Agile Teamarbeit

23.01.2023
Illustration: naum/Shutterstock.com

So gelingt Selbstorganisation in Teams in fünf Schritten – Arbeitsgruppen, die schon selbstorganisiert arbeiten, haben nicht immer nur Freude. Das sollten Sie wissen, wenn Sie gerade überlegen, agile Strukturen in Ihrem Institut einzuführen. Die Veränderung von Denkweisen und Gewohnheiten ist nicht leicht. Dennoch lohnt es sich dranzubleiben, weil gerade Selbstverantwortung und Selbstorganisation in einer sich ständig verändernden Welt dafür sorgen, Innovation und Wachstum im eigenen Betrieb zu fördern.

Fachliche und zwischenmenschliche Kompetenzen gehen im Kosmetikbereich Hand in Hand. Um zu wachsen und zu lernen, ist es wichtig, die Herausforderungen zu verstehen, denen sich selbstorganisierte Teammitglieder stellen müssen. Und zwar jeder Mensch für sich persönlich und alle gemeinsam als Team. Das spricht dafür:

  • Mitarbeitende werden befähigt, schneller und einfacher Entscheidungen zu treffen, weil Hierarchien und Bürokratie im Institut abgebaut werden.
  • Alle Beteiligten, die selbstständige Kosmetikerin ebenso wie Mitarbeitende, haben mehr und bessere Möglichkeiten, ihre individuellen Fähigkeiten zu entwickeln.
  • Agile Strukturen unterstützen in der Zusammenarbeit mit Kunden, weil durch Fragen gemeinsam die beste Behandlungsoption erarbeitet werden kann.
„Vertrauen entsteht durch den Wert, den das ganze Team mit seiner fach­kundigen und menschlich begeisternden Arbeit, durch bewährte Fähigkeiten und spannende Neuerungen beim Kunden leistet.“

1. Die Selbsterkenntnis

Jeder Transformationsprozess wurzelt in der Selbsterkenntnis. Also beginnt auch ein agiles Institutsleben bei der Kosmetikerin und Chefin selbst: Wer will ich sein und was will ich tun? Dann richten wir den Blick nach außen auf das Institut und die Kunden: Was ergibt Sinn und wie stellen wir sicher, dass wir gemeinsam eine gute und wertvolle Arbeit leisten?

Dieser Entdeckungsprozess ist der Wandel, den Kosmetikerinnen beim Thema Selbstorganisation kontinuierlich durchlaufen. Während dieses Wandels lernen sie – und auch ihre Mitarbeitenden – unweigerlich zu schätzen, herausgefordert zu werden. Genau das hilft dabei, sich auf das zu konzentrieren, was ein Team gemeinsam für wichtig hält, und ermutigt, das individuelle Ego einmal beiseite zu lassen und sich mehr mit dem „Wir“ zu identifizieren.

2. Transformation

Nur weil man nach ein paar Monaten in einem selbstorganisierten Institut die eigene Denkweise geändert und angepasst hat, ist man in Bezug auf die Transformation noch lange nicht am Ende angelangt. Selbst bei Kosmetikerinnen, die persönlich viel Erfahrung in und mit Selbstorganisation haben, können sich Überbleibsel traditioneller Denkweisen einschleichen – und sich schädlich aufs Team auswirken.

Wir Menschen lieben endliche Konzepte und Grenzen. Das vermittelt uns ein Gefühl der Kontrolle und Vollendung. Geht es um Selbstorganisation, müssen wir etwas von diesem endlichen Denken ablegen, an die Stelle von Kontrolle rücken, loslassen und vertrauen.

3. Vertrauen als Basis

Zwischen Ungeduld und Ungewissheit braucht es Vertrauen in sich und das Team. Selbstorganisation bietet Autonomie, verlangt aber auch nach Anpassung. Sofort eigenständig agieren und (be-)handeln zu können, verwirrt einige Mitarbeitende, die herkömmliche Arbeitsweisen gewohnt waren, und steigert dann deren Unsicherheit.

Da hilft es, sich selbst nicht zu sehr unter Druck zu setzen und dem Team zu vertrauen. Ebenso wichtig ist es, niemals zu zögern, um Unterstützung oder Rat zu bitten oder Bedenken zu äußern. Kollegen, ob neu oder schon länger im Institut, benötigen dafür immer wieder neue Leidenschaft und Begeisterung. Vor allem, weil sie manchmal von der Komplexität und Ungewissheit des Umfelds überwältigt sind. Sich ständig neu auszurichten, für sich alleine und im Team, ist eine Herausforderung. Darauf müssen Sie sich als selbstorganisierte Kosmetikerin einstellen.

Vertrauen entsteht durch den Wert, den das ganze Team mit seiner fachkundigen und menschlich begeisternden Arbeit, durch bewährte Fähigkeiten und spannende Neuerungen beim Kunden leistet. Für Sie als Chefin kommen neue, agile Verhaltensweisen hinzu wie zum Beispiel dienende Führung und Transparenz.

4. Fragen zulassen

In einem selbstorganisierten System existieren keine formell ernannten Führungskräfte. Stattdessen ist jeder eingeladen, Verantwortung für das und im Kosmetikinstitut zu übernehmen. Langfristig führt dies zu einer Vielzahl an Optionen, gleichzeitig aber auch zu vollkommen neuen Herausforderungen.

Fakt ist jedoch: Vertrauen und Kompetenz bilden hierbei immer die Grundlage.

Wichtige Fragestellungen lauten: Arbeiten wir als zweckorientiertes Institut beispielsweise mehr an Projekten, die wir ‚Purpose‘ nennen, oder konzentrieren wir uns auf Aufgaben, die mehr Umsatz erzielen? Zu welchem Zeitpunkt setzen wir also welche Prioritäten? Arbeitsverpflichtungen oder persönlichen Bedürfnisse wie Entwicklung und Lernen, Wohlbefinden und mehr?

Illustration: naum/Shutterstock.com

5. Unterstützung anbieten

Zur Bewältigung von Unsicherheiten braucht es die richtigen Werkzeuge.Scheinbar widersprüchliche Bedürfnisse und die damit entstehende Unsicherheit werden „systemic double binds“ systemische Doppelbindungen genannt. Angesichts dieser Bindungen betonen selbstorganisierende Teams gerne, wie essenziell es ist, dass man einander unterstützt. Das bedeutet, einen sicheren Raum zu schaffen, in dem sowohl Bildung und Wissensaustausch als auch Verantwortungsbewusstsein und Führungsqualitäten gefördert werden.

Was Ihnen dabei helfen kann, ist, implizite Dinge explizit zu machen, indem Sie:
  • Rollen definieren,
  • regelmäßiges Feedback geben und
  • lernen, die Bedürfnisse von Mitarbeitern und Kunden zu erkennen, um die richtigen Prioritäten im Kosmetikinstitut zu setzen.

Selbstorganisierte Mitarbeiter können Ihr Kosmetikinstitut übrigens ebenso auf diesem Weg unterstützen, indem sie zum einen Vertrauen in das eigene System haben und zum anderen immer wieder Netzwerke des Vertrauens bilden. Untereinander und mit allen Menschen im Umfeld des Instituts, ob Lieferanten, Geschäftspartner oder „last but not least“ den eigenen Kunden.

Foto: Autorin
Anna Nestorova

Die Autorin ist Catalyst, Associate Partner sowie diplomierte Molekularbiologin und Doktorin der Philosophie. Mithilfe von logischem Denken und zwischenmenschlichen Bedürfnissen löst sie komplexe Probleme in Teams.

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