
Die großartige Leistung deines Gehirns besteht darin, dass es viele Einzelinformationen selektiv speichern kann. Gut, wenn du erkennst, welche Informationen für dich wichtig sind. Die anderen kannst du vernachlässigen. In diesem Artikel erfährst du, wie du dein Gehirn optimal nutzt, wie du es schaffst, dich besser zu konzentrieren und wie du ideal deinen Fokus findest.
Unterforderung und die Folgen
Konzentration ist die mentale Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit ausschließlich auf eine bestimmte Tätigkeit zu fokussieren. Bei ständig wiederkehrenden, monotonen Arbeiten, die nicht herausfordernd sind, arbeitest du unter deinem geistigen Potenzial. Der Begriff „Bore-out“ steht für Unterforderung. Langweilige Arbeiten über längere Zeit führen dazu, dass du dich nicht aktiv um deine Konzentration bemühst. Geringe Tätigkeitsvielfalt bei der Behandlung wirkt ermüdend, du erhöhst dein Arbeitstempo, um schnell mit der ungeliebten Arbeit fertig zu werden. Eine Tätigkeit, die nicht herausfordernd ist, fördert die gedankliche Ablenkung, ein typischer Konzentrationskiller. Man kann es natürlich auch anders sehen: endlich mal eine leichte Arbeit. Jetzt kann ich mal im Sparmodus arbeiten, im ersten Gang fahren.
Multitasking entsteht, wenn du die Kundin behandelst und gleichzeitig mit ihr über ihren Urlaub redest.
Multikulti, Multi-Jobber, Multivitamin – und jetzt noch Multitasking. Ist es für dich völlig normal, zwei Dinge auf einmal zu tun, statt hintereinander? Bei Multitasking switcht das Gehirn immer zwischen den Themen „Behandeln“ und „ Urlaub“ hin und her. Dein Hirn kann sich nur mit größter Mühe und nur für sehr kurze Zeit auf zwei Themen zur gleichen Zeit einlassen.
Arbeitsunterbrechung: Gift für die Konzentration
Eine Unterbrechung bei der Arbeit tut dir nicht weh, du kannst dich sogar daran gewöhnen. Doch je häufiger du unterbrochen wirst, desto größer ist deine Fehlerquote bei der Arbeit. Nach jeder Unterbrechung musst du dich wieder in die ursprüngliche Arbeit hineinfinden – das kostet viel Energie. Ein Motor, der während des Betriebs immer wieder abgestellt wird, braucht ja schließlich auch mehr Sprit. Unterbrechungen lassen sich nicht immer vermeiden, aber man ist ihnen auch nicht hilflos ausgeliefert.
Auch wenn Störungen nur ganz kurz sind, sie schaden deiner Konzentration. Eine erwartete Unterbrechung ist noch erträglich, die ungeplante Unterbrechung belastet stärker. Wenn du dich während deiner Tätigkeit gedanklich mit der nächsten beschäftigst, ist das eine „Eigen-Unterbrechung“. Du trainierst dir eine Aufmerksamkeitsstörung an und kannst dich auf Dauer nicht mehr voll auf das konzentrieren, was du gerade tust.
So wird's gemacht
- Sich bewusst vornehmen: „Ich lasse mich nicht ablenken.“
- Nebengedanken während der Arbeit vermeiden.
- Voraussetzungen für bessere Konzentration schaffen.
- Das richtige Arbeitstempo finden.
Konzentration verbessern
Es kommt auf die Zielsetzung an. Wenn man sich fest vornimmt: „Jetzt konzentriere ich mich voll und ganz“, haben Ablenkungen wenig Chancen. Terminarbeiten sind günstig für die Konzentration. Man vermeidet Ablenkungen, um den Termin zu schaffen. Auch das Arbeitstempo hat mit der Konzentration zu tun. Mit dem Arbeitstempo ist es wie beim Autofahren: Die einen sagen, dass man sich bei hohem Tempo mehr konzentriert, andere meinen, dass die Konzentration mit der Geschwindigkeit nicht viel zu tun hat.
Atemtechnik ist die einzige „erneuerbare Energie“, die grenzenlos zur Verfügung steht. Sie kostet nichts und bringt viel. Richtige Atmung und frische Luft erleichtern deine Konzentration. Bei Stress wird die Atmung unbewusst flach, gepresst, kurz und das Hirn wird auf Dauer unzureichend mit Sauerstoff versorgt. Beim richtigen Atmen spielt der ganze Körper mit, alle Organe werden beeinflusst, dein Leistungspotenzial steigt. Ein- und Ausatmen ist ein unbewusster Vorgang, der ins Bewusstsein kommen muss, um ihn zu regulieren. Meist wird das Ausatmen, der Abtransport des verbrauchten Sauerstoffs, vernachlässigt.
Tschüss Durst – hallo Erfrischung
Flüssigkeitsmangel führt schon nach kurzer Zeit zur Konzentrationsschwäche. Kein Getränk ist für deine geistige Fitness besser als Mineralwasser. Es enthält die wichtigen Bestandteile Magnesium, Kalzium und Natrium, die eine positive Wirkung haben. Flüssigkeit ist auch Nahrung für deine Nerven. In Zeiten der Digitalisierung gibt es inzwischen auch Erinnerungshilfen per Online-Dienst. So kannst du den Griff zur Sprudelflasche einfach speichern und dich durch eine App erinnern lassen. Für das Smartphone gibt es den „Trink-Wecker“ die „Trink-Uhr“ und den „Aqua-Plan“. Der Klassiker ist das Pausengespräch, der Smalltalk mit den Kollegen, bei dem man sich gegenseitig ans Trinken erinnert.
Checkliste: Dein Konzentrationslevel Ja Nein
- Ich vermeide möglichst, zwei Dinge auf einmal zu tun.
- Ich nehme mir vor, mich zu konzentrieren.
- Ich lasse mich möglichst nicht unterbrechen.
- Ich trinke genug Mineralwasser.
- Ich kann mich ganz einer Sache hingeben.
- Ich vermeide eigene Ablenkungen.
- Ich unterscheide zwischen wichtigen und unwichtigen Infos.
Ergebnis: Je mehr „Ja“ desto besser.
Fazit
Mangelnde Konzentration auf einen neuen Kundennamen oder einen Produktnamen vermindert vor allem die Merkfähigkeit. Du kannst dir jeden x-beliebigen Namen behalten, wenn du für einen Moment Ablenkungen vermeidest. Triffst du eine Entscheidung „Ja, ich will mir diesen Namen merken“, gelingt es meist. Wenn du dafür 1.000 Euro bekommst, hast du das „Vorteilsmotiv“, etwas nicht zu vergessen. Das Gedächtnis lässt im Alter nicht etwa nach, sondern funktioniert nur anders als in jungen Jahren.
Entscheide dich für die richtige Einstellung. Wenn du denkst, du schaffst es nicht, dich zu konzentrieren, dann ist es auch so. Denke positiv: „Ja, ich schaffe es.“ Du bist stolz, wenn du dich verbesserst, wenn du weniger vergisst, und du gewinnst dabei auch noch an Selbstbewusstsein.
Literaturempfehlung:
Gabriele Mühlbauer, „Besser konzentrieren“, Haufe Verlag Freiburg, 2022

Rolf Leicher
Der Diplom-Betriebswirt aus Heidelberg ist Fachautor für Betriebs- und Personalführung sowie Marketing.