Hautgesundheit und psychische Stressfaktoren

15.08.2024
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"Die typischen Hautveränderungen in stressigen Lebensphasen sind für die meisten sehr wahrnehmbar und sichtbar."

MEDICAL: Welche wissenschaftlichen Beweise gibt es, dass Stress die Form der Haut beeinflusst, und wie beurteilen Sie diese? 

Dr. Jürgen Blaak: Es gibt sehr viele Redewendungen, in denen der Zusammenhang von Haut und Seele zum Ausdruck kommt, wie zum Beispiel „das juckt mich nicht“ oder „das geht mir unter die Haut“. Dieser Zusammenhang ist jedoch nicht nur im Volksmund verankert, sondern auch wissenschaftlich beschrieben und experimentell vielfältig erforscht. So wurde gezeigt, dass die Widerstandskraft der epidermalen Barriere und auch ihre Regenerationsfähigkeit unter psychischen Stressbedingungen vermindert ist. Außerdem gibt es viele Studien, die den Zusammenhang von Stress und Hauterkrankungen untersucht haben, und man weiß, dass es hier eine enge gegenseitige Beeinflussung in beide Richtungen gibt: Unser Hautzustand beeinflusst stark unsere Stimmung, und unsere Psyche wiederum triggert wichtige Heilungsvorgänge in der Haut. Interessant sind auch Forschungsergebnisse, die die Verbindungen von Stress und einer damit verbundenen vorzeitigen Hautalterung beschrieben haben.

MEDICAL: Welche sind die typischen Hautveränderungen oder -krankheiten bei chronischem Stress und warum?

Die typischen Hautveränderungen in stressigen Lebensphasen sind für die meisten sehr wahrnehmbar und sichtbar. Wir bemerken trockene, schuppige Areale, gereizte und gerötete Hautpartien oder wir stören uns an fehlender Ebenmäßigkeit und zu wenig Glow. Aber auch krankhafte Hautveränderungen können vorkommen und sich einerseits in kleinen lokalen Reizungen oder Pickelchen zeigen. Anderseits werden aber auch bestehende Hauterkrankungen negativ durch psychischen Stress beeinflusst, sodass ekzematöse Läsionen sich aufflammen können oder andere typische Krankheitssymptome sich verschlechtern können.

MEDICAL: Wie kann gestresste Haut medizinisch und kosmetisch behandelt werden? 

Gestresste Haut benötigt gezielte Pflege! Es ist besonders wichtig, die Hautbarriere zu unterstützen durch stärkende und aufbauende Pflanzen- und Wirkstoffe, denn die Auswirkungen von Stress auf die Funktion der epidermalen Barriere ist sehr groß. Ergänzend sollten wir den Stress der Haut direkt durch antioxidative, antiirritative und hautberuhigende Inhaltsstoffe positiv reduzieren. Wir wissen aber auch, dass wir unsere Haut zunehmend holistischer betrachten müssen, sodass auch andere Eigenschaften kosmetischer Produkte unsere Stimmung und unsere Lebensqualität positiv beeinflussen sollten wie der Duft und die Sensorik. Zusätzlich können wir selbst einiges tun, um unser Wohlbefinden zu verbessern und Stressfaktoren zu reduzieren, wie zum Beispiel durch Bewegung, Sport oder Resilienz-Training – ganz im Sinn der „Holistic Beauty“.

Foto: Dr. Jürgen Blaak

Der Experte 

Dr. Jürgen Blaak 

Als Vice President Science Consultion Innovation verantwortet er die Bereiche Forschung und Entwicklung, das technische Marketing sowie Product Safety & Regulatory Affairs bei Babor. 
www.babor.com

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