Die Geschichte des Badens

16.11.2021
Foto: Alena Ozerova/Shutterstock.com

Ein entspannendes Bad, Anwendungen mit Wasser und spezielle Bäderrituale erfreuen sich großer Beliebtheit. Aber woher stammen diese Faszination für das Element Wasser und die damit verbundenen Bäder und Saunen? Um das zu ergründen, müssen wir in der Geschichte weit zurückblicken.

Die Heilwirkung von Mineral- und Thermalquellen wurde vom Menschen bereits in der Steinzeit erkannt und genutzt. Schon die mesopotamischen Hochkulturen vor gut 6.000 Jahren besaßen großzügige Baderäume. Dort wurden Bewässerungsanlagen betrieben, und in den Ruinen des Palastes von Mari (ungefähr 1800 vor Christus erbaut) gab es Badezimmer mit einem Doppelbad. Bei den Völkern Ostasiens fanden Archäologen erstmals Urformen eines „Steinschwitzbades“ – Erdräume, in denen Steine durch Feuer erhitzt und mit Wasser überspritzt wurden, um den Wärmeeffekt zu verstärken. Es war damals die einfachste Form der Körperreinigung. Durch die Völkerwanderung verbreitete sich diese „Ur-Sauna“ in alle Teile der Welt, und erlebte dort unterschiedliche kulturbedingte Weiterentwicklungen, die teilweise noch bis heute bestehen. Während der Antike entwickelten die Hochkulturen des Orients, Griechenlands und später insbesondere Roms eine differenzierte Badekultur.

Diese diente der allgemeinen Förderung des Wohlbefindens, der rituellen Reinigung, der Heilung von Krankheiten bzw. deren Vorbeugung und schließlich auch der Unterhaltung und dem Zeitvertreib.

Griechenland

Zu einem integralen Bestandteil der Lebenskultur etablierte sich das Baden mit seiner heilenden, pflegenden und entspannenden Wirkung im antiken Griechenland. Von Homer wissen wir, dass bereits die Griechen im achten Jahrhundert vor Christus. die erquickende Wirkung eines Bades zu schätzen wussten.

Anhand frühgeschichtlicher Bäderfunde lassen die ersten altgriechischen Bäder aber eine nur einfache, fast primitive Gestaltung erkennen. Die damalige Entwicklung öffentlicher Badeanstalten und Sportstätten, „Gymnasien“ genannt, fußte auf dem Bedürfnis der Athleten und Sportler, sich mittels Kaltwasser abzukühlen und grob zu reinigen. Da bei starker Verschmutzung der Athleten die Kaltbäder nicht ausreichten, wurden Schwitz- oder Heißluftbäder benutzt, die von den Griechen Feuerbad genannt wurden. Meist handelte es sich um einen kleinen Raum mit zentraler Feuerstelle. Erzeugt wurde die Hitze vermutlich durch Holzkohle und ein offenes Feuer. In den ersten öffentlichen Bädern traf man sich mit Freunden zum Plaudern und Politisieren. Dabei dienten das Baden und das Wasser allgemein nicht nur der Reinigung des Körpers, sondern waren auch ein Ort der Kommunikation. Ebenso erkannte der griechische Arzt Hippokrates (460 bis 377 vor Christus) die Wirkung und die Urkraft von Meerwasser. „Alles Leben stammt aus dem Meer“ (griech. „thalassa“ für „das Meer“). Das Meer heilt die Krankheiten der Menschheit – hier liegen die Ursprünge der Thalasso-Therapie.

Rom

Die Idee der Einrichtung eines warmen Bades stammte aus Griechenland, und erreichte schließlich am Ende des dritten Jahrhunderts vor Christus auch Rom. Obwohl die Badeanstalten griechischen Ursprungs waren, hatten die römischen Bäder mit den griechischen nicht mehr viel gemeinsam. Die gewaltige Größe und die Verbindung mit anderen sportlichen oder kulturellen Möglichkeiten waren allein eine römische Erfindung.

Die Römer machten das Baden durch die Errichtung großer, öffentlicher Thermal-Badehäuser zu einer beliebten Beschäftigung für die gesamte Bevölkerung. Diese Thermen waren in verschiedene Badebereiche aufgeteilt, die jeweils unterschiedliche Funktionen erfüllten und in einer bestimmten Reihenfolge besucht wurden. Zu den Grundbestandteilen gehörten das Tepidarium (tepidus, lat. = mild), das Caldarium (calidus, lat. = warm, heiß), das Laconium (Schwitzbad, vermutlich benannt nach der Volksgruppe der Lakonier) und das Frigidarium (frigidus, lat. = abkühlend). Höhepunkt der römischen Badekultur waren riesige Thermen mit aufwendiger Heiztechnik, luxuriöser Ausstattung, Unterhaltungs- und Vergnügungssälen sowie Bibliotheken und Palästen, in denen sportliche Wettkämpfe ausgetragen wurden. Bekannte Beispiele hierfür sind die Caracalla- und die Diokletiansthermen in Rom, deren Fragmente man heute noch besuchen kann.

Ägypten

Für die Ägypter hatte das Baden ebenso eine große Bedeutung, sowohl als religiöser Ritus, als auch für die persönliche Sauberkeit. In den Tempeln mussten die Priester viermal täglich in kaltem Wasser baden. Alle hochgeborenen Ägypter führten ausgefeilte Baderiten in Bädern aus, die mit Duftölen parfümiert waren. Sie hielten das Baden für sinnlich und beruhigend.

Den Bädern folgten Massagen mit weiteren ätherischen Ölen, besonders aus Zedernholz. Die ägyptische Herrscherin Kleopatra soll täglich in Eselsmilch gebadet haben, um ihre Schönheit möglichst lange zu erhalten. Diese Form des Bades findet man heute noch häufig in Spas.

Orient

Ebenso ist die Badekultur in islamischen Ländern eng mit dem Glauben verknüpft. Ähnlich wie im Buddhismus gibt es im Islam eine Verbindung von körperlicher und seelischer Reinheit bzw. Unreinheit. Er kennt daher zahlreiche rituelle Bäder zu bestimmten Anlässen.

Da der Koran zur Reinigung kein „stehendes Wasser“ zulässt, wurden in den Ländern, welche die islamische Religion übernahmen, jedoch schon sehr bald die Badehäuser und Thermen nach römischem Vorbild erbaut. Man entwickelte das griechisch-römische Bad, das die Byzantiner benutzt haben, nun weiter zu einer eigenen Badekultur, die vor allem auf dem Schwitzbad basiert. Das Hamam, auch türkisches Bad genannt, entstand in der Zeit des Osmanischen Reiches, um primär den strengen Reinlichkeitsvorschriften des Islam gerecht zu werden. Im türkischen Bad verschwimmen die Grenzen zwischen Sauna, Dampfbad und Massage. Heute wie damals dient es als Zeremoniell zur Entspannung und zur seelischen wie körperlichen Reinigung. Diese öffentlichen Badehäuser waren seit dem dritten Jahrhundert Zierde und Stolz der arabischen Städte.

Ein orientalisches Pflegezeremoniell, dem sich ursprünglich Haremsdamen unterzogen, bevor sie den Herrscher besuchten, war das Rasul oder Scheherezade-Bad. Es ist die arabische Variante der Waschungen in einem Hamam. Diese orientalische Bade- und Schönheitszeremonie zur Körperreinigung ist eine Kombination aus Ganzkörperschlammbehandlung, milder Überwärmung, Inhalation und Aromatherapie. Im dunklen Mittelalter ab ca. 500 nach Christus verschwanden im Lauf der Zeit die Bäder vollkommen.

Die von den Kreuzrittern mitgebrachten Krankheiten wie Cholera, Pest und Pocken verbreiteten sich rasant. Der Glaube war, dass das Baden und das Waschen die Ursachen dafür waren. Zu dieser Zeit entstand der Satz: „Der Arme badet, der Reiche beduftet sich“. Diese Zeit überdauerte fast tausend Jahre.

Erst mit Ende des ausgehenden 19. Jahrhunderts und durch fortschreitende medizinische Erkenntnisse erfuhr die Badekunst ein Wiederaufleben. Eine berühmte Vertreterin dieser Zeit war Kaiserin Elisabeth, die in der Wiener Hofburg eine Badewanne errichten ließ. Heute ist das Bad in keinem modernen Haushalt mehr wegzudenken. Es hat nicht nur die reinigende Wirkung für den Körper, sondern auch für die Seele, wie es unsere Vorfahren schon vor 8.000 Jahren erkannt haben.

Foto: Autorin
Angelika Baur-Schermbach

Die Autorin ist seit 35 Jahren Fachkosmetikerin, Spa-Managerin und Mitglied im Vorstand der HWK München und Oberbayern. Zudem ist sie Gründerin der Kosmetik- und Make-up-Schule „Face & Body Academy“ in München.
www.academy.faceandbody.de

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