Fußpflege mit Ayurveda-Elementen

14.07.2011
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Padabhyanga-Special

Warmes Öl, Kräuterstempel, Klangschalen – mit diesen und weiteren Zutaten können Sie Ihren Kunden tiefe Entspannung und ein unvergessliches Wohlfühlerlebnis schenken. Wellness-Expertin Ursula Maria Schneider verrät, wie’s geht

Fernöstliche Treatments zur Entspannung von Körper und Geist erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Dieser Trend macht auch vor den Füßen nicht halt und es ist gar nicht so schwer, entsprechende Behandlungsangebote lukrativ im Institut umzusetzen. Ayurveda, die ganzheitliche indische Gesundheitslehre, beinhaltet viele Elemente und Pflegerituale, die sich an westliche Wellness-Bedürfnisse anpassen lassen. Für Fußpfleger interessant ist vor allem die ayurvedische Fuß- und Beinmassage Padabhyanga, die traditionell der Kräftigung bei körperlicher Erschöpfung dient. In ihrer klassischen Form werden Füße und Waden mit warmem Öl und fließenden Bewegungen bis zum Knie ausgestrichen und geknetet. Dabei werden die Fußreflexzonen und spezielle Druckpunkte einbezogen, um den Organismus ins energetische Gleichgewicht zu bringen.

Als Wohlfühlmassage lässt sich die Technik ergänzen durch Kräuterstempel, Klangschalen und einen Fußölguss, in Anlehnung an den ayurvedischen Stirnölguss Shirodhara. Solch ein „Padabhyanga-Special“ führt zu einer tiefen Entspannung und ist für gestresste, überarbeitete Menschen ideal, um zur Ruhe zu kommen.

Das Wissen vom Leben

Übersetzt bedeutet Ayurveda so viel wie Lebensweisheit oder Lebenswissen. Der Begriff aus dem Sanskrit setzt sich zusammen aus „Ayus“ = Leben und „Veda“ = Wissen. Die ayurvedische Lehre unterscheidet drei grundlegende Kräfte bzw. Energieformen, die sogenannten Doshas:

Vata steht für Wind bzw. Bewegung,

Pitta steht für Feuer bzw. Stoffwechsel,

Kapha steht für Erde bzw. Stabilität.

Jeder Mensch ist durch eine individuelle Mischung dieser Energien geprägt. Aus den Doshas leiten sich daher drei Konstitutionstypen ab:

Vata-Typ: Seine Elemente sind Luft und Äther. Vata-Typen sind meist zart, schlank und zierlich. Sie sind reich an Ideen und Fantasie und gelten als flexibel und geistreich, leiden aber auch schnell unter Stress und Überreizung. Sie frieren leicht und neigen zu trockener Haut. Ihr Appetit ist eher unregelmäßig und sie neigen zu Verstopfungen.

Pitta-Typ: Sein vorherrschendes Element ist das Feuer. Pitta-Typen haben meist einen mittelschweren, muskulösen Körper und eine warme, trockene, sensible Haut. Sie bevorzugen eine angenehm kühle Umgebung, bräunen leicht und lassen ungern Mahlzeiten aus. Sie sind dynamisch, abenteuerlustig, durchsetzungsfähig und zielorientiert. Häufig haben sie heiße Füße. In diesem Fall ist es eine gute Alternative, die Massage statt mit Öl mit Ghee (Butterschmalz) durchzuführen. Dieses hat eine besonders kühlende Wirkung auf den Körper.

Kapha-Typ: Seine Elemente sind Erde und Wasser. Kapha-Typen haben meist einen schweren Körperbau und die Tendenz zu Übergewicht. Sie stehen mit beiden Beinen fest im Leben. Es sind stabile Persönlichkeiten mit langfristigem Denken und ruhigem Wesen. Sie verfügen über eine geschmeidige, oft ölige Haut, haben dickere Haare und bis ins hohe Alter kaum Falten.

Wichtig: Die meisten Menschen besitzen eine Mischkonstitution, das bedeutet sie gehören nicht hundertprozentig einem ayurvedischen Typus an.

Befinden sich unsere Energien im Gleichgewicht, dann fühlen wir uns gut. Gerät die Balance der Doshas ins Wanken, wird das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigt. Entspannende Massagen sind bestens geeignet, die Harmonie der Doshas wieder herzustellen.

Wellness pur

Bitte beachten Sie, dass das vorgestellte „Padabhyanga-Special“ als reine Wellness-Dienstleistung konzipiert ist. Es werden keine Diagnosen, Therapien oder heilkundlichen Handlungen im medizinischen Sinne durchgeführt. Informieren Sie Ihre Kunden darüber, dass zwar einzelne Elemente der ayurvedischen Gesundheitslehre entlehnt sind, aber die Anwendung keinesfalls den Gang zum Arzt oder Heilpraktiker ersetzt.

Entspannung und Ausgleich
  1. Erkundigen Sie sich nach dem Wohlbefinden Ihres Kunden und besprechen Sie in Ruhe bei einer Tasse Tee den Ablauf des Programms. Zu Beginn des „Padabhyanga-Specials“ werden Rosenöl-Wattepads auf die Augen gelegt, um das Augenfeuer zu dämpfen. Sie sind für alle Konstitutionstypen geeignet.
  2. Den Auftakt bildet eine Garshan-Massage. Diese wird trocken mit speziellen Rohseidenhandschuhen ausgeübt. Sie besteht aus einer Abfolge von Streichungen und Kreisungen vom Fuß bis zum Oberschenkel. Die Anwendung sorgt für ein sanftes Peeling und fördert die Durchblutung. Bei Frauen beginnt man am linken Bein, bei Männern am rechten.
  3. Nun folgt die Entspannung in einem Fußbad. Dieses sollte in einer formschönen Schale erfolgen. Für die Waschung benötigen Sie eine Naturseife und einen breiten Kosmetikpinsel.
  4. Nachdem die Füße gut abgetrocknet wurden, folgt die Einstimmung auf das Padabhyanga-Programm mit einem Fußölguss. Hierfür benötigen Sie Beinstützen, um die Füße darauf zu platzieren. Legen Sie die Stützen mit Tüchern aus und stellen Sie eine kleine Auffangschale für das Öl darunter.
  5. Mischen Sie im Wasserbad erwärmtes Öl, z.B. Sesamöl, mit ein wenig Ayurveda-Essenz, die zur Stimmungslage und Konstitution Ihres Kunden passt. Gießen Sie das warme Öl aus einer schönen Karaffe langsam mit einem feinen, dünnen Strahl über Füße und Beine. Durch dieses kleine Einstiegsritual wird Ayurveda besonders stark versinnbildlicht. Danach werden beide Füße in die Auflagetücher gewickelt und der Kunde kann die nachwirkende Ölpackung genießen.
  6. Nach einer kleinen Ruhezeit beginnt die Padabhyanga. Umfassen Sie zur Kontaktaufnahme die Fußrücken mit den Händen, halten Sie kurz inne und beginnen Sie mit Ausstreichungen bis zum Knie. Es folgt eine Massage der Zehen und Fußsohlen mit kreisenden Bewegungen, am besten synchron. Das Kreisen und Streichen der Zehen und Fersen kann auch mit Mini-Kräuterstempeln erfolgen, die zuvor in ca. 45 °C warmes Öl getaucht wurden. Die Füllung der Stempel besteht aus Ingwer, naturreinem Mandarinenöl und Kampfer. Durch die Kräuterwirkstoffe wird die Durchblutung der Haut angeregt und die Feuchtigkeitsdepots werden aufgefüllt.
  7. Neben ausstreichenden und kreisenden Bewegungen kommen bei der Massage auch Knetungen, Dehnungen und Spezialgriffe wie z.B. der Vierkantgriff, das Klavier oder die Z-Technik zum Einsatz. Diese werden am besten in entsprechenden Seminaren erlernt.

Eine anschließende Ruhepause verbunden mit bewusstem Atmen und liebevoller Betreuung lässt das Spezialprogramm ausklingen. Die Haut wird abschließend von überschüssigem Öl befreit und gegebenenfalls nachfrottiert.

Schlussakkord

Ein besonderes Abschlussritual nach Massagen ist die Erdung. Hierzu legt man beide Handflächen auf die Fußsohlen und aktiviert diese mit einem leichten Druck. Die Erdung schafft Stabilität, Verwurzelung und gibt Sicherheit. Wenn Bäume alt werden, altern zuerst die Wurzeln. Wenn Menschen alt werden, altern zuerst die Füße. Gerade deshalb ist es so wichtig, diese abschließende Berührung mit viel Energie und Intensität durchzuführen. Die Qualität der Berührung ist entscheidend, um alles in Fluss zu bringen und dem Kunden einen unvergesslichen Wohlfühlmoment zu schenken.

Klingende Füße

Alternativ kann die Erdung auch in Form einer abschließenden kurzen Klangmassage erfolgen. Massage- bzw. Klangschalen bestehen aus einem Metallmix sowie Kupfer und Zinn. Ihre Schallwellen pflanzen sich auf angenehme Weise von den Füßen aus durch den gesamten Körper fort. Bei der Auswahl geeigneter Schalen sollten Sie auf die unterschiedlichen Unterseiten achten.
Die klassischen Schalen sind in der Regel unten glatt und leicht geschwärzt. Eine Klangmassage mit diesen Schalen regt den Kreislauf leicht an.
Schalen mit kleinen Noppen und Unebenheiten der Oberflächenstruktur sorgen für anregende Berührungen. Durch eine etwas raue Fläche werden die Nervenenden stimuliert, was sich durch ein sanftes Kribbeln in der Fußsohle bemerkbar macht.
Klangschalen, die innen und außen über glatte und leicht glänzende Oberflächen verfügen, sorgen für eine ganz sanfte Form der Erdung. Hierzu kreist man mit leichtem Druck auf der Fußsohle im Bereich der mit dem Solarplexus verbundenen Reflexzone im Uhrzeigersinn.

Marketing und Kalkulation

Weisen Sie Ihre Kunden stets auf Ihre neuen Wellness- oder Spezialbehandlungen hin. Locken Sie mit Treuepunkten und Bonusaktionen wie „4 +1“ und bieten Sie auch ansprechende Geschenkgutscheine an, um dadurch neue Kunden zu gewinnen. Rabattierte Kennenlernangebote können helfen, neue Behandlungen schnell zu etablieren. Aber Vorsicht, setzen Sie dieses Instrument sehr sparsam ein, denn Kunden gewöhnen sich schnell an reduzierte Preise. Weisen Sie stets daraufhin, dass die günstigen Sparpreise aktions- und zeitgebunden sind.

Ein einfaches Kalkulationsmodell ist, pro Behandlungsminute einen Satz von 1,00 Euro bis 1,20 Euro zu veranschlagen. Durch ein gehobenes Preisniveau unterstreichen Sie die Wertigkeit der Behandlung.

Autorin: Ursula Maria Schneider

Benötigte Arbeitsmaterialien

Für die Durchführung des „Padabhyanga-Specials“ benötigen Sie folgende Materialien, die im gutsortierten Fachhandel erhältlich sind:

  • 1 Paar Garshan Handschuhe,
  • Schalenset für Fußbad und Kompressen,
  • Naturseife,
  • Basisölmischung,
  • Ausgussflasche für den Ölguss,
  • Vata-Essenz, 10 ml,
  • Pitta-Essenz, 10 ml,
  • Kapha-Essenz, 10 ml,
  • Metallschale mit Griff für die Ölerwärmung im Wasserbad,
  • breiter Kosmetikpinsel mit Plastikgriff,
  • Mini-Kräuterstempel,
  • Ayurveda-Balsam,
  • Getränkte Wattepads mit Rosenöl sowie
  • ggf. Klangschalen

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