
Leicht gesagt, aber nicht ganz so leicht gemacht. Viele Punkte gibt es dabei zu berücksichtigen. Aber zwei gute Nachrichten gleich zuerst: Sein eigenes Geschäft, sein eigenes Kosmetikgeschäft aufzubauen, ist eine anspruchsvolle, aber schöne Aufgabe. Doch wie geht man vor, welche Voraussetzungen gibt es?
Die Grundvoraussetzungen sind natürlich eine solide Kosmetikausbildung, das Vorhandensein fachpraktischer Kenntnisse, Lust zu ständiger Weiterbildung und möglichst auch betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse.
In den meisten Kosmetikausbildungen wird diesen grundsätzlichen Anforderungen auch Rechnung getragen. Ideal ist es zudem, wenn dazu zumindest ein kleiner Schatz an praktischen Erfahrungen kommt. Da es meist am einfachsten und auch zielführend ist, einen Schritt nach dem anderen zu gehen, steht also am Anfang aller Überlegungen und Planungen die solide Kosmetikausbildung. Ist diese erfolgreich absolviert, so sind ein sich anschließendes Praktikum und eine Tätigkeit im Angestelltenverhältnis zum Sammeln von Erfahrungen empfehlenswert.
Da ein eigenes Geschäft beziehungsweise eine selbstständige Tätigkeit besondere Eigenschaften erfordert, sollte man zudem überlegen, ob man neben den berufsspezifischen Erfordernissen auch über Eigenschaften wie Belastbarkeit, Durchhaltevermögen, Geduld, Einfühlungsvermögen und Konsequenz im Handeln verfügt. Nicht jedem ist es gegeben, völlig eigenverantwortlich zu agieren und zu arbeiten. Jährlich steht in Deutschland eine große Zahl von Neueröffnungen einer nicht unbedingt kleinen Zahl von Schließungen gegenüber. Schätzungen zeigen, dass es jährlich mehrere Tausend Neugründungen gibt.
Diese Zahl korreliert in etwa mit der Zahl der Schließungen. Ursachen für Schließungen liegen oft in Marktbedingungen und Wettbewerb, in pandemischen Einflüssen und in wirtschaftlicher Unsicherheit und Inflation. Erfreulich ist, dass man Branchenberichten und Gewerbeanmeldungen entnehmen kann, dass die Zahl der Neugründungen allerdings wieder gestiegen ist.
Ohne solide Ausbildung geht es nicht
Wenn der Beruf Kosmetikerin in Deutschland auch nicht unbedingt einen staatlichen Abschluss erfordert, so geht es ohne eine solide Ausbildung in der Praxis dann doch nicht. Ohne fachlichen Hintergrund würde man auf dem heiß umkämpften Markt sicher nicht bestehen können.
Der erste Schritt ist also eine solide kosmetische Ausbildung, der im Idealfall viele relevante Weiterbildungen folgen. Die Palette der Möglichkeiten ist groß. Abhängig von den persönlichen Voraussetzungen zum Beispiel Alter, Lebenssituation und Zielstellungen, kann man zwischen verschiedenen Ausbildungsvarianten wählen. Wichtig dabei ist, sich selbst Maßstäbe zu setzen. Möchte man einen staatlich anerkannten Abschluss, legt man seinen persönlichen Fokus besonders auf den fachpraktischen Teil oder man ist primär an kaufmännischen und unternehmerischen Fähigkeiten interessiert.
Möchte man sich, auf der Grundausbildung aufbauend, gegebenenfalls später weiterqualifizieren, gilt es also, die jeweiligen Angebote genau zu prüfen und mit seinen eigenen Vorstellungen abzugleichen. Denn gerade in der Kosmetikbranche gibt es zahlreiche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die jeweils verschiedene Aspekte des Berufes abdecken. Egal ob man sich auf einen bestimmten Bereich spezialisieren oder ein eigenes Studio leiten möchte – für jedes Karriereziel gibt es passende Angebote.
Die klassische Grundausbildung
Bei all den bestehenden Möglichkeiten ist die klassische Ausbildung zur Kosmetikerin in Deutschland eine schulische Ausbildung, die an Berufsfachschulen oder privaten Kosmetikschulen angeboten wird. Die Dauer beträgt in der Regel ein bis drei Jahre, je nach Ausbildungsort und Vollzeit- oder Teilzeitausbildung.
Die Lehrinhalte bestehen in der Regel aus folgenden Bereichen:
- Dermatologie/Hautpflege
- Dekorative Kosmetik, Make-up
- Kosmetische Anwendungen für Gesicht und Körper
- Maniküre und Pediküre
- Massagen (Gesicht, Körper)
- Apparative Kosmetik
- Berufskunde (zum Beispiel Verkauf, Beratung und vieles mehr)
Die Ausbildung endet häufig mit einer staatlichen Prüfung oder einem Zertifikat der jeweiligen Schule. Dies ist als Grundausbildung, der idealerweise verschiedene Weiterbildungen folgen sollten, zu bezeichnen.
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Ohne Weiterbildungen geht es nicht so richtig
Die Inhalte von Weiterbildungen sind breit gefächert und reichen von bestimmten Behandlungstechniken bis spezielle Fachgebiete. Beispiele hierfür sind:
- Fachkosmetikerin: spezialisiert auf bestimmte Zielgruppen oder bestimmte Behandlungstechniken.
- Wellness- und Spa-Therapeutin: der Schwerpunkt liegt hier insbesondere auf Entspannungstechniken und Wellnessanwendungen.
- Visagistin/Make-up-Artistin: im Fokus liegt hier die dekorative Kosmetik.
- Fußpflegerin und Podologin: hier liegt die Konzentration auf dem Bereich Fußgesundheit. Oft in enger Zusammenarbeit mit Ärzten. Podologie benötigt eine staatlich anerkannte Ausbildung.
- Nail-Designerin: beinhaltet Nagelmodellage und Nagelgestaltung.
- Wimpern-Stylistin: Wimpern-Lifting, Wimpernverlängerung.
- Apparative Kosmetik: Umgang mit modernsten Geräten, technische Kenntnisse sind vorteilhaft und gefragt.
- Medizinische Kosmetik: enge Zusammenarbeit mit Dermatologen und Ästhetisch-Plastischen-Chirurgen.
- Unternehmensgründung/Selbstständigkeit: diese spezifischen Weiterbildungen zu den Themen Grundlagen der Unternehmensführung, Marketing, Buchhaltung und rechtliche Rahmenbedingen erleichtern den Einstieg in die Selbstständigkeit.
- Online-Kurse und Fernstudien: können in der Regel berufsbegleitend absolviert werden und bieten so große Flexibilität und decken zudem auch verschiedenste Themenbereiche ab. Diese staatlich anerkannte Fortbildung endet mit einer Prüfung vor der Handwerkskammer und vermittelt betriebswirtschaftliche und organisatorische Kenntnisse.
To-do-Liste zur Geschäftsgründung
- Marktanalyse, Markt und Mitbewerber analysieren, Zielgruppe definieren, Bedarf durch Standortanalyse definieren
- Geschäftskonzept erstellen, Dienstleistungen festlegen, Preismodell entwickeln, Promotion inklusive Eröffnungsangeboten planen, Image und Branding des Studios festlegen
- Rechtsform festlegen und Gewerbe anmelden
- Handwerkskammer (HWK) oder Industrie- und Handelskammer (IHK) – je nach Umfang der Dienstleistungen – konsultieren
- Anmeldung beim zuständigen Finanzamt
- Konsultation Hygieneamt, Beachtung relevanter Gesundheitsvorschriften
- Genehmigungen und rechtliche Anforderungen, Betriebsstätten-Genehmigung (falls notwendig)
- Versicherungen abschließen
- Finanzierung und Businessplan, Finanzbedarf ermitteln, gegebenenfalls Kredite beantragen, Förderungen und Zuschüsse prüfen
- Budget für Miete, Personal, Marketingmaßnahmen, Ausstattung und Wareneinkauf ermitteln und festlegen
- Räumlichkeiten und Ausstattung, geeignete Räumlichkeiten mit guter Erreichbarkeit und in passender Größe finden, Einrichtungs- und Gestaltungskonzept entwickeln, Anschaffung von Kosmetikliege(n), Geräten, Arbeitsmaterialien.
- Lieferanten und Kosmetikmarken auswählen
- Warendepot für Behandlungen und für Weiterverkauf ordern
- Angebotskatalog erstellen (Preise und Dienstleistungen)
- Portfolio erstellen
- Marketing und Werbung, Website erstellen, Social-Media-Kanäle einrichten und pflegen, Werbemaßnahmen inklusive Flyern und Visitenkarten entwerfen, Eröffnungsveranstaltung planen, lokale Werbung schalten
- Personalmanagement (bei Bedarf), Mitarbeiterbedarf prüfen, Stellenanzeigen schalten, Bewerbungsgespräche führen, Schulungen und Weiterbildungen planen und organisieren (gegebenenfalls auch für Personal)
- Eröffnung/Betriebsstart, Terminplanungssystem implementieren, Kundenbuchhaltung und Kassensystem einrichten, Eröffnungsaktionen durchführen, Kundenfeedback einholen und Angebot gegebenenfalls anpassen
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit – je nach Geschäftsmodell können Punkte entfallen oder weitere Details dazukommen.

Möchte man einen staatlich anerkannten Abschluss, dann legt man seinen persönlichen Fokus besonders auf den fachpraktischen Teil.

Waltraud Böhme
Die Autorin ist Mitinhaberin und Geschäftsführerin der Elite Fernakademie für Kosmetik und Wellness GmbH. www.elite-fernakademie.de