Neurodermitis: Dos and Don’ts

01.07.2024
Neurodermitis

Neurodermitis (auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt) ist ein nicht ansteckender Hautzustand, der multifaktoriell bedingt wird. Es handelt sich um eine chronisch entzündliche Hauterkrankung. Doch wie können Sie als Kosmetikerin Neurodermitis begleitend zur medizinischen Therapie behandeln?

Das Haut-Mikrobiom setzt sich bei jedem ganz individuell zusammen. Dabei breiten sie sich je nach Körperareal unterschiedlich aus, weil sie sich den dortigen Bedingungen anpassen. Die Mikroorganismen machen es sich nicht nur auf der oberflächlichen Haut bequem, sondern man findet sie zum Beispiel auch in Talg- und Schweißdrüsen.
Besteht eine Balance zwischen „guten“ und „schlechten“ Organismen auf unserem Körper, wirkt das Haut-Mikrobiom wie ein Schutzschild für unsere Haut.
Das Haut-Mikrobiom bezeichnet also die Gesamtheit aller auf und in der Haut lebenden Mikroorganismen. Bei einem Ungleichgewicht innerhalb des Haut-Mikrobioms kann es in Verbindung mit einer geschädigten Hautbarriere zu trockener, juckender, schuppender und neurodermitischer Haut kommen. Bei Neurodermitis ist diese Verbindung jedoch gestört.
Der Haut fehlen wichtige Fette, was sie austrocknet und anfälliger für äußere Einflüsse macht. Die Schutzschicht ist quasi undicht und durchlässig. Dadurch reagiert die Haut empfindlicher auf äußere Einflüsse, während sie gleichzeitig einen höheren Wasserverlust hat. Demzufolge trocknet sie schnell aus, neigt zu juckenden Ekzemen und offenen Stellen. Eine geeignete Heimpflege spielt bei Neurodermitis deshalb auch eine wichtige Rolle.
Achtung: Die Kosmetikerin darf Neurodermitis nicht behandeln, aber sie kann durch kosmetische Treatments die medizinische Therapie unterstützen.

Hautpflege bei Neurodermitis

Die Pflege sollte sich dem Hautzustand anpassen! Nur weil keine akuten Schübe vorhanden sind, sollten Sie bei Ihren Kunden die Pflege der Haut nicht vernachlässigen.
Eine sorgfältige Pflege kann längere Zeiträume ohne trockene, juckende und schuppende Hautstellen begünstigen. Doch wie sollte so eine Pflegeroutine aussehen?

  • Die Reinigung der Haut: Auf den pH-Wert kommt es an! Übertriebene Methoden und Routinen zur Reinigung der Haut bewirken oft das Gegenteil: Trockene, zu Neurodermitis neigende Haut kann die Folge sein. Auch auf die Wassertemperatur sollte geachtet werden. Kunden, die zu trockener Haut neigen, sollten im Allgemeinen zu häufiges Waschen der Haut vermeiden und dabei auf heißes Wasser verzichten. Antibakterielle Seifen sollten durch milde, seifenfreie Hautreinigung ersetzt werden. Zudem eignen sich pH-Wert-ausgleichende Reinigungsprodukte besser, da diese den pH-Wert der Haut und ihre natürliche mikrobielle Zusammensetzung nicht verändern.
  • Reizarmes Reinigen: Zur Anwendung von medizinischen Badezusätzen können in seltenen Fällen auch Bäder bevorzugt werden. Allerdings sollten diese auf keinen Fall zur regelmäßigen Körperreinigung benutzt werden. Langes Bedampfen oder lange heiße Kompressen und hohe Temperaturen trocknen die Haut zusätzlich aus.
  • Basispflege: Diese Pflegeprodukte gibt es: Die Basispflege ist wesentlicher Bestandteil bei zu Neurodermitis neigender Haut. Eine Mikroorganismus-freundliche Pflege dient dazu, die bereits trockene Haut zu schonen und weiteres Austrocknen zu verhindern. Sie umfasst Cremes, Lotionen, Salben, Badeöle, Umschläge und andere Hautschutzmaßnahmen. Die einzelnen Pflegeprodukte unterscheiden sich in ihrem Wasser- und Fettgehalt.

Zur Wahl eines passenden Produkts sollte folgende Regel beachtet werden: Je trockener die Haut, umso höher sollte der Fettgehalt des Pflegeproduktes sein. Den höchsten Fettgehalt haben Salben. Etwas weniger fetthaltig sind Cremes, bei denen das enthaltene Öl mit Wasser vermischt ist. Diese Öl-in-Wasser-Emulsionen eignen sich hervorragend für nicht ganz so trockene Haut und zur Behandlung nässender Ekzeme.

Das sollte eine Pflegeroutine für das Gesicht beinhalten

  • Minimalismus ist ein Freund: Minimalistische Hautpflegeroutinen eignen sich besonders, um den Haut-Mikroorganismus Ihrer Kunden nicht zu beanspruchen! Dafür reichen bereits eine pH-neutrale Feuchtigkeitscreme, ein physikalischer UV-Filter mit hohem Mineralanteil und eine rückfettende Pflege für trockene oder juckende Stellen.
  • Nicht nur pflegen, sondern auch reinigen: Nicht nur die Pflege durch Feuchtigkeitscremes ist von Bedeutung, sondern auch die richtige Reinigung des Gesichts.
    Zur täglichen Reinigung des Gesichts reicht Wasser, bei Make-up oder stärkeren Verschmutzungen eignen sich seifenfreie Formulierungen, die auch auf Duftstoffe verzichten und pH-Wert-neutral (~4,5 bis 5,5) sind.
  • Trockenheit und Juckreiz? Eine Akutpflege kann weiterhelfen: Bei juckender, trockener Haut kann die Pflegeroutine durch die Akutpflege ergänzt werden.
    Diese sollte von Ihnen gezielt auf die betroffenen Hautstellen Ihrer Kunden aufgetragen werden und kann bedenkenlos mehrmals täglich nachgetragen werden.

Je nachdem, welche Ansprüche die Haut Ihrer Kunden hat, können Produkte ergänzt oder auch weggelassen werden. Wichtig ist nur, dass Sie am besten auf Produkte verzichten, die hautverschließende Inhaltsstoffe, Duftstoffe oder aggressive Konservierungsmittel enthalten.

Die Inhaltsstoffe, die sich bei Neurodermitis eignen, sollten grundsätzlich reizarme Pflegeprodukte sein. Deshalb ist es sinnvoll, die Liste der Inhaltsstoffe (INCI) zu prüfen, um mögliche Reize zu meiden.

Inhaltsstoffe und ihre Wirkung

  • Panthenol, Nachtkerzensamenöl, Niacinamide, Bisabolol: fördern die Regeneration geschädigter Haut und beruhigen irritierte und entzündliche Haut.
  • Sheabutter, Glycerin, Jojobaöl, Sonnenblumenkernöl: bilden einen atmungsaktiven Schutzfilm, versorgen die Haut mit Feuchtigkeit und helfen ihr, diese zu bewahren.
  • Ceramide: sind essenzielle Bausteine der Hautbarriere und können Barriereschäden der Haut reparieren.
  • Kolloidaler Hafer: besitzt entzündungsregulierende Eigenschaften durch sekundäre Pflanzenstoffe und Proteine.

Kosmetische Treatments bei Neurodermitis

  • Hochfrequenzbehandlung: Das Ozon zerstört Bakterien auf der Haut, regt die Durchblutung und den Zellstoffwechsel an, stabilisiert den Säureschutzmantel der Haut und wirkt bis in die tiefen Hautschichten desinfizierend.
  • Mesoporation: Dies wirkt mit entzündungshemmenden Wirkstoffen. So werden die Mikroporen geöffnet, und die Wirkstoffe, speziell für trockene Haut, können zu den Regenerationszellen vordringen.
  • Fruchtsäurebehandlung: Viele betroffene Kunden von trockener Haut haben Angst, dass das Hautbild durch den Einsatz von Hautpflegeprodukten mit Fruchtsäuren sogar noch mehr austrocknet. Doch da können Sie Ihre Kunden beruhigen, dies ist jedoch nicht richtig. Denn trockene Haut darf sehr wohl mit Fruchtsäuren gepflegt werden, ihr Einsatz bringt sogar einige Vorteile mit sich. Wichtig ist, dass Sie nur spezielle Produkte verwenden, die auf die Bedürfnisse der trockenen Haut Ihrer Kunden abgestimmt sind.

In Bezug auf Fruchtsäuren und trockene Haut ist es sinnvoll, auf die Säureabhärtung zu achten. Die trockene Haut wird durch die Behandlung mit Fruchtsäuren widerstandsfähiger und robuster. Bei der Wahl der Fruchtsäuren sollten Sie dennoch auf sehr milde Varianten zurückzugreifen.
Besonders gut geeignet ist Milchsäure. Diese wird speziell bei sehr empfindlicher, trockener und fahler Haut eingesetzt. Es ist ein ganz leichtes Peeling, das die Haut zum Strahlen bringt.
Dabei sollten Sie aber erst immer abklären, ob die Kunden eine Frucht-, oder Milchallergie haben, dann sollte nämlich auf diese Behandlung verzichtet werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen

Sie sehen: Auch wir als Kosmetikerinnen können mit unseren Behandlungsmöglichkeiten bei der medizinischen Behandlung dieser Krankheit unterstützen. Des Weiteren gibt es auch die Möglichkeit einer langfristigen Kooperation, mit einem Dermatologen oder Homöopathen.

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Fabienne Pinger

Fabienne Pinger
Die Kosmetikerin und Wellness & Spa Managerin mit internationaler Erfahrung in den Bereichen Kosmetik, Wellness und Gesundheit.“

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