Hätten Sie gedacht, dass Botulinum bereits vor über 200 Jahren in der medizinischen Literatur beschrieben wurde? Der schwäbische Arzt Dr. Justinus Kerner veröffentlichte seine Beobachtungen bereits im Jahre 1820 und nannte das, was er gefunden hatte, aufgrund seines Auftretens in verdorbenen Wurstwaren „Wurstgift“ oder lateinisch Botulinum (lateinisch botulus = die Wurst).
Heute wissen wir, dass es sich bei diesem „Wurstgift“ um ein Bakterieneiweiß handelt (also kein Schlangengift oder Bio-Kampfstoff) und es für den medizinischen Einsatz hervorragend geeignet ist. Dies belegen beinahe 3.000 Studien der letzten 100 Jahre mehr als deutlich. So viel also zu den mythischen Aussagen: Es handelt sich um ein relativ neues Lifestyle-Medikament und man wüsste ja noch nicht viel darüber. Doch wenn wir schon bei Lifestyle-Medikament sind, hier noch eine kleine, aber sicher nicht unwesentliche Information: Der Einsatz von Botulinum ist heute in vielen Fachbereichen der Medizin wie der Neurologie, Urologie, Dermatologie oder Augenheilkunde gang und gäbe. Aber kommen wir jetzt zum eigentlichen Hauptangriffspunkt: Botulinum ist Gift für den Körper. Wie bei so vielen Medikamenten ist nicht nur der Wirkstoff, sondern insbesondere die Dosis von Bedeutung. Und dies gilt auch für Botulinum. Aber wie hoch ist jetzt das Risiko bei Botulinum? Lassen Sie mich Ihnen hierfür eine kleine Einordnungshilfe geben. Eine durchschnittliche Faltenbehandlung mit Botox benötigt circa 50 Einheiten (= 1 Ampulle). Um einen Erwachsenen zu gefährden, wären circa 100 Ampullen notwendig. Ich denke, damit wird klar, dass eine akute Gefahr bei einer Faltenbehandlung wohl nur theoretischen Charakter hat, insbesondere wenn man noch in Betracht zieht, dass die Wirkung nur temporär ist und kein Wirkstoff im Körper abgelagert wird.
Dr. med. Frank Rösken
Der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie ist Gründer und Leiter von „Die Ästheten“ in München.
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