Empfindliche Haut

14.07.2011
Klar erkannt

Neben kleinen Ursachen mit großer Wirkung sind es komplexe Zusammenhänge, mit denen man es bei empfindlicher Haut in der Praxis zu tun hat. Sie zu erkennen, ist eine wichtige Voraussetzung für die kausale und erfolgreiche kosmetische Behandlung

Die Zunahme empfindlicher Haut ist ein Trend, den man seit Längerem in den Industrieländern beobachten kann. Dabei handelt es sich um kulturelle und verhaltensbedingte Einflüsse. „Empfindliche Haut“ ist ein weiter Begriff. Ist etwa eine fettarme Haut eine empfindliche Haut? Möglich – wenn sie mit einer Barrierestörung verbunden ist und irritierende Stoffe von außen in die Haut eindringen können. Ist allerdings nur die Sebumproduktion gedrosselt und die Barriere in Ordnung, sollte es keine Probleme geben. Dieses einfache Beispiel zeigt, wie schwierig eine Definition in der Praxis ist. Für die kompetente Beratung und Behandlung im individuellen Fall sind subjektive Empfindung, messtechnische Hautdiagnose und das optische Erscheinungsbild zu beachten. Zusammenfassend ist zu überlegen:

  • Wie äußern sich Empfindlichkeiten?
  • Welche Einflüsse sind maßgeblich beteiligt?
  • Seit wann reagiert die Haut?
  • Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
  • Was kann man präventiv tun?

Ziel ist es, die Zeichen von Empfindlichkeiten richtig zu deuten, um in der Praxis entsprechend agieren zu können – präventiv wie akut.

Symptome

Die meisten Anzeichen empfindlicher Haut sind mit dem Auge recht gut zu erkennen. Manche, wie beispielsweise Rötungen und Trockenheit, lassen sich auch messtechnisch quantifizieren. Im Einzelnen geht es um:

  • Temporäre Rötungen: Flush (Arzneimittel, Alkohol, Gewürze), Speicherung von Stoffen in der Hornschicht mit Einfluss auf die Mikrozirkulation (z. B. Rheumasalben), Kältereize
  • Andauernde Rötungen inklusive Bindegewebsstörungen: Rosacea, Couperose
  • Lichtschäden: Sonnenbrand, aktinische Keratosen
  • Entzündungen: Akne, Neurodermitis, periorale Dermatitis
  • Barrierestörungen inklusive NMF-Defizite
  • Juckreiz
  • Keratosen (Verhornungsstörungen): Schuppenflechte, Ichthyosis
  • Pigmentstörungen: Hyperpigmentierung, Vitiligo
  • Atrophie: Altershaut, Einfluss von Arzneimitteln
Einflüsse

Ein wichtiger Punkt, um den Ursachen auf die Spur zu kommen, ist die zeitliche Eingrenzung der ersten Symptome. Im Wesentlichen unterscheidet man physikalische, chemische und biologische Faktoren:

Physikalische Faktoren

  • Temperatur (Wärme, Kälte)
  • Strahlen: Sonne, Krebstherapie, phototoxische Reaktionen
  • Textilien und Schuhe: Okklusion, mechanischer Druck und Reibung, Hemmung der Mikrozirkulation
  • Chemische Faktoren
  • Arbeitsstoffe: Irritation, Sensibilisierung, multiple chemische Sensibilität (MCS)
  • Wasser und gelöste Bestandteile: hartes Wasser, Chlorwasser, Tenside
  • Stäube und Aerosole der Luft: Pollen, Radikale, Nitrosamine
  • Kleidung: Imprägnierungen, Konservierung, Weichmacher, Farbstoffe
  • Arzneimittel
  • Kosmetika: Konservierungsstoffe, Parfümstoffe, Weichmacher, Emulgatoren, verschiedene Formen des Peelings, Überpflegung
Biologische Faktoren
  • Keime, Infektionen
  • Ernährung: Fettsäuren, Vitaminmangel, Alkohol, Nikotin, Diäten
  • Hormone: Pubertät, Menopause
  • Anlagebedingte Probleme
Behandlungsmöglichkeiten

Hautschutz ist ein notwendiger Teil der Behandlung. Einen ebenso hohen –wenn nicht sogar höheren – Stellenwert, hat die maximale Förderung der Eigenregeneration der Haut. Diesen Grundsätzen entspricht die von Prof. Albert M. Kligman geprägte Korneotherapie. Ergänzend sind moderne Transportsysteme (Liposomen, Nanodispersionen) für kosmetische Wirkstoffe wichtig, um bei kleinen Konzentrationen hohe Effektivitäten zu ermöglichen. Bei den zu wählenden Wirkstoffen stehen solche im Fokus, die einen Einfluss besitzen auf Hautfeuchte und TEWL, die Hautbarriere und das Sebum, Verhornungsstörungen, Hautrötungen, Entzündungen, Mikroorganismen, Blutgefäße und Bindegewebe, Juckreiz sowie freie Radikale.

Prävention

Eine optimale Behandlung dient selbstverständlich auch der Vorbeugung. Daneben gibt es eine Reihe anderer Gesichtspunkte:

  • Hygiene: Hautreinigung, Schweißbildung
  • Sonnenschutz
  • Vermeidung phototoxischer Reaktionen: PEG, ätherische Öle etc. (Beachtung der INCI und KVO-Listen)
  • Make-up

Eine indikationsbezogene Hautpflege bietet sich an bei perioraler Dermatitis, Rosacea und Couperose, perianalen Barrierestörungen sowie Strahlentherapie.

Autor: Dr. Hans Lautenschläger

Mehr zu den Themen:

Du siehst die Vorschau

Sind Sie Premium- oder Digital-Abonnent? Dann melden Sie sich mit Ihrem my BEAUTY FORUM Konto an, um diesen Inhalt sehen zu können.

Noch kein BEAUTY FORUM Konto?

Abonnenten benötigen ein persönliches Konto, um geschützte Online-Inhalte sehen zu können. Bitte führen Sie die Registrierung durch.

Registrieren

Test-Abonnement
Sie können unser Angebot auch 3 Monate kostenfrei testen.

Mitgliedschaft testen

Anmelden

Mit bestehendem Benutzerkonto anmelden.

Jetzt anmelden

Das könnte Sie auch interessieren

Mehr aus der Rubrik Ratgeber & Wissen