
Die Art, wie wir denken, beeinflusst nicht nur unser Handeln, sondern auch unser Lebensglück. Wer sich regelmäßig Zeit nimmt, über die eigenen Denkmuster nachzudenken, schafft Raum für persönliches Wachstum. Und warum genau ist Selbstreflexion so wirkungsvoll? Und wie können praktische Übungen dabei helfen, die eigene Denkweise besser zu verstehen?
Mit Selbstreflexion ist der bewusste Nachdenkprozess über die eigenen Gefühle, Gedanken, und Handlungen gemeint. Ziel ist, über die Beschäftigung mit Fragen wie: „Warum habe ich so gehandelt?“ – „Was habe ich dabei gefühlt?“ Alternativen hätte ich gehabt?“, sich selbst immer besser zu verstehen. Diese Analyse ermöglicht es, sich aus einer realistischen, aber kritischen Perspektive zu betrachten.
Zahlreiche Vorteile
- Steigerung des Selbstbewusstseins: Gewinnbringend ist das Erkennen von hinderlichen Mustern in unserem Verhalten und unseren Reaktionen. Dadurch reagieren und handeln wir nicht mehr automatisch, sondern können bewusste und gut durchdachte Entscheidungen treffen. Die Steigerung des Selbstbewusstseins wird begünstigt durch die Förderung von Stärken und der Bereitschaft, an den ans Licht gekommenen Schwächen zu arbeiten.
- Verbesserung der Entscheidungsfähigkeit: Durch das Reflektieren und Revue-passieren-Lassen vergangener Entscheidungen und der Betrachtung der daraus entstandenen Konsequenzen finden wir heraus, welche Strategien und Handlungen funktioniert haben und welche nicht. Mit diesem Wissen sind wir in der Lage, zukünftige Entscheidungen besser zu treffen und Fehler aus der Vergangenheit zu vermeiden.
- Entwicklung emotionaler Intelligenz: Je besser wir unsere Gefühle und Emotionen generell sowie als Reaktion auf Ereignisse verstehen und regulieren können, optimieren wir damit auch die Qualität unserer zwischenmenschlichen Kommunikation und Beziehungen. Mit achtsamer Empathie und Einfühlungsvermögen in die Gedanken- und Gefühlswelt anderer Menschen lassen sich Konflikte deutlich konstruktiver und friedlicher lösen.
- Förderung der Persönlichkeitsentwicklung: Wenn Sie Ihre Persönlichkeit verbessern möchten, dann sollten Sie reflektieren. Hier geht es vor allem um das Überdenken und gegebenenfalls Neudefinieren von Zielen. Mit klarem Kopf können wir dann unsere Fortschritte wahrnehmen, bewerten und neue Herausforderungen definieren. Ein schöner Nebeneffekt ist ein zufriedeneres und erfüllteres Leben.
Von der Theorie in die Praxis
Techniken der Selbstreflexion gibt es viele. Sie alle sollen dabei helfen, sich selbst besser zu verstehen. Einige Menschen schreiben Tagebuch. Wer regelmäßig sein Leben schriftlich festhält, seine Gedanken, Erfahrungen und Erlebnisse schildert, kann wiederkehrende Muster erkennen und intensive Emotionen verarbeiten. Ein anderer Weg ist die Meditation. Wer lernt, in die eigene innere Ruhe zu kommen, und seine Klarheit schärft, stärkt damit seine Selbstbeobachtungsgabe.
Die kurze Auszeit hilft, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen, und stärkt zudem die Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Das Einholen von Feedback ist eine bewährte Methode aus dem Coaching. Grundsätzlich eröffnen Gespräche mit Freunden, Familie oder Mentoren neue Perspektiven und können Blind Spots, also Dinge, die fehllaufen, aufdecken. Fragen wollen beantwortet werden. Also fragen Sie sich, was Sie heute alles gelernt und wie Sie auf bestimmte Herausforderungen reagiert haben. Ziehen Sie ein Fazit und lernen Sie sich und Ihren Istzustand so besser kennen.
Wenn Sie sich zukünftige Szenarien vorstellen und überlegen, wie Sie darauf reagieren würden, lernen Sie eine Menge über sich und können später, in der Realsituation, deutlich gelassener und souveräner reagieren.
Aller Anfang ist schwer
Für einige Menschen gibt es schönere Dinge als Selbstreflexion, da sie die Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit als schwierig oder unangenehm empfinden. Sie verdrängen die zahlreichen Vorteile dieser Technik und schieben Ausreden wie Zeitmangel, Angst vor Veränderung oder unbequemen Emotionen vor. Bei Willigen kann ständige Ablenkung durch digitale Medien die Konzentration und das Nachdenken erschweren. Auch fehlende Gewohnheit blockiert. Skeptikern und Zweiflern sei gesagt: Regelmäßige Selbstreflexion führt zu persönlichem Wachstum. Wer sich darauf einlässt, kann nur gewinnen. Es erfordert definitiv auch Ehrlichkeit und Mut, sich seinen Schwächen zu stellen. Der Schlüssel liegt darin, geduldig zu sein und sich regelmäßig die Zeit für Reflexion zu nehmen.
Meditation für einen positiven Tag
Die Grundlage eines erfolgreichen Tages ist ein positiver Start. Daher vermittle ich Ihnen eine kurze Meditation, die Sie direkt nach dem Wachwerden im Bett liegend machen können. Sie sorgt für Klarheit, Lebensfreude und Dynamik, schenkt Ihnen Ausgeglichenheit und positives Gedankengut. Sie können Ihre Augen dabei geöffnet lassen und Ihren Blick an die Decke richten oder die Augen geschlossen halten.
Atmen Sie tief durch die Nase in Ihren Bauch ein und durch den Mund aus. Fühlen Sie, wie sich Ihr Bauch mit dem Einatmen wölbt und mit dem Ausatmen senkt. Atmen Sie ein und aus. Spüren Sie, wie Ihr Körper auf der Matratze liegt, wie Ihre Fersen, Wadenbeine, Kniekehlen und die Unterseiten Ihrer Oberschenkel die Matratze berühren. Auch wie Ihr Gesäß, Ihr unterer und oberer Rücken, Ihre Schultern, Ober- und Unterarme sowie Ihre Hände auf der Matratze aufliegen. Atmen Sie ein und aus. Erleben Sie das Kopfkissen in Ihrem Nacken und die wohlige Schwere der Bettdecke auf Ihrem Körper. Werden Sie sich der Wärme Ihres Körpers bewusst. Seien Sie dankbar für das, was Ihnen gestern gelungen ist. Seien Sie dankbar für das, was Ihnen in der letzten Woche gelungen ist. Seien Sie dankbar für das, was Ihnen im vergangenen Monat gelungen ist. Seien Sie dankbar für alles, was Ihnen bisher in Ihrem Leben gelungen ist.
Genießen Sie die Ruhe, die Wärme und die Geborgenheit um sich herum. Nehmen Sie die Ruhe, die Souveränität und die Sicherheit in sich auf. Speichern Sie dieses Gefühl, das Sie in diesem Moment unter Ihrer Bettdecke haben, in Ihrem Körper ab. Was steht heute alles an? Überlegen Sie sich, wie diese Dinge mit diesem Gefühl der inneren Ruhe, Wärme und Sicherheit ausgehen werden. Wie werden Sie Ihre heutigen Projekte angehen? Wie ist das, wenn Sie allem ruhig, entspannt und souverän begegnen? Was werden Sie tun? Und wie werden Sie es tun? Spüren Sie Ihren Atem. Ein und Aus. Speichern Sie dieses Gefühl der inneren Sicherheit, Ruhe und Geborgenheit in Ihrem Körper noch einmal ab.
Werden Sie sich bewusst, dass Sie diese Sicherheit sind. Dass Sie diese innere Ruhe sind. Sie haben diese Ruhe schon immer in sich gehabt und Sie werden sie auch immer in sich haben. Mit den nächsten Atemzügen werden Sie Ihrer Umgebung wieder bewusster. Recken Sie sich und strecken Sie Ihre Arme nach oben und Ihre Beine nach unten aus. Bewegen Sie Ihre Hüfte und Ihren Rücken. Genießen Sie, wie beweglich Ihr Körper in der Ruhe und der Wärme ist. Werden Sie sich dieser Beweglichkeit bewusst und nehmen mit in den Tag. Sie hilft Ihnen, Dinge lockerer anzugehen und flexible Lösungen zu finden.
5 Phasen der Selbstreflexion
1. Phase: Bewusstsein für den
Istzustand
Negative Ereignisse, denen Sie ausgesetzt waren, sind oft der Start für eine intensive Selbstreflexion. Warum ist Ihnen das passiert? Sie als Betroffene entwickeln ein klares Bewusstsein für ein Problem und stellen fest, dass Sie das so nicht haben möchten. Es kann auch einfach ein seltsames Gefühl sein, dass Sie unzufrieden mit Ihrem Status quo sind.
Hilfreiche Fragen:
- Was ist Ihnen passiert?
- In welcher Situation stecken Sie gerade?
- Warum wollen Sie etwas verändern?
2. Phase: Intensive Wahrnehmung
Wie geht es Ihnen wirklich? Diese Frage ist der Mittelpunkt des Startschusses in den eigentlichen Prozess. Die Erkenntnis, dass Sie selbst für Ihr Leben und die bestehenden Probleme verantwortlich sind, festigt sich. Achtsamkeits- und Bewusstseinsübungen bringen Sie weiter.
Hilfreiche Fragen:
- Was spüren Sie?
- Was hat diese Emotion hervorgerufen?
- Was sind Ihre Stärken?
- Wohin wollen Sie mit Ihren Stärken?
- Was macht Sie glücklich?
3. Phase: Neue Ziele definieren und setzen
Ohne Ziel keine Zukunft. Das inhaltliche Thema der Reflexion sollte klar sein, ebenso die Erkenntnis, welche Informationen Sie über sich herausfinden möchten. Die Arbeit mit Ihnen selbst soll sich ja lohnen. Es gilt, die Motivation zu erhöhen und festzuhalten, was erreicht werden
muss, um die Selbstreflexion erfolgreich zu gestalten.
Hilfreiche Fragen:
- Was sind Ihre Werte?
- Wonach streben Sie?
- Welche Ihrer Talente möchten Sie ausbauen?
- Was fehlt Ihnen?
4. Phase: Wirksamkeit der Maßnahmen prüfen
Welche der eingesetzten Verhaltensweisen haben bisher geholfen, dem Ziel näherzukommen, und wie geht es mir dabei? Stellen wir fest, dass wir auf dem richtigen Weg oder sogar schon angekommen sind, stärkt das unsere Motivation weiter und lässt uns zukünftig noch klarer denken und handeln.
Hilfreiche Fragen:
- Haben Sie Ihr Ziel erreicht?
- Womit sind Sie glücklich?
- Was können Sie verbessern?
- Wie bemessen Sie weitere Optimierungen?
5. Phase: Erfahrung integrieren und nutzen
Wir setzen die bewährten Verhaltensweisen weiter fort, die nicht so zielstrebigen passen wir an. Wir lernen aus dem Erlebten und konzentrieren uns auf die positiven Ergebnisse. Oft mündet das geklärte Thema in ein größeres, zusammengehöriges, das neue Perspektiven und Herausforderungen bereithält.
Hilfreiche Fragen:
- Wie können Sie das Gelernte nutzen und integrieren?
- Was möchten Sie in Ihre Zukunft mitnehmen?
- Was hat Ihnen geholfen?
- Worauf müssen Sie achten, damit Sie erfolgreich sind?
Denkanstoß zum Mitnehmen
Nutzen Sie die Kraft der Selbstreflexion, um bewusster zu leben, sich besser kennenzulernen und zu verstehen, Ihre Stärken und Schwächen zu erfassen, Klarheit über Ihr Wirken zu erlangen, Erfahrungsschätze zu nutzen, Probleme besser lösen zu können, falsche Vorstellungen zu korrigieren, Ihre Potenziale voll auszuschöpfen.
Werden Sie sich auch über Ihre Lebensziele klarer, um rundum zufriedener und glücklicher zu sein. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich mag herausfordernd sein, aber bringt Sie enorm weiter in Ihrem Sein.

Abbas Schirmohammadi
ist Heilpraktiker für Psychotherapie und Coach. Er vermittelt seit über 15 Jahren sein Wissen in Coachings, Seminaren, Fachartikeln und Audioprogrammen. www.abbas-schirmohammadi.de

Dieser Artikel stammt aus dem Fachmagazin BEAUTY FORUM
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