Ist Koffein nun gesund?

21.02.2025
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Kaffee ist nicht nur ein beliebter Muntermacher, sondern dank seiner antioxidativen Wirkung auch ein Beauty-Booster, der die Haut vor freien Radikalen schützt. Doch nicht jeder Körper reagiert gleich auf Koffein. Was es mit dem Koffein-Gen auf sich hat, erfahren Sie hier.

Dank seiner anitoxidativen Wirkung schützt Koffein die Haut vor freien Radikalen und gilt als beliebtes Mittel zur Förderung eines frischen Teints. Doch die wenigsten wissen, dass nicht jeder Körper gleich auf den Wirkstoff reagiert. Verantwortlich dafür ist das sogenannte Koffein-Gen CYP1A2. Ist dieses defekt, kann sich das negativ auf Schlaf, psychische Gesundheit und sogar Fruchtbarkeit auswirken. Ist das Gen hingegen intakt, kann Koffein sogar das Krebsrisiko senken und positiv zur Gesundheit beitragen. Daher gibt es keine allgemeine Empfehlung für den Kaffeekonsum.


So gefährlich kann Koffein werden

Durch die Blockierung bestimmter Rezeptoren im Gehirn verzögert Koffein das Müdigkeitsgefühl und sorgt für ein Energiehoch. Doch neben dieser belebenden Wirkung zeigen verschiedene Studien, dass übermäßiger Koffeinkonsum auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. So zeigen verschiedene Studien, dass er die Lebenserwartung um bis zu 21 Prozent verringern kann. Auch kann der Wirkstoff dazu führen, dass der Blutdruck gefährlich in die Höhe schießt. Dadurch kann sich das Herzinfarktrisiko bei Menschen mit Bluthochdruck nahezu vervierfachen. Zudem wird Koffein mit Schlafstörungen, Zysten, Kopfschmerzen, Inkontinenz und sogar einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten in Verbindung gebracht. 
Auch ein Kollagenverlust in der Haut, Ängstlichkeit und Osteoporose zählen zu den möglichen gesundheitsschädlichen Folgen. Dennoch greifen viele schon morgens und oft täglich zu einer Tasse Kaffee – was, bei all diesen Risiken, durchaus bedenklich erscheint. Hier kommt jedoch ein Schutzmechanismus des Körpers ins Spiel: das sogenannte CYP1A2-Gen. Dieses Gen erkennt fremde Stoffe und sorgt dafür, dass sie abgebaut und unschädlich gemacht werden. Jeder Mensch besitzt zwei Stück dieses Gens. Der entscheidende Punkt: Nicht bei allen Menschen sind diese Gene voll funktionsfähig. Was für die einen unbedenklich ist, kann für die anderen Risiken bergen – je nach genetischer Veranlagung. Eine Genanalyse bietet die Möglichkeit herauszufinden, wie bedenkenlos die tägliche Kaffeetasse genossen werden kann.


Koffein: Wachmacher oder Schlafräuber? 

Während einige Menschen selbst nach einem Kaffee am Abend ruhig schlafen können, bleibt der morgendliche Espresso für andere noch lange im System und stört den Nachtschlaf. Der Grund dafür liegt nicht nur im Koffein, sondern in unseren Genen. 
 

  • Etwa 41 Prozent der Menschen haben zwei funktionierende Kopien des CYP1A2-Gens, was bedeutet, dass sie Koffein problemlos verstoffwechseln können. 
  • Bei 43 Prozent der Bevölkerung funktioniert das Gen jedoch nur teilweise – sie haben eine funktionierende und eine defekte Kopie. Diese Gruppe sollte besonders darauf achten, zu später Stunde keinen Kaffee mehr zu trinken, da der Körper den Wachmacher langsamer abbaut. Denn je länger der Wirkstoff im Körper bleibt, desto mehr Zeit hat er auch, seine gesundheitsschädliche Wirkung zu entfalten. 
  • Schließlich gibt es noch die restlichen 16 Prozent, bei denen sogar beide Kopien des Gens defekt sind. Diese Menschen reagieren besonders stark und lang anhaltend  auf Koffein, was das Risiko für ge-sundheitliche Auswirkungen erhöhen kann. 
     

Als Faustregel gilt also: Wer die Wirkung von Kaffee stark spürt, sollte den Konsum mit Vorsicht genießen und idealerweise eine Genanalyse in Betracht ziehen, um den eigenen Koffeinhaushalt besser einschätzen zu können. 
 

Für die einen gefährlich, für die anderen heilend

Während der Konsum von Kaffee in manchen Fällen Risiken birgt, kann er auch gesundheitliche Vorteile bieten. Eine schwedische Studie aus dem Jahr 2008 zeigte, dass Frauen, die regelmäßig mehr als eine Tasse Kaffee täglich trinken, sieben Jahre später weniger wahrscheinlich an Brustkrebs erkranken als die Teilnehmerinnen, die keinen oder nur wenig Kaffee konsumieren. 
Dies ist auf die antioxidativen Eigenschaften des Getränks zurückzuführen, die den Körper vor schädlichen freien Radikalen schützen. Allerdings zeigte sich dieser Schutz nur bei Frauen, die das Koffein aufgrund ihrer genetischen Disposition schneller abbauen können. Bei den anderen Kandidatinnen neutralisierten sich die gesunden und schädlichen Auswirkungen des Koffeins. 
Und nicht nur das Krebsrisiko kann gesenkt werden. Auch das Herz-Kreislauf-System profitiert vom Koffein. Bereits eine Tasse Kaffee am Morgen kann das Risiko für einen Herzinfarkt um bis zu 50 Prozent senken – vorausgesetzt, der Körper ist in der Lage, das Koffein schnell abzubauen.


Die Menge macht‘s

Wer weniger als drei Tassen Kaffee pro Tag trinkt, kann diese gesundheitsfördernden Effekte genießen. Bei mehr als vier Tassen jedoch könnte der Körper überfordert sein, da die entgiftenden Gene nicht mehr hinterherkommen. Menschen mit einem nicht optimal funktionierenden Koffeinabbau-Gen sollten besonders vorsichtig sein, da bei ihnen schon die zweite Tasse Kaffee das Herzinfarktrisiko erhöhen kann. 
Auch das äußere Erscheinungsbild kann vom Kaffee beeinflusst werden. Der Koffeingehalt beeinflusst das Prolidase-Enzym, das eine Schlüsselrolle bei der Kollagenproduktion spielt. Kollagen sorgt dafür, dass die Haut straff und jugendlich bleibt. Wenn Koffein das Prolidase-Enzym blockiert, kann die Produktion von Kollagen gestört werden, was zu einer beschleunigten Hautalterung führen kann. Übermäßiger Kaffeekonsum könnte daher die Hautstruktur negativ beeinflussen und zu schnellerem Altern führen. Fazit zum Kaffee: Ein klares Ja für die einen und ein Nein für die anderen, ob Koffein also gut oder schlecht ist für die Gesundheit, hängt von der individuellen genetischen Veranlagung ab. Manche können bedenkenlos mehrere Tassen am Tag trinken, andere müssen schon bei regelmäßigem Konsum achtsam sein. 

 

 

5 Mythen über Kaffee

  1. Kaffee dehydriert den Körper: Obwohl Kaffee harntreibend wirken kann, führt der Konsum in moderaten Mengen nicht zu einer Dehydrierung. Der Flüssigkeitsverlust wird durch die enthaltene Wasseraufnahme ausgeglichen.
  2. Kaffee ist schlecht für den Magen: Ein häufiger Mythos ist, dass Kaffee den Magen reizt und zu Sodbrennen führt. Für die meisten Menschen ist Kaffee jedoch unproblematisch, es sei denn, sie leiden an speziellen Magen-Darm-Beschwerden wie Reflux.
  3. Kaffee fördert das Krebsrisiko: Im Gegenteil, Kaffeetrinken kann laut Studien durch seine Antioxidantien sogar das Risiko für bestimmte Krebsarten senken, wie etwa Brustkrebs, wenn der Körper das Koffein effizient abbauen kann.
  4. Kaffee macht süchtig: Kaffee enthält Koffein, was eine gewisse Abhängigkeit hervorrufen kann, doch diese ist in der Regel nicht schwerwiegender als eine Gewohnheit. Ein maßvoller Kaffeekonsum verursacht keine körperliche Sucht.
  5. Mehr Kaffee bedeutet immer mehr Energie: Zu viel Kaffee kann zu Nervosität und Schlafproblemen führen. Der positive Effekt von Koffein auf die Energie hängt stark von der individuellen genetischen Veranlagung ab und sollte in Maßen genossen werden
Foto: Dr. Daniel Wallerstofer

Dr. Daniel Wallerstofer
Der Autor ist promovierter Biotechnologe und Experte für Genetik. Außerdem ist er Gründer des HealthTech-Unternehmens NovoDaily.
www.novodaily.com

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