
Eine solide Aus- und Weiterbildung ist immer die Grundlage, um erfolgreich zu werden. Im Kosmetikinstitut ist das nicht anders. Grund genug, um diesem Thema eine Serie zu widmen. Alles, was Sie von Hautaufbau bis Umgang mit Kunden wissen müssen, erfahren Sie hier.
Nutraceuticals, auch als „nutricosmetics“ bezeichnet, sind Nahrungsergänzungsmittel mit gesundheitlichem Zusatznutzen. Sie positionieren sich im Grenzbereich zwischen Lebensmitteln und Kosmetika und werden zunehmend zur Hautpflege, zur Milderung von Haut-Herausforderungen oder im Bereich des Healthy Agings eingenommen (Tranchida et al. 2025).
In den letzten Jahren haben sie sich als Trendthema an der Schnittstelle zwischen Ernährung, Gesundheit und Kosmetik etabliert. Sie sind in den Medien präsent und für viele Menschen aus den Beauty-Routinen nicht mehr wegzudenken. Vom Kollagen-Drinks über Antioxidantien-Kapseln bis hin zu probiotischen Beauty-Shots ist alles dabei.
Aber was bringt der Hype? … Und wo war das Marketing vielleicht doch schneller als die Forschung?
Definition
Die Begriffsdefinition von „Nutraceutical“ ist, trotz oder gerade wegen seiner Popularität, diffus, uneinheitlich und wissenschaftlich umstritten. Der Begriff wurde 1989 vom US-amerikanischen Arzt Stephen L. DeFelice geprägt, der ihn als „Ein Lebensmittel oder einen Bestandteil eines Lebensmittels, wie etwa ein Nahrungsergänzungsmittel, das einen medizinischen oder gesundheitlichen Nutzen hat – einschließlich der Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten.“ [„food or part of a food, such as a dietary supplement, that has a medical or health benefit, including the prevention and treatment of disease“] definierte. Diese Definition ist breit gefasst und schließt Nahrungsergänzungsmittel, funktionelle Lebensmittel, pflanzliche Wirkstoffe und sogenannte Designer-Foods ein, ohne jedoch strenge wissenschaftliche oder regulatorische Kriterien zu erfüllen (Aronson et al. 2017).
Eine eng gefasste, einheitliche oder verbindliche Definition gibt es nicht.
Nutraceuticals für die Hautgesundheit
Gerade im Bereich der Hautpflege und Kosmetik erfahren Nutraceuticals einen regelrechten Boom. Durch soziale Medien gepusht und als kleiner „Trick“ zur Perfektion heiß geliebt, sind sie langsam, aber sicher auch in die Regale der Kosmetikinstitute eingezogen. Die Erweiterung unserer Arbeitsfeldes erfordert, dass wir auch hier fundiertes Wissen in der Beratung weitergeben können.
Eine der größten Fragen, wenn es um Nahrungsergänzungsmittel, Superfoods und Co. geht: Wie viel kommt überhaupt in der Haut an? Immerhin durchlaufen die Produkte unser sehr effektives Verdauungssystem. Die Studienlage kann uns hier beruhigen: Mittlerweile gibt es viele Untersuchungen, die nicht nur die Produkte auf ihren Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen prüfen, sondern auch die Effekte nach Einnahme an der Haut erforschen. Kollagenpulver, -drinks und Co. sind vor Jahren als erste Produkte gegen Zeichen der Hautalterung auf den Markt gekommen. Sie halten sich erfolgreich und zeigen umfassende Wirkungen auf die Struktur der Haut. So konnten in Studien eine Verbesserung der Hautelastizität, eine Verminderung der Faltentiefe und eine Zunahme an Epidermisdichte und Kollagennetzwerk gezeigt werden. Aufgrund der Gewinnung aus tierischen Materialien – aus Rind, Schwein oder Fisch – sind die Produkte nicht für jeden geeignet und es kommen zunehmend vegetarische und vegane Alternativen auf den Markt.
Häufig sind die Inhaltsstoffe der Nahrungsergänzungsmittel schon aus der topischen Kosmetik bekannt, so zeigen sich Erfolge an der Haut durch die Einnahme von Hyaluronsäure, Polyphenolen, Ceramiden und Probiotika.
Hyaluronsäure-Präparate zur Einnahme erhöhen die Hautfeuchtigkeit und reduzieren ebenfalls die Faltentiefe. Auch die Hautelastizität konnte gefördert werden (Michelotti et al. 2021, vierwöchige orale Supplementierung). Reisceramide, ebenfalls ein Inhaltsstoff aus kosmetischen Produkten, konnte auch in der oralen Einnahme signifikante Ergebnisse zeigen. Hautstruktur und Farbton verbesserten sich, zudem konnte der transepidermale Wasserverlust reduziert und die Feuchtigkeit gesteigert werden (Leo et al. 2022, 12-wöchige orale Supplementierung). Andere Studien zeigen eine signifikante Verbesserung durch die Einnahme von polyphenolhaltigen Pflanzenbestandteilen, antioxidativen Präparaten oder Probiotika (Chan et al. 2022, Tseng et al. 2022). Besonders der Einsatz von Probiotika zeigte auch Wirkung auf die UV-Toleranz unserer Haut und macht offenkundig, wie intensiv Mikrobiom und Hautgesundheit miteinander verknüpft sind (Teng et al. 2022, Gilaberte et al. 2025).
Kritik
Viele Nahrungsergänzungsmittel zielen darauf ab, Versäumnisse in der täglichen Ernährung auszugleichen. Vitaminzufuhr, Mineralienhaushalt und Nahrungsmittel mit geringer glykämischer Last und einer probiotischen Wirkung werden oft vernachlässigt. Eine Kapsel scheint die unkomplizierte Lösung zu sein.
Doch die Lösung bleibt nicht unkritisiert.
Studien in diesem Bereich sind häufig nur vier bis 12 Wochen lang, werden an kleinen Probanden-Kollektiven getestet und sind häufig von Herstellern finanziert.
Zudem sind nicht alle Stoffe in erhöhter Zufuhr sicher. Isolierte Wirkstoffe zeigen häufig andere Effekte als eine vollwertige Ernährung. So können Antioxidantien, obwohl sie eigentlich schädliche freie Radikale neutralisieren sollen, in zu hoher Dosierung selbst oxidative Schäden verursachen.
Dieses Phänomen wird als prooxidative Wirkung bezeichnet. Das DeutscheKrebsforschungszentrum (DKFZ) stellt die Einnahme von Antioxidantien in Verbindung mit vermehrtem Tumorwachstum bei malignen Melanomen, und auch andere Stellen mahnen zur Vorsicht (https://www.krebsinformationsdienst.de/
fachkreise/nachrichten/detail/
recherche-des-monats-antioxidantien-und-malignes-melanom). Andere Stoffe können vom Körper nicht abgebaut werden und belasten Leber und andere Organe. Zudem fehlen Zulassungsstellen, die Reinheit und Sicherheit prüfen, bevor die Produkte in Verkehr gebracht werden (Ronis et al. 2018, Shields et al. 2023).
Fazit
Nahrungsergänzungsmittel sollten nicht pauschal verkauft werden, sondern erst nach einer gezielten Beratung. Und wie so häufig gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift!

Kristina Carmen Bernhöft
ist Kosmetikwissenschaftlerin und Kosmetikerin und hat sich auf die Professionalisierung des Kosmetik-Handwerks spezialisiert. Aus- und Weiterbildung als Grundstein für sicheres Handeln liegen ihr besonders am Herzen.

Dieser Artikel stammt aus dem Fachmagazin BEAUTY FORUM
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