Die Arbeit im Kosmetikinstitut ist geprägt von langem Stehen, gebückter Haltung, statischen Bewegungen und hoher Konzentration. All das kann zu Verspannungen, Fehlhaltungen und chronischen Rückenschmerzen führen. Doch mit Hintergrundwissen, praktischen Tipps und gezielten Übungen können Sie trotz ungünstiger Arbeitspositionen einen gesunden Rücken bewahren.
Wer für andere sorgt, darf sich selbst nicht vergessen. Als Kosmetikerin schenken Sie täglich Aufmerksamkeit, Berührung und Präsenz. Sie gestalten Räume, in denen sich Menschen gesehen und gepflegt fühlen. Doch während Ihre Hände arbeiten, Ihr Blick sich konzentriert und Ihre Haltung sich dem Gesicht oder Körper der Kundin zuneigt, bleibt oft etwas unbeachtet: Ihr eigener Rücken.
Die Arbeit im Kosmetikstudio verlangt viel – körperlich wie emotional. Langes Stehen, gebückte Positionen, einseitige Bewegungen und hoher Fokus auf Ihre Kunden sind Teil Ihres Alltags. Was dabei leicht übersehen wird, ist die stille Belastung, die sich über Stunden und Jahre hinweg auf Ihre Wirbelsäule, Muskulatur und Faszien legt. Ein gesunder Rücken ist die Basis für Ihre Arbeit und den Spaß daran, auch noch nach Jahren.
Ihr Rücken spricht zu Ihnen, auch wenn wir ihn selten bewusst hören. Er reagiert auf Stress, auf Haltung, auf Bewegungsmangel. Er zieht sich zusammen, wenn wir unter Druck stehen, und verspannt sich, wenn wir zu lange in einer Position verharren. Besonders betroffen sind die Halswirbelsäule, die Schultern und der untere Rücken – jene Bereiche, die in der Kosmetik oft überbeansprucht werden.
Rückenbewusstsein im Alltag
Die natürliche Doppel-S-Form der Wirbelsäule ist ein Wunderwerk der Statik und Beweglichkeit. Wird sie durch schlechte Gewohnheiten und vieles Sitzen gestört, entstehen Fehlhaltungen wie Rundrücken oder Hohlkreuz – mit Folgen, die weit über körperliche Beschwerden hinausgehen: Kopf-, Hüft- und Rückenschmerzen, eingeschränkte Atmung und dadurch Schwindel und Müdigkeit, verminderte Konzentration. Doch es gibt Wege, diesen Entwicklungen achtsam und wirksam zu begegnen.
Der erste Schritt zu einem gesunden Rücken ist nicht die Übung, sondern die Wahrnehmung und das Bewusstsein für den eigenen Körper und daraus resultierend ihre Selbstfürsorge. Wie stehen Sie gerade? Wie sitzen Sie? Wo liegt Ihr Gewicht? Ist Ihr Kopf in Verlängerung der Wirbelsäule oder zieht er nach vorne? Schon kleine Korrekturen im Alltag können große Wirkung entfalten – wenn sie mit Bewusstheit und Achtsamkeit geschehen.
Auch Ihr Arbeitsplatz kann Sie unterstützen: Ein Sitzball, verstellbare, elektrische Stühle und Liegen, eine angepasste Arbeitshöhe, gute Beleuchtung und der Wechsel zwischen Sitzen und Stehen sind keine Luxusmaßnahmen, sondern Investitionen in Ihre Gesundheit. Sie helfen Ihnen, Ihre Haltung nicht nur zu korrigieren, sondern auch zu pflegen.
Kurze Impulse, große Wirkung
Regelmäßige Bewegung ist mehr als Ausgleich – sie ist Pflege, Aktivierung, Regulation – und zugleich Selbstfürsorge. Sie stärkt die Tiefenmuskulatur, fördert die Durchblutung und hält die Faszien geschmeidig.
Drei Bewegungsqualitäten sind besonders wertvoll:
- Mobilisation: Sie erhält Ihre Beweglichkeit und befreit eingeschränkte Gelenke.
- Kräftigung: Sie stabilisiert Ihre Wirbelsäule und schützt vor Überlastung.
- Dehnung: Sie löst Verspannungen und schafft Raum im Körper.
Schon wenige Minuten am Tag können spürbare Veränderungen bewirken, wenn sie regelmäßig und achtsam durchgeführt werden.
Zwei einfache Bewegungsimpulse lassen sich direkt in Ihren Arbeitsalltag integrieren:
- Schultermobilisation im Stehen: Diese Übung löst Verspannungen im Nacken und mobilisiert die Schultergelenke. Kreisen Sie Ihre Schultern langsam nach hinten, atmen Sie ruhig und spüren Sie, wie sich Spannung löst. Eine Variation: Ziehen Sie die Schultern zu den Ohren und lassen sie fallen. Wiederholen Sie das Ganze zehnmal. Dauer: ein bis zwei Minuten.
- Katzenbuckel und Pferderücken im Sitzen oder Stehen: Setzen oder stellen Sie sich aufrecht hin, legen Sie die Hände auf die Oberschenkel. Beim Einatmen: Rücken durchdrücken, Brust raus, Blick leicht nach oben. Beim Ausatmen: Rücken rund machen, Kinn zur Brust. Zehnmal langsam und fließend. Dauer: zwei bis drei Minuten.
Diese Übungen sind nicht nur effektiv, sondern haben auch eine große Wirkung auf Ihr Wohlbefinden.
Die Atmung als innere Stütze
Atmung als Haltungskorrektur: Die Zwerchfellatmung ist eine stille Kraftquelle. Sie entspannt die Rückenmuskulatur, fördert die Konzentration und aktiviert das Nervensystem. Legen Sie eine Hand auf den Bauch, die andere auf die Brust. Atmen Sie tief durch die Nase ein – die Bauchdecke hebt sich. Ausatmen durch den Mund – die Bauchdecke senkt sich. Wiederholen Sie die Übung für drei Minuten. Spüren Sie, wie sich Ihr Körper beruhigt und Ihre Haltung sich von innen heraus aufrichtet. Atemübungen lassen sich auch in die Behandlung integrieren. Atmen Sie während der Massage im Rhythmus Ihres Kunden mit und ändern Sie dann nach und nach Ihre Atmung, sodass sich der Kunde anpasst. So entsteht ein besonders inniger und entspannter Moment.
Faszienpflege für mehr Beweglichkeit
Denken Sie auch an Ihre Faszienpflege. Faszien reagieren empfindlich auf Stress und Bewegungsmangel. Sie sind das verbindende Gewebe, das Ihre Muskulatur umhüllt und mit Nerven durchzogen ist. Auch die Schmerzrezeptoren liegen darin. Mit Faszienrollen, regelmäßiger Dehnung und ausreichend Flüssigkeit können Sie Ihre Faszien elastisch und geschmeidig halten. Gönnen Sie sich besonders abends, nach einem intensiven Arbeitstag, zehn Minuten Faszienmassage. Sie werden mit weniger Schmerzen und Verspannungen belohnt.
Entspannung beginnt im Kopf
Stress wirkt sich direkt auf Ihre Muskulatur aus. Deshalb ist mentale Selbstfürsorge ebenso wichtig wie körperliche. Gönnen Sie sich Pausen, üben Sie Achtsamkeit und sprechen Sie freundlich mit sich selbst. Positive Selbstgespräche können Anspannung lösen und Ihre Haltung verändern – nicht nur körperlich, sondern auch emotional.
Marianne Nick
Die Autorin ist seit 25 Jahren in der Branche tätig. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Naturkosmetikbereich. Sie ist als Reha- und Präventionstrainerin, Autorin von Kosmetikratgebern und Aromaexpertin tätig.
Dieser Artikel stammt aus dem Fachmagazin BEAUTY FORUM
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