Anti-Aging für die Stimme

20.10.2022
Foto: popcorner/Shutterstock.com

Ja, richtig gelesen! Nicht nur das Gesicht Ihrer Kundin sollte gehegt und gepflegt werden, denn auch die Stimme kann altern. Wie die Stimme trainiert und jung gehalten werden kann, erklärt Kosmetikerin Christiane Laszig.

Während sich viele Menschen aufmerksam um ihr Äußeres kümmern, achten nur wenige auf die Ästhetik ihrer Stimme. Doch damit auch die Stimme geschmeidig bleibt und nicht mehr als nötig altert, ist es wichtig, sie in dem Modus zu benutzen, für den sie gedacht ist und den wir selbst als angenehm empfinden.

Wie unsere Stimme entsteht

Unsere Stimme entsteht im Kehlkopf über unsere beiden ca. ein Zentimeter langen Stimmlippen, die mithilfe von Muskeln und Nerven ihre Stellung verändern können. Sind die Stimmlippen fast geschlossen, bringt sie der Luftstrom bei der Ausatmung zum Schwingen.

Während wir atmen, singen, sprechen oder schreien „zerhacken“ unsere Stimmbänder durch Öffnen und Schließen die ausgeatmete Luft. Über den Tag verteilt, bringen wir nicht selten zwischen vier und sechs Kilometer unserer Stimmbänder zum Schwingen.

Probleme mit der Stimme

Es dauert meist einige Zeit, bis es uns oder uns Nahestehenden auffällt, wenn die Stimme nicht mehr wie gewohnt funktioniert. Stimmprobleme können mehr oder weniger für jeden von uns zu einem Problem werden, nicht nur für Sänger und Vielredner. Das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben, deutet auf eine Überlastung der Kehlkopf- und Halsmuskeln hin. Hier hilft es, einfach mal ein Weilchen zu schweigen oder ohne Anstrengung zu flüstern. Wer seine Stimme häufig falsch belastet durch Kreischen, Schreien, Pressen, lautes, angestrengtes Reden und Knödeln beim Singen, schädigt sie. Leider merken wir erst dann etwas davon, wenn unsere Stimme bereits grob heiser klingt, versagt, wegbricht und wir anfangen, uns oft, fast schon zwanghaft zu räuspern, was zusätzlich Stress bedeutet.

Lautstärke ist laut einer finnischen Studie oft das Problem von Fußballtrainern, das sich zu einem Drittel in Räuspern und Husten oder, einer zu leisen, heiseren, müden und gepressten Stimme bemerkbar macht. Auch Pfarrer, Pastoren und Lehrer kennen diese Stimmprobleme und den daraus resultierenden Stress.

Zusatzbehandlung Anti-Aging für eine schöne Stimme


Während der Behandlung eine Aromalampe mit Lavendel aufstellen:

  • Vorab einen Lavendeltee reichen
  • Schultern bis zu den Ohren ziehen – einatmen und halten, ausatmen und senken (fünf Mal hintereinander)
  • Ausstreichen des Hals-/Nacken-/Schulter-/Oberarm-/Dekolleté-Bereichs mit einem Kupferstück
  • Vapozon mit den Zusätzen von Lavendel, Thymian oder Eibisch einsetzen
  • Körper mit den Handinnenflächen in Rückenlage abklopfen: Schultern und Arme weiter über Innenseiten zu Brust, Bauch, Beinen und Füßen; in Bauchlage abklopfen: Fußsohlen, Beine hoch zum Po, Rücken, Schultern
  • Gezielte Massage der Hals- und Nackenmuskulatur bis zum Brustansatz mit Öl und Heilsteinen (zum Beispiel türkisgrüner Aventurin)
  • Klopfen der Thymusdrüse (während der Kunde nach Bedarf summt/brummt)
  • Warme großflächige Halspackung anwenden
  • Grüne Farblichtbehandlung anbieten

Alterung der Stimmlippen

Auch das Alter kann zu Stimmproblemen führen. Genau wie unsere Haut können auch unsere Stimmlippen im Lauf unseres Lebens altern, an Elastizität, Spannung, Geschmeidigkeit und Masse verlieren und nicht mehr optimal schließen. Wir merken das an einer „trockeneren“ Stimme, manchmal strengt nun sogar das Sprechen an. Die Stimme wird brüchiger, kratziger und sie läuft nicht mehr so rund wie bisher. Bei älteren Frauen kann die Stimme tiefer – hormonell oder genetisch bedingt – und bei den Männern höher werden. Eine wirkliche Altersstimme haben zum Glück nur fünf Prozent aller Menschen. Wer jedoch eine ausgeprägte Altersstimme hat, muss daran nicht verzweifeln. Ähnlich wie bei einer Faltenbehandlung können die Stimmlippen durch Hyaluronsäure unterfüttert werden, was zwischen einem halben und einem eineinviertel Jahr anhält.

Hat sich die Unterfütterung bewährt, lassen sich auch dauerhafte Materialien wie körpereigenes Fett einsetzen. Beide Methoden werden von Privatkassen übernommen. Generell gilt: Wer Stimmprobleme hat, beruflich oder privat gerne redet und/oder singt, dem kann durch hauptsächlich minimalinvasive Eingriffe unkompliziert geholfen werden.

Die Stimme trainieren

Damit wir unsere Stimme in Form halten und gar nicht erst Ermüdungserscheinungen aufkommen lassen, hilft lautes Lesen bzw. Vorlesen oder Singen, am besten gemeinsam mit anderen. Auch häufiges und langes Reden in Zimmerlautstärke kann einiges bewirken und die Stimme ebenfalls geschmeidig halten. Damit sie sich gar nicht erst alt anhört, lautet der Zaubersatz von Professor Dr. Markus Hess, Phoniater und Leiter der Deutschen Stimmklinik in Hamburg-Eppendorf: „Use it or lose it.“

Unsere Stimme, die uns bereits seit Ende unserer Pubertät begleitet, ist sehr wichtig sowohl für unsere Lebensqualität als auch unsere Psyche, schließlich ist sie unser unverwechselbares Markenzeichen und macht uns aus. „Kommt es zu einem Stimmverlust, fühlen sich Betroffene oft nicht mehr wie sie selbst, da erst durch ihre Stimme ihre Identität entsteht“, sagt Professor Dr. Hess. Die meisten Menschen können wir sofort über ihre Stimme erkennen, denen wir ein Aussehen zuordnen können und die mit ihr bei uns unterschiedliche Gefühle erzeugen kann. Manche von uns haben sich sogar zuerst in die Stimme ihres Partners verliebt.

Wenn wir uns fragen, was nun das Geheimnis unserer Stimme ist, weiß Professor Hess folgende Antwort: „Die Stimme ist unsichtbar, nichts als Atem, nichts als warme Luft und doch ist sie bei jedem Menschen so einzigartig und unverwechselbar wie sein Fingerabdruck. Der individuelle Klang entsteht durch die Form unserer Stimmlippen, ihren Abstand zum Mund, den Resonanzkörper Rachen-Nase-Mund sowie über die Artikulationsmöglichkeiten von Zunge und Lippen und weil jeder Mensch anders gebaut ist.“

Der Klang unserer Stimme

Übrigens unterscheiden wir uns nicht nur voneinander durch den individuellen Klang und die Vielzahl der zu formenden Obertöne, sondern auch durch die Vielzahl der Obertöne, durch die wiederum zigtausend Klangvariationen entstehen. Noch viel mehr Klangmodulationen können Sänger, Schauspieler, Moderatoren und ähnliche Stimmakrobaten hervorbringen. Wenn wir jemandem zuhören, verarbeitet unser Gehirn vorrangig die Tonmelodie und die vielen Informationen, die die andere Stimme beinhaltet, und hält sich nur für einen Sekundenbruchteil mit dem gesprochenen Wort auf. Dabei kann es passieren, dass wir unser Gegenüber gleich nach Beginn des ersten Halbsatzes fragen, ob es ihm gut geht. Daran können wir erkennen: Wir sagen mehr als nur Worte.

Die Stimme ist also weit mehr als nur akustisches Mittel zur Verständigung, sie ist auch Ausdruck der jeweiligen Befindlichkeit. So klingt Freude beispielsweise voll moduliert, Anspannung klingt höher, Angst klingt gepresst, bei Stress wird die Stimme flacher und bei Trauer manchmal brüchig oder eher monoton. Unsere Stimme offenbart also nicht nur vieles, sondern sie sagt auch vieles über uns aus. Forscher fanden heraus, dass unsere Stimme, nicht nur unser Alter verraten kann, sondern auch Körperform und Körpergröße anhand ihres Klangvolumens.

Pflege unserer Stimme

Auch wenn die Stimme ein wichtiger Indikator ist, schenken ihr die meisten Menschen nur wenig bis gar keine Beachtung. Nur selten kommen sie auf die Idee, sie ebenso sorgfältig zu pflegen wie ihre Haut. Sie hat nun einmal zu funktionieren, was sie ja meist auch tut. Erst wenn wir erkältet sind oder Halsweh haben, besinnen wir uns auf die Stimme und ahnen, wie gehandicapt wir ohne sie wären. Kurzfristig sind wir um Schadensbegrenzung bemüht, aber sowie sie auch nur annähernd normal klingt, gerät sie wieder in Vergessenheit. Doch eines sollten wir nie vergessen: Unsere Stimme macht uns zu dem, was wir sind. Manche Stimmen bleiben bis ins hohe Alter jung, ohne dafür groß etwas zu tun, andere brauchen Unterstützung und Pflege. Helfen wir ihr doch dabei, gut durchs Leben zu kommen, sich gut anzuhören und gesund zu bleiben.

Wie können wir unsere Stimme stärken?

Indem wir...

  • ... gleich nach dem Aufstehen unsere täglichen Summübungen machen, um unsere Stimme aufzuwärmen. Wer dann noch die Stimme von tief nach hoch an- und abschwellen lässt, ist auf der sicheren Seite
  • ... unsere Stimme in einem für uns angenehmen Modus benutzen
  • ... möglichst oft durch die Nase atmen. Das hat drei positive Effekte auf unsere Stimmlippen: 1. beim Einatmen wird die Luft nahezu auf unsere Körpertemperatur erwärmt, 2. die Luftfeuchtigkeit steigt auf über 90 Prozent und 3. so werden fast alle Schmutzpartikel komplett herausgefiltert
  • ... täglich ausreichend trinken, mindestens eineinhalb Liter koffein- und kohlensäurefreie Getränke, damit der Kehlkopf nicht austrocknet. Salbeitee, Thymian und Eibisch sind ideal, um die Stimmbänder zu stärken
  • ... laut lesen oder vorlesen, regelmäßiges singen
  • ... für gute Luftbefeuchtung sorgen
  • ... Salzwasser inhalieren und Salbei- oder Eibischtee gurgeln
  • ... unsere Stimmbänder mit Wasserdampf befeuchten
  • ... ausreichend schlafen.

Foto: Christiane Laszig
Christiane Laszig

Die Fachkosmetikerin und Maskenbildnerin arbeitet für Film und Fernsehen und bildet Visagisten aus. Themenschwerpunkte der freien Autorin sind die Bereiche ganzheitliche Kosmetik, Anti-Aging und Make-up.

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