Chancen und Nutzen natürlicher Rohstoffe für die medizinische Kosmetik

Die Nachfrage nach bioaktiven Wirkstoffen natürlichen Ursprungs, die für die medizinische ­Kosmetik genutzt werden können, ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Durch spezielle Extraktionsverfahren sollen medizinisch ausgerichtete Kosmetika eine höhere Verträglichkeit bieten. Gleichzeitig stellen sich Herausforderungen an die natürlichen Wirkstoffe.

Die Wirkansätze der Inhaltsstoffe verfolgen verschiedene Ziele: Antiinflammatorisch, antioxidativ und zellprotektiv, tyrosinasehemmend und aufhellend, vasoaktiv und antiirritativ oder kollagen- und elastinstimulierend. Alte Kräuterkunden und heilmedizinische Ansätze wie Ayurveda oder die traditionelle chinesische Medizin (TCM) stützen ihre Behandlung seit Jahrtausenden auf den Einsatz pflanzlicher Wirkkomponenten zur Linderung von Entzündungen, chronischen Erkrankungen und der Heilung von Verletzungen. Die Kosmetikwissenschaft verknüpft die Erkenntnisse der alten Heilpraktiken mit der modernen Wissenschaft zu Extraktionsverfahren, um die Anwendung von natürlichen beziehungsweise pflanzlichen Wirkstoffen für die Kosmetik sicherer, wirksamer und gezielter zu gestalten.

Neben den traditionellen Extraktionsmethoden wie Flüssig-Flüssig-Extraktion oder der Festphasenextraktion wurde eine Reihe neuer Verfahren entwickelt. Durch den chemischen Prozess des Aufreinigens werden den Pflanzenextrakten die allergisierenden Bestandteile entzogen. So bleibt nur der wirksame Teil mit seinen zielführenden Leitkomponenten enthalten. Die Verträglichkeit der Extrakte und damit der gesamten Formulierung wird auf diese Weise deutlich erhöht.

Gerade für den Einsatz der Extrakte bei Indikationen wie der atopischen Haut, die vielfach unter Allergien und Unverträglichkeiten leidet, ist dies ein bedeutender Fortschritt.

Chancen und Wirkansätze

Der Einsatz von Rohstoffen natürlichen Ursprungs wurde lange Zeit exklusiv bei naturkosmetischen Produkten verortet. Längst haben aber Hersteller von Produkten, die einen eher medizinisch-dermatologischen Ansatz verfolgen, den Nutzen der natürlichen Extrakte für sich erkannt. Damit ergeben sich neue Wirkansätze und auch Indikationen, die mit pflanzlichen Wirkkomponenten gezielt behandelt werden können.

Während klassische Naturkosmetikprodukte häufig eine vielseitige Kombination unterschiedlicher Extrakte, Aroma- und Parfümstoffe sowie ätherische Öle enthalten, bieten medizinisch ausgerichtete Kosmetika durch spezielle Extraktionsverfahren eine höhere Verträglichkeit vor allem für Allergiker. Denn gerade empfindliche, atopische Haut kann auf diesen Mix mit Hautreizungen und allergischen Reaktionen reagieren. Pflanzenstoffe aus der Kamille, Ringelblume oder Arnika gelten als allergieauslösend. Werden diese dem Prozess des Aufreinigens unterzogen, steigt ihre Verträglichkeit.

Grenzen und Challenges

Im Gegensatz zur Verwendung synthetischer Inhaltsstoffe ist die Nutzung natürlicher Wirkstoffe nicht unbegrenzt möglich. Das langsame und beständige Wachstum, saisonale Erntezeiten und die Anfälligkeit für Witterungsveränderungen machen pflanzliche Rohstoffe zu einem kostbaren Gut.

„Natürlichkeit“ bedeutet darüber hinaus auch, dass es Unterschiede hinsichtlich der Wirkstoffzusammensetzungen und -konzentrationen von Pflanze zu Pflanze geben kann. Jede Ernte kann Schwankungen unterliegen, die dann im Rahmen der Extraktions- und Herstellungsprozesse ausgeglichen werden müssen. Auch die Anbaumethode hat einen entscheidenden Einfluss auf die Zusammensetzung und Verträglichkeit der Pflanzenstoffe.

Das Vorhandensein toxischer Metabolite bietet eine große Herausforderung für die Extraktionstechnik. Der Verzicht auf Pestizide beim Anbau der Pflanzen spiegelt sich direkt in einer noch besseren Verträglichkeit der Formulierungen wider und schont gleichzeitig die Natur.