Akne und unreine Haut

23.04.2012
„Jeder hat eine Schwachstelle, bei mir sind es die Pickel.“ Treffender hätte Daniele Negroni, Kandidat der aktuellen Staffel von Deutschland sucht den Superstar, sein Problem wohl nicht formulieren können. Negroni leidet unter Akne, so wie knapp 95 Prozent aller Jugendlichen. Doch welche Faktoren begünstigen Akne? Und welche Rolle spielt die Ernährung wirklich? Hier lesen Sie die neuesten Erkenntnisse in Sache Akne.Fast jeder kennt die meist zu Beginn der Pubertät auftretenden Pickel: Die Acne vulgaris ist eine der häufigsten Hauterkrankungen – quer durch alle Länder. Eine populationsbezogene Querschnittsstudie im Iran zeigte eine Prävalenz bei Jugendlichen von bis zu 95 Prozent. Mittelschwere bis schwere Akne wurde bei 14 Prozent beobachtet und sogar 20 Prozent leiden auch noch nach dem 20. Lebensjahr unter der belastenden Hauterkrankung. Kurzum: ein weltweit verbreitetes Problem, das bei den Betroffenen einen hohen Leidensdruck erzeugt, ohne dabei chronisch oder lebensbedrohlich zu sein.Macht Stress Pickel?

Akne ist eine Erkrankung des Talgdrüsenfollikels und tritt vor allem in talgdrüsenfollikelreichen Hautregionen wie Gesicht, Dekolleté und Rücken auf. Die Faktoren für die Entstehung der ungeliebten Akne-Effloreszenzen sind vielfältig und allgemein bekannt: Genetische Disposition, der hormonelle Status, das Bakterium Propionibacterium acnes, eine vermehrte Talgproduktion durch das Hormon Testosteron und Verhornungsstörungen spielen eine Rolle. Aber auch persönliche Faktoren wie Alter, Geschlecht, Beruf, Stresssituationen, Lebensgewohnheiten und Medikamente können Akne begünstigen. Auch dass die Psyche die Akne verschlimmern kann, wurde immer wieder beobachtet. Allerdings konnte der Zusammenhang bislang nicht bewiesen werden.

Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass das Stresshormon CRH die Lipogenese aktiviert und somit die Umwandlung von DHEA zu Testosteron in den Sebozyten beeinflusst. Die Folge: Die Talgdrüsenfollikel entzünden sich. Amerikanische Forscher von der Universität von Kalifornien in San Francisco haben in einer Studie herausgefunden, dass die Menge körpereigener antimikrobieller Substanzen an der Hautoberfläche unter Stress rapide abnimmt. Die Annahme: Der erhöhte Stresspegel stört den Transport körpereigener Antibiotika in die Haut. Nach Ansicht der Wissenschaftler spielen die Stresshormone eine zentrale Rolle bei Akne. Insofern hat Stress immer auch einen Einfluss auf das Hautgleichgewicht. Ernährung spielt eine Rolle

Der Zusammenhang von Ernährung und Akne war lange Zeit umstritten. Obwohl Beobachtungen aus der Praxis etwas anderes zeigten, wurde von den Dermatologen eine Verbindung zwischen dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel und Akne verneint. Doch jetzt rückt die Bedeutung von Ernährungsfaktoren bei Akne zunehmend in den Vordergrund. Auffallend ist, dass Jugendliche aus Ländern mit westlichem Lebens- und Ernährungsstil besonders häufig unter Akne leiden. Interessanterweise haben Forscher herausgefunden, dass bei den Kitava-Insulanern in Papua-Neuguinea und den Aché-Jägern in Paraguay keine Akne existiert. Trotz umfangreicher Untersuchungen weiter Bevölkerungsschichten fand sich kein einziger Aknefall. Der Hintergrund: Die Inselbewohner ernähren sich hauptsächlich von Fisch und frischem Gemüse. So nehmen Forscher an, dass der hohe Gehalt an Omega-3-Fettsäuren eine entzündungshemmende Wirkung und damit einen therapeutischen Effekt auf die Entzündungsvorgänge der Akne aufweist. Erstaunlich: Bei den Eskimos und Chinesen tritt Akne hingegen immer häufiger auf. Man vermutet, dass hier der Ernährungswechsel von den traditionellen Gewohnheiten hin zum westlichen Ernährungsstil eine wesentliche Rolle spielt.

Milch begünstigt AkneInsulinotrope Nahrungsmittel wie Milch und Milchprodukte sowie Kohlenhydrate mit hohem glykämischen Index werden als Auslöser der Akne untersucht. Bei der amerikanischen Studie „Growing up today“ stellte sich heraus, dass bei 4173 Jungen und 6094 Mädchen im Alter zwischen 9 bis 15 Jahren eine signifikante Korrelation zwischen täglichem Milchkonsum und dem Auftreten von Akne besteht.Diese Nahrungsmittel führen über eine erhöhte Insulinausschüttung mit verschiedenen nachfolgenden Mechanismen zu einer gesteigerten Bildung von Talg. Bei Akne könnte sich also ein Verzicht auf Milch und Milchprodukte, Zucker, Getreideprodukte aus Weißmehl und Kartoffeln positiv auswirken. Optimal sind hingegen ballaststoffreiche Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Rohkost und Vollkornbrot.

Zwischenfazit: Akne ist also kein Schicksal, mit dem man sich abfinden muss. Außerdem gibt es in der heutigen Zeit eine ganze Reihe dermatologischer und kosmetischer Behandlungsansätze, die Abhilfe schaffen. Die Aknetherapie sollte jedoch nicht in Eigenregie erfolgen, sondern gehört je nach Schweregrad in die Hände des Dermatologen oder der fachlich geschulten Kosmetikerin.

Aktuelle Behandlungsmethoden beim Mediziner umfassen einerseits topische Retinoide (zum Beispiel Isotretinoin, Tretinoin, Adapalen), keratolytische und antimikrobielle Substanzen (Benzoylperoxid, Azelainsäure), lokale Antibiotika (Erythromycin, Tetracyclin, Clindamycin, Nadifloxacin) sowie andererseits innerliche Behandlungen mit Antibiotika, Isotretinoin und hormonellen Antiandrogenen.Für viele Betroffene ist aber auch das Kosmetikinstitut eine wichtige Anlaufstelle. Hier sind Sie als Kosmetikerin gefragt, behutsam auf die Wünsche und Bedürfnisse der Aknekunden einzugehen. Eine Vielzahl von Spezialseminaren kann der Kosmetikerin dabei helfen, sich auf diesem Behandlungsgebiet weiter zu qualifizieren.Für die Beratung und Behandlung Ihrer Kunden sollten Sie ausreichend Zeit einplanen. Nehmen Sie ihnen die Scheu und Unsicherheit, indem Sie sie ausführlich über den Behandlungsablauf aufklären. Vergessen Sie nicht, dass sich der Behandlungszeitraum über mehrere Sitzungen vollstrecken kann.

Um die Hautprobleme Ihrer Kunden in den Griff zu bekommen, sollte eine ausführliche Hautdiagnose erfolgen. Führen Sie die Anamnese und Diagnose einfühlsam und vertrauensvoll durch. Tipp: Fragen Sie nach dem Ernährungs- und Pflegeverhalten. Welche Produkte verwendet der Kunde? Wie oft und wann benutzt er sie? Nur ein passendes Heimpflegekonzept führt auch zum Ziel. Erklären Sie während der Behandlung jeden Ihrer Arbeitsschritte und geben Sie Tipps zum richtigen Umgang mit der Haut - vor allem mit den passenden Heimpflegeprodukten.

Mit Silber gegen PickelZiele einer Behandlung bei unreiner Haut sind:
  • eine sanfte Talgflussregulierung
  • das Abtragen von Verhornungen, um einer Follikelverstopfung vorzubeugen
  • eine kontinuierliche Wirkstoff- und Feuchtigkeitszufuhr
  • das Reduzieren von bestehenden Entzündungen.
Diese Ziele erreicht man am besten mit verschiedenen Wirksubstanzen, zum Beispiel mit einer Vielzahl von Pflanzenextrakten wie Hamamelis, Stiefmütterchen oder Spitzwegerich (siehe Kasten „Pickelhelfer aus der Natur“). Sie haben oftmals entzündungshemmende Eigenschaften, wirken gegen Bakterien, haben keratolytische Effekte und können sich positiv auf den vermehrten Talgfluss auswirken. Immer häufiger findet man heutzutage in regulierenden Pflegeprodukten auch Mikrosilber – es hat eine entzündungshemmende und antibakterielle Wirkung.

Fazit: Es bedarf vieler kleiner Einzelschritte und Synergien, um unreine Haut zu bekämpfen. Aber durch konsequente Mitarbeit der Betroffenen ist in vielen Fällen eine signifikante Besserung bis hin zur vollständigen Normalisierung des Hautbildes möglich.

Autor: Dr. med. Christine Schrammek-Drusio

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