In den Achtzigern und Neunzigern eröffneten Hunderte Nagelstudios im deutschsprachigen Raum. Frauen probierten sich in der Nagelkunst aus, trugen Neonfarben, kleine Sticker oder Glitzersteinchen. Die ersten Gelnägel tauchten auf und French Manicure wurde in den Nineties zu einem riesigen Trend. Gehen Sie mit uns auf Zeitreise durch die Achtziger- und Neunzigerjahre.
In den Achtzigern wurden künstliche Nägel immer beliebter. Dabei kamen Acrylnägel noch immer zum Einsatz, die jetzt jedoch neu bearbeitet wurden. Nageldesignerinnen und -designer nutzten kleine Bohrer, wie sie etwa auch in Juweliergeschäften vorkamen. Zudem tauchten die ersten Fiberglas-Nägel auf, die leicht und flexibel waren und nicht so schnell abbrachen. Auch Gelnägel wurden populär.
In den USA wurde eine Technik entwickelt, bei der Gel auf den Nagel aufgetragen und ausgehärtet wurde. Der Unterschied zu unseren heutigen Gelnägeln: Die damaligen Varianten fühlten sich aufgrund ungünstiger Zusammensetzungen und zu wenig Know-how unangenehm an und hielten nicht lange. Aufgrund ihrer geringen Popularität verschwanden sie ebenso schnell wieder.
Dennoch: In den Achtzigern stieg der Abverkauf von Produkten für die Nagelverlängerung um 50 Prozent. Darunter waren neben den Klassikern auch „Press On“ Nägel, die auf den künstlichen Nagel geklebt wurden.
Erste Weltmeisterschaft
Frauen lackierten sich ihre Nägel nicht mehr nur, sondern ließen auch Kunstwerke entstehen. Dabei setzten sie zum Beispiel auf Nagelsticker oder metallische Effekte, die ihre Geburtsstunde vor allem im Westen der USA hatten. Wie es sich bereits in den Siebzigern angekündigt hatte, wurden die Farben der Nagellacke abwechslungsreicher.
Neben dem Klassiker Rot fanden Beauty-Fans knallige Töne und Neonfarben – passend zu den auffälligen Outfits und dem Make-up der damaligen Zeit. Vorbilder wurden die Serienstars aus Der Denver-Clan oder Dallas, die mit perfekt gestylten Nägeln vor die Kameras traten.
Mit dem Boom des Nageldesigns öffneten immer mehr Nagelstudios. Frauen überließen die Maniküre dem Profi, statt selbst zu Feile und Co. zu greifen.
Aktuelle Trends wurden erstmals auch auf einer Messe gezeigt: Die World International Nail and Beauty Association (WINBA) ernannte sogar den ersten Weltmeister in Nageldesign.
Sollte es schnell gehen, war das kein Problem mehr: Stark deckende Nagellacke mussten nur einmal aufgetragen werden und schnell trocknende Produkte machten die Hände in kurzer Zeit einsatzbereit.
1990 bis 2000
Im Trend lagen hier Piercings, Airbrush und ein Rot von Chanel. Schöne Fingernägel wurden zum Accessoire: Schlichte Styles wurden mit auffällig lackierten Nails aufgewertet und Power-Outfits mit Schulterpolstern zeigten sich im Team mit den passenden Fingernägeln. Neben den beliebten Nagelstickern kamen kleine Glitzersteinchen zum Einsatz. Frauen mit langen Fingernägeln setzten auf Nagelpiercings vom Profi. Zudem kam der Trend des Airbrushs auf: Motive oder bunte Farbverläufe zierten die Nägel.
Zu einem Verkaufsschlager wurde „Rouge Noir“ von Chanel. Uma Thurman trug das tiefdunkle Rot in Pulp Fiction und löste damit einen Hype aus: Der Nagellack wurde zum meistverkauften des Jahrzehnts.
Der Star der Neunziger
Woran in den Neunzigern keine Frau vorbeikam: French Manicure. Diese erhielt bereits in den Siebzigerjahren Bekanntheit, zog sich weiter durch die Achtziger, wurde nun aber zum absoluten Star.
In den Geschäften gab es French Manicure-Lacke oder sogar ganze Sets, mit denen der Look gelingen sollte. Der Nagel wurde mit einem nudefarbenen Nagellack lackiert. Danach sollte die Nagelspitze mit kleinen Stickern abgeklebt und in einem Creme-Ton oder einem klassischen Weiß lackiert werden. Vorteil des Designs: Es passte unkompliziert zu jedem Outfit.
Stift statt Flasche
Und der Nagellack-Markt wuchs weiter: Statt in Fläschchen gab es den Lack auch in Stiftform.
1990 erschien der erste duftende Nagellack: Manhattan bot seine Produkte in den Duftrichtungen Beeren und Vanille an. Zum Trend wurde ein Babyblau, wie es im Film Clueless auftauchte. Und auch die Gel-Maniküre hatte ihr Comeback: Ende der Neunziger waren die Gele angenehmer zu tragen und hielten länger. Nun stand den kreativen Looks der Nullerjahre nichts mehr im Wege.
Lea Becker - Die freie Journalistin recherchiert in den Bereichen Lifestyle, Mode und Beauty für Fachzeitschriften, Print- und Onlinemagazine sowie Blogs.