
Ein starkes Netzwerk ist ein echter Erfolgsfaktor - gerade in der Beauty-Branche, die stark von Vertrauen, Empfehlungen und persönlichen Beziehungen lebt. Diese Serie zeigt Wege, wie Sie durch cleveres Networking sichtbar, inspiriert und handlungsfähig bleiben. Im ersten Teil haben wir erklärt, wie Sie persönliche Kontakte fürs Networking nutzen können. Dieser zweite Teil beleuchtet nun unternehmensbezogene Kooperationen und Open Innovation.
Neben persönlichen Kontakten sind Unternehmensverbindungen eine effektive Möglichkeit, das eigene Business strategisch weiterzuentwickeln – insbesondere für kleine Beauty-Betriebe. Sie schaffen Raum für Austausch, Zusammenarbeit und neue Ideen – und können gezielt eingesetzt werden, um das eigene Unternehmen wirtschaftlich wie fachlich zu stärken.
Gemeinsam weiterkommen: Ziele der Zusammenarbeit
Während es beim persönlichen Networking vor allem um Vertrauen, Inspiration und Unterstützung auf menschlicher Ebene geht, stehen bei Unternehmensverbindungen meist konkrete betriebswirtschaftliche Ziele im Vordergrund – von effizienter Ressourcennutzung bis zur gemeinsamen Kundengewinnung. Bei Soloselbstständigen sind diese Ebenen oft eng miteinander verbunden: Die Unternehmerin ist zugleich die Marke, das Gesicht und das gesamte Unternehmen.
Typische Ziele von Kooperationen für Beauty-Dienstleister:
- Neukundengewinnung durch Cross-Promotion und Empfehlungen
- Gemeinsames Marketing mit geteilten Kosten (Events, Aktionen, Social Media)
- Erweiterung des Angebots – ohne alles selbst leisten zu müssen
- Effiziente Ressourcennutzung: Räume, Geräte, Personal
- Austausch von Know-how und gemeinsame Weiterbildung
- Zugang zu neuen Zielgruppen und Märkten
- Stärkung der Markenidentität und Aufbau eines professionellen Außenauftritts
- Innovation fördern, zum Beispiel durch Kooperation mit Start-ups oder Herstellern
- Risikostreuung durch ergänzende Leistungen und Geschäftsfelder
- Kostenersparnis bei Einkauf, Logistik oder Marketing
Kooperationsformen – von locker bis verbindlich
Es gibt grundsätzlich drei Arten von Unternehmensverbindungen: horizontale, vertikale und laterale Kooperationen. Wir stellen hier die drei Formen vor:
1. Horizontale Kooperationen
Horizontale Kooperationen eignen sich besonders für den Austausch unter Gleichgesinnten – etwa zwischen zwei Kosmetiksalons mit ähnlichen Leistungen und Werten.
Ein Beispiel: Zwei befreundete Studios schließen sich zu einer kleinen Einkaufsgemeinschaft zusammen, um Pflegeprodukte günstiger beziehen zu können. Sie tauschen sich regelmäßig
über Produktneuheiten aus, testen gemeinsam neue Geräte und helfen sich bei Engpässen – etwa, wenn kurzfristig Termine überlaufen oder eine Kollegin krank wird. So entsteht ein stabiles, solidarisches Netzwerk – mit wirtschaftlichem, aber auch menschlichem Mehrwert.
Auch zur gezielten Kundengewinnung sind horizontale Kooperationen ideal – etwa mit einem Friseursalon oder Fitnessstudio, das eine ähnliche Zielgruppe anspricht. Wer gemeinsame Aktionen plant, sich gegenseitig empfiehlt oder Kombiangebote schnürt, kann ohne großen Aufwand neue Kundinnen gewinnen – auf eine glaubwürdige und persönliche Weise. Eine „Beauty-Woche“ mit abgestimmten Angeboten, gemeinsame Social-Media-Posts oder geteilte Flyer sind dabei kostengünstig und effektiv.
2. Vertikale Kooperationen
Vertikale Kooperationen entstehen entlang der Wertschöpfungskette, wenn zum Beispiel ein Kosmetikinstitut mit einem Geräteanbieter oder einer Hautpflegemarke zusammenarbeitet. So können etwa zur Markteinführung eines neuen Produkts exklusive Behandlungen angeboten werden, unterstützt durch gemeinsame Werbung auf Social Media oder im Studio. Der Salon gewinnt Sichtbarkeit und neue Kundinnen, der Partner erhält authentisches Feedback und eine professionelle Präsentationsfläche. Ein weiteres vertikales Beispiel ergibt sich, wenn Räume im Studio zu bestimmten Zeiten leer stehen – etwa abends oder an einzelnen Wochentagen. Hier kann eine Kooperation mit selbstständigen Dienstleisterinnen sinnvoll sein, die ergänzende Leistungen anbieten, zum Beispiel eine Wellnessmasseurin, eine Nageldesignerin, eine PMU-Artistin oder Fußpflegerin. Sie nutzen den Raum regelmäßig, bringen eigene Kundinnen mit und profitieren vom professionellen Umfeld. Der Salon erhält im Gegenzug Miete oder Umsatzbeteiligung – und kann sein Angebot nach außen hin erweitern. Auch gemeinsame Aktionen wie Kombibehandlungen oder abgestimmte Marketingmaßnahmen sind hier möglich.
3. Laterale Kooperationen
Laterale Kooperationen verbinden Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. Ein Beispiel: Ein Kosmetiksalon arbeitet mit einer nahegelegenen Unternehmensberatung zusammen, in der viele berufstätige Frauen beschäftigt sind, die Wert auf ein gepflegtes Auftreten legen. Der Salon bietet exklusive Konditionen, die Beratung bewirbt das Angebot intern. Beide Seiten profitieren – wirtschaftlich und in ihrer Positionierung.
Auch im lokalen Umfeld ergeben sich oft interessante Partnerschaften – etwa mit einem Modeladen, einer Bäckerei oder einem Blumenladen. Ob kleine Events, gemeinsame Social-Media-Aktionen oder ein abgestimmtes Schaufenster – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Ein guter Startpunkt ist oft ein Spaziergang durch das eigene Viertel – mit offenem Blick für passende Partnerbetriebe.
Auch eine gezielte Online-Recherche kann hilfreich sein um sowohl Unternehmen in der näheren Umgebung zu finden als auch überregionale oder digitale Kooperationspartner zu entdecken, die thematisch zum eigenen Angebot passen oder ähnliche Zielgruppen ansprechen.
Ein Türöffner für neue Kontakte ist fast immer eine sympathische Kontaktaufnahme und persönliche Vorstellung (mehr dazu auch im nächsten Artikel), zum Beispiel mit einem kleinen Gutschein für eine Kennenlernbehandlung, der Freude macht. Wichtig ist, dass jede Verbindung zur eigenen Positionierung passt – und auf Vertrauen, Fairness und gegenseitigem Nutzen basiert.
Denn Unternehmensverbindungen sind weit mehr als reine Verkaufskooperationen: Sie schaffen Entlastung, fördern Inspiration, ermöglichen Austausch auf Augenhöhe – und führen manchmal sogar zu echten Freundschaften im Business.
Kooperation mit Köpfchen: rechtlich sicher handeln
Bei enger Zusammenarbeit sollten auch rechtliche Aspekte nicht übersehen werden – vor allem, wenn Räume, Geräte oder Einnahmen geteilt werden. Im Zweifel ist eine juristische Beratung sinnvoll.
Mein Tipp: Viele Berufsverbände bieten hierfür kostengünstige oder kostenlose Unterstützung an.
Wichtig ist, dass bei Kooperationen mit Ärzten oder Heilpraktikern strenge gesetzliche Vorgaben gelten– hier ist rechtliche Prüfung besonders ratsam.
Open Innovation – gemeinsam neu denken
Open Innovation ist eine besondere Form der Unternehmenskooperation, bei der gezielt Impulse von außen in die Weiterentwicklung von Angeboten, Produkten oder Prozessen einfließen. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Industrie und beschreibt die bewusste Öffnung eines Unternehmens für externe Ideengeber – etwa Kunden, Geschäftspartner, Start-ups, Bildungseinrichtungen oder sogar direkte Mitbewerber. Ziel ist es, gemeinsam neue Modelle der Zusammenarbeit zu entwickeln, zum Beispiel in Form von Projekten, Kooperationen oder geteilten Entwicklungsprozessen.
Innovation bedeutet nicht nur, etwas völlig Neues zu schaffen, sondern auch, Bestehendes gezielt zu verbessern und an aktuelle Bedürfnisse anzupassen.
Ein praxisnahes Beispiel: Ein Kosmetiksalon analysiert systematisch das Feedback seiner Kunden und entwickelt daraus neue Behandlungen, die passgenau auf deren Wünsche und Lebensrealitäten abgestimmt sind, zum Beispiel in Bezug auf Hautbilder, Pflegephilosophien oder Zeitbudgets. So entstehen nicht nur maßgeschneiderte Angebote, sondern auch eine engere Kundenbindung und ein klareres Profil am Markt. Die Servicequalität lässt sich beispielsweise mit einem strukturierten Verfahren wie „Servqual“ überprüfen, Kundenbedürfnisse können durch individuelle Befragungen sichtbar gemacht werden.
Open innovation mit Start-ups
Auch in Zusammenarbeit mit Herstellern oder Laboren kann Open Innovation gelebt werden – etwa durch die gemeinsame Entwicklung neuer Produkte oder Technologien. Besonders spannend: die Kooperation mit innovativen Start-ups. Kosmetiksalons bringen dabei ihre Praxiserfahrung und den direkten Draht zur Kundschaft ein – und wirken so aktiv an der Produktentwicklung mit. Im Gegenzug erhalten sie frühzeitigen Zugang zu neuen Lösungen, tiefe Einblicke in aktuelle Entwicklungen und die Chance, ihren Kunden echte Innovationen zu bieten – noch bevor diese breit im Markt verfügbar sind. Das schafft nicht nur einen Wettbewerbsvorteil, sondern macht das eigene Angebot auch spürbar einzigartiger. Open Innovation bedeutet also, nicht nur im eigenen Kosmos zu denken, sondern gezielt auch nach außen zu blicken – für frische Impulse, neue Kooperationen und Ideen, die wirklich etwas bewegen.
Fazit
Ob für gemeinsames Wachstum, kreative Synergien oder neue Zielgruppen – Unternehmensverbindungen eröffnen Beauty-Betrieben zahlreiche Möglichkeiten, sich zukunftsfähig aufzustellen. Wer dabei gezielt vorgeht und zu seiner Positionierung passende Kooperationen aufbaut, profitiert mehrfach – wirtschaftlich, fachlich und menschlich.
Mehr dazu gibt es auch in der passenden Podcast-Folge. Und in Teil 3 der Serie zeigen wir Schritt für Schritt, wie strategisches Networking in der Praxis gelingt – von der Kontaktaufnahme bis zur erfolgreichen Zusammenarbeit.

Eva Ratzisberger
Die Autorin ist Fachkosmetikerin mit eigenem Institut, Unternehmensberaterin, Podcasterin und 2. Vorstand des Landesverbandes des Bayerischen Kosmetikhandwerks (LVBKH). www.eva-ratzisberger.de

Dieser Artikel stammt aus dem Fachmagazin BEAUTY FORUM
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