Neues zur Masken-Akne

19.05.2021
Foto: Jana Kollarova/Shutterstock.com

Schutzmasken sind immer noch vor aller Munde – das „Accessoire“ für jedermann. Durch die Impfungen wird sich die ­pandemische Lage bessern, aber Schutzmasken werden uns noch lange begleiten, mit allen Folgen. Was hat sich getan? Gibt es neue Erkenntnisse und Empfehlungen?

Seit Beginn der Pandemie wurden einige Studien zum Thema Masken-Akne durchgeführt. Diese sind alle in der Datenbank für medizinische Artikel PubMed frei zugänglich. Viele bemerken nach längerem Tragen einer Schutzmaske, dass die Haut unter der Maske juckt, sich sogar rötet und es zu Unreinheiten und Entzündungen kommen kann.

Das Phänomen der Masken-Akne ist nicht neu. Bisher waren davon allerdings nur medizinisches Personal oder Handwerker betroffen, die sich bei der Ausübung ihres Berufes durch eine Maske vor Staub oder infektiösen Partikeln schützen. Das wiederholte Tragen der Schutzmasken über einen längeren Zeitraum kann Hautveränderungen auslösen, die Masken-Akne oder Maskne, wie sie aktuell in den sozialen Netzwerken genannt wird.

Frühere Studien ergaben bereits vor mehreren Jahren, dass 97 Prozent des medizinischen Personals auf Intensivstationen angeben, unter Hautveränderungen durch das regelmäßige Tragen zu leiden. Dabei sind sowohl Gruppen betroffen, die chirurgische Gesichtsmasken tragen, als auch Gruppen mit FFP2- und FFP3-Masken. Als Hautveränderungen gaben die Befragten zu 60 Prozent Akne, zu 50 Prozent Jucken und zu 35 Prozent Rötung an.

Auch in Deutschland gibt jeder Dritte an, dass die Schutzmaske bei ihm Juckreiz auslöst.

Hautveränderungen

Man kann verschiedene Typen von Hautveränderungen nach dem Tragen von Schutzmasken beobachten:
  • periorale Dermatitis
  • Acne mechanica
  • okklusive Akne
  • Rötungen
  • Entzündungen
  • Druckstellen

Bereits bestehende Hautprobleme wie Rosazea und Neurodermitis können sich unter der Maske verschlimmern.

Im Beauty Forum 7 und 8 2020 wurden diese Typen bereits erläutert und Pflegetipps für diese Fälle zusammengetragen.

Neben der Hautpflege ist es besonders wichtig, die richtige Maske zu verwenden. Neigt die Haut schon Minuten nach dem Aufsetzen der Maske an den Kontaktstellen zu Rötungen und Schwellungen, sollte die Maske gegen eine andere getauscht werden, soweit dies möglich ist. Handelt es sich um eine selbst genähte Mund-Nasen-Bedeckung sollte ein anderes Material verwendet werden. Beim Waschen der Stoffmasken sollte auf Weichspüler verzichtet werden, da dieser häufig die Ursache für Unverträglichkeiten ist.

Aber auch bei Einmal-Schutzmasken kann es Unverträglichkeiten mit dem Vlies geben. Hier hilft nur ausprobieren, bis man das für sich angenehmste Material gefunden hat.

FFP-Masken sitzen generell dichter auf der Haut. Druckstellen lassen sich hier kaum vermeiden. Kommt es zu Rötungen an den Kontaktstellen der FFP-Maske und es kann nicht auf deren Schutzfunktion verzichtet werden, hilft es oft, eine leichte Feuchtigkeitscreme oder ein Gel ca. 30 Minuten vor dem Tragen der Maske auf die Kontaktstellen aufzutragen.

Genauso wichtig ist es, die Maske richtig auf- und wieder abzusetzen. Man sollte die Maske dabei nicht auf der Filterfläche anfassen. Schutzmasken sollten nur am Rand und den Ohrbügeln angefasste werden. Elektronenmikroskopische Aufnahmen zeigten nach dem Anfassen der Filteroberfläche Veränderungen in der Faserstruktur. Dadurch wurde die Filterleistung der Maske beeinträchtigt, und es kam zu einem erhöhtem Feuchtigkeits- und Wärmestau unter der Maske. Und dies sind die Auslöser der häufigsten Hautprobleme.

Empfehlungen

Gegen den Feuchtigkeits- und Wärmestau wird empfohlen, die FFP-Maske regelmäßig abzunehmen und Haut und Maske kurz zu lüften. Falls dies möglich ist, sollte man dies ca. alle 30 Minuten tun.

Eine FFP2-Maske soll laut der gesetzlichen Unfallversicherung DGUV nicht länger als 75 Minuten am Stück getragen werden, danach ist für 30 Minuten keine Maske zu tragen, um Haut- und Atembelastung zu mindern. Diese Empfehlung gibt auch das RKI für das Tragen von FFP2-Masken. Das sollte jeder beherzigen, der seiner Haut etwas Ruhe gönnen will. Denn am Ende ist die Masken-Akne sichtbares Zeichen von Stress. Stress durch Feuchtigkeit, Wärme, Druck und natürlich auch psychischen Stress. Unsere Haut spiegelt unser Empfinden. Die ständige Sorge um die Gesundheit von Familie und Freunde sowie das eigene Wohlergehen belastet auf Dauer jeden. Auch Homeschooling parallel zum Homeoffice ist ohne Stress kaum zu schaffen. Mangel an sozialen Kontakten und ggf. die Sorge um den Arbeitsplatz und die finanzielle Zukunft geben unserer Haut den Rest: Unreinheiten, Poren, Mitesser, Rötungen.

Gezielte Pflege

Die tägliche Pflege sollte aus folgenden Schritten bestehen:
  1. Man sollte das Gesicht in den maskenbedeckten und Masken-freien Teil trennen und unterschiedliche Pflegeprotokolle für die verschiedenen Zonen anwenden.
  2. In den maskenfreien Bereichen kann die gewohnte Pflegeroutine durchgeführt werden.
  3. Für die maskenbedeckten Bereiche gilt morgens und abends mit einer milden Seife reinigen, mit sauberen Händen natürlich.
  4. Die Amerikanische Akademie für Dermatologie geht noch weiter und empfiehlt zum Waschen nur die Fingerspitzen – nicht die Handfläche – zu verwenden, um Kontaktflächen zu vermeiden. Eine sehr strenge Empfehlung, kann aber nicht schaden.
  5. Am besten danach ein Gesichts-tonic anwenden, um den pH-Wert wieder schnell anzugleichen.
  6. Danach eine leichte Feuchtigkeitspflege oder ein Gel auf die Maskenzone auftragen.

Hauttypen-gerecht

Wer grundsätzlich trockene Haut hat, sollte auf fettende Pflegeprodukte in der Maskenzone verzichten. Ist die Haut in dieser Zone trotzdem noch unangenehm trocken, sollte eine rückfettende Pflege aufgetragen werden, wenn danach für mehrere Stunden auf eine Maske verzichtet werden kann, zum Beispiel über Nacht.

Bei fettiger und zu Unreinheiten neigender Haut sollte auf häufiges Reinigen und Peeling verzichtet werden. Dies fühlt sich im ersten Moment zwar gut an, ist auf Dauer aber negativ für die Haut.

Für alle Hauttypen gilt: Ein Peeling pro Woche zum Abtragen der verhornten Hautschüppchen ist ausreichend. Gesichtswasser sollte mild und alkoholfrei sein, alternativ kann auch eine sanfte Reinigungsmilch verwendet werden. Eine leichte Feuchtigkeitspflege ist wichtig und sollte am besten abends aufgetragen werden.

Ein- bis zweimal pro Woche eine Feuchtigkeitsmaske oder Maske zur Hautberuhigung ist empfehlenswert. Wer generell eine zu Unreinheiten neigende Haut hat, kann auch eine Reinigungsmaske anwenden.

Auch bei Masken gilt: Teilen Sie das Gesicht in Zonen ein, am Kinn kann eine andere Maske verwendet werden als auf der Stirn. Sind bereits Pickel und Mitesser aufgetreten, ist es hilfreich, entzündungshemmende und antibakterielle Produkte anzuwenden, zum Beispel Produkte mit Zink, Teebaumöl oder Mikrosilber.

Regelmäßige Pflege kann die Ausbildung einer Masken-Akne verhindern. Eine Überpflegung der Haut sollte auf jeden Fall vermieden werden, da dies die periorale Dermatitis fördert. Daher sind für den Mund-Nasen-Bereich O/W-Emulsionen zu bevorzugen. Es gilt also wie bei vielen Dingen: Alles mit Maß und die eigene Resilienz stärken. Dann kann auch die Maske nicht unter die Haut gehen.

Literatur:
  • Contact Dermatitis. 2020;83:115–121.
  • Acta Derm Venereol 2020; 100: adv00152.
  • J Am Acad Dermatol May 2020. Dermatologic Therapy. 2020; 33:e13310.

Ganz nebenbei: Wussten Sie, dass FFP für „filtering face piece“ steht? Die Übersetzung „partikelfilternde Halbmaske“ ist sehr vorteilhaft. Bringen wir doch etwas Spaß in den Pandemie-Alltag und übersetzen die Abkürzung wörtlich: filterndes Gesichtsteil.

Auswirkungen des Masken-Tragens

Unabhängig vom Hauttyp zeigte sich bei Messungen bereits zwei Stunden nach dem Tragen von Gesichtsmasken ein um zehn Prozent erhöhter pH-Wert, und der TEWL (transepidermaler Wasserverlust) erhöhte sich sogar um 50 Prozent. Wer eine Maske trägt, hat zudem im gesamten Gesicht, auch im unbedeckten Bereich, eine vermehrte Talgproduktion. Dies scheint mit der psychischen Belastung des Masken-Tragens zusammenzuhängen.

Neben der Masken-Akne führt dies zu einer Beeinträchtigung der Barrierefunktion der Haut. Dadurch wird die Haut durchlässig für Krankheitserreger, und genau das soll die Maske ursprünglich verhindern. Daher sollte die Hautpflege nicht zu kurz kommen.

Foto: Autorin
Dr. Evelyn Fein

Die Molekular- und Zellbiologin ist als Regulatory Affairs and Quality Managerin verantwortlich für die regulatorischen Aspekte und die Qualität der Kosmetikprodukte bei der Gustav Baehr GmbH.

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