Die Füße sind das Fundament unseres Körpers: Wir stehen auf ihnen und gehen mit ihnen – sie leisten Schwerstarbeit, denn sie tragen uns durch das ganze Leben. Dennoch lassen wir ihnen oft viel zu wenig Aufmerksamkeit zukommen. Manchmal sogar erst dann, wenn schmerzende Hautveränderungen an den Füßen festgestellt werden. Um sie gesund zu halten, ist eine richtige Fußpflege unabdingbar. Wir schauen uns hier mögliche Komplikationen am Fuß an und stellen Lösungsansätze vor.
Die Plantar-Seite, also die Fußsohle, trägt das Gewicht des Körpers. Sie zeichnet sich durch eine dickere Haut aus. Die Haut speziell an den Fersen bringt ein dickeres Stratum corneum, aber auch ein starkes Stratum granulosum mit. Im Vergleich dazu ist die dorsale Seite der Füße, also der Fußrücken, sehr viel feiner, die Haut ist dünner und macht so Bewegungen und das Laufen möglich.
Die Haut an der Fußsohle ist resistent gegenüber physikalischen Aktivitäten und Einflüssen, daher ist die Epidermis an diesen Stellen speziell strukturiert und zeigt eine spezifische räumliche Anordnung des Keratins.
Bei zu starken äußeren Reizen kommt es zu Hypertrophien an den belasteten Stellen, sprich einer Hyperkeratose des Stratum corneum. Während der Hyperkeratose reagieren die Hautzellen der Dermis und Epidermis mit der Bildung von Entzündungszytokinen, die eine unvollständige Differenzierung der Korneozyten verursachen. Es folgt eine biochemische und strukturelle Beeinträchtigung des Stratum corneum, zum Beispiel der unvollständige Abbau von Desmosomen und eine abnorme Lipidschichtbildung. Die Adhäsion und Abschuppung der Korneozyten verändert sich. Am Fuß zeigen sich Hyperkeratosen als Schwielen, Hühneraugen und Fersenrisse.
Fußpilz
Es gibt verschiedene Gründe für die einzigartige Prädisposition des Fußes für mikrobielle Kontaminationen, darunter eine erhöhte Anzahl an ekkrinen Drüsen, die ein alkalisches Milieu schaffen, die enge Anordnung der Zehen, die die Belüftung einschränkt, sowie die verdickten Nagelplatten. Auch eine längere Bedeckung mit Schuhen und Socken, die die Feuchtigkeit und somit bakterielles Wachstum fördert, kann als Grund genannt werden. Infektionen sind daher besonders häufig bei Athleten (resultierend aus Verletzungen), Diabetikern und als Folge postoperativer Wunden. Risikofaktoren für Onychomykosen (Nagelpilz) sind außerdem fortgeschrittenes Alter, gesundheitliche Probleme, Immunsuppression, okklusives Schuhwerk sowie periphere Gefäßerkrankungen.
Lösungsansätze:
In der Regel ist bei den meisten Patienten eine topische Behandlung ausreichend. Topische Imidazole, zum Beispiel Clotrimazol, können wirksame Mittel zur Behandlung von Mykosen am Fuß sein.
Je nach Stärke der Läsionen wird die Dauer einer topischen Therapie festgelegt. Wenn die Infektion rezidivierend ist, sich Blasen bilden oder wenn die Ferse, der Fußrücken oder die Fußsohle betroffen sind, kann auch eine systemische Behandlung erforderlich sein.
Insgesamt steht die Hygiene im Fokus: Regelmäßiges Wechseln der Socken, Reinigung der Schuhe, saubere Handtücher. Medizinische Hautpflege kann präventiv und therapiebegleitend zum Einsatz kommen.
Hyperkeratosen
Überverhornungen sind zurückzuführen auf wiederholte mechanische Belastungen. Diese können durch falsches Schuhwerk, Prothesen und Fußfehlstellungen ausgelöst werden. Zudem gibt es eine individuelle Neigung zu Hyperkeratosen. Als Risikofaktor gilt außerdem starkes Schwitzen.
Lösungsansätze:
Als Behandlungsstandard haben sich auf kosmetischer Ebene Cremes mit erweichender Wirkung erwiesen. Wirkstoffe wie Salizylsäure, hoch konzentrierte Urea und Milchsäure stehen im Fokus, denn sie haben eine keratolytische Wirkung. Diese können mit der mechanischen Hautentfernung (nichtmetallische Feilen; Diamant-, Papier- oder Steinschleifmittel) kombiniert werden.
Als Homecare wirken sich zudem die regelmäßige sanfte Exfoliation, warme Fußbäder und anschließendes Eincremen positiv auf die Hautglattheit aus.
Als hydratisierende Wirkstoffe eignen sich Glycerin, Allatoin, Panthenol, pflanzliche Öle, aber auch Ceramide, Cholesterol oder Squalan. Letztere haben die Eigenschaft, dass sie als hautidentischer Bestandteil den Barriereaufbau unterstützen und so auch der Entstehung von Trockenheit und der Bildung von Hyperkeratosen vorbeugen.
Insgesamt ist die Prophylaxe elementar, um die Entstehung von Hyperkeratosen zu verhindern. Hier bietet sich auch eine Schuhberatung zur Findung der richtigen Passform an, so können Druckstellen und daraus resultierende Hyperkeratosen vermieden werden.
Hühneraugen
Die limitierte Verdickung des Stratum corneum mit einem Kern kennzeichnet Hühneraugen. Diese werden ebenfalls ausgelöst durch zu viel Druck.
Lösungsansätze:
Entfernt werden diese, indem sie von Spezialisten ausgeschnitten werden. Dabei muss der Kern des Hühnerauges unbedingt mit entfernt werden. Auch Cremeformulierungen mit Salizylsäure und Urea in hoher Konzentration, die die verhärtete Haut erweichen, können unterstützend wirken.
Hyperhydrose
Das durch das vermehrte Schwitzen feuchte Milieu am Fuß macht die Haut anfälliger für Verletzungen und Infektionen, da dies optimale Voraussetzungen für das Wachstum von Pilzen/Mikroorganismen bietet. Die Folgen sind nicht selten Pilzerkrankungen der Haut.
Lösungsansätze:
Als Behandlungsstandard gelten zur Geruchsbekämpfung Antiperspirantien. Aluminiumhaltige Antitranspirantien wirken gegen das Schwitzen. Kurzzeitige Verbesserung können Fußpuder oder Pudersprays bringen, die den übermäßigen Schweiß absorbieren.
Wirkstoffe wie Menthol, Teebaumöl oder Kampfer werden als angenehm empfunden. Als weitere Behandlungsoptionen gelten die Iontophorese sowie Unterspritzungen mit Botulinumtoxin.
Gut zu wissen
- Normale Haut ist durchschnittlich dreimal so stark hydriert wie Hornhaut. Dies ist zurückzuführen auf die biochemischen und physikalischen Prozesse, die mit der Hyperkeratose einhergehen.
- Normale Haut ist im Durchschnitt doppelt so elastisch wie hyperkeratinisierte Haut.
- Die Korrelation zwischen Hydratation und Elastizität ist statistisch signifikant.
Intertrigo
Die Krankheit betrifft die Körperfalten, am Fuß speziell die Zehenzwischenräume. Sie ist auf Reibung in Kombination mit einer Feuchtigkeitsbildung zurückzuführen. Oft folgt eine sekun-däre Infektion, ausgelöst durch Bakterien wie Staphylokokken.
Lösungsansätze:
Als wesentlicher Behandlungsschritt gelten das Trockenhalten und die Hygiene der betroffenen Areale. Außerdem sind die sekundären Infektionen zu behandeln. Entsprechende prophylaktische Maßnahmen können Rückfällen vorbeugen.
Intertrigo tritt am Fuß in den Zehenzwischenräumen auf.
Fokuswirkstoff Urea
Urea (Harnstoff) gilt als der Goldstandard zur Pflege der Füße. Das hygroskopische Molekül ist in der Epidermis als Teil des natürlichen Feuchthaltefaktors (NMF) verantwortlich für die angemessene Hydratation und Integrität des Stratum corneum.
Es hat aber auch eine antibakterielle Wirkung und spielt eine fundamentale Rolle bei der Proliferation der Keratinozyten. Urea induziert die Expression von Filaggrin, Transglutaminase-1 und Loricrin, also von Genen, die für die Keratinozytendifferenzierung wichtig sind und damit für die Barrierefunktion. Der Wirkstoff erhöht die Aufnahmefähigkeit von anderen Wirkstoffen und zeigt wenig Unverträglichkeiten.
In höheren Konzentrationen hat es eine keratolytische Wirkung durch die Denaturierung der Wasserstoffbrücken des Keratins oder durch Konformationsänderung der Proteinstruktur.
Ureahaltige Präparate führen zu einer signifikanten Verbesserung der klinischen Hautbilder diverser Dermatosen. Urea ist besonders wirksam bei schuppiger und trockener Haut (atopische Dermatitis, Ichthyose, Xerose, seborrhoische Dermatitis und Psoriasis).
Wirkungen und Konzentrationen von Urea
- 2–10 Prozent wirken feuchtigkeitsspendend und unterstützen die Hautbarriere.
- 10–30 Prozent wirken als Feuchthaltemittel und keratolytisch.
- Mehr als 30 Prozent wirken als Keratolytikum und fördern den Abbau von nekrotischem Gewebe.
Urea versorgt die Haut intensiv mit Feuchtigkeit und gilt als Goldstandard in der Basispflege
Prävention empfohlen
Die Prophylaxe der genannten Komplikationen und Hautveränderungen ist vor allem im Bereich der Füße sinnvoll und empfehlenswert, da zwar alle diese Indikationen behandelbar sind, allerdings sind die Symptome oft wiederkehrend und eine endgültige Heilung ist selten.
Quellen:
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Anna Holling-Teersteg
Die Autorin ist Kosmetikwissenschaftlerin und staatlich geprüfte Kosmetikerin. Sie ist Leitung PR, Kommunikation und KosWis-Strategie bei Medicos Kosmetik/Aesthetico.
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