Needling bei Ü50 - Haut regenerieren

09.08.2022
Foto: STEKLO/Shutterstock.com

Das Needling gehört mittlerweile zu den beliebtesten Behandlungen im Medical Beauty-Bereich. Es ist sehr wirkungsvoll und bei verschiedenen Hautproblemen einsetzbar: große Poren, Narben, unebenmäßige Haut nach Akne, starke Durchfeuchtung und natürlich Anti-Aging.

Kundinnen 50 plus wünschen sich in der Regel Behandlungen zur Verbesserung des Hautzustands im Bereich Anti-Aging, aber auch bei müder Haut und groben Hautzuständen (frühere Aknekundinnen beispielsweise). Die Haut dieser Kundinnen ist meist schon gekennzeichnet vom Klimakterium, die sich auch im Gesicht mitunter stark bemerkbar macht. Es kann also zu einer dünneren Haut kommen, und auch die Empfindlichkeit kann etwas erhöht sein

Generell empfehle ich, ein Needling nicht als Erstbehandlung durchzuführen. Um einschätzen zu können, wie die Haut reagiert und welcher Needling-Aufsatz der richtige ist, kann es hilfreich sein, die Kundin vorher mit einem anderen Treatment, etwa einem Säurepeeling oder der Mikrodermabrasion zu behandeln. So lernen Sie die Haut besser kennen, können mögliche Reaktionen auch genauer einschätzen und wertvolle Informationen für die Needling-Behandlung ableiten.

Bitte beachten: Die (akute) Reaktion auf das Needling setzt etwas zeitverzögert ein, meist nach 15 Minuten. Daher sollten Sie es zunächst nicht übertreiben.

Ich arbeite grundsätzlich vom Kinn nach oben, und zwar zuerst eine Gesichtshälfte und danach die andere. Wenn ich dann mit der zweiten Gesichtshälfte fertig bin, kann ich meist schon sehr gut sehen, wie die Reaktion ist, und so entscheiden, ob ich einige Stellen noch mal nacharbeiten muss.

Bei der Neigung zu Pigmentflecken ist Vorsicht geboten. Denn insbesondere wenn eine Kundin zu postinflammatorischer Hyperpigmentation neigt, darf keinesfalls zu tief geneedelt werden. Wenn die Haut eher dünn und relativ trocken ist, sollten Sie auch eher vorsichtig vorgehen. Das Nano-Needling ist hier eine sinnvolle Alternative oder Einstiegsbehandlung.

Was beim Needling passiert

Durch das Needling entstehen viele kleine Mikroverletzungen, und eben genau dort setzt die hauteigene Regenerationskaskade ein. Zunächst ist jedoch, fast unmittelbar nach dem Needling, eine sehr starke Durchblutungsreaktion festzustellen. Diese zeigt sich in einer meist generalisierten Rötung und einem Wärmegefühl. Mitunter kann es auch zu einer leichten Schwellung kommen.

Nach dem Needling

Nach dem Needling sollten Sie eine kühlende und beruhigende Maske auflegen, um die Haut zu beruhigen. Leichte Creme- oder Gelmasken mit oder ohne Vlies darüber eignen sich. Ein zusätzliches Vlies darüber, getränkt mit einer Feuchtigkeitslotion, empfindet die Kundin als sehr angenehm.

Eine weitere gute Alternative ist ein Kollagenvlies. Es bietet den kühlenden und beruhigenden Effekt und gleichzeitig eine intensive Feuchtigkeitsversorgung und entsprechende Wirkstoffe für die Haut. Die Abschlusspflege sollte mit regenerierenden Wirkstoffen sein und ggf. mit Lichtschutz.

Bitte beachten: Ein Needling sollte eher nicht im Hochsommer durchgeführt werden, außer die Kundin sitzt wenig in der Sonne – trotzdem bitte unbedingt auf einen geeigneten Lichtschutz hinweisen. Schwimmen und Sauna sollten in der Woche nach der Behandlung auch tabu sein.

Wie Haut ab 50 reagiert

Oft beobachtet die Kundin, dass die Haut nach dem Needling etwas trockener ist bzw. mehr Pflege braucht, das ist völlig normal und hängt mit der Regeneration zusammen. In anderen Fällen kann es sogar zu einer leichten Schälung kommen, ähnlich wie bei einem stärkeren Peeling. Dies spricht dann allerdings auch für eine gute Hauterneuerung, denn die Schuppung sind tote Zelllagen der Epidermis, die dann vermehrt abgestoßen werden.

Wie lange die akute Reaktion nach dem Needling anhält, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wie tief wurde geneedelt und wie lange wurde geneedelt? Je nachdem wie häufig man die Stellen überarbeitet, desto stärker ist die Reaktion. Schließlich entstehen so auch mehr Mikroverletzungen. Weitere Faktoren sind die individuelle Empfindlichkeit der Haut sowie die Reaktionsbereitschaft. Dies lässt sich auch bei anderen Behandlungen beobachten.

Wahl der Wirkstoffe

Durch die vermehrte Durchblutung wird der Hautstoffwechsel angeregt, und Wirkstoffe werden so effektiver verarbeitet. Daher ist die Wirkstoffauswahl beim Needling interessant. Ein Klassiker ist 
Hyaluronsäure, auch im Anti-Aging-Bereich. Durch die enorme Wasserbindungsfähigkeit wird immer ein Sofort-effekt bei Knitterfältchen erzielt, und die Haut ist noch tagelang leicht aufgepolstert. Außerdem gibt es eine Reihe von Anbietern, die sich auf spezielle Needling-Konzentrate spezialisiert haben. Produkte, die nicht speziell fürs Needling konzipiert sind, sollten besser nicht verwendet werden.

Kosmetisch oder medizinisch

Die längerfristige Wirkung des Needlings setzt jedoch frühestens zwei bis drei Wochen nach der Behandlung ein. Durch die Mikroverletzungen wird die Haut zur Eigenregeneration angeregt, und nach circa sechs Wochen beginnt die Neubildung von Kollagen und Elastin, allerdings nur bei entsprechender Nadeltiefe (ab circa 0,7 Millimeter). Hier wird es für die Kosmetikerin schwierig. Denn ab 0,5 Millimeter liegt das Microneedling im medizinischen Bereich. Dieser reicht dann bis zu zwei Millimeter tief. Diese Tiefe erzeugt in der Regel schon deutlich stärkere Blutungen und Schmerzen und wird oft bei Narben angewandt.

Generell gehören natürlich alle krankhaften Hautveränderungen in die Hände des Arztes. Aber eine begleitende Behandlung durch die Kosmetikerin ist in der Regel möglich und sinnvoll. Wobei gerade Kundinnen im Bereich 50 plus bei krankhaften Hautveränderungen im Gesicht meist Rosacea oder auch weißen Hautkrebs haben, und diese Indikationen sind fürs Needling ohnehin kontraindiziert.

Profi-Tipp: Sprechen Sie Kundinnen, für die Needling interessant sein könnte, am besten ganz direkt darauf an. Erläutern Sie den Behandlungsablauf und die Vorteile der Behandlung.

Im Institut können Sie das Needling mit weiteren Behandlungen kombinieren. Sie sind auch die richtige Ansprechpartnerin, was die Heimpflege anbelangt. Denn gerade nach einem Needling ist die richtige Heimpflege sehr entscheidend. Die Haut befindet sich in einer Phase der Regeneration und benötigt nun hochwertige und individuell abgestimmte Produkte, um den Behandlungserfolg zu forcieren. Mangelnde Pflege nach dem Needling kann langfristig sogar das Hautbild verschlechtern. Das gilt im Übrigen auch bei Säurepeelings und Mikrodermabrasion.

Kombinationsempfehlungen

Als geeignete Kombi-Behandlungen zum Microneedling gehören: Säurepeelings oder Mikrodermabrasion als Vorbehandlung (zwei bis vier Wochen vorher) und auf jeden Fall eine ganze Serie von Needling-Behandlungen – ich empfehle drei bis fünf Sitzungen.

Nach dem Needling können Sie weitere Behandlungen zum Hautaufbau und zur Regeneration anschließen. Dazu gehört beispielsweise Ultraschall in Kombination mit ausgesuchten und passenden Wirkstoffen. Auch Behandlungen mit reichhaltigen Wirkstoffen und Spezialmasken eigenen sich sehr gut zur wechselnden Kombination, beispielsweise zwischen den Needling-Sitzungen.

Susanne Pfau,
Heilpraktikerin, staatlich geprüfte Kosmetikerin,
Inhaberin der Kosmetikpraxis Pfau,
Bad Harzburg,
www.susannepfau.de

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