Naturnagel im Check - Nagelkrankheiten - Teil 1

29.01.2019
Foto: Sergey Privalov/Shutterstock.com

Ein gesunder Nagel stellt die Basis für die Behandlung im Nagelstudio bis hin zur Modellage dar. Der Zustand des Nagels beeinflusst Ihre Auswahl der anzuwendenden Produkte, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Ein gesunder Nagel hat nicht nur eine glatte, glänzende Oberfläche, sondern auch eine durchscheinende Nagelplatte, die frei von unregelmäßigen Veränderungen ist. Zudem ist er in gesunde Nagelwälle eingebettet und entspricht einem Normalmaß.

Grundsätzlich sollte Ihnen die Gesundheit Ihrer Kunden oberstes Gebot sein – vor allem bei der ästhetisch-kosmetischen Behandlung beziehungsweise bei der Nagelmodellage im Studio. Dafür ist es für Sie unbedingt notwendig, bei folgenden Themen Fachwissen zu haben: Anatomie, Nagelkrankheiten, Produktchemie und deren Anwendung, Werkzeuge und Hilfsstoffe inklusive Hygiene.

Nur auf fachgerecht vorbereiteten und gesunden Fingernägeln sollten Sie eine Behandlung durchführen. Mangelnde Fachkenntnis kann zu einem krankhaften Zustand der Naturnägel mit langwierigen Heilungsverläufen führen, wie zum Beispiel bei Mykosen, Verletzungen oder Nagelbetteiterungen. Verheerende Verletzungen können auch durch die falsche Handhabung des Fräsers und dessen Aufsätze, durch Scheren und Zangen entstehen oder durch unhygienisches Arbeiten sowie das unsachgemäße Feilen der Nagelplatte.

Kunstnägel können Sie unbedenklich auf gesunde Nägel setzen, sofern keine Allergie auf die Materialien besteht.

Nagelveränderungen

Auch bei stärkeren Veränderungen des Erscheinungsbildes der Naturnägel, wie zum Beispiel eine Verletzung, eine Nageldystrophie oder topische Störungen, ist eine Modellage möglich, die kaschieren und verschönern kann. Denn krankhafte Veränderungen bereiten Ihrer Kundin oft Schmerzen und verursachen bei ihr einen unsicheren Umgang mit ihren Nägeln. Am meisten steht jedoch für Ihre betroffene Kundin der ästhetische Aspekt im Vordergrund. Aber Achtung: Nagelveränderungen können auch auf innere Erkrankungen hinweisen. Deshalb sollten Sie immer ein wachsames Auge haben. Die folgenden Erscheinungsbilder sind relativ oft zu sehen und sind Hinweise auf Erkrankungen:

Uhrglasnägel: Gewölbte Nägel, durch eine chronische Herz-/Lungenkrankheit hervorgerufen. Ein solcher Nagel darf bearbeitet werden unter Beachtung der Statik.

Koilonychie (Löffelnagel): Der Nagel hat eine eingesunkene Mitte und erhabene Ränder sowie oft abgelöste Seiten der Nagelplatte. Er ist besonders dünn und brüchig, kann lamellenartig auf- splittern. Die Koilonychie weist oft auf chronische Erkrankungen hin, wie zum Beispiel Eisenmangel- anämie, Mangelernährung, Schilddrüsenerkrankung oder Alkoholerkrankung. An diesen Nägeln darf gearbeitet werden.

Leukonychia: Eine weiße Verfärbung der Nägel deutet darauf hin. Sie kann eine Begleiterscheinung einer schwerwiegenden Erkrankung sein, wie zum Beispiel eine Niereninsuffizienz, ein Mangel an Nährstoffen, eine Eisenmangel- 
anämie, eine Leberzirrhose oder eine Vergiftung. Die Diagnose erfolgt beim Facharzt. In der Regel kann an diesen Nägeln eine Behandlung erfolgen – um die betroffenen Stellen zu kaschieren.

Weißlich-blass wirkende Nägel: Diese Nägel sind ein Anzeichen für Blutarmut oder Diabetes. Bei Herz- oder Lungenerkrankungen verfärben sich die Nägel oft bläulich. Bei diesem Erscheinungsbild darf am Nagel gearbeitet werden.

Stoffwechselstörungen, Schilddrüsenunterfunktion: Brüchige Nägel, ein langsames Nagelwachstum von 3,5 Millimetern pro Monat und ein übermäßiger Haarausfall sind häufig die Folge dieser Erkrankung. Eine Behandlung der Nägel im Studio ist dennoch möglich.

Bräunlich-schwarze Flecken und Striche: Sie sind ein Erinnerungsbefund, möglicherweise für einen Bluterguss. Es kann sich aber auch um einen Leberfleck oder einen Splitterbluterguss handeln. Blutergüsse dürfen nur klein sein oder sich bereits vor längerer Zeit aufgelöst haben, damit an den Nägeln gearbeitet werden darf.

Psoriasis (Schuppenflechte): Das markante Merkmal sind kleine Grübchen in der Nagelplatte. Die Nägel wirken oft trocken und weisen eventuell auch Hohlräume unter der Nagelplatte auf. Eine Behandlung der Nägel kann die Kundin beruhigen und die Erkrankung kaschieren.

Leukonychia punctata (weiße Flecken): Durch Stöße auf den Nagelansatz wurde die Nagelmatrix verletzt und die Hornschichten sind nicht wieder richtig zusammengewachsen. So sind Hohlräume zwischen den Hornschichten entstanden, die meist herauswachsen. Eine Behandlung der Nägel ist möglich.

Leukonychia striata (weiße Streifen): Sie sind die Folge von Verletzungen im Lunula-Cuticula-Bereich des Nagels. Diese Nägel sollten von einem Facharzt behandelt werden.

Querrillen: Sie entstehen, wenn das Wachstum kurzfristig gehindert war durch Verletzung, Operation am Finger oder medikamentöse Schübe zum Beispiel durch Cortison. Wichtig: Wenn an allen Fingernägeln Rillen vorhanden sind, kann es auf einen Herzinfarkt oder hohes Fieber hinweisen. Allerdings mit einer Verzögerung von acht bis zwölf Wochen Wachstumsphase. Eine Behandlung kaschiert.

Abblättern der Nägel: Das kann ein Hinweis sein auf eine gestörte Mineralienaufnahme. Oder die Nagelplatte ist ausgetrocknet durch äußere Einflüsse von Wasser, Chemie, Laugen und so weiter. Wichtig ist hier: Wir beobachten, stellen aber keine Diagnosen und verweisen auf den Facharzt.

Mälanom (bläulich, schwarze Flecken und graues Erscheinungsbild): Das kann ein Bluterguss-Erinnerungshinweis sein, der durchaus auch schmerzend für die Kundin ist. Bei unerklärlichen Streifen oder auch Flecken ist unbedingt ein Arzt zu konsultieren, um die Gefahr von schwarzen Hautkrebs, gefährliches Melanom beziehungsweise schwarzer Hautkrebs auf diesem Weg auszuschließen oder frühzeitig zu erkennen.

Mikosen (Nagelpilzerkrankungen): Achtung: Diese Erkrankungen sind sehr ansteckend! Sie verbreiten sich durch Pilzsporen weiter. Ihre Kundin muss sich unbedingt an einen Arzt wenden, um die Sporen bestimmen zu lassen und entsprechend behandelt zu werden. Dabei sollte sie unter Beobachtung sein, da die medikamentöse Behandlung sehr oft für den Körper belastend ist und über mehrere Monate erfolgt. Eine Behandlung im Nagelstudio ist solange ausgeschlossen.

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Onycholose (Nagelplattenablösung): Wird durch einen Stoß oder auch durch ein Ekzem hervorgerufen. Hier darf nicht oder nur bedingt behandelt werden. Die Nägel sind grundsätzlich kurz zu halten. Eventuell sollte eine Verweisung auf den Arzt erfolgen.

Paronychie: Der Nagelwall ist entzündet, Rötungen, Juckreiz und Schmerzen sind die Folge. Die Behandlung erfolgt mit entzündungshemmenden Mitteln oder Antibiotika. Bei Nichtbehandlung kann sich die Entzündung bis auf die Knochen und Gelenke ausbreiten. Eine Behandlung im Nagelstudio ist nicht erlaubt.

Onychoschisis: Hier ist das Krankheitsbild ein Absplitterungen schichtweise vom Nagelrand her.

Onychorrhexis: Das ist eine Störung des Nagelwachstums mit langfaserigem Aufsplittern, die eine abnorme Brüchigkeit der Nägel mit sich bringt. Die Nägel können einreißen oder aufspalten, sich mechanisch oder chemisch spalten. Die langfaserige Aufsplitterung, die distalen weicheren, tiefer liegenden Anteile der Keratose. Sie entwickelt sich aus der Hyperkeratose des Nagelbetts. Gründe für die Entstehung können sein: ein Mangel an Vitamin A, B, Eisen oder Silicium. Empfehlenswert ist es den Kontakt mit Laugen und so weiter zu meiden sowie den Nagel feucht und elastisch zu halten.

Dünne Haut: zum Beispiel bei Schwangeren, Diabetes-, Cortison- oder Krebspatienten möglich. Diese Kunden sollten besonders sensibel behandelt werden. Zu Ihnen gehören auch alle die Blutverdünner nehmen, denn sie neigen zu schnellerem Bluten beziehungsweise sensibler Haut. Eine Behandlung bei Ihnen ist jedoch möglich.

Natalie Hofmann führt seit 1999 ihr eigenes Studio in der Schweiz. Sie ist mehrfach gekürte Schweizermeisterin in allen Kategorien und konnte sich auch schon auf internationalen Meisterschaften beweisen.

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