Rohstoffe für die Haut

26.07.2011

Fußpflegekosmetik, Teil 2

Die natürliche Hautbarriere ist ein komplexes Gebilde aus Hornzellen, Hautfetten sowie gebundener Feuchtigkeit. Sie zu unterstützen gehört zu den primären Zielen der Fußpflege. Der Pflegegrundlage kommt dabei eine Vehikelfunktion zu. Sie versorgt die Haut mit Inhaltsstoffen, die im Aufbau der Barrierebestandteile – z.B. der epidermalen Lipide – eine wichtige Rolle spielen

Kosmetische Fußpflege hat unter anderem die Aufgabe, die schützenden Funktionen der Haut zu erhalten oder zu verbessern. Aus diesem Anspruch ergeben sich konkrete Vorgaben an die Zusammenstellung einer wirksamen Pflegerezeptur. Insbesondere muss ihre Grundlage der natürlichen Hautbarriere gerecht werden. Sie ist verantwortlich für die Schutzfunktion. Deshalb müssen Inhaltsstoffe zugeführt werden, die für den Aufbau der einzelnen Barrierebestandteile von Bedeutung sind.

Aufbau der Hautbarriere

Die Barrierefunktion konzentriert sich im Wesentlichen auf die äußere Hautschicht, das Stratum corneum (lat. Hornschicht). Zur Beschreibung ihres Aufbaus wird meist das Modell einer Backsteinmauer bemüht: Die Hornschicht besteht aus abgestorbenen (kernlosen), lamellär angeordneten Hautzellen (Korneozyten). Sie entsprechen den Backsteinen und werden wie diese durch einen interzellulären „Mörtel“ aus Hautfetten, den Lipiden (lipos, gr. Speck) zu einer lipophilen Matrix verdichtet. Eine weitere Rolle spielen die Talgdrüsenfette (Sebum). Aus ihnen werden an der Hautoberfläche enzymatisch Fettsäuren freigesetzt, die zusammen mit dem Körperschweiß ein leicht saures Milieu abgeben. Diese natürliche Hautschicht wird als Säureschutzmantel bezeichnet, der den Körper vor pathogenen Keimen schützt.

Synthese der epidermalen Lipide

Die Hornschicht-Lipide bestehen zu 95 Prozent aus Ceramiden, Cholesterin, Wachsen, Fettalkoholen (Triglyceriden) sowie Kohlenwasserstoffverbindungen (Squalen). Von Bedeutung sind außerdem verschiedene Fettsäuren, die als gebundener Bestandteil der Ceramide, Fettalkohole und Wachse vorkommen, ca. 20 Prozent des Hautfettgehalts aber auch in Form freier Fettsäuren ausmachen. Im Verlauf der epidermalen Differenzierung werden die Fette aus polaren Phospholipiden synthetisiert. In der tiefer liegenden Körnerzellschicht der Epidermis sind diese in Zellorganellen gespeichert und werden beim Übergang in die Hornschicht ausgeschleust sowie durch aktivierte Enzyme in Ceramide, Cholesterin und freie Fettsäuren umgewandelt. Ein Teil der Fette entstammt dem Sebum der Talgdrüsen.

Fettgehalt der Hautareale

Füße und Hände sind talgdrüsenarme bzw. an der Fußsohle und Handinnenfläche gänzlich talgdrüsenfreie Areale. Entsprechend niedrig ist der Fettgehalt. An der Fußsohle liegt er nur bei 1–2 Prozent, bezogen auf das Trockengewicht der Epidermis. Im Vergleich dazu besitzt die Gesichtshaut eine 10-mal höhere Lipidkonzentration. Diese Varianz erklärt, warum Fußsohlen häufig ein trockenes, sprödes Erscheinungsbild zeigen. Denn je niedriger der Hautfettgehalt, desto geringer ist die Barriereleistung, was einen höheren transepidermalen Wasserverlust zur Folge hat. Für die Zufuhr barriererelevanter Substanzen haben sich verschiedene Grundstoffe als Vehikel bewährt: pflanzliche Öle, mineralische Paraffine sowie Wachse in unterschiedlichen Viskositäten.

Pflanzliche Öle

Der größte Teil der in Kosmetika eingesetzten Fette stammt aus Pflanzen. Ihre pflegenden Öle lassen sich entweder durch Extraktion mit einem Lösemittel oder durch Kaltpressung aus den Früchten, Kernen, Samen, Wurzeln, Blüten oder Blättern der Pflanzen gewinnen. Bei der Raffination werden die Öle entschleimt, entsäuert und mit heißem Wasserdampf behandelt, um flüchtige geruchsintensive Verunreinigungen zu entfernen. Vorteil der Kaltpressung ist, dass die Öle über einen höheren Gehalt an wertvollen Begleitstoffen wie Vitamin E verfügen.
Pflanzliche Öle versorgen die Haut vor allem mit Triglyceriden. Das sind chemische Verbindungen aus dem Alkohol Glycerin mit drei Fettsäuren. Die Fettsäuren werden in der Haut durch enzymatische Spaltung freigesetzt und für verschiedene Barrierefunktionen genutzt.
In flüssiger Konsistenz verfügen pflanzliche Öle über einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie Linol- und Linolensäure. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Ceramide und gehören damit zu den besonders barriereintensiven Fettkomponenten der Haut. Ceramide machen ca. 18 Prozent des Hautfettgehalts (in-klusive Sebum) und 40 Prozent der epidermalen Lipide, bezogen auf das Gesamtgewicht des Stratum corneum, aus. Weizenkeimöl zum Beispiel ist ein pflanzliches Öl mit einem sehr hohen Anteil an Linolsäure (60%).
Auch gesättigte Fettsäuren wie Palmitin- und Stearinsäure werden im Fettgehalt der Haut verarbeitet. Sie sind Bestandteile der Hautbarriere und besitzen eine wichtige protektive Wirkung. Beispiele für pflanzliche Öle mit hohem Palmitinsäuregehalt sind Avocado- und Sanddornöl, die über hervor ragende hautglättende und entzündungshemmende Eigenschaften verfügen. Bekannt für ihren hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren sind bestimmte feste Pflanzenfette, zum Beispiel Sheabutter aus den Nüssen des Karitébaums. Ihre feste, streichfähige Form macht diese Fette auch als Konsistenzgeber für die Pflegegrundlage geeignet.

Kohlenwasserstoffe

Kohlenwasserstoffe kommen vor allem im Sebum der Talgdrüsen vor, dort in Form von Squalen, einer Vorstufe des Cholesterins. Talgdrüsenfette sind in der Fußhaut, besonders in der Fußsohle, praktisch nicht vorhanden. Entsprechende Fettbestandteile können aber extern zugeführt werden.
Bewährte Kohlenwasserstoff-Lieferanten sind mineralische Paraffine in flüssiger (z.B. Paraffin-Öl) oder fester Form (z.B. Vaseline). Der größte Teil ist fossiler Herkunft. Sie werden aus Erdöl gewonnen. Aufgrund des fehlenden allergenen Potenzials verfügen sie über eine sehr gute Hautverträglichkeit, solange bei ihrer Herstellung kontrollierte Reinigungsverfahren gewährleistet bleiben. Ein weiterer Vorzug ergibt sich aus ihrer chemischen Struktur. Paraffine sind kettenförmige Alkane, die sich durch eine hohe Reaktionsträgheit auszeichnen. Sie werden daher nicht ranzig.

Wachse

Wachse gehören wie die Kohlenwasserstoffe zum Fettgehalt des Sebums. Und in gleicher Weise kann der Mangel der Fußhaut an Wachsen durch externe Zufuhr kompensiert werden. Chemisch gesehen haben Wachse im Fettgehalt der Haut eine ähnliche Be-deutung wie die Triglyceride. In Form von Wachsestern verknüpfen sie Alkohol mit langkettigen Fettsäuren. Einige Wachse enthalten darüber hinaus zusätzlich freie Fettsäuren, außerdem Sterole, die in der Lipidsynthese die Vorstufe zu Cholesterin bilden. Neben Ceramiden und freien Fettsäuren ist Cholesterin das wichtigste epidermal gebildete Hautfett.
Jojobaöl ist einer der wichtigsten Vertreter pflanzlicher Wachse. Die aufgrund ihrer flüssigen Konsistenz eher als Wachsöl zu bezeichnende Substanz wird aus den Samen des Jojobastrauchs gewonnen. Es enthält zahlreiche Wachsester aus Fettalkoholen und Fettsäuren, die über 95 Prozent ausmachen, ferner freie Alkohole, freie Fettsäuren sowie Sterole. Jojobaöl zieht schnell in die Haut ein und sorgt für einen glatten, geschmeidigen Hautzustand.
Über ähnlich gute Eigenschaften verfügt Wollwachs, das aus dem Talgdrüsensekret von Schafen gewonnen wird. Bei der Wäsche von Schafwolle löst sich das Sekret und lässt sich aus dem Waschwasser zurückgewinnen. Unter seiner INCI-Bezeichnung (INCI = International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) ist Schafswollwachs besser bekannt als Lanolin. Es enthält über 95 Prozent Wachsester. Die darin enthaltenen Fettsäuren werden in der Haut freigesetzt und in die epidermale Barriere eingebaut.

Auswahl der Pflegegrundlage

Die fettarme Haut am Fuß benötigt eine andere Form der Pflege als beispielsweise die Gesichtshaut. Bei besonders trockener Fußhaut kann das Ziel z.B. darin bestehen, den transepidermalen Wasserverlust zu reduzieren. Geeignet sind in diesem Fall Inhaltsstoffe, deren Fettkomponenten an der Hautoberfläche eine eher abdeckende (okklusive) Wirkung haben. Feste oder halbfeste Stoffe wie Sheabutter, Vaseline oder auch Lanolin sind dafür gute Beispiele. In ausreichender Dosierung führen sie zu einem relativ raschen Rückgang des Feuchtigkeitsverlustes.
Andererseits ist der Effekt zeitlich begrenzt. Deshalb besteht ein alternativer Ansatz darin, den Regenerationsvorgang der natürlichen Hautbarriere zu beeinflussen. Dies erfordert eine penetrationsfähige Grundlage mit Fetten, die in den Lipidhaushalt des Stratum corneum eingebaut werden können. Beispiele hierfür sind Avocado-, Sanddorn- oder Jojobaöl, die schnell in die Haut einziehen. Je nach Konzentration sorgen sie für eine zwar moderate, dafür aber länger anhaltende Reduktion des transepidermalen Wasserverlustes (TEWL).
Die Penetrationsfähigkeit hängt nicht nur von den verwendeten Fetten ab, sondern maßgeblich auch davon, in welchem Emulsionstyp diese verarbeitet werden. Die Haut am Fuß ist fettarm. Die Penetrationsfähigkeit einer stark lipophilen Grundlage ist deshalb beschränkt. Sie lässt sich durch Verwendung einer Emulsion verbessern, bei der die Fettphase in Wasser gelöst ist (Öl-in-Wasser-Emulsion = Ö/W). Ein ausreichend hoher Wassergehalt sorgt dafür, dass die Lipide wesentlich schneller in die Haut einziehen. Andererseits darf der Wassergehalt, gerade bei trockener Haut, nicht zu groß sein. Das zugeführte Wasser verdunstet an der Oberfläche und kann so den Feuch-tigkeitsverlust der Haut sogar noch beschleunigen („Dochteffekt“). Das Verhältnis aus Fett und Feuchtigkeit muss also stimmen.

Dr. Johannes Jacobs

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