Beauty food

17.04.2025
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In den letzten Jahren hat sich das Konzept der „Holistic Health“ als zentraler Bestandteil des Longevity-Ansatzes etabliert. Dieser ganzheitliche Blick betrachtet Gesundheit nicht mehr isoliert,  sondern als das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von Faktoren wie Lebensstil, Umwelt und Ernährung.  

Besonders in der Dermatologie zeigt sich, dass die Haut nicht nur ein Spiegel unserer genetischen Veranlagung ist, sondern auch unserer Ernährungsgewohnheiten. Früher wurde der Einfluss der Ernährung auf die Haut weitgehend unterschätzt. Heute wissen wir, dass bestimmte Nährstoffe entzündliche Prozesse modulieren, die Hautbarriere stärken und oxidativen Stress reduzieren können.
Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Ernährung eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf von Hauterkrankungen wie Akne, Rosacea und Neurodermitis spielt.2 Ebenso gibt es wachsende Erkenntnisse darüber, dass eine antioxidativ-reiche Kost mit ausreichend Vitaminen, ungesättigten Fettsäuren und sekundären Pflanzenstoffen die Hautalterung verlangsamen kann.3
Aus diesem Grund gewinnt sowohl in der Dermatologie als auch in der kosmetischen Praxis die Ernährungsberatung zunehmend an Bedeutung. Dermatologische Praxen und Kosmetikerinnen beobachten, dass gezielte Ernährungsanpassungen das Hautbild positiv beeinflussen und dermatologische Behandlungen effektiv unterstützen können. Patienten und Kunden suchen verstärkt nach individuellen Ernährungsempfehlungen, um Hautprobleme ganzheitlich anzugehen. Daher ist das Wissen um Lebensmittel, die die Hautgesundheit fördern oder beeinträchtigen können, sowie biologische Mechanismen und wie sich ernährungsbasierte Strategien gezielt zur Unterstützung verschiedener Hautzustände einsetzen lassen, essenziell. 
Besonders bei Hauterkrankungen kann eine bewusste Ernährungsweise dazu beitragen, Symptome zu lindern oder Schübe zu vermeiden. So zeigen Studien, dass ein hoher Konsum von raffiniertem Zucker und stark verarbeiteten Lebensmitteln entzündliche Prozesse im Körper fördern kann.4, 5 

Ernährung und Akne

Insbesondere bei Akne wurde ein Zusammenhang zwischen einer hyperglykämischen Ernährung und einer gesteigerten Talgproduktion festgestellt.6 Koreanische Wissenschaftler konnten in einer Studie an 32 Probanden mit leichter bis mittelschwerer Akne eine Verbesserung der Aknesymptome innerhalb von zehn Wochen durch eine Ernährung mit niedriger glykämischer Last nachweisen.
Ferner zeigen Untersuchungen, dass Milchprodukte sich auf den Krankheitsverlauf der Akne auswirkenden können. Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2018 mit insgesamt 71.819 Teilnehmern konnte den positiven Zusammenhang bestätigen.8 Gerade im Hinblick auf junge Aknepatienten spielt die Ernährung eine wichtige Rolle, um die Aknepopulation nachhaltig zu reduzieren. Aufklärung der Eltern durch Hautexperten ist daher eine wichtige Säule, um Akne präventiv entgegenzuwirken.

Ernährung und Rocacea 

Die Ernährung hat aber nicht nur bei Akne einen signifikanten Einfluss auf das Hautbild. So ist beispielsweise bekannt, dass Rosacea-Patienten empfindlich auf bestimmte Lebensmittel reagieren. Scharf gewürzte Speisen, heiße Getränke oder histaminreiche Lebensmittel und Alkohol können sich negativ auf die Hauterkrankung auswirken. Obwohl dieser Zusammenhang durchaus populär ist, fehlen bis heute wissenschaftliche Belege für eine Evidenz. Dies ist jedoch sehr wahrscheinlich auf die Schwierigkeit hinsichtlich der Durchführung und des Designs solcher Studien zurückzuführen.9 Ein Verzicht auf die Speisen bleibt daher empfehlenswert. 

Ernährungsstrategien gegen Akne und Rosacea

Gemäß einer Untersuchung von 2023 wirkt sich hingegen der regelmäßige Verzehr von Gemüse, Hülsenfrüchten, fettem Fisch, Olivenöl und Nüssen sowie eine bewusste Reduktion von Fleisch, Käse und Alkohol bei Akne und Rosacea positiv aus.10 Auch eine entzündungshemmende Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und probiotischen Lebensmitteln kann helfen, die Haut zu beruhigen und Rötungen zu reduzieren.11 Dennoch bedarf es zukünftiger Forschungsarbeiten, um gezielte präventive und therapeutische Strategien zur Unterstützung der Hautgesundheit weiterzuentwickeln. Ergänzend zu einer Antioxidantien- betonten Ernährung sind antioxidative kosmetische Behandlung empfehlenswert. Eine Untersuchung zeigt, dass eine entsprechende Behandlung die Lebensqualität von Patienten mit Rosacea verbessern kann.12

Ernährung bei seborrhoischem Ekzem und atopischer Dermatitis

Auch auf das seborrhoische Ekzem und die atopische Dermatitis hat die Ernährung einen wesentlichen Einfluss. Studien zeigen, dass der Verzehr von Obst durch die Vielzahl von Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen wie Flavonoiden das Risiko einer seborrhoischen Dermatitis deutlich senken kann.13 
Bei der atopischen Dermatitis galten lange Zeit eine streng kontrollierte Ernährung der Mutter während Schwangerschaft/ Stillzeit oder spezielle hydrolysierte Säuglingsnahrung als hilfreich. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass diese keinen nachweisbaren Nutzen für die Prävention oder Behandlung der atopischen Dermatitis haben.14 Auch die verzögerte Einführung fester Nahrung sowie die Einnahme von Omega-3- oder Omega-6-Fettsäuren scheinen keinen positiven Einfluss zu haben. Hingegen könnte das ausschließliche Stillen über mindestens drei bis vier Monate, eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse sowie die gezielte Gabe von Präbiotika einen schützenden Effekt haben. 
Lebensmittelallergien oder -unverträglichkeiten können bei Neurodermitis ebenfalls eine Rolle spielen und sollten individuell abgeklärt werden.15 Für die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln gibt es keinen überzeugenden Nachweis für den Nutzen bei Neurodermitis.16

Ernährung und Anti-Aging

Die Ernährung spielt auch bei der Prävention von Hautalterungsprozessen eine essenzielle Rolle. Ganz allgemein wird unsere Haut durch die Ernährung mit essenziellen Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen, Antioxidantien und ungesättigten Fettsäuren versorgt. Diese Substanzen unterstützen die Zellregeneration, stärken die Hautbarriere und wirken entzündungshemmend. Eine ausgewogene Ernährung ist daher entscheidend für die Hautgesundheit, da sie oxidative Schäden reduziert, den Feuchtigkeitshaushalt reguliert und die Haut vor vorzeitiger Alterung schützt.

Trinken zur Hydratation

Auch Trinken spielt beim Erhalt der Hautgesundheit eine tragende Rolle. Wasser dient als Transportmittel für Nährstoffe, unterstützt die Zellfunktionen und hilft, das Gewebevolumen sowie die Körpertemperatur zu regulieren. Ein Wassermangel kann zu Dehydrierung der Haut führen, was sich in Trockenheit und einer verstärkten Faltenbildung äußert. Studien zeigen, dass eine erhöhte Wasseraufnahme (gute zwei Liter) die Hautphysiologie positiv be­-
einflussen kann. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr verbessert die Hydratation sowohl an der Oberfläche als auch in tieferen Hautschichten, was zu einem frischeren und pralleren Hautbild führt.17 

Powerfoods gegen Haut­alterung

Um der Hautalterung entgegenzuwirken und die Hautgesundheit möglichst lange zu erhalten, empfehlen Wissenschaftler, auf sogenannte Powerfoods zu setzen. Eine Ernährung, die reich an Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E, Polyphenolen und Carotinoiden ist, kann beispielsweise helfen, oxidativen Stress zu reduzieren.18 Lebensmittel wie Beeren, dunkles Blattgemüse, Nüsse und grüner Tee enthalten hohe Mengen dieser schützenden Substanzen. Zudem sind ungesättigte Fettsäuren, insbesondere Omega-3-Fettsäuren aus fettem Fisch, Leinsamen und Walnüssen, für die Aufrechterhaltung der Hautbarriere essenziell und tragen zur Feuchtigkeitsspeicherung bei. 19 

Zucker fördert die Glykation

Zucker und hoch verarbeitete Kohlenhydrate fördern dagegen die so­-
genannte Glykation, bei der Zuckermoleküle mit Proteinen wie Kollagen reagieren und deren Struktur schädigen. Dies führt zu einer verminderten Hautelastizität und beschleunigten Faltenbildung.20 Bestimmte Lebensmittel und Pflanzenstoffe zeigen eine nachweisliche antiglykative Wirkung, die den durch Zucker verursachten Abbau von Hautproteinen reduzieren kann. So deuten erste Studien darauf hin, dass Gewürze wie Zimt, Ingwer, Kreuzkümmel und schwarzer Pfeffer sowie Lebensmittel wie Knoblauch, Rosmarin, Yerba Mate und Tomatenmark diesen Effekt unterstützen. 
Zudem wirken Flavonoide wie Luteolin, Quercetin und Rutin sowie Phenolsäuren wie Ferulasäure und Chlorogensäure schützend gegen die Glykation und können so zur Hautgesundheit beitragen.21

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Essenzielle Nährstoffe unterstützen die Zellregeneration, stärken die Hautbarriere und wirken entzündungshemmend.

Literatur:

    1    Parke MA, Perez-Sanchez A, Zamil DH, Katta R. Diet and Skin Barrier: The Role of Dietary Interventions on Skin Barrier Function. Dermatol Pract Concept. 2021 Jan 29; 11 (1): e2021132. 
    2    Katta R, Desai SP. Diet and dermatology: the role of dietary intervention in skin disease. J Clin Aesthet Dermatol. 2014 Jul; 7 (7): 46–51. 
    3    Cao C, Xiao Z, Wu Y, Ge C. Diet and Skin Aging-From the Perspective of Food Nutrition. Nutrients. 2020 Mar 24; 12 (3): 870. 
    4    Conforti C, Agozzino M, Emendato G, Fai A, Fichera F, Marangi GF, Neagu N, Pellacani G, Persichetti P, Segreto F, Zalaudek I, Dianzani C. Acne and diet: a review. Int J Dermatol. 2022 Aug; 61 (8): 930–934. 
    5    Meixiong J, Ricco C, Vasavda C, Ho BK. Diet and acne: A systematic review. JAAD Int. 2022 Mar 29; 7: 95–112. 
    6    Cordain L, Lindeberg S, Hurtado M, Hill K, Eaton SB, Brand-Miller J. Acne vulgaris: a disease of Western civilization. Arch Dermatol. 2002 Dec; 138 (12): 1584–90. 
    7    Kwon HH, Yoon JY, Hong JS, Jung JY, Park MS, Suh DH. Clinical and histological effect of a low glycaemic load diet in treatment of acne vulgaris in Korean patients: a randomized, controlled trial. Acta Derm Venereol. 2012 May; 92 (3): 241–6. 
    8    Dai R, Hua W, Chen W, Xiong L, Li L. The effect of milk consumption on acne: a meta-analysis of observational studies. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2018 Dec; 32 (12): 2244–2253. 
    9    Jamgochian M, Alamgir M, Rao B. Diet in Dermatology: Review of Diet‘s Influence on the Conditions of Rosacea, Hidradenitis Suppurativa, Herpes Labialis, and Vitiligo. Am J Lifestyle Med. 2021 Jul 2; 17 (1): 152–160. 
    10    Guertler A, Volsky A, Eijkenboom Q, Fiedler T, French LE, Reinholz M. Dietary Patterns in Acne and Rosacea Patients-A Controlled Study and Comprehensive Analysis. Nutrients. 2023 Oct 17; 15 (20): 4405.
    11    Gürtler A, Laurenz S. The impact of clinical nutrition on inflammatory skin diseases. J Dtsch Dermatol Ges. 2022 Feb; 20 (2): 185202. 
    12    Zujko-Kowalska K, Masłowska J, Knaś-Dawidziuk M, Hamulka J, Zujko ME. Dietary Antioxidants May Support Cosmetic Treatment in Patients with Rosacea. Antioxidants (Basel). 2024 Mar 21; 13 (3): 381. 
    13    Sanders MGH, Pardo LM, Ginger RS, Kiefte-de Jong JC, Nijsten T. Association between Diet and Seborrheic Dermatitis: A Cross-Sectional Study. J Invest Dermatol. 2019 Jan; 139 (1): 108–114. 
    14    Khan A, Adalsteinsson J, Whitaker-Worth DL. Atopic dermatitis and nutrition. Clin Dermatol. 2022 Mar–Apr; 40(2): 135–144.
    15    Domínguez O, Plaza AM, Alvaro M. Relationship Between Atopic Dermatitis and Food Allergy. Curr Pediatr Rev. 2020; 16 (2): 115–122. 
    16    Adelman MJ, Sivesind TE, Dellavalle RP. From the Cochrane Library: Dietary Supplements for Established Atopic Eczema. JMIR Dermatol. 2022 Jul 29; 5 (3): e33178. 
    17    Palma L, Marques LT, Bujan J, Rodrigues LM. Dietary water affects human skin hydration and biomechanics. Clin Cosmet Investig Dermatol. 2015 Aug 3; 8:413–21. 
    18    Pullar JM, Carr AC, Vissers MCM. The Roles of Vitamin C in Skin Health. Nutrients. 2017 Aug 12; 9 (8): 866. 
    19    Balić A, Vlašić D, Žužul K, Marinović B, Bukvić Mokos Z. Omega-3 Versus Omega-6 Polyunsaturated Fatty Acids in the Prevention and Treatment of Inflammatory Skin Diseases. Int J Mol Sci. 2020 Jan 23; 21 (3): 741. 
    20    Nguyen HP, Katta R. Sugar Sag: Glycation and the Role of Diet in Aging Skin. Skin Therapy Lett. 2015 Nov; 20 (6): 1–5. PMID: 27224842.
    21    Katta R, Sanchez A, Tantry E. An Anti-Wrinkle Diet: Nutritional Strategies to Combat Oxidation, Inflammation and Glycation. Skin Therapy Lett. 2020 Mar; 25 (2): 3–7. PMID: 32196147.

Foto: Dr. phil. Meike Streker

Dr. phil. Meike Streker

Die Kosmetikwissenschaftlerin ist Expertin für evidenzbasierte Kosmetik und besitzt umfassende Erfahrungen im Bereich kosmetische und klinische Forschung. www.meikestreker.de

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