Wer die Wahl hat...

14.03.2023
Foto: Marina Vishtak/Shutterstock.com

So finden Sie den richtigen Azubi – Ob an einer staatlichen Berufsschule, an einer privaten Kosmetikschule oder im dualen Ausbildungssystem: Die Möglichkeiten einer Kosmetikausbildung sind vielschichtig. Sie haben sich entschieden auszubilden? Visagistin, Kosmetikschulenleiterin und Marketingexpertin Carena Zulger weiß, worauf es bei der Wahl des geeigneten Auszubildenden ankommt.

Diese dreijährige Lehre findet in der Regel in einem Institut, in einem Hotel oder in einer Therme mit angeschlossenem Spa- und oder einer Kosmetikabteilung statt. Der Wechsel zwischen Berufsschule und dem Arbeiten im Institut bereitet gerade sehr junge Schüler ideal auf das Berufsleben vor.

Es können alle Geschäftsbereiche kennengelernt werden und die Lehre endet mit einer Gesellenprüfung als geprüfte Kosmetikerin. Weiterführend kann dann noch der Kosmetikmeister absolviert werden.

theorie und praxis

In der Berufsschule werden die theoretischen Grundlagen der Kosmetik wie Anatomie, Dermatologie, Hygiene, Warenkunde, Sozialkunde, Kun-denumgang, Verkauf und vieles mehr unterrichtet.

Der praktische Teil umfasst die klassische Gesichtsbehandlung, Körperanwendungen, kosmetische Hand- und Fußpflege, Enthaarung und vie-
les mehr. Der Unterricht findet entweder in einem Blockunterricht statt oder der Azubi geht ein bis zwei Mal in der Woche in die Berufsschule. Damit Sie den Auszubildenden finden, der ideal zu Ihrem Geschäft passt, sollten Sie sich folgende Fragen stellen:

Was biete ich im Institut an?

Welche Schwerpunkte habe ich?

Beschäftige ich bereits Mitarbeiter?

Welche Aufgabenbereiche sind bereits an meine Mitarbeiter verteilt?

Wie lautet die Firmen-Philosophie?

Welche Werte sind mir wichtig?

Wer bin ich und wer passt zu mir?

Welche Kunden kommen zu mir?

Nur wenn Ihr Azubi zu Ihnen, Ihren Kunden und zum Institut passt, können beide Seiten profitieren.

wichtige kompetenzen

Welche Kompetenzen sollte Ihr neuer Lehrling mitbringen? Schlüsselqualifikationen lassen sich in folgende Kompetenzbereiche einord-
nen:

Sozialkompetenz – darunter fallen Themen wie zum Beispiel Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und emotionale Intelligenz

Methodenkompetenz: Hierunter fallen beispielsweise Fähigkeiten wie die Analysefähigkeit, das Denken in Zusammenhängen, Lern- von Arbeitstechniken und die Rhetorik.

Selbstkompetenz: Damit sind Belastbarkeit, Anpassungsfähigkeit, Zuverlässigkeit, Leistungsbereitschaft und Motivation gemeint.

Fachkompetenz: Hier sind beispielsweise der Schulabschluss, bereits erlernte Sprachen, Computerkenntnisse und die Liebe zu Beauty-Themen entscheidend.

Je breiter Sie das Anforderungsprofil für Ihren neuen Azubi entwickeln, desto besser sind Ihre Chancen später, die passende Person zu finden.

ihre suche

Welche Möglichkeiten gibt es nun, einen geeigneten Auszubildenden zu finden? Das kann ein Aushang in einer Schule sein, Informationen auf Ihrer Internetseite, ein Video in den sozialen Medien wie zum Beispiel bei Tiktok und Instagram oder einfach Mund-zu-Mundpropaganda in Ihrem Institut. Vielleicht gibt es in Ihrem Kundenstamm Mütter, die ihr Kind gerne dabei unterstützen, einen Ausbildungsplatz zu finden und es bei Ihnen ausbilden lassen wollen.

Wir bieten: Aussagen über die neu zu besetzende Stelle – zum Beispiel Grund für die Ausschreibung, Aufgabenbereich, Verantwortungsumfang, Entwicklungschancen, Möglichkeiten zur Übernahme als Mitarbeiter nach der Lehre.

Wir suchen: Aussagen über Anforderungsmerkmale – zum Beispiel Sprachen, Kenntnisse, Fähigkeiten, Computerkenntnisse, persönliche Eigenschaften. Wir bieten: Aussagen über Einkommen – beispielsweise Lohn-Gehaltshöhe, Fahrtkostenerstattung, soziale Leistungen, Prämien, Provision.

Wir bitten um: Nennung der Bewerbungswünsche – zum Beispiel vollständige Bewerbungsunterlagen, nur per Mail, Kurzbewerbung – Videobewerbung, telefonische Bewerbung, Eintrittstermin, gewünschte Bewerbungsunterlagen. Wir sind: Aussage über das Unternehmen/Institut, Firmentätigkeit, Standort, Firmengröße und besondere Kennzeichen.

wussten sie‘s? □

Egal auf welchem Weg Sie versuchen einen geeigneten Lehrling zu finden, es gilt für alle Stellenausschreibungen die 5W-Regel.

die vorauswahl

Wenn dann die Bewerbungen vorliegen, die erste Hürde gut überstanden ist, beginnt die Qual der Wahl. Hierzu können Sie sich eine Checkliste zur Hand nehmen und nach und nach jede Bewerbung sortieren. Dabei sollten Sie mit Kompromissen vorsichtig sein und auf Qualität achten. Oft bereut man den Kompromiss später. Auszubildende zu suchen ist in der Regel eine teuere und arbeitsintensive Angelegenheit. Es lohnt sich, hier kritisch, mit Geduld und Zeit vorzugehen. Bei der Vorauswahl sollten Sie möglichst nicht allein entscheiden. Weitere Informationen erhalten Sie in persönlichen Gesprächen und/oder einem Probetag mit dem von Ihnen ausgewählten Kandidaten.

das erste treffen

Auch hier gibt es einige Dinge zu beobachten: Kommt Ihr Bewerber pünktlich, hat er sich mit dem Institut bereits auseinandergesetzt und weiß er, mit welchen Produkten gearbeitet wird und welche Dienstleistung angeboten werden?

Wie geht er auf Ihre Mitarbeiter und Ihre Kunden zu? Wie sind die Kommunikation, das Erscheinungsbild und die Aufnahmefähigkeit Ihres Favoriten?

Können bereits kleine Aufgaben selbstständig übernommen werden?

In einem Kennenlerngespräch können Sie folgende Fragen stellen:

• Was hat Sie an der Stellenausschreibung besonders angesprochen?

• Warum haben Sie sich gerade bei uns beworben?

• Was macht Sie zum perfekten Kandidaten für diese Lehrstelle?

• Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen?

• Was begeistert Sie an der Kosmetik?

• Wo sehen Sie sich nach der Lehre?

Was sind Ihre persönlichen Ziele?

• Wodurch motivieren Sie sich selbst?

das sollten sie leisten

Wenn Sie Ihren Wunschazubi gefunden haben, warten auf Sie als Ausbilder einige Aufgaben. Sie sind verpflichtet, Ihren Lehrling zu begleiten und zu fördern. Zum Beispiel könnten das regelmäßige Übungsabende sein oder Modelle, an denen kosmetische Dienstleistungen geübt und vertieft werden.

Aber auch die theoretischen Grundlagen sollten mindestens einmal im Monat abgefragt werden. Damit Ihr Lehrling sehr schnell sein eigenes Aufgabengebiet und seine eigenen Kunden aufbauen kann, eignen sich spezielle Azubi-Treatments. Dies könnte beispielsweise eine Handbehandlung oder eine Kurzbehandlung sein. Auf diese Weise kann Ihr neuer Azubi langsam in das Institut integriert werden und motiviert in den Beruf starten.

Rechtliches

Ein Lehrling fällt unter das Ausbildungsgesetz und unterliegt einer anderen Gesetzgebung, die einen Auszubildenden stärker schützt als einen Angestellten. Es fällt eine Ausbildungsgebühr an wie zum Beispiel Schulgeld, dies variiert von Bundesland zu Bundesland. Wenn Sie einen Lehrling einstellen, der bereits über 21 Jahre ist, muss die Berufsschule nicht unbedingt besucht werden. Klären Sie das in dem Fall dann mit der zuständigen Berufsschule.

In manchen Bundesländern gibt es einen Ausbildungsverbund, das bedeutet die Azubis können eventuell einige Anwendungen außerbetrieblich bei einer Kollegin lernen. Damit Sie Ihren Lehrling ausbilden können, sollten Sie den ADA-Ausbilderschein besitzen. Manche Handwerkskammern machen bei dieser Regelung jedoch auch mal eine Ausnahme, wenn eine gute berufliche Qualifikation vorliegt.

Foto: Carena Zuleger
Carena Zuleger

Die Autorin ist Visagistin und Marketing­expertin. Sie leitet eine Kosmetikakademie sowie ein eigenes Beauty-Institut in ­München. Sie ist als Fachautorin, TV-Expertin und Moderatorin gefragt.

www.beautyconnection.de

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