Es gibt Momente im Leben, in denen es schwer ist, die Welt positiv zu sehen. Das weiß Kosmetikerin Martina Kistner aus eigener Erfahrung: Vor 23 Jahren bekam sie die Diagnose Multiple Sklerose. "Sofort hatte ich Bilder im Kopf - von einem Leben im Rollstuhl", erinnert sie sich. Die Ärzte behandelten sie mit Kortison, die Krankheitsschübe blieben dennoch nicht aus. "Ich saß im Rollstuhl und war halbseitig gelähmt", erzählt sie.
Trotzdem gab sie nicht auf. Sie entschied sich bewusst gegen alles, was ihr nicht guttat: die Therapieform, falsche Freunde, den stressigen Job. Sie fand zur traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und erholte sich. Beruflich ging sie zurück zu ihren Wurzeln: "Ich habe damals im Vertrieb und in der Gastronomie gearbeitet und fragte mich, ob ich das wirklich mein Leben lang machen wollte. Denn eigentlich war die Schönheitsbranche immer mein Ding", erzählt die gelernte Friseurin. "Ich wollte Maskenbildnerin werden, aber wegen einer Allergie wurde daraus nichts. 2007 machte ich dann die Ausbildung zur Kosmetikerin. Das war genau das Richtige für mich. Nach dem Abschluss eröffnete ich direkt 'Beauty in elements'."
Zunächst bot sie klassische Behandlungen an. Peu à peu führte sie ihre Kunden an ihr eigentliches Steckenpferd heran: Die Elementenlehre, basierend auf TCM. Danach befinden sich in jedem Körper die Elemente Feuer, Erde, Metall, Wasser und Holz, die je nach Jahreszeit und Gemütszustand variieren. Nach eingehender Anamnese stimmt Martina Kistner die Behandlung auf das jeweilige "Hautthema" ab. Dabei arbeitet sie mit den biozertifizierten Produkten von Phyto5, die sich ebenfalls an den fünf Elementen orientieren. So bereitet sie die Haut zum Beispiel mit der Blütenwassermischung "Aura Flora" aus Rose und Hamamelis auf die folgende Behandlung vor. Die Handdruckmassage an Schultern und Nacken ergänzt sie durch ätherische Öle, die die Bauchatmung aktivieren; das fördere die Entspannung zusätzlich, erklärt sie.
Die Haut ist der Spiegel der Seele, davon ist sie überzeugt. Daher lautet ihre erste Frage an Kunden: "Haben Sie gerade Stress oder Sorgen?" Bei der Behandlung, berichtet sie, schaue sie nie auf die Uhr. "Manchmal braucht ein Kunde 15 Minuten Massage mehr. Dann bekommt er die." Feste Öffnungszeiten hat sie übrigens nicht. Ihre Devise lautet: "Ihr Wunschtermin ist meine Öffnungszeit."
So zieht sie Kunden an, die zu ihr passen: Heilpraktiker, Ärzte, Feng-Shui-Berater, aber auch Menschen mit schweren Krankheiten, die sich bei ihr gut aufgehoben fühlen. "Ich kann für sie da sein", erklärt sie, "weil ich eine vergleichbare Erfahrung gemacht habe." Und auch wenn Sie findet, dass "ohne ein klares Konzept und eine aktuelle Internetseite heute gar nichts geht", ersetzt in ihren Augen nichts den direkten und persönlichen Kontakt; auch vor und nach den Behandlungen. Deshalb schickt sie Kunden zum Beispiel handschriftliche Grußkarten zum Geburtstag. Wer möchte bekommt nach der Behandlung von ihr ein Papierröllchen mit einem Spruch. Darin heißt es: "Strebe vor allem danach, glücklich zu sein. Finde 1000 Gründe, um zu lachen. [...] Du allein triffst in jedem Moment deines Lebens die Entscheidung." Es ist ein Auszug aus einem ihrer Lieblingsbücher, aus dem sie in den schweren Phasen ihrer Krankheit Kraft schöpfte; davon möchte sie auch ihren Kunden etwas mit auf den Weg geben. "Ich bin heute Optimistin - durch und durch. Meiner Krankheit bin ich in gewisser Weise dankbar", sagt die Powerfrau, "durch sie bin ich der Mensch geworden, der ich immer sein wollte." Diese positive Energie spürt man - bei jedem Wort, in jedem Raum.
In der BEAUTY FORUM 10/2014 finden Sie ab Seite 132 zusätzliche Daten und Fakten.
