Das tut gut!: Massagen

08.01.2021
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Der Körper entspannt, die Seele relaxt, und der Alltag ist ganz weit weg. Entspannende Massagen sind wohltuend und wirken sich positiv auf den gesamten Organismus aus. Über die Basics aus der vielseitigen Wellness-Welt berichtet Kosmetikexpertin Waltraud Böhme.


Die Zahl der verschiedenen Massageangebote ist fast unüberschaubar groß. Zuordnungen, zum Beispiel zu klassisch, therapeutisch, entspannend, erscheinen auf den ersten Blick verwirrend. Es lohnt sich, sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten darzustellen.

Zur Historie

Die Entwicklung von Massagen, die zu den ältesten Heilmitteln der Menschheit zählen, ist lang und interessant. Bekannte Ärzte vergangener Jahrhunderte wie Paracelsus oder Hahnemann bestanden auf dem therapeutischen Effekt von Massagen. Später, in der sogenannten „Schwedischen Epoche“, wurden Handgriffe als Reiben, Drücken, Walken, Hacken und Kneipen definiert.

In der Folgezeit vollzog sich eine Entwicklung, die von der direkten Ein­wirkung auf Haut und Muskeln des Patienten wegführte. Man fand heraus, dass durch das gezielte Einwirken und Reizen der Haut auch innere Organe beeinflusst werden können. So entstanden beispielsweise Reflexzonenmassagen, die Kolonmassage, die Periost-Massage und – etwas später durch Dr. Vodder – die Lymphdrainage.

Wichtigste Wirkweisen

Die Wirkung von Massagen kann je nach Technik sehr unterschiedlich sein. Einige Wirkweisen sind:

  • lokales Steigern der Durchblutung.
  • Senken von Blutdruck und Pulsfrequenz.
  • Entspannung der Muskulatur.
  • verbesserte Wundheilung.
  • Lösen von Verklebungen und Narben.
  • Schmerzlinderung.
  • psychische Entspannung und Reduktion von Stress.
  • Verbesserung des Zellstoffwechsels im Gewebe.

Vorher abklären

Die wichtigsten Indikationen leiten sich im Grunde von den Wirkungsweisen ab. Kosmetische Indikationen bestehen hauptsächlich im Behandeln von Verspannungen und Verhärtungen sowie im Stressabbau.

Indikationen und Kontraindikationen müssen stimmig sein. Beachten Sie, dass sich eine Massage bei verschiedenen Krankheitsbildern (zum Beispiel bei Diabetes) sowie während einer Schwangerschaft eher ungünstig statt positiv auf den Organismus auswirken kann. Im Zweifel ist daher immer angeraten, vor der Behandlung einen Arzt zu konsultieren.

Was wird massiert?

Eine klassische Gesichtsmassage umfasst Gesicht, Hals, Dekolleté und Kopf. Eine klassische Körpermassage erstreckt auf Rücken, Beine, Arme, Hände, Beine, Füße und Kopf.

Klassische Massagen

In den Bereichen Kosmetik und Wellness sind therapeutische Massagen mit medizinischer Indikation nicht relevant. In der Kosmetik handelt es sich um klassische Massagen, für die es die verschiedensten Begrifflichkeiten, zum Beispiel Entspannungsmassage oder Wohlfühlmassage gibt. Hier werden Haut und Muskulatur an der Stelle massiert, die behandelt werden soll. Es gibt keine Analogien. Häufig setzt man zusätzlich Hilfsmittel wie warme oder kalte Steine, Kräuterstempel oder Ähnliches ein.

Diese klassischen Massagen, sowohl für das Gesicht als auch für den Körper, gehören zu den Basics im Kosmetikinstitut und werden für gewöhnlich auch an jeder seriösen Kosmetikschule unterrichtet. Die meisten Kosmetikschulen legen großen Wert darauf, „ihre“ Massage zu vermitteln. Das heißt, die Grundgriffe an sich sind die gleichen, gegebenenfalls gibt es zum Beispiel im Ablauf der Massage Unterschiede. Oft werden auch zusätzlich aus der Lymphdrainage entlehnte Griffe beigefügt. Auch die Ergänzung mit Steinen oder Fruchtstempeln gehört schon fast zum Standardprogramm an Kosmetikschulen.

Das Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten ist vielfältig und von Anbieter zu Anbieter sehr unterschiedlich. Die Palette reicht – in Abhängigkeit von erforderlichen Vorkenntnissen – von Tagesausbildungen bis Wochen oder Monate. Eine Woche im Vollzeitunterricht wäre wohl als Minimum anzusehen.

Alternative Massagen

Viele dieser Massageformen basieren auf der nicht bestätigten Annahme, dass sich zum Beispiel über Reflexbögen, „Meridiane“ oder über die Beeinflussung des „Qi“ auch Leiden der Organe behandeln lassen.

Die Idee ist hier, nicht die „kranke Stelle“ zu behandeln, sondern ein „entsprechendes Areal“, welches das kranke Organ im Rahmen einer Organanalogie repräsentieren soll.

Diese Anwendungen dienen primär zum Entgiften und zum Ausscheiden von im Körper abgelagerten Schlacken (Stoffwechselendprodukten).

Auch hier besteht eine Fülle von verschiedenen Möglichkeiten, die im Grunde alle denselben Zweck haben: den Körper reinigen, entschlacken und entgiften. Zur Unterscheidung wird in der Literatur oft von einer „direkten Massage“ und einer „esoterischen Massage“ gesprochen. Die Wirkung dieser Massagen bezieht über die behandelten Stellen des Körpers den gesamten Organismus, also auch die Psyche, mit ein.

Ausleitende Massagen

Das Schröpfen ist eine der ältesten Methoden. Man unterscheidet zwischen Trockenschröpfen und der Saugglockenmassage. Es sollen Gift- und Schadstoffe aus dem Gewebe gezogen, über das Lymphsystem abtransportiert und in den entsprechenden Organen entsorgt werden. Die Methode verspricht eine intensivere Durchblutung der Haut und des Unterhautfettgewebes, eine Regula­tion der Blutverteilung in den betroffenen Regionen und das Lösen von Blockaden.

Auch bei Cellulite als kosmetische Indikation, kann man das Schröpfen anwenden. Hierbei legt man spezielle Schröpfgläser unterschiedlicher Größe auf die Haut auf. Dann erzeugt man einen Unterdruck und führt die Gläser so über den Körper. Dabei entsteht temporär auf den betreffenden Hautbereichen ein kleiner blauer Fleck beziehungsweise Streifen, da sich die Blutgefäße erweitern.

Eine zweite ausleitende Methode ist die manuelle Lymphdrainage. Im menschlichen Organismus gibt es fürden Austausch von Nährstoffen und Abfallprodukten zwei Transportsysteme: die Blut- und die Lymphgefäße. Nach dem Prinzip einer Kläranlage beseitigt das Lymphsystem aus dem Körpergewebe gröbere Schlacken. Zudem ist es für den Abtransport von Eiweiß, Viren, Bakterien, abgestorbenen Zellen, Giften und Fremdpartikeln zuständig. Über 600 Lymphknoten reinigen die Lymphflüssigkeit und leiten sie zurück ins Blut. Das Lymphsystem produziert Lymphozyten und Immunzellen und ist somit außerdem Träger des Abwehrsystems.

Durch eine manuelle Lymphdrainage kann man dieses System anregen und in seiner Tätigkeit unterstützen. Es kommt zu einem schnelleren Abtransport und zum schnelleren Ausleiten von Schlackenstoffen. Zumeist bestehen medizinische Indikationen, zum Beispiel Stauungen, Entzündungen und Schmerzen, für diese Behandlung. Ansonsten gilt, wie in der Kosmetik immer: Ohne medizinische Indikation dient die Methode nur zum Erhalt des Wohlbefindens.

Gut zu wissen

Wer Massagen im Institut anbieten möchte, sollte über gute Kenntnisse in Anatomie und Physiologie des Menschen verfügen. Indikationen und Gegenindikationen müssen hinlänglich bekannt sein.

Setzen Sie einer Massage eine gute Anamnese voraus und erfassen Sie den gesundheitlichen Zustand des Kunden. Ein gut ausgestatteter Behandlungsraum ist ein Muss. Dazu gehören eine bequeme Liege für den Kunden und ein geeigneter Stuhl beziehungsweise Hocker für den Masseur. Eine gute Luftzirkulation und einwandfreie Hygiene sind selbstverständlich. Gerade bei Massage sollte der Behandlungsraum durch eine separate Tür abtrennbar sein. So ist die Intimsphäre des Kunden gewahrt.

Einige Kontraindikationen für Massagen
  • akute Entzündungen.
  • fieberhafte Erkrankungen und Erkrankungen der Gefäße.
  • Hauterkrankungen.
  • traumatische Verletzungen.
  • Krampfadern.
  • ungeklärte, krankhafte Prozesse.

Häufig gestellte Kundenfragen

Wer darf mich massieren?
Prinzipiell darf jeder massieren, vorausgesetzt, es besteht keine medizinische Indikation, und es wird kein Heilungsversprechen abgegeben.
Wer verschreibt Massagen?
Verschreiben können Massagen nur Mediziner bei stimmiger Indikation.
Was kostet eine Massage?
Die Kosten hängen zum einen von der Massageart, zum anderen von der Dauer und der Umgebung ab.
Wann sollte man zur Massage gehen?
Aus medizinischer Sicht können zum Beispiel Rückenbeschwerden eine Indikation sein. Kosmetisch gesehen, dienen Massagen der Entspannung und der Stressbewältigung.
Welche Art der Massage soll man wählen?
Die Wahl der Massage hängt, therapeutisch gesehen, von der jeweiligen Indikation ab. Bei kosmetischen Massagen wählt der Kunde ganz nach persönlichem Empfinden aus.
Was zieht man bei einer Massage an?
Einen Dresscode gibt es bei einer Massagebehandlung nicht. Wie weit man sich entkleiden muss, hängt von der Art der Massage und vom Massagemittel ab. Intime Körperzonen sollten immer mit einem leichten Handtuch bedeckt werden.
Wer bietet Massagen an?
Klassische Einrichtungen, die Massagen anbieten, sind Physiotherapie- und Massagepraxen sowie Thermen und Wellnesshotels.
Wie lange dauert eine Massage?
Die Behandlungsdauer hängt von der jeweiligen Anwendung ab. Eine Teilmassage und auch eine Gesichtsmassage dauern in der Regel 15 bis 20 Minuten, eine Ganzkörpermassage 60 Minuten. Manuelle Lymphdrainagen dauern in der Regel 30, 45 oder 60 Minuten. Die Dauer bezieht sich auf die Praktik, vorbereitende Maßnahmen und Ruhephasen zählen nicht dazu.

Eine Auswahl über Methoden aus dem Reich der Massagen finden Sie hier:

Thai-Massage: Ein System von Massagetechniken, bei der die Energiebahnen im Körper aktiviert und der Lymphfluss angeregt wird.

Bürstenmassage: Eine manuelle Massage mit Hilfe einer geeigneten Körperbürste aus Naturborsten, mit einem Luffaschwamm oder mit Massageprodukten.

Schröpfkopfmassage: Ein sehr altes Verfahren, bei dem entweder kugelförmige Gläser von innen erhitzt und auf das entsprechende Hautareal aufgesetzt werden oder Gläser mit gummiballartigen Aufsätzen, in denen das Vakuum erzeugt wird, verwendet werden.

Lomi Lomi Massage: auch Lomi Lomi genannt. Eine Methode, die aus Hawaii stammt. Sie ähnelt in ihrer Ursprungsform eher therapeutischer Körperarbeit als einer Massage und hat den Anspruch, nicht nur den Körper, sondern auch die Seele zu behandeln. Sie war Teil einer Heilbehandlung.

Ayurvedische Massage: Eine Massage, die Bindegewebe, Stoffwechsel und Kreislauf sanft anregt. Dem jeweiligen Konstitutionstyp entsprechend, wird mit verschiedenen Ölen, aber auch trocken mit einem Seidenhandschuh (Garshan) massiert. Als Ganzkörpermassage, Teilmassage und Kopfmassage incl. Stirnguss möglich.

Pantai Luar: Eine Stempelmassage mit Fruchtstempeln und warmen Öl.

Hot Stone Massage: Massage mit heißen Steinen. Sie ist in Wirkung und Durchführung ähnlich Pantai Luar.

Bindegewebsmassage: Die Methode basiert als Neuraltherapie auf dem Konzept der Headschen Zonen. Es werden Haut-, Unterhaut und Faszientechnik eingesetzt.7

Hot Chocolate Massage: Verwöhn- und Regenerationsprogramm für den gesamten Körper. Angenehm warmes und wohlriechendes Schokoladen-Mandelöl pflegt dabei nicht nur die Haut, sondern wirkt entschlackend und positiv auf das Herz-Kreislauf-System.

Klangschalenmassage: Hierbei es werden Klangschalen auf den bekleideten Körper aufgesetzt und angeschlagen. Alternativ ohne Körperberührung über den Körper gehalten und mit einem filzbezogenem Klöppel angeschlagen. Der erzeugte Ton wird auf den Körper übertragen und als Vibration wahrgenommen. Sehr gut zur Stressbewältigung.

Shiatsu: Traditionelle japanische Massage.

Akupunktur-/Akupressurmassage: Auch Akupunktmassage genannt, ist ein auch prophylaktisch angewandtes Heilverfahren, bei dem auf den Körper stumpfer Druck, zum Beispiel mit Daumen, Handballen, Ellbogen, Knie oder Fuß an definierten Stellen ausgeübt wird.

Reflexzonenmassage: Eine Komplementär-therapeutische Methode zur Stärkung der Selbstheilungskräfte. Reflexzonen finden sich an Füssen, Händen, Kopf, Ohren und am ganzen Körper.

BEAUTY FORUM-Tipp: Wenn sie ein Kosmetikstudio haben und als Masseurin ausgebildet sind oder sich für eine spezielle Technik weitergebildet haben, dann lohnt es sich für Sie, wenn Sie in Ihrem Studio auch Wellness-Angebote anbieten. Mit den richtigen Spa-Angeboten in Ihrem Kosmetikstudio, einer angenehmen Atmosphäre und hochwertigen Produkten buchen Ihre Kunden gerne Zeit bei Ihnen im Kosmetikstudio:

  • Kombinieren Sie doch zum Beispiel bei einem Termin für eine Anti-Aging-Gesichtsbehandlung mit einer wohltuenden Gesichtsmassage.
  • Vereinbaren Sie neben der professionellen Haarentfernung an den Beinen noch einen Rundumwohlpaket, das beispielsweise noch eine Fußmassage, eine Fußpflege und eine Pediküre enthält.

Wenn Sie Termine für Wellnessmassagen im Kosmetikstudio anbieten, sollten Sie vorher eine dementsprechende Ausbildung absolviert haben. Wichtig vor jeder Massagebehandlung ist auch eine ausführliche Beratung.

Waltraud Böhme
Die gelernte Kosmetikerin und Heilpraktikerin ist Mitinhaberin und Geschäftsführerin der Elite Fernakademie für Kosmetik und Wellness GmbH. www.elite-fernakademie.de
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