Sei selbstbewusst! Eine Kosmetikerin kann so viel mehr als schminken und cremen!

14.07.2025
Selbstbewusstsein durch gute Ausbildung als Kosmetikerin

Im Jahr 2000 wurde an der Universität Hamburg der Studiengang Kosmetikwissenschaft eingeführt. Die Vorurteile waren groß, die Häme in der Presse oftmals auch. Die Kosmetikerin Beatrice Groß, die von 2009-2014 Kosmetikwissenschaft und Germanistik an der Uni Hamburg studierte, berichtet hier über ihre Erfahrungen, über die Wichtigkeit des Kosmetikberufs und erklärt, wie Kosmetikerinnen zu mehr Standing und Selbstbewusstsein finden können.

Vorurteile gegen den Kosmetikberuf

Ziemlich zu Beginn meines Studiums der Kosmetikwissenschaft wurde in einem Seminar darüber berichtet, wie die Presse auf den im Jahr 2000 eingeführten Studiengang an der Universität Hamburg reagierte. So hieß es zum Beispiel, dass man in Hamburg nun Schminken studieren könne. Mein erster Gedanke damals war: Was für eine Herabwürdigung. 

Dies würde ja bedeuten, dass Kosmetik generell nur aus Schminken besteht und die Wissenschaft dazu das Ganze lediglich auf ein akademisches Level hebt, die Inhalte aber die gleichen bleiben. Dabei ist Kosmetik so viel mehr und Kosmetikerinnen leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung unserer Haut.

Die Inhalte der Kosmetikausbildung

In der Ausbildung zur Kosmetikerin dreht sich vorrangig alles um das Thema Haut. Direkt im ersten Ausbildungsjahr geht es los mit dem Aufbau der Haut, also der Anatomie. Auch die Physiologie (= Funktionen der Haut und die damit verbundenen Prozesse, die in unserem Körper ablaufen) sowie die Hautbeurteilung und das Erkennen von Hautzuständen sind unter anderem Themenbereiche, die gleich zu Beginn unterrichtet werden und die Basis aller kosmetischen Kompetenzen bilden. Hinzu kommt eine ausführliche Wissensvermittlung zu kosmetischen Inhaltsstoffen in Produkten und der Anwendung von apparativer Kosmetik und der damit verbundenen chemischen und physikalischen Wirkung auf die Haut. All das klingt ziemlich medizinisch? Ja, denn Kosmetik ist definitiv der Dermatologie zuzuweisen.

Nicht nur schön, sondern auch gesund

Erst mit diesem Wissen kann eine Kosmetikerin individuell auf Kundenwünsche eingehen, die ideale Behandlung planen und die passenden Produkte auswählen. Hier zeigt sich, wie fein da Nuancen in der Auswahl sein können und den großen Unterschied im Ergebnis machen.

Kosmetikerinnen behandeln gesunde Haut, die möglichst lange unseren geltenden Schönheitsidealen entsprechen soll. Noch vor kurzem galt es, die Zeichen der Hautalterung unbedingt aufzuhalten und unsichtbar zu machen. Von dieser Ansicht entfernt sich die moderne Gesellschaft langsam: Well-Aging ist das Thema der Stunde. Jetzt stehen wir zu unserem Alter, und das darf auch sichtbar sein, mit einer altersgerecht gut gepflegten Haut. Im Kosmetikinstitut wird auf eine ausgewogene Versorgung mit den notwendigen Nährstoffen geachtet, und Kosmetikerinnen können mit gezielten Handgriffen echte Wunder vollbringen und so die Haut zum Strahlen bringen.

Fundiertes Wissen als Basis

Das Handwerk der Kosmetikerin ist aber auch unersetzlich in der Behandlung und Pflege krankhafter Hautveränderungen. Die Kosmetikerin hat das Wissen einer Dermatologin und kann eine Akne von einer Rosazea unterscheiden. Die tatsächliche Diagnostik geschieht natürlich in medizinischer Betreuung. Wenn die Behandlung aber möglichst umfangreich gestaltet ist, dann wird die Kosmetikerin wieder einbezogen und unterstützt die oft medikamentöse Therapie gezielt durch manuelle Behandlung, wie etwa das sanfte Ausreinigung von Pusteln und Komedonen, die Anwendung von chemischen Peelings oder speziellen Massagetechniken. Die Kosmetikerin kann aber auch Spezialgeräte zum Einsatz bringen, die sowohl in der akuten Therapiephase als auch in der Nachbehandlung nach überstandener Hauterkrankung zum Einsatz kommen, um das Hautbild zu verfeinern und Narben zu verbessern.

Kosmetische Behandlung auch zur psychischen Unterstützung

Kosmetikerinnen unterstützen ihre Kundinnen dabei, das Selbstwertgefühl nicht zu verlieren oder es wieder herzustellen. Einen wertvollen Beitrag leisten sie auch in der Onkologie. Krebserkrankungen verändern auch unsere Haut und Nägel. Eine Kosmetikbehandlung während der laufenden Krebstherapie ist möglich und legt den Fokus dann auf Wellness, Unterstützung der Hautfunktionen und Ernährungsberatung. Nach einer überstandenen Therapie werden neue Ziele gesetzt, sodass die Kosmetikerin die Hautbarriere durch gezielte Inhaltsstoffe und Behandlungsmethoden gemeinsam mit den Kundinnen in der Heimpflege wieder ins Gleichgewicht bringt. 

Zusätzliche Hilfe bei Erkrankungen

Da eine Krebsbehandlung immer auch optische Spuren hinterlässt und in den meisten Fällen zu Haarverlust führt, kann die Kosmetikerin auch hier helfen: Die optische Wiederherstellung von Wimpern oder Augenbrauen durch Permanent Make-up ist ein wichtiger Faktor für die psychische Gesundheit. Gerade an dieser Stelle hilft es aber auch, zur Unterstützung dekorative Kosmetik einzusetzen und den Kundinnen mit ein paar kleinen Tricks zu zeigen, wie sie sich beim Blick in den Spiegel wieder wohler fühlen können. Das gilt auch bei der Erkrankung Alopezie, die Frauen und Männer gleichermaßen betreffen und leiden lassen kann. Die Kosmetikerin kann auch beim Diabetes mellitus in der Kabine unterstützen und die Kundinnen zu einer ausgewogenen Heimpflege anleiten. 

Mehr Selbstbewusstsein entwickeln: Kosmetikerinnen können so viel mehr als schminken

In Bezug auf Erkrankungen des Körpers oder der Haut und Haare sind Kosmetikerinnen in der Kooperation unersetzlich in der medizinischen Hautpflege geworden. Kosmetikerinnen sind in der Verantwortung, sich immer wieder fortzubilden und sich das aktuelle medizinische Wissen für die Behandlung unseres größten Organs, der Haut, anzueignen. Die Kosmetikbranche ist ein ständig wachsender Markt, der geprägt ist von Innovationen. Wer hier nicht Schritt halten kann, ist schnell abgehängt. 

Eine Kosmetikerin erfüllt in ihrem Berufsalltag so viele Tätigkeiten: Sie ist Hautprofi, Beraterin, Masseurin, Seelentrösterin, Ernährungscoachin, Verkäuferin und manchmal auch Make-up-Artistin.

Was Kosmetikerinnen auch tun: Der Hamburger Wohlfühlmorgen

Gemeinsam mit dem Malteser Hilfsdienst und der Sankt Ansgar Schule gestalten Auszubildende des Kosmetik- und Friseurhandwerks seit 30 Jahren den Hamburger Wohlfühlmorgen und bieten Maniküre und Haarschnitte an. An diesem Vormittag, welcher jeweils im Herbst und Frühjahr stattfindet, können sich Bedürftige und Wohnungslose mit einem ausgiebigen Frühstück verwöhnen lassen und kostenlose Dienstleistungen (z.B. Portraitfotos, medizinische Betreuung von Mensch und Tier oder Rechtsauskunft) in Anspruch nehmen. 
Der Hamburger Wohlfühlmorgen findet nun schon seit 30 Jahren statt und der Andrang nimmt nicht ab. Der nächste Hamburger Wohlfühlmorgen ist für den 15.11.2025 terminiert.

Beatrice Groß

Beatrice Groß

Die Autorin ist staatlich anerkannte und geprüfte Kosmetikerin und hat von 2009 bis 2014 Kosmetikwissenschaft mit dem Abschluss Master of Education an der Universität Hamburg studiert. Seit 2015 ist sie Berufsschullehrerin in Hamburg und Prüferin im Prüfungsausschuss Kosmetik der Handwerkskammer Hamburg. Beatrice Groß engagiert sich außerdem für die Professionalisierung des Kosmetikberufs.

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