Selbstständigkeit und Marketing

08.07.2024
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Sich selbstständig zu machen, ist eine aufregende Entscheidung. Ein völlig neuer Lebensabschnitt beginnt und es gibt unzählige Entscheidungen zu treffen, die dir vermutlich durch den Kopf gehen. Seit Wochen beschäftigst du dich wahrscheinlich intensiv mit Themen wie Partnerdepot, Kassenanbietern, Wandfarben, Interieur und Buchhaltung. Und dann ist da noch ein weiteres Thema: Marketing. Die Gewinnung von Neukunden und die Steigerung des Bekanntheitsgrades. Wie schaffe ich es, die Aufmerksamkeit der Nachbarschaft nicht nur zur Eröffnung, sondern auch langfristig zu gewinnen und sie zu zahlungskräftigen Kunden zu machen?

Im Dschungel der Marketingmaßnahmen kann man schnell den Überblick verlieren. Eines möchte ich gleich vorwegnehmen: Marketing erfordert Zeit. Unabhängig davon, für welche Maßnahmen du dich entscheidest, dein Außenauftritt muss kontinuierlich gepflegt werden. Das gilt nicht nur für die ersten Wochen nach der Eröffnung. Worauf solltest du in den ersten 12 bis 24 Monaten deiner Selbstständigkeit auf keinen Fall verzichten?

Hier die absoluten Must-haves: 

  • Webseite
  • Instagram-Account
  • WhatsApp Business Account
  • Ordentliche und einheitliche Außenreklame, Schaufenster, Aufsteller und Plakate in deiner Corporate Identity
  • Eröffnungsangebote
  • Flyer und Visitenkarten
  • Google-Places-Account

Step by step

Viele der oben genannten Punkte sind dir wahrscheinlich bereits bewusst und stehen schon auf deiner Agenda. Diese Liste kann als minimalistischer Leitfaden durch den Marketing-Dschungel dienen. Du könntest dich berechtigterweise fragen: Was ist mit TikTok? Oder einer bezahlten Anzeige im Regionalblatt? Brauche ich bezahlte Werbung auf Google (Ads-Kampagnen), auf Facebook oder Instagram? Diese spezifischen Themen werden wir gleich genauer betrachten. Doch zunächst zurück zur Basisliste.

Webseite und Google-Auftritt

Für viele selbstverständlich, aber man könnte sich durchaus fragen, ob man in der heutigen Zeit noch einen klassischen Webseitenauftritt braucht. Ist das nicht oldschool? Wer findet mich denn über eine Webseite? Mehr Menschen, als du denkst!

Der Vorteil einer klassischen Webseite liegt in der Auffindbarkeit über Google. Die Webseite muss gar nicht viele Unterseiten oder umfangreiche Informationen enthalten. Aber wenn du zwei bis vier längere Texte zu deiner Spezialisierung oder zu den Themen, die du anbietest, verfasst, wirkt sich das positiv auf die Suchergebnisse bei Google aus. Dadurch finden dich auch Menschen, die dich noch gar nicht kennen. Das nennt sich „SEO Marketing“ – die Optimierung der Webseite anhand bestimmter Schlagwörter, um bei Google in den Suchergebnissen weit oben zu erscheinen. Und denk bitte auch daran, dein Business in der Google-Map anzumelden, damit du in der „Straßenkarte“ von Google erscheinst

Eine klassische Webseite, die professionell und simpel aufgebaut ist, steht außerdem für Seriosität. Damit bist du auch unabhängig von deinen Konten auf anderen Plattformen. Bitte denk daran: Jeder Instagram-Account kann ohne Angabe von Gründen von heute auf morgen gesperrt werden. Viele Selbstständige waren davon schon betroffen. Setze auf einen Multi-Plattformen-Mix, um dich unabhängig aufzustellen. Es reicht, zwei bis drei Plattformen zu bedienen. 

Lippis Tipp:

Instagram-Konten können gesperrt werden. Teilweise werden auch nur die Werbemöglichkeiten gesperrt. Hierfür reicht es, wenn du ein Foto hochlädst oder einen Text verfasst, der Instagram nicht gefällt (Nacktheit, politische Statements, Verletzung von Urheber- oder Persönlichkeitsrechten, irreführende Werbeaussagen etc.). Widerspruch einzulegen, hilft in der Regel nicht weiter. Mach dich nicht von einzelnen Kanälen abhängig.

Foto: Zdenek Sasek/Shutterstock.com

Instagram und Social Media

Ist Instagram grundsätzlich wichtig? Ja! Es reicht, den Account zwei- bis dreimal wöchentlich mit Content zu versorgen, sei es durch ein klassisches Posting, ein kurzes Reel oder eine mehrteilige Story. Wichtig ist, dass der Besucher deines Profils sofort erkennt, wofür du stehst. Was ist deine Message, und warum sollte man zu dir kommen? Plane deine Social-Media-Posts am besten sonntags komplett durch, um im Laufe der Woche nicht in Verzug zu geraten.

Warum solltest du überhaupt einen Account haben? Weil es kostenlose Werbung mit immenser Reichweite ist! Natürlich ist Social Media nicht völlig kostenlos – du bezahlst diese Reichweite mit deiner Zeit, die du investieren musst.

Außenreklame und Schaufenster

Dein Laden ist dunkel, es stehen keine Blumen vor der Tür, und man weiß beim Vorbeigehen nicht, ob du aktiv bist? Das ist nicht gut. Sorge dafür, dass dein Geschäft für Laufkundschaft offen, hell, einladend und interessant aussieht. Lege einen Teppich vor die Tür und stelle große Blumenkübel auf. Das Schaufenster sollte sauber, hell und aufgeräumt wirken. Deine Kontaktdaten müssen von außen gut sichtbar oder scannbar sein. Verzichte auf Vintage- oder verschnörkelte Schrift für dein Logo oder deine Leuchtreklame. Besser sind fette, klar erkennbare Buchstaben, die man auch von der anderen Straßenseite aus lesen kann.

Auf der Straße sind wir es gewohnt, Werbung zu sehen. Im Internet hingegen suchen wir nach Inhalten mit Mehrwert, weshalb die Werbung dort subtiler sein muss. Werbung auf der Straße, etwa mit einem Fußgängerstopper oder großen Plakaten im Schaufenster, ist hingegen einfacher und direkter.

WhatsApp Business

Die Kunden haben sich daran gewöhnt, auch per WhatsApp Termine vereinbaren zu dürfen. Damit es keinen Ärger mit dem Datenschutz gibt, leg dir einen Business-Account zu. So kannst du auch niedrigschwellig über Sonderangebote und freie Termine informieren. 

Und was ist mit den Exoten?

Es gibt unzählige weitere Möglichkeiten, auf sich aufmerksam zu machen. Was ist denn nun mit TikTok oder bezahlter Werbung? Oder mit Gutschein-Kooperationen? Influencer-Marketing oder dem klassischen Flyerverteilen?

Diese Fragen kannst du dir wie folgt beantworten: 

  • Wie viel Erfahrung bringe ich im Marketing bereits mit?
  • Wie viel Zeit plane ich wöchentlich fürs Marketing ein?
  • Wie hoch ist mein monatliches Marketing-Budget?
  • Um was geht es? Um Neukundengewinnung oder allgemein darum, den Bekanntheitsgrad zu steigern?

Marketing sollte ein integraler Bestandteil deines Businessplans bei der Gründung deines Unternehmens sein. In unserer Kosmetikschule begegne ich oft Selbstständigen, die ihre handwerklichen Fähigkeiten perfekt beherrschen, jedoch außerhalb ihres Fachbereichs nie strukturiert und in ihren Berufsalltag integriert haben. Daher empfehle ich, zunächst mit den Grundlagen zu beginnen und diese finanziell und zeitlich konsequent in den Alltag zu integrieren, während du die ersten zwölf Monate durchläufst. Danach kannst du dich mit spezielleren Themen beschäftigen. Zu diesem Zeitpunkt hast du eine bessere Vorstellung von deinem Budget und wie du zeitlich mit den Grundlagen zurechtkommst. Erstelle zunächst eine solide Marketing-Basis, die du kontinuierlich pflegst und ausbaust, bevor du dich mit spezielleren Aspekten befasst. 

Francesco Reich

Francesco Reich ist Unternehmensberater und Mitinhaber der Vital Kosmetikakademie GmbH in Berlin, einem Aus- und Weiterbildungsinstitut im Bereich Kosmetik & Wellness. Seinen Fokus legt der Betriebswirt seit Jahren auf die Bereiche Controlling, Finanzen und Marketing in der Kosmetik- und Wellnessbranche. Er ist Co-Autor des Branchen-Bestsellers „Schatz, ich mach mich grad mal selbstständig!“. www.vital-kosmetikakademie.de

 

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