Fadenlifting: Schnell gestrafft

17.06.2013
Foto: alexsvirid/Shutterstock.com

Bei manchen altersbedingten Gesichtsveränderungen sind Botox & Co. überfordert, ein Lifting kommt aber auch noch nicht infrage. Was tun? Mit der inzwischen ausgereiften Technik des Fadenliftings steht nun eine vielversprechende Option zur Verfügung

Manche Dinge brauchen Zeit, um gut zu werden, so zum Beispiel das Fadenlifting. Das Konzept der Fäden mit Widerhaken wurde zum ersten Mal 1964 von Alcamo, gefolgt von Fukuda 1984 und Ruff 1994, erwähnt. Hierbei handelte es sich um Fäden zum Wundverschluss ohne die Notwendigkeit, einen Faden verknoten zu müssen. 2000 veröffentlichte Sulamanidze sein Konzept der Aptos-Fäden (= Anti-PTOSis-Fäden), mit denen abgesunkene Gesichtsstrukturen angehoben werden können. Wu veröffentlichte 2002 ein Fadendesign, das sich darin unter scheidet, dass eine gezieltere Anhebung mit länger anhaltendem Effekt resultiert.

Derzeit gibt es Aptos- und Woffles-Fäden als nicht resorbierbare bidirektionale Fäden aus Polypropylen. Polypropylen ist ein unbedenkliches Kunststoffmaterial, das schon seit Jahrzehnten in der Chirurgie routinemäßig angewendet wird. Weltweit gibt es nur einen Hersteller für die Woffles-Fäden, deren Herstellung sehr aufwendig ist und die deshalb entsprechend teuer sind. Außerdem sind resorbierbare Fäden auf dem Markt erhältlich (z.B. Happy Lift), deren Wirkungsdauer mit ca. 18 Monaten angegeben wird. Eine Mischung von beidem sind die sogenannten Silhouette-Lift-Fäden: Hierbei handelt es sich um Fäden aus nicht resorbierbarem Material (Polypropylen) mit kleinen „Kegelchen“ aus abbaubarem Material, die sich im Gewebe verankern und den Liftingeffekt verursachen.

Gestrafft werden können die Augenbrauen, eine schlaffe Wangenregion, überhängende Bäckchen am Unterkiefer und bedingt auch der Hals (hier ist die Haut sehr dünn und die Beweglichkeit der Region sehr ausgeprägt, sodass ich dies als relative Indikation bzw. relative Kontraindikation bezeichnen möchte). Ist die Wirkung abgeklungen, kann man die Methode wiederholen.

Vor zehn Jahren wurde ein Fadenlift entwickelt, dessen „Kinderkrankheiten“ inzwischen überwunden sind. Die Methode sowie die synthetischen Fäden sind mittlerweile so ausgereift, dass das Verfahren bei richtiger Indikationsstellung eine ernst zu nehmende Alternative zum herkömmlichen Facelift zu sein scheint.

Indikation: Patienten mit beginnenden bis mittleren Alterungserscheinungen, die noch kein herkömmliches Lifting wollen und die es sich nicht leisten können, längere Zeit aus dem Berufsleben auszusteigen. Männer sind die ideale Patientenklientel, da sie die längeren Narben beim herkömmlichen Lifting durch die meist kürzeren Haare schlecht verstecken können.

Vorteile

  • Behandlung unter örtlicher Betäubung
  • kein stationärer Aufenthalt notwendig
  • Behandlungsdauer ca. 1 Stunde
  • Ausfallzeit: 0 bis 3 Tage

Nachteile

  • Da die Haltbarkeit im Vergleich zum herkömmlichen chirurgischen Lifting mit drei bis fünf Jahren begrenzt ist, sind die Kosten in Relation zu setzen.
Behandlungsverlauf

Der Eingriff dauert rund 45 Minuten und wird ambulant unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Zunächst werden die Bereiche, die angehoben werden sollen – die entsprechenden Zugvektoren – im Sitzen angezeichnet; danach erfolgen häufig verschiedene Botoxinjektionen im oberen Hals- und Unterkieferbereich, um die nach unten ziehenden Muskelkräfte des Platysmas auszuschalten. Nun wird die örtliche Betäubung eingespritzt, das Behandlungsareal steril abgewaschen und abgedeckt.

Die Nadel wird von unten eingestochen und durch die Wange nach oben bis zur Schläfe geschoben, wo sie durch einen kleinen Schnitt austritt. Nachdem die hohle Nadel hier den Faden aufgenommen hat, wird sie wieder nach unten zurückgezogen. Das zweite Fadenende wird mit der hohlen Kanüle von oben durch die gleiche Öffnung in der behaarten Kopfhaut durch das Unterhautgewebe nach unten geführt und an einer separaten Öffnung herausgezogen. Dadurch entsteht in der behaarten Kopfhaut ein stabil in der Muskelfaszie verankertes U, über das man die Fäden straffen kann – hierdurch entsteht der Liftingeffekt. Die Fadenenden werden unter Zug abgeschnitten. Sie verschwinden tief im Gewebe und sind so vor Infektionen geschützt. Meist werden pro Seite zwei bis vier Fäden eingezogen. Die Einstichstellen in den Wangen werden mit Steristrips versorgt, die kleinen Schnitte in der Kopfhaut mit zwei Fäden vernäht.

Nach dem Eingriff

In der Nachbehandlung verordnen wir den Patienten als Infektionsschutz ein Antibiotikum für fünf Tage sowie Ibuprofen zur Schmerzbehandlung. Die Fäden werden nach rund fünf Tagen entfernt. Die Patienten spüren vorübergehend ein Zug- und Spannungsgefühl im Schläfenbereich. Außerdem können Blutergüsse und leichte Schwellungen auftreten, die mit moderater Kühlung schnell einzudämmen sind. Nach circa zwei bis drei Tagen sind die Patienten wieder voll gesellschaftsfähig. Einen hartnäckigen Bluterguss kann man mit Make-up abdecken.

Normale mimische Bewegungen sind erlaubt, sogar erwünscht; dadurch formt sich das Gesicht individuell, die Fäden zurren sich fest und kleine Unregelmäßigkeiten gleichen sich aus. Nicht erlaubt sind Massagen, starke Bewegungen und körperliche Anstrengungen für circa zwei Wochen.

Die Kosten belaufen sich je nach zu liftendem Bereich zwischen 2000 und 6000 Euro.

Dr. Dr. med. Susanne Herrmann-Frühwald, Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, plastisch-ästhetische Operationen, Klinik auf der Karlshöhe, Privatpraxis für kosmetische Gesichtschirurgie, Stuttgart

Literatur:
Sulamanidze, M.A.; Fournier, P.F.; Paikidze, T.G.; Sulamanidze, G.M.: Removal of facial soft tissue ptosis with special threads. Dermatol Surg 2002, 28(5):367–371. Sulamanidze, M.A.; Shiffman, M.A.; Paikidze, T.G.; Sulamanidze, G.M., Gavasheli, L.G.: Facial lifting with APTOS threads. Int J Cosmetic Surg Aesthetic Dermatol 2001, 3(4):275–281. Wu, W.T.: Barbed sutures in facial rejuvenation. Aesthetic Surg J 2004, 24:582–587.

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