bedeutet immer auch eine geringere Durchblutung. Das gilt auch für die Gefäße im Gesicht. Jeder kennt den rosigen Teint nach körperlicher Anstrengung. Ähnlich ist es umgekehrt, wenn man sich wenig bewegt. Auch Raucher weisen meist einen deutlich stumpferen Teint auf, was an der schlechten Durchblutung kleinster Gefäße liegt. Abhilfe schaffen Übungen in den eigenen vier Wänden, die den Stoffwechsel anregen. Zusätzlich sollten Heimarbeiter das Heizungsthermostat auf die richtige Temperatur einstellen. In der Regel ist es zu warm, was ebenfalls zur Dehydrierung der Haut beiträgt. Die Forschung hat gezeigt, dass bei mehr als 20 Grad Celsius das Abwehrsystem der Haut geschädigt und die Regeneration gehemmt wird, während eine kühle Umgebung die Zellerneuerung optimal fördert.

Speziell im Gesicht und am Dekolleté helfen Peelings, abgestorbene und trockene Partikel entfernen. Seren mit Hyaluronsäure versorgen die Epidermis mit einem Feuchtigkeits-Boost, der ebenfalls zu einer rosigen Haut beiträgt. Zu einem optimal durchbluteten und prallen Teint trägt auch ausreichendes Trinken bei, denn eine hohe Wasseraufnahme zählt zu den einfachsten Methoden für eine gesunde und durchfeuchtete Körperhülle. Nur so kann die Hautbarriere richtig arbeiten und Flüssigkeit lange aufnehmen. Am besten beginnt man seinen Tag mit einem Glas Wasser und stellt sich anschließend eine große Flasche auf den Schreibtisch. Beliebt sind auch Apps, die regelmäßig ans Trinken erinnern.

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Verlottern wir im Homeoffice?

Sehr viele Menschen arbeiten momentan von zu Hause. Doch wie gehen sie in dieser Zeit mit der täglichen Beauty-Routine um? Die Firma Philips hat sich dieser Frage angenommen und eine Umfrage unter 1.000 deutschen „Homeofficlern“ dazu durchgeführt. Hier haben wir einige Ergebnisse für Sie zusammengestellt:

Make-up ja oder nein?

75 Prozent der befragten Frauen gaben an, sich normalerweise fürs Büro zu schminken. Über die Hälfte davon (52 Prozent) verzichtet aber im Homeoffice darauf. Interessant ist, dass circa 40 Prozent der etwas älteren Generation (55-67 Jahre) sich auch fürs Homeoffice schminken; bei den jüngeren (18–24 Jahre) sind es nur 23 Prozent.

Jogger oder Blazer?

72 Prozent der Befragten kleiden sich im Homeoffice legerer als fürs Büro. Die meisten bevorzugen sogar bequeme Kleidung wie Jogginghosen. Immerhin: 25 Prozent der Befragten, die sonst Businesskleidung tragen, verzichten auch im Homeoffice darauf nicht. 9 Prozent haben den für Videocalls beliebten „Obenrum-schick“-Look für sich entdeckt.

Alles glatt oder alles egal?

Was die Haarentfernung betrifft, behalten sowohl Frauen als auch Männer ihre Routinen größtenteils bei. Lediglich ein kleiner Abfall in der Häufigkeit ist zu erkennen.

Quelle: Philips-Umfrage mit 1.000 TeilnehmerInnen im Alter von 18-67 Jahren, die während der Pandemie im Homeoffice arbeiten (Appinio, 2020).

Foto: Autorin
Silke van Ghemen

Die Autorin ist Salonleiterin bei ­Kidstudio, einer privaten Beauty-Lounge für Haare, Make-up und Hightech-­Kosmetik. www.kidstudio.de

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